[WEBLAB] Inkunabel: unikal, unentdecktโ€ฆ digital?

Autorin: Marina Belka

Wie kann eine unikale Inkunabel „entdeckt“ werden, wenn sie Jahrhunderte im Bestand einer Bibliothek verbracht hat?

Dieser Artikel nimmt die Entdeckung einer Inkunabel aus der ULB Darmstadt zum Beispiel fรผr die Frage nach der Vollstรคndigkeit digitaler Nachweisinstrumente fรผr Altbestรคnde in Bibliotheken. Mรถgliche Grรผnde fรผr die Unvollstรคndigkeit der Nachweisinstrumente werden erlรคutert und Lรถsungsansรคtze im Hinblick auf Teilhabe illustriert.

Hintergrundinfos

Prachtexemplar einer Inkunabel: Gutenberg-Bibel der Staatsbibliothek zu Berlin (Signatur 2ยฐ Inc 1511, fol. 5r, Bd. 1)

Inkunabel oder auch Wiegendruck bezeichnet einen der von 1454 – 1500 erschienen Drucke, die mithilfe Johannes Gutenbergs Buchdruckverfahren entstanden sind. Der Anfang 1454 ist festgelegt mit dem Erscheinungsjahr der Gutenberg-Bibel. Optisch ist eine Inkunabel nicht immer prรคchtig: Drucke waren teuer. Meistens besteht sie aus unauffรคlligem Schriftsatz. Es gibt auch reich dekorierte Exemplare wie die hier gezeigte Variante einer Gutenberg-Bibel aus der Staatsbibliothek zu Berlin.

„Der Schrifftgiesser“, Holzschnitt, aus Hans Sachs‘ Werk zu Berufsstรคnden: „Eygentliche Beschreybung Aller Stรคnde auff Erden“, 1586 (Digitalisat Mรผnchen)

Gutenberg erfand um 1450 in Mainz den Buchdruck mit metallenen Lettern in Europa. Pro Buchstabe oder Zeichen einer Druckseite wird dabei eine aus Metall gegossene Form (Letter) genutzt. In einem Setzkasten bilden die Lettern zusammen eine Druckseite. Dabei sind schnellere Korrekturen und grรถรŸere Auflagen mรถglich als beim Einsatz geschnitzter Druckstรถcke aus Holz. Illustrierend kamen mitunter Techniken wie Holzschnitt, Kupferstich und Handmalerei zum Einsatz. Der erste bekannte Buchdruck mit mobilen metallenen Lettern fand allerdings 1377 in Korea mit dem Jikji statt.

Worum geht’s?

Im September 2022 wurde eine Inkunabel โ€žneu entdecktโ€œ. Das Kuriose daran: Inkunabeln werden seit Jahrhunderten erforscht. Es ist wirklich ungewรถhnlich, dass einer dieser Drucke noch nie in einem der einschlรคgigen Nachweiswerke auftauchte. Das hier gefundene kleine Druckwerk war zudem lรคngst als Bibliotheksbestand verzeichnet. Trotzdem wurde seine Besonderheit als Inkunabel รผber Jahrhunderte nicht identifiziert.

Warum blieb sie so lange unentdeckt?

Das ist doch eh schon alles digital!

Bei der unserer „neuen“ Inkunabel handelt es sich um einen kleinen Band mit der Signatur U 1350/5 aus der Universitรคts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB). Sie war lange Zeit nur รผber ihren Titel in einem Sonderbestands-Zettelkatalog verzeichnet.

Scan der Zettelkatalogkarte fรผr unser kleines Bรผchlein – ohne Vermerk auf Inkunabeln

Der Datensatz im Online-Katalog entstand 2020 durch die Einspielung รผber ein sogenanntes Retrokon-Projekt. Das Verfahren erklรคre ich hier nur stark vereinfacht. Bei der Einspielung fand keine Prรผfung der Daten am physisch vorliegenden Werk (Autopsie) statt. Man hatte nicht „das Buch auf dem Tisch“, sondern fertigte Scans der Zettelkatalogkarten an. Anhand der gescannten Metadaten suchte ein externer Dienstleister in anderen Online-Katalogen einen mรถglichst รผbereinstimmenden Datensatz. Dieses Verfahren ist fehleranfรคllig, doch es fรผhrt zu schnellen Ergebnissen.

ร„hnlich und doch nicht gleich

Im Falle unserer Inkunabel wurde ein Datensatz heran gezogen, der den Zettelkatalog-Metadaten nur รคhnlich war. Dies kann gerade bei frรผhen Drucken passieren. Die Entwicklung von Titelblรคttern begann im 16. Jahrhundert erst und anfangs gab es noch keine Einheitlichkeit von Angaben wie Verfasser, Erscheinungsjahr und -ort sowie Drucker (bei alten Drucken ein wichtiges Identifikationsmerkmal). Auch bei unserer Inkunabel geht der Text โ€žeinfach so losโ€œ. Die Titelangaben verstecken sich in den ersten Sรคtzen โ€žInterpretationes seu somnia Danielis prophete [โ€ฆ]โ€œ, wie hier zu sehen.

Erste Seite der 2022 entdeckten Inkunabel der ULB Darmstadt (Signatur: U 1350/5)

Die โ€žSomnia Danielisโ€œ sind รผber 400 auf verschiedene Drucke verteilte und dem biblischen Propheten Daniel zugeschriebene Traumdeutungen. Zu ihnen gehรถren viele Inkunabeln, die wiederum im Gesamtkatalog der Wiegendrucke verzeichnet sind. Die Entdeckung unserer Inkunabel war ein Zufallsfund durch eine Bestellung eines Forschers, der die im Katalog der ULB unter der Signatur U 1350/5 angegebene Druckvariante eines Textes der Somnia Danielis einsehen wollte. Tatsรคchlich brachte die Bestellung des Bรผchleins eine bisher unbekannte Druckvariante zutage.

Gefunden! Was tun?

Bei nรคherer Betrachtung stand fest: es musste sich um eine Inkunabel handeln. Reichliche Recherche in Nachweiswerken fรผr Inkunabeln fรถrderte keine anderen besitzenden Institutionen zutage. Die Entdeckung von 2022 wurde vom Team der Historischen Sammlungen an der ULB Darmstadt dem Gesamtkatalog der Wiegendrucke gemeldet, dort geprรผft und unter der Nummer GW 0792250N neu aufgenommen. Damit hat sie es in die digitalen Nachweise geschafft. Bis heute ist sie dort unikal. Es gibt also keine andere Bibliothek mit genau diesem Wiegendruck – bis jemand vielleicht einen weiteren Fund macht.

Recherche gefรคllig? Altbestand finden!

KVK – Karlsruher Virtueller Katalog (fรผr Bestรคnde jeden Alters)
ISTC – Incunabula Short Title Catalogue (Inkunabeln international)
GW – Gesamtkatalog der Wiegendrucke (Inkunabelkatalog auf Deutsch)
INKA – Inkunabel-Katalog deutscher Bibliotheken (deutsche und รถsterreichische Sammlungen)
VD16VD17VD18 – Verzeichnisse der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke vom 16. bis zum 18 Jahrhundert

Warum ist das so selten und doch mรถglich?

Wie eingangs erwรคhnt werden Inkunabeln seit Jahrhunderten erforscht und damit seit langem Nachweiswerke fรผr Wiegendrucke aufgebaut und gepflegt. Ein solches ist der auf internationaler Ebene derzeit grรถรŸte und seit 2003 frei zugรคngliche Inunabula Short Title Catalogue (ISTC) der British Library. Der ISTC bekommt von Inkunabelverzeichnissen weltweit Daten gemeldet. Und doch kรถnnen Lรผcken zwischen Nachweisinstrument und echten Bestandsbedingungen klaffen.

Mรถgliche Grรผnde

Kein Fachpersonal
Der Bestand gehรถrt zu einer kleinen Institution wie einer Klosterbibliothek ohne buchwissenschaftliches Fachpersonal und wurde noch nicht (komplett) von Forschenden durchleuchtet. In dem Fall besteht vielleicht kein Bewusstsein fรผr den Wert der Bestรคnde und es fehlt die Expertise zur Identifizierung der alten Bรผcher.

Personalknappheit
Mangel an Personal zwingt die Bibliothek dazu, den Fokus auf etwas anderes als die Verzeichnung ihrer Bestรคnde in den digitalen Nachweiswerken zu legen. Sie melden also keine neuen Eintrรคge oder Besitznachweise an diese Verzeichnisse.

Automatisierung vor Prรผfung
Der Bestand der Bibliothek ist so groรŸ, dass der รœbergang von alten Katalogen in digitale Nachweise automatisiert geschah und noch nicht fรผr jede Sondersammlung vom Fachpersonal geprรผft wurde. Dies ist bei unserem Inkunabelfund an einer Bibliothek mit รผber 450 Jahren Geschichte der Fall. Die ULB Darmstadt entwickelte inzwischen ein Konzept zur zukzessiven รœberprรผfung alter Bestandsgruppen. Forschende rechnen mรถglicherweise nicht damit, bei einer so groรŸen Institution noch Neues zu entdecken.

Forschungsdatenmanagement
Forschungsergebnisse wurden nicht systematisch aufbewahrt und in digitale Nachweiswerke รผberfรผhrt. Manchmal finden sich auf gedruckten Verzeichnissen handschriftliche Vermerke von ehemaligen Bibliotheksmitarbeitenden, die ihre eigenen Erkenntnisse oder die von Forschenden so notiert haben. Immer mehr Institutionen bemรผhen sich daher um ein nachhaltiges Forschungsdatenmanagement.

Diese Grรผnde kรถnnen natรผrlich auch fรผr die Datenpflege anderer Nachweisinstrumente gelten. Die British Library hat durch ihre lange Geschichte als Nationalbibliothek bspw. den grundsรคtzlichen Vorteil, die in ihrem Sammelgebiet erschienenen Werke relativ durchgรคngig erhalten zu haben. In Deutschland fรผhrten die frรผheren politischen Verhรคltnisse mit ihrer „Kleinstaaterei“ zu zahlreichen regionalen Sammelstellen. Oft waren die Privatbibliotheken von Grafen, Fรผrsten und Kirchen die einzig รผberdauernden Sammlungen fรผr Altbestรคnde. Daher entstanden Projekte wie die Verzeichnisse der deutschen Drucke fรผr das 16. bis 18. Jahrhundtert (VD16, VD17, VD18) zur Erstellung einer retrospektiven Nationalbibliographie. An diesen Projekten sind jedoch nicht alle Institutionen mit Altbestรคnden beteiligt.

Teilhabe als Lรถsung

Heutige Bibliotheken und Forschende haben lรคngst erkannt, dass die Zugรคnglichkeit zu den digitalen Nachweisinstrumenten im Open Access sowie die Einbindung von Institutionen mit geringeren finanziellen oder personellen Mitteln wichtige Faktoren fรผr die Weiterentwicklung des Wissens รผber frรผhe Drucke sind. Auch die รผbersichtliche Aufbereitung von Informationen fรผr die interessierte ร–ffentlichkeit trรคgt zu einem grรถรŸeren Bewusstsein fรผr den Wert alter Drucke bei und kann ein Feedback mit neuen Informationen aus der Allgemeinheit in die Fachwelt erwirken. Teilhabe hilft so bei einem nachhaltigen Aufbau eines Informationsnetzwerks fรผr alte Drucke.

Konkrete Beispiele

The Atlas of Early Printing ist eines der Projekte, die auch Laien einen interaktiven Ansatz zur Entdeckung der Inkunabelgeschichte im europรคischen Raum verschafft. Anhand einer interaktiven Karte kann man sich รผber einen individuell konfigurierbaren Zeitraum von 1450-1500 ansehen, an welchem Ort wann die ersten Drucke mit Gutenbergs Buchdruckverfahren entstanden sind. Das fogende Video erklรคrt die Entstehungsgeschichte dieses Projekts:

Der Blog „Les Essentiels“ der franzรถsischen Nationalbibliothek BnF (Bibliothรจque nationale de France) stellt pรคdagogische Ressourcen der BnF fรผr alle Interessierten zur Verfรผgung. Die Informationen bieten einen ersten Einstieg und kurzen รœberblick. Somit kann man ein Basiswissen und Verstรคndnis fรผr diverse Themen aufbauen. Hier findet man z.B. einen Blogbeitrag รผber die Entwicklung des Titelblatts von alten Drucken bis heute.

In Thรผringen startete 2018 das Projekt „ErschlieรŸung und Sicherung Nordthรผringer Kirchenbibliotheken„. Es ist ein gutes Beispiel fรผrTeilhabe durch die Einbindung von รผber 80 kleinen, seit der Frรผhneuzeit bestehenden kirchlichen Bibliotheken in die Verzeichnung alter Drucke. Deren Bestรคnde sind oft unsachgemรครŸ gelagert und kaum verzeichnet, manchmal nur in Form jahrzehntealter Bรผcherlisten. Das Projekt stellt durch Fachpersonal Hilfe in Form von ErschlieรŸung und Archivierung der alten Kirchenbibliotheksbestรคnde zur Verfรผgung und kรถnnte spรคter in ganz Deutschland fortgefรผhrt werden. Ein รคhnliches Projekt begann im Mai 2024 zur ErschlieรŸung von etwa 8.500 Bรคnden der historischen Sammlung der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums in Erfurt.

AbschlieรŸend kann man durchaus einen positiven Blick in die Zukunft der Auffindbarkeit historischer Bestรคnde werfen. Die digitalen Nachweisinstrumente fรผr Altbestรคnde sind vielleicht noch unvollstรคndig, doch sie werden stetig weiter entwickelt.

[done] Dritte Orte

Menschengruppe bei Dunkelheit.

Der Begriff „Dritter Ort“ wurde von Ray Oldenburg geprรคgt und beschreibt Orte, die als Ausgleich zu Familie und Beruf dienen. Aus einer amerikanischen Perspektive schaut Oldenburg sehnsรผchtig nach Europa โ€“ Hier gibt es Pubs, Kaffeehรคuser und Biergรคrten. Aber was ist eigentlich mit Bibliotheken?

Name: Smilla Kolbe, Matrikelnummer: 1757993, Verรถffentlichung: ja

Eine Illustration von dem amerikanischen Soziologen Ray Oldenburg.

Was sind Dritte Orte?

Um die Frage zu beantworten, ist es zunรคchst wichtig, die Eigenschaften des ersten und zweiten Ortes zu definieren. Der erste Ort beschreibt das Zuhause โ€“ ein persรถnlicher Rรผckzugsort, in dem die engsten Beziehungen gepflegt werden. Es handelt sich dabei um einen informellen Raum, der zugleich Schutz und Geborgenheit bietet, jedoch auch isolierend wirken kann. Der zweite Ort hingegen steht fรผr das berufliche oder akademische Umfeld. Dieser Raum ist geprรคgt von Produktivitรคt, Verantwortung und klaren Strukturen. Hier zรคhlt weniger die individuelle Persรถnlichkeit als vielmehr die Erfรผllung von Pflichten und die eigene Leistungsfรคhigkeit. Dritte Orte unterscheiden sich grundlegend von diesen beiden: Dritte Orte sind Rรคume der Gemeinschaft, in dem Menschen ungezwungen zusammenkommen kรถnnen. Gesellschaftliche Merkmale wie Status oder Herkunft spielen hier keine Rolle und werden symbolisch an der Eingangstรผr abgelegt โ€“ รคhnlich wie ein Mantel an der Garderobe eines Theaters oder Clubs. Diese neutrale Atmosphรคre schafft die Grundlage fรผr ein soziales Miteinander, das frei von รคuรŸeren Zuschreibungen ist.

Dritte Orte und ihr Hintergrund

Wรคhrend meines Studiums bin ich auf das Konzept der โ€žDritten Orteโ€œ gestoรŸen und war sofort fasziniert von ihrer Bedeutung fรผr unsere Gesellschaft. Besonders Bibliotheken als dritte Orte haben mich angesprochen, da sie nicht nur Rรคume des Wissens, sondern auch der Begegnung und des Austauschs sind. In einer Zeit, in der Technologienutzung oft den direkten Kontakt mit Menschen ersetzt, halte ich solche Orte fรผr unverzichtbar. Sie bieten die Mรถglichkeit, echte Gemeinschaft zu erleben und fรถrdern das persรถnliche Wachstum, das nur durch zwischenmenschliche Interaktionen entstehen kann. Das Konzept der dritten Orte geht auf Ray Oldenburg (7. April 1932 โ€“ 21. November 2022) zurรผck. Oldenburg war ein amerikanischer Soziologe, der die Bedeutung informeller รถffentlicher Treffpunkte fuฬˆr eine funktionierende Zivilgesellschaft, Demokratie und buฬˆrgerschaftliches Engagement betonte. Er prรคgte den Begriff des โ€žThird Placeโ€œ (Dritter Ort) und schrieb das Buch The Great Good Place, das 1989 von der New York Times Book Review als Editorโ€™s Choice ausgezeichnet wurde. 2001 verรถffentlichte er zudem Celebrating The Third Place, das die Rolle und Bedeutung dritter Orte weiter vertieft.

Warum eignen sich gerade Bibliotheken als Dritte Orte?

Um dies genauer zu beleuchten, habe ich mir fachnahe Unterstรผtzung geholt. Ich hatte die Gelegenheit, mit Herrn Michael Stรผnkel, dem Leiter der Zentralbibliothek Hannover, zu sprechen. Herr Stรผnkel arbeitet seit 1999 in der Stadtbibliothek Hannover und konnte gute Einblicke in die Transformation der รถffentlichen Bibliotheken zu einem โ€žDritten Ortโ€œ geben. Mรถchtest du das Interview lesen oder erstmal herausfinden, was dein Dritter Ort ist?

Zentralbibliothek Hannover, Innenansicht der Etagen. Dritte Orte in Hannover.
ยฉ Zentralbibliothek Hannover

Zentralbibliothek Hannover

Betritt man die Zentralbibliothek Hannover, sieht man hier und da Menschen, die Zeitung lesen und Kaffee trinken. Man hรถrt die Schรผler, die ihre Hausaufgaben erledigen. All das erstreckt sich รผber fรผnf Etagen, die durch eine innenliegende Treppe miteinander verbunden sind. Die Zentralbibliothek Hannover ist offen und lebendig.

Bibliotheken umzugestalten bzw. anders zu fรผhren bringt mehr Arbeit mit sich โ€“ das Bรผro von Herrn Stรผnkel ist chaotisch. Bรผcher und Papier stapeln sich. Das war nicht immer so, sagt Stรผnkel. Wandel heiรŸt Arbeit.

Interview mit Michael Stรผnkel, Leiter der Zentralbibliothek Hannover
Smilla Kolbe (SK): Welche Funktion erfรผllt Ihre Bibliothek fรผr die Gemeinschaft abseits des klassischen Lesens und der Medienausleihe?

Michael Stรผnkel (MS): Ja, Klassisch ist [es] schon fast, ein โ€žDritter Ortโ€œ zu sein. Ein Treffpunkt zu sein, Austausch zu haben untereinander. Manchmal auch allein in Gemeinschaft sein, also wir beobachten hier viele Menschen die hier einzeln sitzen, aber es genieรŸen, das rundherum auch Menschen einzeln sitzen und so kommt man ins Gesprรคch. Also der Ort des Treffpunkts, auch der Auseinandersetzung. Es gibt hier viele Veranstaltungsformate, wo diskutiert wird โ€“ kontrovers diskutiert wird. [Diese Veranstaltungen] kann man konsumieren, man kann aber auch mitmachen.

SK: Was sind das fรผr Veranstaltungen?

MS: Wir machen zu bestimmten Themen Diskussionsveranstaltungen. Literarische Lesungen eher weniger, weil das in Hannover anders abgedeckt ist. Zum Beispiel zum Tag der Demokratie oder zumย Tag der Bibliotheken. Wir hatten jetzt das Queere Wohnzimmer fรผr vier Monate mit Workshops Lesungen, Diskussionen und Beratungsterminen rund um das Thema in unserem Haus.

Stadtbibliothek Hannover, Innenansicht.
ยฉ Zentralbibliothek Hannover
SK: Was bedeuten Dritte Orte fรผr Sie im Zusammenhang mit Bibliotheken? Wahrscheinlich genau das, oder?

MS: Genau das. Der klassische Ort zwischen Zuhause und Arbeit. Nicht kommerziell, ohne Verzehrzwang, niederschwellig zu benutzen, gute ร–ffnungszeiten [lacht]. Das ist auch ein Punkt, an dem wir weiter arbeiten. Wir haben jetzt die ร–ffnungszeiten Anfang des Jahres von 11 Uhr bis 19 Uhr auf 9 Uhr bis 19 Uhr erweitert.ย 

SK: Wie werden die neuen ร–ffnungszeiten angenommen?

MS: Die werden sehr gut angenommen. Ganz schnell ging das. Wir haben im Januar angefangen, in der Hoffnung, ein bisschen zu รผben, bis die Leute das alle mitbekommen haben, dass sie frรผher kommen kรถnnen. Es waren aber relativ schnell sehr gute Zahlen.

SK: Schรถn, dass das so gut funktioniert. Ich hab mir ein paar Interviews mit anderen Bibliothekaren, die von Bibliotheken nicht als Orte, sondern als Konzepte gesprochen haben, angesehen. Also insofern, dass die Rรคumlichkeiten geboten durch die Bibliothek werden und dann die Gemeinschaft etwas eigenes draus macht. Wรผrden Sie dieser Aussage zustimmen? Trifft das auf die Stadtbibliothek Hannover zu?

MS: Ja, da sind wir gerade dabei. Wir haben zum Beispiel das Repair-Cafรฉ. [Das] ist etwas, was auf uns zugekommen ist und von Ehrenamtlichen, insbesondere von einer Person, [betrieben wird]. Das bedeutete eine gewisse Anlaufzeit und inzwischen lรคuft es vollkommen ohne uns. Ein wenig organisatorische Arbeit durch den Hausdienst, aber nachdem wir Versicherungsfragen, Datenschutz und solche Sachen geklรคrt hatten, organisiert sich das selber. [Die Veranstalter des Repair-Cafรฉ] sind einmal im Monat hier. Das versuchen wir mit anderen Konzepten auch umzusetzen. Zum Beispiel die Methothek, kein ganz schรถnes Wort [lacht], aber gemeint ist damit, dass Menschen die etwas kรถnnen zum Thema Coaching, Kommunikationstraining, Selbstoptimierung im positiven Sinne, Bewerbungsgesprรคche vorbereiten,… andere Menschen bei ihrem Vorhaben unterstรผtzen. Diese Personen kommen zu einem bestimmten Tag und machen eine Coffee-Lecture, also kleine Vortrรคge, aber auch mit Beteiligung der Teilnehmer. Da wรผnschen wir uns auch, dass sich das mehr verselbststรคndigt. Wir organisieren das bisher, wir akquirieren auch die Vortragenden, aber es sieht so aus, als wรผrde das auch eine Eigendynamik bekommen, sodass das Bibliotheksbenutzer fรผr Bibliotheksbenutzer dann anbieten.

SK: Also selbstverwaltet dann quasi.

MS: Ja genau. Und da gibt es mehrere Sachen, die auf diese Schiene gestellt werden sollen.

SK: Interessant. Man braucht ein hohes Vertrauen in die Leute, dass das alles so funktioniert, oder?

MS: Ja, unbedingt. Daran muss man auch bei den Kollegen etwas arbeiten. Aber das ist relativ schnell aufgebaut, dieses Vertrauen, wenn sich bewahrheitet, dass nichts passiert. Also, alle wollen ja was Gutes.

SK: Sie meinten im Vorgesprรคch bereits, dass hier nicht alles neu gebaut werden kann, aber auch, dass sie sich Rรคume schaffen wollen, sodass die Zentralbibliothek Hannover zu einem โ€žDritten Ortโ€œ wird. Haben Sie sich da bestimmte Kriterien bei der rรคumlichen Gestaltung aufgestellt um eine einladende Atmosphรคre zu schaffen?

MS: Mehrere Kriterien. Durch die Haushaltssituation, oder รผberhaupt auch durch nachhaltiges Handeln, was auch zu unseren Leitthemen gehรถrt, haben wir nicht neu gekauft, sondern „upgecycelt“, also vorhandenes Material umgebaut, weiter verwendet. Aber sehr radikal, also man sieht nicht unbedingt, dass das Regalsystem aus den 70er Jahren stammt, sondern es ist so neu gestaltet, dass es gut in die Zeit passt. Dann haben wir festgestellt, dass wir wenig, viel viel weniger Bestand brauchen, als wir oder auch viele andere gedacht haben. Wir haben nach festen bibliothekarischen Kriterien ganz viel Medien ausgesondert und dann Platz geschaffen [fรผr eine einladende Atmosphรคre]. Anstatt Bรผcherregale haben wir jetzt freie Flรคchen. Wir haben viele Einzelarbeitsplรคtze und Lernzonen geschaffen. [Wir] sind jetzt dabei, auch diese zu mรถblieren, Steckdosen nachzurรผsten. Das ist in jeder Bibliothek, die nicht aus diesem Jahrzehnt stammt, immer eine offene Stelle, weil man hat damals nicht mit Steckdosen geplant.

SK: Warum auch.

MS: Ja, warum auch. Aber es ist ein groรŸes Thema auch fรผr die Kunden hier. Zusรคtzlich haben wir in einem Partizipationsprozess einerseits intern mit unseren Mitarbeitern aber auch extern mit (Nicht-)Nutzern eine Zukunftswerkstatt durchgefรผhrt. รœblich mit Kritikphase, Utopiephase und abschlieรŸender Realisierungsphase. AuรŸerhalb des Hauses auch. Da sollten die Teilnehmer sich die Bibliothek der Zukunft vorstellen. [Es gab] bestimmte Methoden. Einmal mit Lego Serious Play oder auch mit Mood-Boards. Jedenfalls extern moderiert, nicht, dass wir als Korrektur dabei waren. Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt sind auch Kriterien fรผr uns. Wir versuchen, die Vorstellung einer Bibliothek der Zukunft unserer Mitarbeiter, aber auch der Kunden und Nicht-Kunden, umzusetzen.

SK: Das flieรŸt also auch in die รœberlegung [der Gestaltung] mit ein?

MS: Ja, das war sogar auch oft Rechtfertigung oder Auslรถser fรผr bestimmte Sachen, die wir gemacht haben.

SK: Das ist ist sehr schรถn. Wie kommt die Gestaltung der Bibliothek bei den Nutzern an?

MS: Also einmal sieht man, dass das Haus voll ist. So verkehrt kann es also nicht gewesen sein [lacht]. Es gibt viel positive Resonanz zur Reduzierung der Medien, einerseits, natรผrlich gibt es aber da auch groรŸe Kritik.

SK: Ja?

MS: Also, das Aussondern von Bรผchern ist fรผr manche Menschen einfach ein Tabu. Und das muss man natรผrlich auch aushalten. Und es ist auch kein demokratischer Abstimmungsprozess. Wer sich positiv oder negativ รคuรŸert, das ist nicht in Zahlen zu messen, sondern es sind nur die Menschen, die sich eben รคuรŸern. Was daraus resultiert ist, dass man merkt, wie positiv es angenommen wird, dass wir Veranstaltungen machen, die auch in der ร–ffnungszeit schon beginnen. Das haben wir frรผher nicht gemacht. Wir haben immer erst geschlossen und dann um 19.30 Uhr was angefangen. Das war personell aufwendig und auรŸerdem war es auch fรผr die Kunden oder die Besucher gar nicht so optimal. Jetzt bleiben sie zum Teil hier, kriegen mit, um 17 Uhr beginnt hier irgendwas, beteiligen sich sogar. Also, das hat einen echten Mehrwert und das spricht auch dafรผr, dass die Kunden das gut finden. Also es gibt eine positive Resonanz.ย 
Es gibt immer Einzelne, die sagen โ€žIch mรถchte hier meine Ruhe haben.โ€œ, aber auch dafรผr haben wir einen Raum geschaffen. Der zwar auch manchmal sehr gut gefรผllt ist und dann wird es da doch lauter, aber wir sind immer noch dabei, die Zonen ein bisschen schรคrfer zu definieren.

SK: Gibt es MaรŸnahmen, um genau diese Balance zu halten, zwischen einem ruhigen Ort und einem belebten Ort?

MS: Das ist bei uns einfacher als in anderen Bibliotheken, weil wir gestapelt sind. Wir haben fรผnf Etagen. Andere Bibliotheken haben es eher in der Flรคche und da ist es schwierig. Hier kann man schon die Etage ein bisschen anders definieren. Also im fรผnften Stock hinter dem Aufzug, das ist eine wunderschรถne Ecke, da haben wir die Methothek angesiedelt. Die sind da fรผr sich sozusagen. Dann gibt es Arbeitsrรคume mit Einzeltischen und Arbeitsrรคume mit Gruppenmรถglichkeit. Das Untergeschoss, da sind wir jetzt dabei, da ist es auch noch mal stiller. [Dort] wollen wir Arbeitsplรคtze einrichten, aber eben auch ein bisschen gemรผtlichere, also keine Bรผroarbeitsplรคtze und nur Tisch und Stuhl, sondern auch mit ein bisschen Atmosphรคre.

SK: Ich war schon einige Zeit vor unserem Termin da und habe so ein bisschen beobachtet, wer hier so reingeht, das scheint mir eine bunte Mischung zu sein. Gibt es dennoch eine Personengruppe, die die Bibliothek am hรคufigsten nutzt? Oder ist das schwer zu sagen?

MS: Das ist ein bisschen saisonabhรคngig, also die Sekundarstufe 2, die Schรผler die Facharbeiten schreiben und vor dem Abitur stehen, das ist eine groรŸe Gruppe, die auch unheimlich fleiรŸig ist [lacht]. Das ist aber nur eine Gruppe; es gibt viele mittelalte Erwachsene, die sich hier aufhalten. Es gibt auch trotzdem noch die typischen Romanleserโ€ฆ

SK: Sind noch nicht ausgestorben?

MS: Nee [lacht], die bedรผrfen auch einer besonderen Pflege, weil da ist der Inhalt eben nicht so objektivierbar, wie es jetzt gerade im Trend ist. Bei BWL braucht man das, bei Technik und EDV das… [Bei Romanen] muss schon ein fachlicher Input von uns kommen. Menschen in Ausbildung, Deutschlernende, ganz viel. Und Menschen, die einfach miteinander sprechen wollen, das sieht man auch. Erfassen kann man das schlecht. Da mรผsste man ja wirklich gucken, fรผr wen hรคlt man jemanden. Ist das ein Schรผler oder ist das ein Auszubildender. Lernt [die Person] Deutsch oder ist sie schon viele Jahre hier und liest einfach irgendeine Fachzeitschrift? Also das ist schwierig.

SK: Gab es trotzdem Verรคnderungen im Laufe der Jahre von den Besuchern oder war das รคhnlich, wie sie es jetzt beschrieben haben?

MS: Also diese Tendenz, dass junge Leute hier sind, die ist gestiegen. Das kann man sagen, ja. Leute mit einer hรถheren Lรคrmtoleranz auch. Das ist schon richtig trubelig hier. Da sagen manche โ€“ ich bin ja auch schon lange hier โ€“ viele รคltere Kunden, das ihnen das hier jetzt oft auch zu laut ist. Nicht, weil es undiszipliniert laut ist, [es sind] einfach viele Menschen, die sich unterhalten. Das erhรถht den Lรคrmpegel und das mรถchten manche nicht, aber das ist, glaube ich, die Minderheit.

SK: Dann bietet es sich mit den Etagen ja tatsรคchlich an, dass man diese thematisch gestaltet.

MS: Ja, wobei man trotzdem sagen muss, wir haben ja den groรŸen Innenhof und alles ist offen, so [geschlossen] sind die Etagen dann doch nicht, aber es ist zumindest ein Angebot.

SK: Wie spricht die Stadtbibliothek Hannover Menschen an, die normalerweise wenig Zugang zu kulturellen oder sozialen Rรคumen haben?

MS: Also wir gehen zunehmend auch raus aus dem Haus. Kennen Sie das Aufhof-Projekt?

SK: Ja.

MS: Da waren wir auch, mit mรครŸigem Erfolg, aber wir waren da und das ist erstmal schon richtig [lacht]. Dann sind wir bei den Smart City Days dabei, bei jugendlichen Technikfreaks sozusagen [lacht], mit Robotik gehen wir um. Wir haben Anfang nรคchsten Jahres, Mitte nรคchsten Jahres, eine Technothek. Ganz kultur- und bildungsferne Menschen kriegen wir nur durch Kindergรคrten [und] Schulen oder durch andere Vermittler. Die Technothek soll eher die MINT-Fรคcher propagieren.

SK: Also Sie gehen dann auch aktiv in Schulen und Kindergรคrten?

MS: Ja, das ist aber schon lange Standard.

SK: Das ist dann nochmal niederschwelliger, oder?

MS: Ja. Und die Zielgruppen, auf die muss man eben oft zugehen. Man muss nicht um die Aufmerksamkeit betteln, sondern man muss sich einfach nur zeigen. Das ist ja oft das Problem, dass man nicht bekannt genug ist und wenn es dann bekannt wird, ist groรŸes Erstaunen da.ย 

SK: Welche Herausforderungen bestehen denn bei der Etablierung der Bibliothek als Dritter Ort? Bezogen auf Ressourcen, Personal,โ€ฆ Wie ist da Ihre Einschรคtzung?

MS: Also Herausforderungen gibt es zum Teil an die Mitarbeiter, weil auch ein anderes Publikum kommt. Es kann Konflikte geben, weil die Auffassung, wie man sich in einer Bibliothek verhรคlt, eben doch verschieden sein kรถnnen. Ich will das aber gar nicht so betonen, weil das fรผr mich erstens nicht so eklatant ist und zweitens nicht so viel ist. [Es ist] kein Grund, sich von dem Konzept der Bibliothek als sozialer Raum wieder abzuwenden, aber man muss es natรผrlich sehen. Das Thema Wohnungslosigkeit haben wir schon immer gehabt, damit muss man umgehen. Die kรผmmert es aber nicht, ob wir als Dritte Orte definieren oder nicht. Wenn es hier warm und trocken ist und drauรŸen nass und kalt, dann kommen sie natรผrlich und sollen auch kommen, das ist vรถllig in Ordnung. Herausforderung sonst ist, dass es ein anderes Arbeiten ist. Also die klassische Auskunft zum Beispiel. Da kommt jemand und mรถchte wissen, wo steht welches Buch, das ist nicht mehr die Hauptarbeit.

SK: Sondern?

MS: Die meisten kommen dann mit ihrem Handy und sagen, ich hab das Buch recherchiert und brauchen nur einen Hinweis, wo das jetzt ist. Das geht aber auch mit einer Ausschilderung. Es ist eher, dass man auch diese ganzen Begegnungen etwas moderiert, die hier stattfinden. Sehr viel Komplikationen und extrovertierteres Verhalten als frรผher vielleicht [lacht]. Aber auch nicht zu viel Regeln. Man muss schon auch als Mitarbeiter, der hier im Hause arbeitet, zulassen kรถnnen, dass zum Beispiel die Mรถbel flexibel genutzt werden.

SK: Dann habe ich noch eine Frage zur Digitalisierung. Inwiefern werden Bibliotheken als Dritte Orte durch aktuelle Entwicklungen wie Digitalisierung und verรคnderte Lesekulturen beeinflusst?

MS: Also es ist schon so, dass die Leute die Begegnung suchen, auch wenn sie das herkรถmmliche Bibliothekserleben nicht so haben, sondern ein anderes. Wir haben hier mehrere Personen, die um 9 Uhr kommen, mit ihrer Tasche und ihrem Laptop, und dann bis 14 Uhr hier sitzen, zwischendurch Kaffee trinken gehen, offenbar hier arbeiten. Also die nutzen den digitalen Raum, ein gutes WLAN, also eine relativ ideale Arbeitsatmosphรคre. Man ist nicht allein und muss sich selber auch irgendwie disziplinieren. Aber Digitalisierung meinen Sie jetzt nicht [insofern als dass] wir die Medien digital zur Verfรผgung stellen?

SK: Vielleicht ist das auch eher eine persรถnliche Frage. Durch Social Media ist es schwerer, die Verbindung zu anderen Leuten aufrecht zu erhalten. Man lebt quasi halb im Internet. [In dem Rahmen interessiert es mich], ob die Bibliothek ein Raum sein kann, um die Gemeinschaft zu fรถrdern.

MS: Die persรถnliche, dann?

SK: Ja, genau.

MS: Ja das kรถnnte ich so bestรคtigen. Wir merken das zum Beispiel im Queeren Wohnzimmer. [Dort] hatten wir mehrere Lesungen mit hauptsรคchlich jungen Autoren, die offenbar eine Szene bedienen. Da kommen die Leute aus Oldenburg mit ihren Eltern, weil sie diese Person lesen/sehen/hรถren wollen und andere treffen [wollen], die [den Autor] auch toll finden. Also das Phรคnomen, Lesen, Vorlesen, Lesungen, ist schon dann auch wieder im Plus und im FluรŸ.

SK: Werden Bibliotheken auch in Zukunft noch relevant sein?

MS: Wenn sie so weitermachen, wie wir, ja [lacht]. Also das ist glaube ich der springende Punkt. Wenn sie sich an den Bedรผrfnisse der Bevรถlkerung orientieren, ohne das Erbe, oder banal gesagt, das Buch, aufzugeben. Das ist ja kein entweder oder sondern es ist beides. Und es gibt Phasen, da hat der Bestand das Vorrecht gehabt und dann kommt die Welle: jetzt hat der Raum das Vorrecht und es wird sich irgendwie einpendeln zu einem bestimmten MaรŸ.

SK: Das ist eine schรถne Zukunftsaussicht. AbschliรŸende Frage. Welche neuen Projekte oder Ideen gibt es, um die Stadtbibliothek Hannover als Treffpunkt und sozialen Ort noch stรคrker zu etablieren?

MS: Wir hatten zwei Jahre lang einen Raum unten, das war ein Garderobenraum, mit hรคsslichen Schrรคnken [lacht], den haben wir leer gerรคumt und zum Experimentierraum gemacht und haben [diesen Raum] verschiedenen Akteuren zur Verfรผgung gestellt. Jeweils vier Monate. Da gab es einmal das Thema Job und Karriere. Da war das Jobcenter dabei und die Sparkasse hat den Jugendlichen erzรคhlt, wie man ein Konto erรถffnet, mit Geld umgeht. Das andere war die Artothek. Kennen Sie die?

SK: Ja, die kenne ich.

MS: Die war hier fรผr vier Monate und hat den Raum vรถllig anders umgestaltet und hat hier eine ganz andere Atmosphรคre reingebracht. [Danach hat die Artothek] eine andere Unterkunft bekommen und wir hatten dann wieder ein neues Projekt. Das wollen wir noch ein bisschen weitermachen, dass einfach die Menschen hierherkommen kรถnnen und was machen kรถnnen. Das wollen wir ausbauen. Die Projekte, die wir angefangen haben sind auch noch am laufen, es ist noch nicht zu Ende. Was unten im Experimentierraum startet, soll verstetigt werden. Die Methothek, startete auch im Experimentierraum und hat jetzt einen Ort bekommen. Genauso das Queere Wohnzimmer. Die Veranstaltungsreihe ist vorbei, aber fรผr die Community sind wir weiter als Ort da, den sie eigenstรคndig bespielen kรถnnen. Das wird ein ideeller Ort werden, also das istโ€ฆ wir haben so ein quietschbuntes Sofa aus dem Schauspielhaus. Haben Sie das gesehen?ย 

SK: Ja.

MS: [lacht] Ja, das ist ne Leihgabe, das Wohnzimmer ist jetzt auch aufgelรถst. Aber wir haben gesagt, von der Idee zum Ort. Nee, umgekehrt. Vom Ort zur Idee. Also die Idee bleibt erhalten, so als Haltung oder als Statement oder als Raum fรผr Aktion.

Fazit

Durch das Interview mit Michael Stรผnkel รผber Bibliotheken als Dritte Orte konnte ich wertvolle Einblicke gewinnen und besser verstehen, wie Bibliotheken der Zukunft den sozialen Aspekt in den Mittelpunkt stellen, um Gemeinschaft zu fรถrdern. Besonders faszinierend ist, dass Bibliotheken ein besonders niedrigschwelliges Angebot schaffen, um als Dritte Orte zu fungieren. Man muss kein konkretes Ziel haben, um eine Bibliothek zu besuchen: Vielleicht schaut man sich einfach die Neuzugรคnge an, liest die Zeitung oder bringt Bรผcher zurรผck โ€“ und entdeckt plรถtzlich eine Veranstaltung, die einen zum Bleiben einlรคdt. Diese Ungezwungenheit ermรถglicht es, soziale Teilhabe ohne die Verpflichtung zu erleben, gezielt an einem Angebot teilnehmen zu mรผssen. Dabei wurde deutlich, dass dieser Ansatz zwar nicht alle Bedรผrfnisse gleichermaรŸen erfรผllen kann, jedoch essenziell fรผr die Weiterentwicklung moderner Bibliotheken ist. Es ist ein Thema, das sich kontinuierlich wandelt und weiterentwickelt โ€“ eine Dynamik, die besonders spannend und bedeutsam bleibt. WeiรŸt du, was dein Dritter Ort ist? Mache das Quiz und finde es heraus!

Dein Dritter Ort

Quellen
ยน Archive/Stadtbibliothek-Hannover/Veranstaltungen/Workshop-s-in-der-MethoThek-der-Stadtbibliothek-Hannover/Was-ist-die-MethoThek
ยฒ https://www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de/de/Microsites/aufHof/aufhof.php
ยณ https://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Bildung/Bibliotheken-
https://artothek-hannover.de/

Bildnachweise

https://www.pexels.com/de-de/foto/gruppe-von-personen-1472334/
https://www.mattynewton.com/
https://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Bildung/Bibliotheken-Archive/Stadtbibliothek-Hannover
https://www.pexels.com/de-de/foto/person-die-weisse-kreide-halt-625219/
https://www.hannover.de/Service/Presse-Medien/Landeshauptstadt-Hannover/Meldungsarchiv-f%C3%BCr-das-Jahr-2024/%E2%80%9Eaufhof%E2%80%9C-soll-verl%C3%A4ngert-werden
https://artothek-hannover.de/

[WEBLAB] Probleme von digitaler Langzeitarchivierung

verschiedene physische Speichermedien
Quelle: Pixabay

Digitale Langzeitarchivierung – Was ist das eigentlich?

Wie der Name schon sagt, geht es bei der digitalen Langzeitarchivierung darum, dass digitale Daten langfristig erhalten werden.
Im privaten Umfeld handelt es sich dabei hรคufig um Erinnerungen in Form von Fotos und Videos oder auch Musik.
Im Wissenschaftlichen Kontext sind alle Forschungsdaten und Arbeitsprozesse relevant, die digital dokumentiert sind.

Wo liegen die Probleme?

Wir kennen es alle: der Computer schlรคgt und so lange das Update auf die nรคchste Stufe des Betriebssystems vor, bis wir es nicht mehr wegklicken kรถnnen und es zwangslรคufig herunterladen mรผssen. Nach dem Update kann es passieren, dass sich auf einmal alte Dateien nicht mehr รถffnen lassen, da das neue Betriebssysteme das Dateiformat nicht mehr unterstรผtzt. Danach ist es dann notwendig, die Datei aufwendig umzuwandeln, damit der Zugriff wieder mรถglich ist. Genauso sieht es bei CD-ROMS aus. Was vor gut 30 Jahren noch der neuste Stand der Technik war, ist heute vollkommen รผberholt und hรคufig scheitert es schon daran, dass die meisten Computer kein CD-Laufwerk mehr haben. Weiterhin werden viele Datentrรคger im Laufe der Zeit beschรคdigt oder sind schlicht nicht mehr lesbar.
Die technischen Mรถglichkeiten der Technik verรคndern sich so schnell, dass das Hauptproblem der digitalen Langzeitarchivierung darin liegt, dass alle digitalen Inhalte mรถglichst zugรคnglich und abrufbar bleiben.

Private digitale Langzeitarchivierung

Die Seite meindigitalesArchiv des Kompetenznetzwerk nestor ist einer der besten Anlaufpunkte, um sich darรผber zu informieren, wie die eigenen privaten Daten dauerhaft gesichert werden kรถnnen.
Anhand von fiktiven Fallbeispielen werden verschiedenste Situationen geschildert, in denen es notwendig sein kann, die eigenen digitalen Daten zu ordnen und speichern. Das fรคngt beim simplen speichern von Bildern und der รœbertragung von Smartphone-Inhalten an, geht aber auch weiter รผber Familienforschung und die Regelung von digitalen Nachlรคssen.

verschiedene mobile Endgerรคte einer Privatperson
Quelle: Pixabay

Wissenschaftliche digitale Langzeitarchivierung

Im Wissenschaftlichen Kontext, wenn es um Forschungsdaten geht, gibt es zwei Hauptstragtegien, wie die Daten erhalten werden: Migration und Emulation.
Die Migration beschriebt die รœbertragung von Daten in die jeweils aktuellen Dateiformate umgewandelt und auf aktuelle Speichermedien รผbertragen werden. Dieser Prozess ist zeitaufwendig und und fehleranfรคllig, da auch alle Metadaten korrekt รผbertragen werden mรผssen, denn ohne den Kontext der Metadaten werden die Inhaltsdaten nahezu wertlos.
Bei der Emulation werden veraltete Hard- und / oder Softwareumgebungen in einem modernen System simuliert, sodass alte Programme und Dateien weiterhin verwendet werden kรถnnen, ohne dass sie รผbertragen werden mรผssen.

Podcast-Tipp

Fazit

Die digitale Langzeitarchivierung ist deshalb so wichtig, weil sich der Stand der Technik kontinuierlich weiterentwickelt. Daten, die heute problemlos zugรคnglich sind, kรถnnen in einigen Jahren unlesbar sein. Davon betroffen sind sowohl private Erinnerungen in digitaler Form, als auch wissenschaftliche Forschungsdaten.
Letztlich ist es notwendig, eine Archivierungsstrategie zu haben, um digitale Inhalte dauerhaft zugรคnglich zu halten und den drohenden Datenverlust zu vermeiden.


โ€žDer Wert mancher Sache besteht darin, dass wir sie verloren haben.โ€œ

โ€“ Otto WeiรŸ , Wiener Musiker und Feuilletonist

Quellen

Kompetenznetzwerk nestor
meindigitalesArchiv.de
https://www.aphorismen.de/zitat/192599
https://open.spotify.com/show/14BEfgbOu1HN28odE0ur1v
https://forschungsdaten.info/themen/veroeffentlichen-und-archivieren/langzeitarchivierung/

[WEBLAB] Geocaching goes Bibliothek

von Nadja Namokel und Kathleen Quicker

„Stell Dir vor, du betrittst eine Bibliothek nicht nur, um ein Buch auszuleihen, sondern um auf eine spannende Schatzsuche zu gehen. Genau das ermรถglichen Geocaches in Bibliotheken.
Eine faszinierende Verbindung von Literatur und moderner Schnitzeljagd!โ€œ

Vielleicht hast du es schon mal selbst ausprobiert oder kennst jemanden, der regelmรครŸig auf die Suche geht. Geocaching ist ein Sport, der sich immer grรถรŸerer Beliebtheit erfreut und das schon seit รผber 20 Jahren. Von vielen wird er als ‚moderne Version der Schnitzeljagdโ€˜ bezeichnet. Die Spielmรถglichkeiten beim Geocaching sind dabei sehr vielfรคltig.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Geocaching?

Logo mit dem Wort Geocaching.

Beim Geocachen geht es darum, mithilfe von GPS-Daten ein Versteck zu finden und sich dann in das beiliegende Logbuch einzutragen. Viel wichtiger als das Ziel, ist aber der Weg dahin. Mittlerweile reicht es Geocachern weltweit schon lรคngst nicht mehr aus, in der freien Natur nach neuen Caches zu suchen. Man kann in sogenannten Lost Places auf ‚Cache-Jagd‘ gehen oder bei einem Multi mehrere Stationen ablaufen, um schlussendlich zum Final, also zum Ziel zu gelangen.

Will man selbst Teil der Community werden, reicht es aus, wenn man sich kostenlos auf einer der verschiedenen Geocaching-Plattformen anmelden. Die Bekannteste ist die bereits im Jahr 2000 zuerst gegrรผndete Plattform von Groundspeak. Allerdings gibt es noch viele weitere Websites. Auf diesen kann man sich als Premium-Mitglied mit einem jรคhrlichen oder monatlichen Abo anmelden, wenn man alle verfรผgbaren Caches sehen mรถchte. Aber auch ohne Anmeldung kann man auf die Suche gehen und Caches loggen.

Bevor man auf die ‚Jagd‘ geht, sollte man aber das ein oder andere Equipment mitnehmen: ein aufgeladenes Smartphone oder GPS-Gerรคt, festes Schuhwerk, Stift und Notizbuch, Rucksack mit Essen und Trinken, Taschenlampe und Gummihandschuhe. Etwas, dass ebenfalls nicht fehlen sollte, sind kleine Tauschgegenstรคnde von geringem Wert, z. B. kleine รœberraschungsei-Figuren oder รคhnliches. Denn es ist unter Cachern รผblich, dass man beim Final ebenfalls solche kleinen Spielzeuge findet und vor Ort tauscht.

Die Community entwickelt immer wieder neue Ideen und so sind nun auch Bibliotheken Teil dieses groรŸes Geocaching-Kosmos geworden.

Logbuch vom Geocaching mit Stift auf einem Baumstamm

Geocaching vs. Bibliotheken

Geocaching in Bibliotheken ist eine spannende Mischung aus Abenteuer und LesespaรŸ, die Bรผcherfans und Schatzjรคger gleichermaรŸen begeistert! Die stillen Ecken und versteckten Winkel zwischen den Bรผcherregalen bieten perfekte Plรคtze fรผr knifflige Rรคtsel und kreative Verstecke. So wird die Bibliothek zu einem Ort, an dem Generationen auf Entdeckungsreise gehen kรถnnen. Ein Treffpunkt, der Tradition und modernen FreizeitspaรŸ auf geniale Weise verbindet. Dieses innovative Konzept macht nicht nur schlauer, sondern zeigt auch, dass Bibliotheken viel mehr sein kรถnnen als reine Leseorte:
Sie werden zu spannenden Spielwiesen fรผr Wissensdurst und Entdeckerfreude!

Bรผcherregal in einer Bibliothek
[Pixabay]

In deutschen Bibliotheken wartet eine bunte Welt voller kreativer Geocache-Typen darauf, entdeckt zu werden!

Multi-Caches schicken Abenteurer quer durch das Bibliotheksgebรคude und fordern sie heraus, spannende Infos aus Bรผchern oder Hinweisschildern zu entschlรผsseln und dabei von Station zu Station zu laufen. Letterbox-Hybride kombinieren den nostalgischen Charme des Letterboxings mit dem Hightech-Feeling des Geocachings โ€“ ein absoluter Hit fรผr Fans beider Welten. Traditionelle Caches, ein Cache ohne weitere Aufgaben oder Rรคtsel, findet man oft in kleineren Bรผchereien oder versteckt in รถffentlichen Bรผcherschrรคnken. Wรคhrend virtuelle Adventure Labs bei Events, wie in Dresden, fรผr ein auรŸergewรถhnliches digitales Suchabenteuer sorgen. Bei diesem neuen Geocaching-Typ werden keine physischen Cache-Behรคlter mehr benรถtigt.

Mit diesem kreativen Ansatz kรถnnen Bibliotheken neue Zielgruppen begeistern und ihr Image aufpolieren. So tauchen die unterschiedlichsten Menschen ganz nebenbei in die Welt des Lesens ein und finden neben dem ein oder anderen spannenden Buch auch den gesuchten Cache.

Geocaching in Bibliotheken ist ein abwechslungsreiches Erlebnis, das fรผr jeden etwas bietet! Zudem bringt es frischen Wind in traditionelle Bildungseinrichtungen und verbindet Lernen mit Freizeitgestaltung. Es zeigt eindrucksvoll, wie klassische Institutionen in der digitalen ร„ra relevant bleiben kรถnnen โ€“ spannend, innovativ und รผberraschend anders.

Vor allem eins steht bei der ganzen Suche ganz klar im Vordergrund: SpaรŸ haben und neue Welten und Gebiete entdecken. Dabei mรผssen zwar knifflige Rรคtsel oder andere Hindernisse รผberwunden werden, aber am Ende lockt immer das Ziel: das Verewigen im Logbuch.

Beispiele aus deutschen Bibliotheken

In Deutschland gibt es verschiedene Beispiele, wie Bibliotheken ‚Geocaching‘ in Szene setzen!

Die kleine Bรผcherei an der Bushaltestelle in Seeligstadt begeistert mit einem charmanten traditionellen Cache. Die Stรคdtischen Bibliotheken Dresden sorgten 2024 mit einem Geocaching Mega-Event in der Zentralbibliothek fรผr Aufsehen.

Und die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek? Sie ist Teil der GeoTour „Leibniz‘ Ge(o)heimnisse“ in Hannover, die anlรคsslich des Leibniz-Jahres 2016 entwickelt wurde. Auch die Bibliothek der Trierer Universitรคt setzt Geocaching gekonnt ein. Auf dem Uni-Freigelรคnde wartet ein finaler Cache darauf, entdeckt zu werden โ€“ ein spannendes Erlebnis fรผr Studierende und Gรคste!

Die Stadtbibliothek Bielefeld hingegen begeistert mit โ€žDer Bรผcherwurm โ€“ Reloadedโ€œ. Dabei handelt es sich um eine Neuauflage ihres beliebten Geocaches, der die Besucher auf eine literarische Schatzsuche quer durch die Bibliothek schickt. Ein weiteres Highlight bietet die Stadtbibliothek Merzig. Mit ihrer beeindruckenden Sammlung von 48.000 Bรผchern verbirgt sich hier ein Geocache, der Besucher mit der Frage โ€žWo ist der Cache?โ€œ in ein spannendes Rรคtselabenteuer eintauchen lรคsst.

Diese vielseitigen Ansรคtze zeigen, wie Bibliotheken Geocaching geschickt nutzen, um Besucher zu begeistern und ihre Rรคume in spannende Erlebniswelten zu verwandeln!

Geocaching Mega – Event

Facebook-Post zum Geocaching Mega-Event der Bibliothek Dresden mit "Fin", dem Maskottchen des Events

Das Geocaching Mega-Event „Lesen โ€“ Leihen โ€“ Loggen“ am 10. August 2024 in der Zentralbibliothek der Stรคdtischen Bibliotheken Dresden war ein absoluter Volltreffer!

Mit รผber 3.000 Teilnehmenden aus mehr als zehn Lรคndern erlebte die Bibliothek ihren besucherstรคrksten Tag aller Zeiten. Das Event war ein aufregender Mix aus moderner Schatzsuche und bibliothekarischem Charme. รœber 50 Adventure Lab Caches fรผhrten die Teilnehmer auf spannende Erkundungstouren durch die Bibliothek und die Umgebung. Workshops, Lesungen und inspirierende Vortrรคge zu Reisethemen entfachten den Abenteuergeist โ€“ perfekt abgestimmt auf das Geocaching-Erlebnis.

Fรผr Kinder gab es spezielle Aktionen, die auch die jรผngsten Schatzjรคger mit einband, wรคhrend Fรผhrungen durch die Bibliothek den Besuchern exklusive Einblicke in die Einrichtung boten. Ein individuelles Logbuch krรถnte den Tag und machte das Event unvergesslich.

Dieses Highlight zeigt, wie Bibliotheken mit kreativen Konzepten und moderner Technik neue Zielgruppen gewinnen und ihre Rรคumlichkeiten in echte Erlebniswelten verwandeln kรถnnen. Die gelungene Kombination aus digitalem Abenteuer und klassischem Bibliotheksflair war ein voller Erfolg und definitiv ein Vorbild fรผr andere!

Du mรถchtest mehr รผber die Atmosphรคre und die Details des Events erfahren? Dann Schau gern mal in die Kritik von Kati1988.

Austausch mit einer Geocacherin

I: Sind Sie in einer Geocaching-Community (aktiv)?

B: Durch meinen Heimatort ist es vordergrรผndig die Dresdner Geocaching Community, in der ich aktiv bin und aus der ich im Laufe der letzten Jahre viele Personen kennengelernt habe. Dies geschieht fast schon automatisch, wenn man an verschiedenen Geocaching-Events teilnimmt und dort miteinander ins Gesprรคch kommt.

I: Welche Tipps wรผrden Sie Geocaching-Anfรคngern geben?

B: Sich zunรคchst einfache traditionelle Geocaches mit einer niedrigen Schwierigkeits- und Gelรคndewertung zu suchen. Da ist der Cache auch wirklich an den angegebenen Koordinaten versteckt. Und auch den Kopf nicht in den Sand zu stecken, wenn die Dose einmal nicht gleich auf Anhieb gefunden wird โ€“ vielleicht hat man beim nรคchsten Mal mehr Glรผck. Am besten, man ist nicht allein unterwegs und nimmt noch Freunde mit, dann macht es gleich viel mehr SpaรŸ!

I: Was hat Sie dazu inspiriert, ein Mega-Event zu organisieren?

B: Die รœberlegung kam immer mal wieder bei kleineren Geocaching-Events mit anderen Geocacherinnen und Geocachern auf und diese fanden die Idee eines Mega-Events direkt vor der Haustรผr ohne weite Anfahrtswege natรผrlich super. Nachdem wir ein wenig ernsthafter darรผber nachgedacht hatten, habe ich einen Gesprรคchstermin bei unserer Direktorin der SBD vereinbart und sie hat dem Ganzen zugestimmt.

AuรŸerdem bot die Organisation eines Mega-Events die Gelegenheit, Geocacherinnen und Geocachern aus der ganzen Welt Dresden als Stadt und Reiseziel nรคher zu bringen โ€“ inklusive der Zentralbibliothek und der schรถnen Geocaches hier vor Ort. Hinzu kommt, dass das letzte Geocaching Mega-Event in Dresden eine Weile her war und schon 2012 stattgefunden hatte.

I: Wie lange hat die Planung und Vorbereitung gedauert?

B: Die Planungsphase startete im Frรผhjahr 2023 mit einem Gesprรคchstermin bei unserer Direktorin und ging ca. 1,5 Jahre.

I: Was waren die grรถรŸten Herausforderungen bei der Organisation?

B: Zum einen waren dies einige bรผrokratische Richtlinien und Auflagen der Stadt, die wir wรคhrend der Planung als auch wรคhrend des Events selbst einhalten mussten. Auch die Umsetzung zur Einhaltung des Brandschutzes war nicht ganz einfach.

I: Gab es unerwartete Situationen, die Sie meistern mussten?

B: Ja, aber ich denke das bringt die Organisation eines Events dieser GrรถรŸenordnung auch zwangslรคufig mit sich. Dies war zum Beispiel der Fall, als alle unsere ehrenamtlichen Helfer aus der Community fรผr den Eventtag plรถtzlich ein amtliches Fรผhrungszeugnis brauchten und nicht mehr viel Zeit dafรผr war.

I: Welche Trends beobachten Sie in der Geocaching-Community?

B: Geocaching hat in den letzten Jahren immer mehr Bekanntheit erlangt und viele Leute โ€“ zumindest in Deutschland โ€“ haben inzwischen zumindest schon einmal etwas davon gehรถrt. Auch seit Corona hat die Anzahl der neuen Geocacherinnen und Geocacher zugenommen.

Die Dresdner Geocaching Community ist sehr aktiv, sodass in letzter Zeit fast tรคglich kleinere Events im Stadtgebiet stattfinden. Auch werden immer mehr Lab-Caches erstellt und gespielt.

I: Was macht fรผr Sie ein perfektes Geocaching-Erlebnis aus?

B: Zum einen, wenn ich neue Orte kennenlerne, die ich ohne Geocaching nie entdeckt hรคtte. Zum anderen ist es toll, gemeinsam mit Freunden drauรŸen in der Natur unterwegs zu sein, Abenteuer zu erleben und eine schรถne Zeit zu haben. Wenn wir daneben noch Lost Place Caches besuchen oder es Geocaches mit einer interessanten Story sind, macht dies sehr viel SpaรŸ.

Geocaching-Maskottchen in der Bibliothek

Wir hoffen, dein Interesse fรผr die Bibliothek in deiner Nรคhe geweckt zu haben und vielleicht entdeckst du ja dort bald deinen ersten oder nรคchsten Cache.

Noch mehr Lust auf interaktive Spiele im Bibliothekskontext? Dann probier doch mal das.


Academic (2000-2025): Universitรคt Trier. Online unter https://de.academic.ru/pictures/dewiki/85/Uni_Trier_-_UB.jpg [Abruf am 22.01.2025]

Austausch mit Kollegin/Geocacherin, welche das Mega-Event Dresden organisiert und durchgefรผhrt hat.

Cacher-Reisen (2025): Was ist ein Travelbug? Beitrag vom 17. Januar 2022. Online unter https://www.cacher-reisen.com/blogs/news/was-ist-ein-travelbug [Abruf am 11.01.2025]

Cachewiki (2025): Cachebehรคlter. Zuletzt aktualisiert am 24. September 2024. Online unter https://www.cachewiki.de/wiki/Cachebeh%C3%A4lter [Abruf am 11.01.2025]

Cachewiki (2025): Cachetypen. Zuletzt aktualisiert am 07. Oktober 2024. Online unter https://www.cachewiki.de/wiki/Cachetypen [Abruf am 11.01.2025]

Cachewiki (2025): FTF. Zuletzt aktualisiert am 10. Mai 2020. Online unter https://www.cachewiki.de/wiki/FTF [Abruf am 11.01.2025]

Cachinghausen (2022): Was sind Muggels (bzw. Muggle) beim Geocaching? Online unter https://www.cachinghausen.de/was-sind-muggels-beim-geocaching/ [Abruf am 11.01.2025]

Genevieve (2023): Kreative Geocaches: Caches in Bibliotheken. Zuletzt aktualisiert am 7. November 2023. Online unter https://www.geocaching.com/blog/2023/11/kreative-geocaches-caches-in-bibliotheken/ [Abruf am 25.11.2024]

Geocaching (2000-2025): 48.000 Bรผcher โ€“ Wo ist der Cache?. Zuletzt aktualisiert am 29.01.2023. Online unter  https://www.geocaching.com/geocache/GC44K7V [Abruf am 19.01.2025]

Geocaching (2000-2025): Bรผchercaches. Online unter https://www.geocaching.com/plan/lists/BMDPP90 [Abruf am 02.01.2025]

Geocaching (2000-2025): Der Bรผcherwurm โ€“ Reloaded. Zuletzt aktualisiert am 29.01.2023. Online unter https://www.geocaching.com/geocache/GC454CE [Abruf am 19.01.2025]

Geocaching (2000-2025): Geocaching Adventure Lab. Online unter https://www.geocaching.com/sites/adventure-lab/de/ [Abruf am 27.01.2025]

Geocaching (2000-2025): Der Hort des Wissens. Zuletzt aktualisiert am 08.06.2009. Online unter https://www.geocaching.com/geocache/GC1WX84 [Abruf am 19.01.2025]

Geocaching (2000-2025): Leibniz` Geoheimnisse: Bibliothek. Zuletzt aktualisiert am 22.01.2016. Online unter https://www.geocaching.com/geocache/GC6A3JT_leibniz-geoheimnisse-bibliothek[Abruf am 26.01.2025]

Geocaching (2000-2025): Lesen – Leihen – Loggen. Zuletzt aktualisiert am 10.08.2024. Online unter https://www.geocaching.com/geocache/GCAB00K [Abruf am 27.01.2025]

Geocaching (2000-2025): Mach mit bei der weltweit grรถรŸten Schatzsuche. Online unter geocaching.com/play [Abruf am 25.01.2025]

Geocaching-info.de (o.J.): Geocaching Plattformen. Online unter https://geocaching-info.de/geocaching-info/finden-verstecken/geocaching-plattformen [Abruf am 25.01.2025]

Geocaching.Website (2023): Welche Cachetypen gibt es? Zuletzt aktualisiert 2023. Online unter https://geocaching.website/was-ist-geocaching/welche-cachetypen-gibt-es/ [Abruf am 23.01.2025]

Grรถger, Brigitte (2017): Entwicklung eines bibliothekspรคdagogischen Geocaching-Veranstaltungskonzeptes fรผr Kinder an den Stรคdtischen Bibliotheken Dresden. Bachelorarbeit. Hochschule fรผr Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Grรผndel, Markus (2021): Geocaching I. Alles rund um die moderne Schatzsuche. 8., รผberarbeitete Auflage. Welver: Conrad Stein Verlag GmbH

Hannover entdeckenโ€ฆ(2012): Stadtbibliothek Hannover โ€“ Bรผcher, Zeitungen und vieles mehr. Zuletzt aktualisiert am 14. August 2012. Online unter https://www.hannover-entdecken.de/wp-content/uploads/2021/09/Stadtbibliothek-Hannover.jpg [Abruf am 22.01.2025]

Hรถhne, Kati (2024): Die Welt von kati1988. Ein Geocaching โ€“ Blog. Zuletzt aktualisiert am 13. August 2024. Online unter https://kati1988.de/2024/08/13/lesen-leihen-loggen-so-war-das-mega-event-in-dresden/ [Abruf am 29.12.2024]

Sinnecker, Ute (2025): Geocaching Sรผd. Rรคtseln, GPS, Ausrรผstung, Klettern, T5. Zuletzt aktualisiert 2025. Online unter https://www.geocaching-sued.de/wp-content/uploads/2012/05/Logo_Geocaching_Stacked_MuddyBootBrown.png [Abruf am 22.01.2025]

Stรคdtische Bibliotheken Dresden (2024): Lesen โ€“ Leihen โ€“ Loggen: Geocaching meets Bibliothek. Zuletzt aktualisiert am 25.11.2024. Online unter https://www.bibo-dresden.de/de/aktuelles/2024/zentralbibliothek_geocaching-mega-event.php  [Abruf am 19.12.2024] 

van der Ende, Miranda (o.J.): Pinterest. Geocaching. Online unter  https://de.pinterest.com/pin/38069559324937061/ [Abruf am 22.01.2025]

Visit Hannover (2025): Geocaching: „Leibnizโ€˜ Ge(o)heimnisse“ – Leibniz-GeoTour. Zuletzt aktualisiert am 20.12.2021. Online unter https://www.visit-hannover.com/Event-Highlights,-Kultur-Freizeit/Hannover-nachhaltig-unterwegs/Geocaching-in-der-Region-Hannover/Alle-Geocaches/Geocaching-Hannover-Leibniz%E2%80%98-Ge-o-heimnisse [Abruf am 26.01.2025]

[WEBLAB] Digitale Vielfalt in Bibliotheken – Von physischen Regalen zur digitalen Transformation

"Leseeule"
Abb. 2: Logo der Stadtbibliothek Deggendorf

Die Stadtbibliothek Deggendorf ist dank der digitalen Bibliothek schon lange mehr als nur ein Lager fรผr gedruckte Bรผcher. Heute steht hier zusรคtzlich anderes im Fokus: Streams, Sounds und digitaler Zugang zu Wissen und Unterhaltung โ€“ all das steht im Mittelpunkt eines modernen Bibliothekskonzepts. Egal ob Sie eine Nachteule oder ein Frรผhaufsteher sind: Die digitale Bibliothek bietet Ihnen Zugang zu einer riesigen Medienvielfalt, rund um die Uhr und bequem von zu Hause oder unterwegs.

Mit der Onleihe der Stadtbibliothek Deggendorf etwa kรถnnen Sie jederzeit und รผberall digitale Inhalte wie E-Books, Hรถrbรผcher und Videos ausleihen โ€“ alles รผber die komfortable App oder direkt im Browser. Und das ist nur der Anfang! Die weiteren Angebote der digitalen Bibliothek Deggendorf reichen von Musikstreaming รผber wissenschaftliche Recherchemรถglichkeiten bis hin zu interaktiven Kinderbรผchern. Die digitale Bibliothek ist also nicht nur ein Ort, sondern ein Service, der Ihre Medienbedรผrfnisse รผberallhin mitnimmt.

Digitale Medien jederzeit griffbereit: Die vielfรคltigen Angebote der Stadtbibliothek Deggendorf


Mit der digitalen Bibliothek aus Deggendorf haben Sie Zugriff auf eine umfassende digitale Medienvielfalt โ€“ von E-Books bis Musikstreaming. Die Onleihe z.B. ermรถglicht es Ihnen, jederzeit und รผberall digitale Inhalte auszuleihen โ€“ ganz bequem auf Ihrem E-Bookreader, Tablet oder Smartphone.
Die digitalen Angebote der Stadtbibliothek Deggendorf basieren auf einer Vielzahl von Web- und App-Technologien, um eine breite Palette an Online-Diensten bereitzustellen. Diese umfassen Medienplattformen wie die OnleiheFilmfriendTigerBooks, Brockhaus Online und Freegal Music+.
Im Allgemeinen basiert der Bibliotheksdienst auf verschiedenen Programmiersprachen und Frameworks, die sowohl im Frontend als auch im Backend verwendet werden.

Digitale Vielfalt aus der Bibliothek

Fรผr alle die gerne um Mitternacht einen Thriller lesen, Hรถrbรผchern lauschen oder mit einem digitalen Sprachkurs ins Bett gehen wollen, ist die Onleihe genau das Richtige. รœber diese digitale Plattform der Bibliothek lassen sich eBooks, ePapers, eAudios und sogar eVideos ausleihen. Alles was Sie dazu benรถtigen ist ein gรผltiger Bibliotheksausweis und der Zugang zur Welt der digitalen Medien gehรถrt Ihnen. Mit dem Tablet oder Smartphone einfach die gleichnamige App installieren, anmelden und schon kann es losgehen. Die Onleihe ist ideal fรผr Leser und Hรถrer.

Einfacher Einstieg


Wer bereits einen E-Book-Reader besitzt, kann diesen fรผr die Onleihe verwenden โ€“ es sei denn, es handelt sich um einen Kindle. Dieser ist ausschlieรŸlich auf den Amazon-Kosmos begrenzt, da der Onlinehรคndler externe Software nicht unterstรผtzt. Eine Abhilfe wรคre das „jailbreaken“ des Gerรคts. Wenn Ihnen allerdings der Begriff Jailbreak in Bezug auf elektronische Gerรคte nichts sagt, lassen Sie besser die Finger davon.

Auch wenn Technik fรผr Sie ein Buch mit sieben Siegeln sein sollte, kein Problem: Fรผr Unsichere vergibt die Stadtbibliothek kostenlose Schnupperzugรคnge, Leihgerรคte oder auch rund um die Uhr Zugang zu Hilfestellungen auf Onlineforen und Tutorial-Videos der Firma DiViBib, damit auch die letzte Angst genommen wird.


DRM und Flexibilitรคt: Wie der Adobe Content Server die E-Book-Ausleihe organisiert

Digitale Bibliothek zuhause
Abb. 3: Mit dem Tablet gemรผtlich รผber die digitale Bibliothek seinen Lieblingsroman ausleihen

Der Adobe Content Server (ACS) generiert DRM-geschรผtzte E-Books im PDF- und EPUB-Format, wobei eine ACSM-Datei den Download รผber Adobe Digital Editions (ADE) initiiert. Die Rechte werden serverseitig verwaltet. Der Content Server von Adobe kann beide Formate generieren. Wรคhrend PDFs den Adobe Reader erfordern , sind EPUBs flexibler fรผr E-Book-Reader.


Fรผr den DRM-Schutz ist fรผr die Erstnutzung des entliehenen E-Books ein Internetzugang erforderlich. Mit ADEPT wird die offline Nutzung ermรถglicht. Allerdings nur auf Gerรคten, die mit der entsprechenden Software (z. B. Adobe Digital Editions) kompatibel sind. Dazu ist es dem Leser mรถglich, seine ausgeliehenen Medien vorzeitig zurรผckzugeben. Diese Funktion bietet sich wegen des Maximums von acht Ausleihen fรผr Vielleser (oder -hรถrer) an. Die Leihfrist kann ebenfalls selbst festgelegt werden und reicht von einer Stunde (e-Paper) bis zu 21 Tagen. Eine Verlรคngerung ist jedoch nicht mรถglich. Sollte aber keine Vormerkung auf das zurรผckgegebene Medium vorhanden sein, kann es ohne Einschrรคnkungen erneut ausgeliehen werden.

Ablauf Onleihe
  • รœberblick รผber das DRM der DiViBib Onleihe und Verlauf einer Ausleihe ohne Nutzung mobiler Endgerรคtea


Diese Plattformen werden meist auf Basis von Java fรผr eine moderne Webarchitektur erstellt. Weitere serverseitige Technologien sind HTML, CSS und JavaScript. Eine App-Version fรผr iOS und Android wird wiederum mit Java (fรผr Android) und Swift (fรผr iOS) entwickelt.

Wissen digital โ€“ und zuverlรคssig

Fรผr alle, die einen Beat im Herzen haben

Digitale Bibliothek zum Musikstreaming
Abb. 4: Die digitale Bibliothek als Zugang zum Musikstreaming


Der Begriff Freegal stellt ein Kofferwort 1 aus free (kostenlos) und legal (zum Download) dar.

In der digitalen Bibliothek gibt es die Kinder-App mit Lรถwenherz

Kinder zwischen zwei und zwรถlf Jahren haben jetzt einen neuen digitalen Freund: die TigerBooks-App. Hier werden Geschichten auf Tablets und Smartphones lebendig. Mit interaktiven Funktionen, wie z.B. Mini-Spielen wird Lesen fast so spannend wie ein Versteckenspielen im Garten. Und das Beste? Eltern kรถnnen sich entspannt zurรผcklehnen, wรคhrend die Kleinen in der App Abenteuer erleben โ€“ ohne dass sich jemand im Wohnzimmer auf Schatzsuche begibt.

Literarisches Lernen im digitalen Zeitalter: Wie TigerBooks die Rezeptionskompetenz von Kindern fรถrdert


Literarisches Lernen wird als Persรถnlichkeitsbildung an literarischen Modellen verstanden und dient im Literaturunterricht als umfassender didaktischer Integrationsbegriff. Wรคhrend sich traditionelle Modelle auf Inhalt und Darstellung konzentrieren, erweitert u.a. TigerBooks diese um literarische, medienspezifische und intermediale Rezeptionskompetenz. Fรผr digitale Bilderbรผcher ist insbesondere die Interaktivitรคt zentral.
TigerBooks ist ein Teil des digitalen Angebots der Tiger Media GmbH, das sich auf Inhalte fรผr Kinder spezialisiert hat. รœber die gleichnamige App bietet das Unternehmen in Kooperation mit zahlreichen Verlagen E-Books, Hรถrbรผcher und interaktive Medien an. Besondere Features wie Vorlesefunktionen, Animationen und Spiele werden als kinderfreundlich und sicher beworben. Eltern profitieren von werbefreien Inhalten und individuell einstellbaren Kinderprofilen. Die App zielt darauf ab, eine kontrollierte und ansprechende Alternative zu frei zugรคnglichen Internetangeboten zu bieten.

Tutorial-Video zu TigerBooks
BeeBots

Um die Lesefรถrderung in der digitalen Bibliothek zu unterstรผtzen und gleichzeitig noch erste Berรผhrungspunkte zum Erlernen der Programmierung zu schaffen, werden u.a. BeeBots genutzt.
Genauere Informationen zu diesem Thema finden Sie in diesem Artikel von Sascha Ecke.2

Rรผckseite BeeBot
Abbildung 5: Rรผckseite des BeeBots mit Programmiertasten


Freegal Music+ und TigerBooks als mobile Anwendungen werden, wie bei anderen Apps, mit Cross-Plattform-Frameworks wie React Native entwickelt, um die Nutzung auf verschiedenen Gerรคten zu ermรถglichen.

Netflix kann einpacken (zumindest ein bisschen)

In den letzten Jahren hat sich der Filmkonsum stark ins Internet verlagert. Was auch Bibliotheken vor neue Herausforderungen stellt. Der Verbund der ร–ffentlichen Bibliotheken Berlins (Vร–BB) hat darauf mit der Einfรผhrung von Filmfriend reagiert und eine Streaming-Plattform, die speziell auf Bildungsaspekte und Datenschutz ausgelegt ist. Ziel ist es, digitale Kompetenzen zu fรถrdern um eine Bibliothek modern und attraktiv zu positionieren, ohne dabei direkt mit kommerziellen Streaming-Anbietern zu konkurrieren. Als Leser melden Sie sich รผber die App oder den Browser mit Ihren Bibliothekszugangsdaten an. Damit haben Sie Zugriff auf รผber 3.500 Filme und Serien um Ihre Abende aufzupeppen. Von Arthouse-Perlen oder Blockbustern รผber Krimiserien bis hin zu Kinderklassikern: Es gibt fรผr jeden etwas, sogar fรผr die hรคrtesten Kritiker in der Familie.

Filmfriend und รคhnliche Streaming-Dienste verwenden eine Kombination von Node.js fรผr die serverseitige Logik, React fรผr das Frontend und Datenbanktechnologien wie SQL-Systeme fรผr die Verwaltung groรŸer Mediendatenbestรคnde.

Die digitale Bibliothek macht den Leser zum Chef!

Anrufen und einen gestressten Bibliotheksmitarbeiter damit behelligen, dass man die Leihfrist seiner ausgeliehenen Medien verlรคngern mรถchte? AnschlieรŸend noch die Frechheit besitzen zu fragen, ob ein bestimmtes Buch im Bestand ist? Damit muss sich der Leser nun nicht mehr beschรคftigen, denn mit dem Online-Katalog kann er dies selbst erledigen.
„Google und Konsorten haben das Suchverhalten unserer Nutzer grundlegend verรคndert.“ Wahrer kรถnnte diese Erkenntnis nicht sein.


Zwischen Suchmaschinen und Bibliotheken: Warum moderne Katalogsysteme unverzichtbar sind


Eine Studie von OCLC kam zur Erkenntnis, dass Internet-Nutzer zu 84% eine digitale Recherche รผber eine Suchmaschine dem Gang zur Bibliothek vorziehen. Das ist im Gegensatz zu dem Anteil, der zuerst zu Letzterem geht, mit 2% fast schon Makulatur. Trotz allem ergab sich aus eben jener Umfrage auch, dass Studenten Informationen, welche sie von Bibliotheken erhalten, glaubwรผrdiger einstufen. Deshalb sollten Bibliotheken mit der Zeit gehen und folgende Punkte mindestens erfรผllen.
Die Anforderungen an Katalogsysteme lassen sich in zwei Bereiche unterteilen: Funktionalitรคten der Suchoberflรคche und -mechanismen sowie den Informationsgehalt der Datensรคtze und die Breite der erschlossenen Bestรคnde. Diese Elemente beeinflussen sich gegenseitig. Beispielsweise kann eine umfassendere Suche durch Relevance Ranking รผbersichtlich gestaltet werden. Viele Technologien, die das Suchverhalten verbessern, sind aus dem Information Retrieval bekannt und werden in der OPAC-Forschung seit Langem gefordert.

Rund um die Uhr Zugriff

WebOPAC


Zudem wird dem Nutzer รผber den Online-Zugang Zugriff auf ein persรถnliches Bibliothekskonto gegeben. Hier ist es mรถglich seine Daten zu รคndern oder auch, falls noch nicht geschehen, seine E-Mailadresse hinzuzufรผgen.

Damit lรคsst sich auch einrichten, dass man neben den Ausleihquittungen, und Erinnerungsbenachrichtigungen zur Gรผltigkeit der Mitgliedschaft auch Fรคlligkeitsnachrichten bekommt oder wenn die Leihfrist eines Mediums ablรคuft. Es muss wahrscheinlich nicht weiter ausgefรผhrt werden, dass seit Einfรผhrung dieses Features die Gebรผhrenreinnahmen um fast 80% zurรผckgingen.

Die digitale Bibliothek wartet mit Technik auf die begeistert โ€“ trotz eventueller anfรคnglicher Berรผhrungsรคngste!

Um auf all diese Angebote zuzugreifen, brauchen Sie nur Ihren Bibliotheksausweis und erhalten die notwendigen Zugangsdaten. Und fรผr alle, die bei digital an Kabelsalat denken: Die Stadtbibliothek hilft gern weiter, falls es mal hakt. On- wie offline! Technik-Support,

damit Sie und Ihr Streamingglรผck nicht auf der Strecke bleiben. Ob Sie Wissen anhรคufen, zu den Hits der 80er tanzen oder den Kleinsten spannende Geschichten vorsetzen mรถchten โ€“ die Stadtbibliothek Deggendorf beweist, dass sie auch in der digitalen ร„ra den Durchblick hat. 

Literaturverzeichnis:

  • Lorenz, Andreas (2011): Digital Rights Management bei E-Books am Beispiel der DiViBib Onleihe. Fachhochschule Kรถln.
  • Grรคnicher, Martin (2010): Meinten Sie „Web-OPAC“?. Aktuelle Entwicklungen bei Bibliothekskatalogen. In: Informationswissenschaft: Theorie, Methode und Praxis Bd. 1, H. 1, S. 99 – 128.
  • Mutter, Moritz (2017): Filmfriend โ€“ Streaming fรผr Bibliotheken. In: BuB – Forum Bibliothek und Information. Jg. 2017, Bd. 12, S. 662 – 663.
  • Emmersberger, Stefan (2020): TigerBooks, SuperBuch und Co.. Qualitรคten und literaturdidaktische Potentiale interaktiv aufbereiteter Bilderbรผcher in digitalen Medienangeboten. In: MiDU – Medien im Deutschunterricht. Jg. 2 (2020), H. 1, S. 1 – 18.
  • Grรคnicher, Martin (2010): Meinten Sie ยซWeb-OPACยป?.Aktuelle Entwicklungen bei Bibliothekskatalogen. In: Informationswissenschaft: Theorie, Methode und Praxis. Jg. 1 (2010), S. 99 – 128.

Abbildungen:

  • Abbildung 1: Gebรคude Stadtbibliothek Deggendorf, Quelle: selbstproduziert2021
  • Abbildung 2: „Leseeule“, Logo Stadtbibliothek Degendorf, Quelle: ebenda 2016
  • Abbildung 3: Tabletnutzerin, Quelle: Fotolia [2024]
  • Abbildung 4: Silent Disco Kopfhรถrer, Quelle: Fotolia [2024]
  • Abbildung 5: Rรผckseite BeeBot, Quelle: Pinterest [2024]
  • Video 1: Tutorial-Video der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam zu TigerBooks, Quelle: ebenda [2024]
  • Video 2:Tutorial der Stadtbibliothek Deggendorf zum WebOPAC, Quelle: selbstproduziert 2023

FuรŸnoten:

  1. Wรถrter fรผr biologische Kreuzungen wie โ€žSchiegeโ€œ (Kreuzung aus โ€žSchafโ€œ + โ€žZiegeโ€œ) und โ€žJostabeereโ€œ (Kreuzung aus โ€žJohannisbeereโ€œ + Stachelbeereโ€œ) sind Beispiele fรผrย Kofferwรถrter.ย Gelรคufigereย Kofferwรถrterย sind Wรถrter wie โ€žjeinโ€œ, โ€žKurlaubโ€œ, โ€žStagflationโ€œ uswย  โ†ฉ๏ธŽ
  2. Ecke, Sascha (2025): Einsatz von Bee-Bots in รถffentlichen Bibliotheken. In: Hochschule Hannover. Verfรผgbar unter: https://testweblab.wp.hs-hannover.de/wp-admin/post.php?post=27481&action=edit. Letzter Aufruf: [24.01.2025] โ†ฉ๏ธŽ

[WEBLAB] Chatbots als universelle Alltagshelfer?

Der Begriff โ€žChatbotโ€œ setzt sich aus den Wรถrtern โ€žto chatโ€œ, also plaudern oder unterhalten und der Abkรผrzung โ€žBotโ€œ, fรผr Roboter zusammen. Die meist text- oder sprachbasierten teil- oder vollautomatisierten Dialogsysteme dienen vor allen Dingen als Kommunikationsschnittstelle zwischen Menschen und Maschine. Die Kommunikation erfolgt hierbei meist รผber Websites und Messaging-Dienste, aber auch รผber Smartphone- und Tablett Apps. Die meist mit einer eigenen Identitรคt und einem Namen ausgestatteten und als Avatar oder Icon dargestellten kleinen Helfer findet man mittlerweile auf vielen Internetseiten. Dabei sind Chatbots lรคngst keine neue Erfindung – ihre Ursprรผnge haben sie bereits in den 1950er Jahren.

1950 – Turing Test

Der 1950 von Alan Turing entwickelte Turing Test dient auch heutzutage noch als Grundlage fรผr die Berechnung der Leistungsfรคhigkeit von Chatbots. Mit dem Gedanken, ob Maschinen denken kรถnnen legte er den Grundstein fรผr deren Entwicklung.


1966 – ELIZA

Ein Meilenstein in der Geschichte stellt das (damals noch nicht unter dem Begriff „Chatbot“) bekannte Programm ELIZA dar. Entwickelt wurde es von MIT-Wissenschaftler Joseph Weizenbaum und Decodiergenie Alan Turing. Das Programm simulierte ein Gesprรคch zwischen einem Therapeuten und einem Menschen und sollte so den Nutzenden tรคuschen. Mit Hilfe eines feststehenden Thesaurus und der Fรคhigkeit eingegebene Schlรผsselwรถrter und Phrasen zu erkennen, konnte ELIZA vorprogrammierte Antworten zurรผckgeben.


1972 – PARRY

PARRY basiert auf der Idee von ELIZA und wurde von Psychiater Kenneth Colby entwickelt. Das Programm simulierte das Denken einer paranoiden Person oder einer paranoiden schizophrenen Person. Es sollte Colby als wissenschaftlichen Ansatz fรผr die Untersuchung von kognitiven Prozessen und psychischen Krankheiten dienen und dabei helfen, dass Krankheitsbild Schizophrenie besser zu verstehen. Dafรผr arbeitete PARRY vor allen Dingen mit einem komplexen System von Annahmen und den darauf folgenden emotionalen Erwiderungen.


1988 – Jabberwacky

Jabberwacky ist der erste lernende Chatbot, welcher von Rollo Carpenter entwickelt wurde. Basierend auf Ansรคtzen des maschinellen Lernens ist er hauptsรคchlich auf das Fรผhren von Unterhaltungen ausgelegt. Durch die Wiederholung bereits gefรผhrter Gesprรคche mit Hilfe einer Feedback-Schleife wird der Chatbot kontinuierlich mit neuen Informationen gefรผttert, verbessert und ist fรผr zukรผnftige Unterhaltungen immer auf dem neusten Stand. Das seit 1997 laufende Chatbot-Projekt erfreut sich durch den stรคtigen Zuwachs im Datenbestand bis heute einer groรŸen Community.


1994 – „Chatterbot“

Michael L. Mauldin, seines Zeichens nach amerikanischer Wissenschaftler und Erfinder der Websuchmaschine „Lycos“ kreierte Anfang der 90er Jahre den Begriff „Chatterbot“, welchen er in einem von ihm verรถffentlichten Papier auf einer im selben Jahr stattfindenden Konferenz prรคsentierte.

Kleiner, rosa weiรŸer Roboter mit freundlichem Gesicht.
Quelle: Pixabay, Editor Alexandra_Koch, https://pixabay.com/de/photos/roboter-ai-chatbot-technologie-7720755/
1995 – A.L.I.C.E

A.L.I.C.E. – die Artificial Linguistic Internet Computer Entity wurde von Richard Wallace entwickelt und ist der erste dokumentierte Chatbot, welcher mit Natural Language Processing (NLP) arbeitet. Basierend auf ELIZA, jedoch ausgestattet mit einer deutlich verbesserten Leistungsfรคhigkeit, wurde das Programm nach dem Computer benannt, auf dem es zum ersten Mal ausgefรผhrt wurde. Als Open-Source-Projekt gestartet arbeiteten nebenbei zahlreiche Programmierer an dem fรผr A.L.I.C.E typischen XML-Dialekt AIML (Artificial Inteligence Markup Language), welche ebenfalls von Richard Wallace entwickelt wurde.


2005 – Mitsuku

Ebenfalls auf der Auszeichnungssprache AIML basierend wurde Mitsuku im Jahr 2005 von Steve Worswick entwickelt. Der Chatbot dient vor allen Dingen der Unterhaltung und kann Gesprรคche รผber mehrere Strรคnge unterhaltsam gestalten und aufrechterhalten. Ihr Erfinder verpasste Mitsuku auรŸerdem eine eigene Persรถnlichkeit – eine 18-jรคhrige junge Frau aus dem Vereinigten Kรถnigreich.


2011 – Projekt Watson

Im Jahr 2011 machte das Computerprojekt Watson des Unternehmens IBM auf sich aufmerksam in dem es in der amerikanischen Spieleshow „Jeopardy“ gegen die beiden besten Spieler aller Zeiten antrat und gegen sie gewann.


2016 – Tay

Der von Microsoft entwickelte Chatbot Tay machte vor allen Dingen mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam. „XiaoIce“, der ursprรผnglich fรผr den chinesischen Markt konzipierte Chatbot erfreute sich in Asien groรŸer Beliebtheit und diente vorwiegend der Unterhaltung. Er konnte รผber verschiedene Social- Media Accounts Gesprรคche mit Teenagern und jungen Erwachsenen fรผhren. 2016 kรผndigte Microsoft an den chinesischen Vorreiter unter dem Namen „Tay“ auch auf dem amerikanischen Markt einzufรผhren. Er hatte den Zweck Nutzenden zuzuhรถren und aus deren Gesprรคchen und Antworten fรผr kรผnftige Konversationen zu lernen. Verknรผpft wurde Tay mit der Social-Media Plattform Twitter (jetzt X). Innerhalb kรผrzester Zeit wurde der Chatbot mit rassistischen Aussagen gefรผttert und verwendete diese fรผr folgende Gesprรคche. Auf Grund dessen wurde der Chatbot nach nur 18 Stunden wieder vom Markt genommen.


2016 ff.

Ab 2016 ist die Entwicklung neuer Chatbots nicht mehr aufzuhalten. GroรŸe Konzerne wie Google, Apple, Facebook oder Amazon entwickelten in den folgenden Jahren ihre eigenen Chatbot-Lรถsungen z.B. in Form der Sprachassistenten „Siri“ oder „Alexa“.

Regelbasierte Chatbots

Regelbasierte Chatbots basieren auf vordefinierten Skripten. Entsprechende Fragen und dazugehรถrige Antwortmรถglichkeiten mรผssen im Vorfeld ausgearbeitet und in einer Datenbank hinterlegt werden. Strukturiert als Dialogbaum sollen sie ein echtes Gesprรคch simulieren. Stellen Nutzende also eine Frage, durchsucht das System mittels Schlagwรถrtern die Datenbank und gibt bei einem Treffer die jeweilig passende Antwort aus. Werden Fragen gestellt, welche im Vorfeld nicht in die Wissensdatenbank eingepflegt wurden, kann der Chatbot auf diese auch nicht antworten. Aufgrund ihrer vorgefertigten festen Struktur lassen sich neue Technologien, wie Machine Learning oder Kรผnstliche Intelligenz (KI) nicht implementieren. Regelbasierte Chatbots werden daher vor allen Dingen fรผr standardisierte Abfragen eingesetzt, wie z.B. fรผr Statusabfragen zu einer Bestellung.

Intelligente/KI-basierte Chatbots

Im Unterschied zu regelbasierten Chatbots ist es intelligenten Chatbots mit Hilfe von Kรผnstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning mรถglich รผber ihre Wissensdatenbank hinaus Fragen von Nutzenden zu beantworten. Dank Natural Language Processing (NLP), verstehen sie die natรผrliche Sprache und kรถnnen die Intention einer Person verstehen, verarbeiten und entsprechend beantworten. So stellen selbst besonders komplexe, anspruchsvolle oder lange Anfragen kein Problem dar. Durch Machine Learning wird die bereits vorhandene Wissensdatenbank selbststรคndig kontinuierlich erweitert. Vorangegangene und aktuelle Konversationen werden genauestens analysiert und verarbeitet, sodass in kommenden Gesprรคchssituationen eine optimierte Antwort auf Basis der erlernten Kenntnisse ausgegeben werden kann. Trotz langer und intensiver Entwicklungszeit und sehr hohen Entwicklungskosten bei der Erstprogrammierung sind intelligente Chatbots langfristig gesehen รคuรŸerst effizient. Einer der bekanntesten KI-basierten Chatbots ist ChatGPT. Dieser kann nicht nur Fragen beantworten, sondern auch Texte verfassen, Codes fรผr verschiedene Programmiersprachen schreiben oder Bilder generieren. Damit ist er vielfรคltig und in verschiedensten Lebensbereichen einsetzbar, so z.B. auch im Bibliothekswesen. Ausgereifte Programmiertechniken sorgen auรŸerdem dafรผr, dass die Identifikation, ob die Konversation ein Mensch oder eine Maschine fรผhrt zunehmend schwerer fรคllt.

Anwendungsspezifische Chatbots

Anwendungsspezifische Chatbots sind eine Mischung aus regelbasierten und intelligenten/ KI-basierten Chatbots. Sie zeichnen sich vor allen Dingen durch ihre dem jeweiligen Nutzungsbedarf angepasste, grafische Gestaltung aus. Beispielhaft hierfรผr wรคre ein digitaler Assistent, welcher Nutzenden bei der Terminbuchung von Restaurants oder Hotels behilflich ist. Mit nur wenigen Klicks kรถnnen Termine bestรคtigt, verschoben oder storniert werden. Das spart Zeit und fรถrdert die Kundenzufriedenheit. Anwendung findet er deshalb oft im Bereich des Online-Banking oder bei Versicherungen.

Liegende Frau arbeitet an einem Laptop. รœber schwebt eine Gedankenblase mit einem AI Logo
Quelle: Pixabay, Editor Alexandra_Koch, https://pixabay.com/de/photos/frau-computer-chatgpt-digital-chat-7761176/

Eingesetzt werden Chatbots in diversen Bereichen. Besonders beliebt sind sie jedoch dort, wo sich wiederholende Prozesse vollstรคndig automatisieren lassen. In den folgenden fรผnf Unternehmensbereichen lassen sich Chatbots besonders gut integrieren:

Kundenservice

Chatbots sind im Kundenservice kaum noch wegzudenken. Probleme, wie das stundenlange verharren in Callcenter Warteschleifen kรถnnen dank einer smarten Chatbot-Lรถsung einfach umgangen werden. So ist es mรถglich wiederkehrende Fragen, Probleme oder andere spezifische Anliegen zu jeder Zeit und an jedem Ort schnell, einfach und effizient direkt รผber die Website des Unternehmens zu klรคren. Durch die Verknรผpfung des Chatbots รผber eine API-Schnittstelle mit anderen internen Systemen, wie z.B. einer CRM-Software oder Logistik-Software kรถnnen Unternehmen Nutzenden noch viele weitere und vor allen Dingen individuell angepasste Services anbieten. So kรถnnen Statusabfragen bei erwarteten Lieferungen, der Wechsel der Bankverbindung beim Energieversorger, die Erledigung von Hotelbuchungen oder Restaurantreservierungen bis hin zu ganzen Tourenplanungen mittlerweile ganz ohne menschliches Eingreifen erledigt werden. Klassische Beispiele hierfรผr wรคren der Chatbot Marie von DHL, Theo – der Chatbot des Reiseunternehmens TUI oder Serviceassistentin Clara des Versandhรคndlers OTTO.

Abbildung zeigt Chatverlauf des Post & DHL Servicechatbots Marie
Marie – Post & DHL Servicechatbot
Abbildung zeigt Chatverlauf des Chatbots Theo des Reiseunternehmens TUI
TUI Assistent Theo
Abbildung zeigt Chatverlauf des des Chatbots Clara des Versandhรคndlers OTTO
Chatbot Clara von OTTO
Marketing

Im Marketingbereich sind der Fantasie der Unternehmen keine Grenzen gesetzt. So eignen sich Chatbots hervorragend um Werbekampagnen schnell und einfach umzusetzen und so die Reichweite und Prรคsenz des Unternehmens auf dem Markt deutlich zu steigern. Die Bandbreite reicht von einfachen Smalltalks mit Anwendenden bis hin zu Gewinn- oder Rรคtselspielen. Eine sehr ausdrucksstarke und virale Marketingkampagne stellte eine begrenzte Aktion des Spirituosenherstellers Jรคgermeister aus dem Jahr 2016 dar. Mit dem sogenannten Jรคm-Bot, dem ersten rappenden Chatbot weltweit, konnten Nutzende via Messenger mit Hilfe der Rapper Eko Fresh und Ali As aus einfachen Textnachrichten ein personalisiertes Musikvideo erstellen und dieses an Freunde und Familie verschicken.

Kundenberatung und Verkauf

Im Verkaufsbereich und der Kundenberatung werden Chatbots meist zur Neukundengewinnung und dem damit verbundenen Ziel der Umsatzsteigerung verwendet. So kรถnnen sie einen GroรŸteil der Vorarbeit fรผr einen evtl. folgenden Kaufprozess leisten. Sie erkennen Neukunden auf der Website, beobachten und analysieren das Navigationsverhalten des Besuchenden innerhalb der Website, sprechen die Person durch Push-Benachrichtigungen direkt an und leiten anschlieรŸend ein Verkaufsgesprรคch ein. Erkennt das Dialogsystem eine ernsthafte Kaufabsicht, wird dem Besuchenden meist ein persรถnliches Gesprรคch mit einem Mitarbeitenden via Service-Telefon oder persรถnlicher Beratung vor Ort in einer Filiale nahegelegt. Einsatzbereiche wรคren z.B. das Finanz- und Versicherungswesen, die Telekommunikations-, Reise- und Automobilbranche und der Handel. Exemplarisch wรคren hier die digitale Reiseassistentin des Versicherungsunternehmens ARAG zu nennen, TOBi – der Chatbot von Vodafone und HAL – der erst kรผrzlich eingefรผhrte Chatbot des Kulturkaufhauses Dussmann.

Abbildung zeigt Chatverlauf der ARAG Reiseassistenten
ARAG Reiseassistentin
Abbildung zeigt Chatverlauf des Chatbots TOBi des Unternehmens Vodafone
Chatbot TOBi von Vodafone
Abbildung zeigt Chatverlauf des Empfehlungschatbots HAL des Kulturkaufhauses Dussmann
Chatbot HAL von Dussmann
ร–ffentliche Verwaltung

In der ร–ffentlichen Verwaltung werden Chatbots momentan vorwiegend im Bereich des Bรผrgerservice eingesetzt. So unterstรผtzen sie Bรผrgerinnen und Bรผrger z.B. bei der Vereinbarung von Terminen, bei der Beantragung von Fรผhrungszeugnissen, Geburts-, Ehe- oder Sterbeurkunden, KfZ-Kennzeichen, Personal- und Parkausweisen oder Reisepรคssen. Auch die Meldung von Schรคden und Defekten im Stadtbereich kann durch das digitale Dialogsystem รผbernommen werden und so die Verwaltung entlasten. Viele Stรคdte und Kommunen arbeiten mittlerweile bereits an Konzepten fรผr eine solche technische Unterstรผtzung. Einige wenige setzen diese bereits aktiv im Alltag ein. Beispielhaft zu nennen wรคre hier „Toni“ – der Chatbot der Stadt Osnabrรผck.

Unternehmensinterne Verwendung

Unternehmensintern finden die Plauderroboter vor allen Dingen bei der Erledigung organisatorischer Aufgaben Anwendung. So kรถnnen Mitarbeitende mit Hilfe eines Chatbots unter anderem Besprechungsrรคume reservieren, die Reisekostenabrechnung erledigen, Stรถrungen und Defekte melden, Passwรถrter zurรผcksetzen oder auch Fragen bezรผglich der letzten Gehaltsabrechnung stellen. Ebenso kรถnnen sie der Personalabteilung bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden helfen, hier z.B. durch die Vergabe von Terminen fรผr Vorstellungsgesprรคche oder die Beantwortung aufkommender Bewerberfragen.

Vorteile

Einen der grรถรŸten Vorteile von digitalen Dialogsystemen stellt die zeit- und ortsunabhรคngige Verfรผgbarkeit und Erreichbarkeit dar. So kรถnnen diverse Fragen und andere nutzerspezifische Anliegen parallel, zu jeder Zeit und an jedem Ort einfach und schnell beantwortet werden. Eine gezielte Navigation, Begleitung und Unterhaltung der Nutzenden innerhalb der Website stรคrkt die Kundenbindung und erhรถht damit die Kundenzufriedenheit und User Experience (UX). Durch die Automatisierung sich wiederholender Prozesse steigt die Effizienz in fast allen Unternehmensbereichen – Ressourcen, Arbeitszeit und Personal kรถnnen so eingespart und die Gesamtkosten reduziert werden. Mitarbeitenden ist es auรŸerdem mรถglich sich komplexeren Anliegen zu widmen, Personalengpรคsse werden umgangen und vorher teils manuell aufgenommene Vorgรคnge kรถnnen mit Hilfe einer Chatbot-Lรถsung in gleichbleibender Qualitรคt dokumentiert und im Anschluss ausgewertet werden. Der Zugriff auf die digitalen Assistenten ist genauso einfach wie die Nutzung dieser, da ein GroรŸteil der mobilen Endgerรคte bereits mit verschiedenen Sprachassistenten zur Unterstรผtzung des Nutzenden ausgestattet sind.

Herausforderungen und Nachteile

Die Anschaffung bzw. der Betrieb eines Chatbots sollte trotz all seiner Vorteile gut รผberlegt sein. So kรถnnen bei Erstprogrammierung, Inbetriebnahme und spรคterer Anwendung hohe Servicekosten anfallen. Neben einer im Vorfeld notwendigen, umfangreichen Projektplanung, stellt auch das Erstellen und Anreichern der Wissensdatenbank einen hohen Zeitaufwand dar. Die Programmierung eines Chatbots sollte keinesfalls unterschรคtzt werden. Eine unausgereifte Codierung sowie veraltete oder ungepflegte Datenbanken kรถnnen schnell zu falschen oder keinen Antworten fรผhren. Resultierende Missverstรคndnisse fรผhren so schnell zu einer negativen User Experience (UX). Bei nicht KI unterstรผtzten Dialogsystemen besteht auรŸerdem das Problem der Endgรผltigkeit, da diese ihre Antworten ausschlieรŸlich aus der ihnen zu Grunde liegenden Wissensdatenbank ziehen. Um Datenmissbrauch vorzubeugen ist die Einhaltung des Datenschutzes sowie die Kontrolle der Speicherung und Verwendung von sensiblen Kundendaten รคuรŸerst wichtig. Die mittlerweile sehr effizienten und authentisch wirkenden Plauderroboter werden oft auch von Internetkriminellen genutzt, um z.B. personenbezogene Daten, Passwรถrter und รคhnliches zu stehlen.

Chatbots sind wahre Multitalente. Durch ihre Effizienz und die zahlreichen Funktionen und Anwendungsmรถglichkeiten lassen sie sich flexibel in verschieden (Unternehmens-)bereichen einsetzen und erleichtern so den Alltag von Mitarbeitenden, als auch Nutzenden. Sie sind bequem erreichbar und einfach anwendbar. Trotz allem sollte man sich auch mit den einhergehenden Herausforderungen auseinandersetzen. Gerade beim Thema Datenschutz, Umgang mit personenbezogenen Daten und Datensicherheit gilt besondere Vorsicht.

Bundesamt fรผr Sicherheit in der Informationstechnik (o. J.): Exkurs: Social Bots und Chatbots. Online unter https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Informationen-und-Empfehlungen/Onlinekommunikation/Soziale-Netzwerke/Sichere-Verwendung/Exkurs-bots/social-bots.html [Abruf am 27.01.2025]

Digitalzentrum Berlin (2020): Wie funktioniert ein Chatbot und wann lohnt sich der Aufwand fรผr kleine Unternehmen. Kurz erklรคrt. Video publiziert am 15.10.2020 auf YouTube. Online unter https://www.youtube.com/watch?v=4ks3RY6lSRQ [Abruf am 27.01.2025]

Kohne, Andreas u.a. (2020): Chatbots. Aufbau und Anwendungsmรถglichkeiten von autonomen Sprachassistenten. Wiesbaden: Springer Vieweg

moinAI (o. J.): Chatbot Arten: Was sind die Vorteile & Nachteile?. Online unter https://www.moin.ai/chatbot-lexikon/natuerliches-sprachverstandnis-nlp-vs-gefuehrte-chat-dialoge [Abruf am 27.01.2025]

moinAI (o. J.): Die 13 besten Chatbot-Beispiele aus der Praxis. Online unter https://www.moin.ai/chatbot-lexikon/chatbot-beispiele [Abruf am 27.01.2025]

moinAI (o. J.): Regelbasierte Chatbots: Beispiele & Anwendungsmรถglichkeiten. Online unter https://www.moin.ai/chatbot-lexikon/regelbasierte-chatbots [Abruf am 27.01.2025]

moinAI (o. J.): Was ist ein Chatbot?. Funktionen, Vorteile und Einsatzmรถglichkeiten. Online unter https://www.moin.ai/was-ist-ein-chatbot [Abruf am 27.01.2025]

moinAI (o. J.): Was ist ein KI-Chatbot?. Definition, Vorteile, Funktion. Online unter https://www.moin.ai/chatbot-lexikon/ki-chatbots [Abruf am 27.01.2025]

Nagler, Andrรฉ (o. J.): Was ist ein Chatbot?. Funktionen, Vorteile und Einsatzmรถglichkeiten. Online unter https://zukunftszentrum-sachsen.de/wissenspool/was-ist-ein-chatbot/ [Abruf am 27.01.2025]

Norddeutscher Rundfunk (2024): Chatbots in der Verwaltung. Wie Niedersachsens Stรคdte KI nutzen. Zuletzt aktualisiert am 06.08.2024. Online unter https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Chatbots-in-der-Verwaltung-Wie-Niedersachsens-Staedte-KI-nutzen,ki300.html [Abruf am 27.01.2025]

Technikum Wien Academy (o. J.): Was sind Chatbots?. Online unter https://academy.technikum-wien.at/ratgeber/was-sind-chatbots/ [Abruf am 27.01.2025]

[WEBLAB] Bibliothekswesen USA – Banned Books Week

Freiheit zu lesen was man mรถchte gibt es nicht รผberall. In den USA werden immer wieder Bรผcher aus den Regalen von Schulbรผchereien und รถffentlichen Bibliotheken entfernt, weil es Menschen gibt, die nicht wollen, dass Kinder diese Bรผcher lesen. Deswegen hat die gemeinnรผtzige Organisation ALA (American Library Association) gemeinsam mit dem Bibliothekswesen der USA die Banned Books Week ins Leben gerufen.

In den Bรผchern auf den Verbotsantrรคgen geht es oft um Themen wie: Rassismus, sexuelle Bildung, Queerness, Trauer und Selbstfรผrsorge. Doch gerade Kinder und Jugendliche sollten die Freiheit besitzen, sich selbststรคndig zu informieren und weiterzubilden. Ist es jetzt an der Zeit im deutschen Bibliothekswesen solidarisch zu unseren Kolleg*innen im Westen zu stehen?

Inhaltsverzeichnis

ein brennendes Buch

Foto von Freddy Kearney auf Unsplash

Was ist die Banned Books Week in den USA?

Seit 1982 veranstaltet die gemeinnรผtzige Organisation American Library Association jรคhrlich die โ€žBanned Book Weekโ€œ . In dieser Aktionswoche rรผcken Bรผcher in den Fokus, die in รถffentlichen und Schulbibliotheken in einigen US-Bundesstaaten verboten werden sollen.

Die Aktionswoche lรคdt Bibliothekar*innen, Lehrer*innen, Buchhรคndler*innen, Verlage und die gesamte Buch-Community ein, diese Bรผcher zu lesen und zu bewerben.

Wie funktionieren รถffentliche Bibliotheken in den USA?

Finanzierungen und Festlegung der Entscheidungstrรคger

In den USA werden Bibliotheken anders finanziert als in Deutschland. Die den Bibliotheken zur Verfรผgung stehenden finanziellen Mittel, bestehen hauptsรคchlich aus Steuergeldern. Die Hรถhe der Mittel wird jedes Kalenderjahr neu festgelegt, aktuell sinkt jedoch die Bereitschaft kulturelle Institute zu finanzieren immens. Die ALA setzt sich dafรผr ein, dass Bibliotheken zusรคtzliche Mittel beantragen kรถnnen. Hinzu kommen Spenden, die von Bibliothekar*innen und Unterstรผtzer*innen fรผr Veranstaltungen oder weitere Aktivitรคten eingeworben werden.

Welche Gesetzes-Grundlage zum Entfernen von Bรผchern gibt es?

Das First Amendment in der Verfassung der USA soll die die Meinungsfreiheit sichern. Dementsprechend darf die Grundlage eines Buchverbotes rechtlich keinen persรถnlichen oder ideellen Hintergrund haben. Trotzdem kรถnnen Bรผcher verboten werden, wenn es einer „sicheren Lernumgebung“ schadet. Hier herrscht argumentativer Freiraum. Diesen Freiraum machen sich radikale Gruppierungen wie die Moms of Liberty zunutze.


Die Bibliothekar*innen gehen gemeinsam gegen die Zensur ihrer Bibliotheken vor: es gibt Lese-Bรผndnisse und Online-Workshops in denen รผber Zensur aufgeklรคrt wird. AuรŸerdem teilen sie Tipps zur Buchprรคsentation, um die Aufmerksamkeit aller Lesenden auf die verbotenen Bรผcher zu lenken. Betroffenen Autor*innen der Werke beginnen sich in Vereinigungen – Authors Against Book Bans oder PEN America – zusammenzuschlieรŸen. Sie nehmen mit ihren Bรผndnissen an der Woche teil und betreiben so Aufklรคrung bei Verlagen und der Buchindustrie. AuรŸerdem rufen Leser*innen in den sozialen Netzwerken zum Lesen von den tabuisierten Werken auf und geben so der Aktionswoche eine weltweite Reichweite.

Quelle: American Library Association

Wie ist die Lage im deutschen Bibliothekswesen?

Die Bรผcher die am hรคufigsten in den USA verboten sind, sind in deutschen Schulen hรคufig Teil des schulischen oder universitรคren Lehrplan. Zusรคtzlich gibt das deutsche Grundgesetz durch Garantie auf Meinungs- und Pressefreiheit keinen Spielraum fรผr Zensur. AuรŸerdem sind in Deutschland die Rechte von Bibliotheken gesetzlich verankert . Man erkennt also schnell, dass es hier rechtlichen Schutz vor derart Eingriffen in die Freiheit gibt. Blickt man zurรผck nach Nazi-Deutschland, stellt man aber schnell fest, dass durch Zensur, Bรผcherverbrennung und systematischer Verfolgung von (besonders jรผdischen) Autor*innen viele Bรผcher verboten und vernichtet worden sind. Geschichtlich kann man sich in Deutschland des Book-Banning nicht freisprechen. Heute sieht es zum Glรผck anders aus und wir kรถnnen Hoffnung in eine Zukunft frei von Buchverboten und Zensur setzen. Trotzdem muss weiter fรผr die Freiheit gekรคmpft werden, die wir genieรŸen. Rechtsradikale Parteien wie die AfD lassen sich von der Lage in den USA inspirieren und verwenden รคhnliche Rhetorik wie die Parteien und Verbรผnde, die in den USA fรผr Buchverbote aussprechen.


Weitere Informationen zum Thema intellektueller Freiheit und Buchverbote in den USA sind beim Bรผndnis United Against Book Bans und dem Blog of Intellectual Freedom zu finden. Eine Auswertung aktueller Daten aus dem Jahr 2024 stellt die Vereinigung PEN America zur Verfรผgung.

Umgang mit dem Kulturkampf von Rechts und Schutz von Bibliotheken in Deutschland finden Sie in der Broschรผre โ€žAlles nur leere Worte? Zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts in Bibliotheken (2023)โ€œ aus dem Jahr 2023. Verรถffentlicht vom Verein fรผr Demokratische Kultur in Berlin (VDK) e.V. und der Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR).

[WEBLAB] Informationskompetenz: Voraussetzung fรผr erfolgreiches Lernen, Studieren und Forschen?

Die Welt ist im Umbruch. Neue Strategien mรผssen her, um die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und รถkologischen Herausforderungen zu bewรคltigen. Dabei spielt Bildung eine groรŸe Rolle und Informationskompetenz ist ein Teil davon. Aber was ist Informationskompetenz รผberhaupt und wie kann sie vermittelt werden?

Name: Janne Marit Ehbrecht, Matrikelnummer: 1757757, Verรถffentlichen: ja

Was ist Informationskompetenz?

Anfang der 1990er Jahre zitierten erste deutschsprachige bibliothekarische Fachpublikationen den Begriff „Informationskompetenz“. Eine informationskompetente Person erkennt, wann und weshalb sie Information braucht, kann herausfinden, wo die gewรผnschte Information vorhanden ist und beurteilt folgerichtig, ob sie die gefundenen Informationen auch gebrauchen kann. Informationskompetenz ist ein Prozess, der zu einem kritischen Umgang mit Information anregen soll.1

Informationskompetenz besteht aus 5 Teilkompetenzen, die jeweils nochmal in 4 Kriterien untergliedert sind:2

5 Teilkompetenzen der Informationskompetenz
Abbildung: Referenzrahmen Informationskompetenz mit den Teilkompetenzen

Informationskompetenz in Bibliotheken

In der Badischen Landesbibliothek(BLB) ist Informationskompetenzfรถrderung seit 2010 im Serviceangebot der Bibliothek verankert. Die Lernwerkstatt wurde 2023 vom Team der Teaching Library erรถffnet. Dies ist ein Lernort mit Veranstaltungsprogramm, an dem zum Beispiel Schulungen stattfinden. Die BLB bietet Schulungen in Informationskompetenz ab Klasse 10 und fรผr Seminarkurse an, sowie Schulungen fรผr berufliche Schulen und Auszubildende. Mit diesem Angebot soll wissenschaftliches Arbeiten bereits im รœbergang von der Schule zur Hochschule eingeรผbt werden.

Es werden unterschiedliche Schulungsversionen angeboten. Die Grundversion ist die Einfรผhrung in die BLB – Prรคsenz. Hier erhalten die Teilnehmenden einen allgemeinen Einblick in die BLB sowie in die Themen Suchinstrumente und Suchstrategien. Durch die Corona-Pandemie wurde eine Online-Version eingefรผhrt. Hier fรผhrt man selbstรคndig eine E-Learning-Einheit durch und dann gibt es anschlieรŸend eine Videokonferenz, bei der offene Fragen geklรคrt werden kรถnnen. Bei der Flipped Classroom Version gibt es ebenfalls zwei Teile. Zuerst bearbeiten die Teilnehmenden die E-Learning-Einheit selbstรคndig und dann wird die BLB besucht und das Wissen angewendet. Fรผr Studierende werden die Schulungen individuell auf die Bedรผrfnisse der Seminare angepasst. Des Weiteren bietet die BLB Rechercheberatung und eine bibWerkstatt an.

In den Leipziger Stรคdtischen Bibliotheken werden Informationskompetenzveranstaltungen fรผr Kindertagesstรคtten und Schulklassen von Klasse 1 bis 10 an, die zur kontinuierlichen Kompetenzbildung beitragen. Es gibt 6 aufeinander aufbauende Module: die Lesemotivation, Lesekompetenz, Orientierung in der Bibliothek, sowie Medien-, Recherche- und Bewertungskompetenz. Ein Modul umfasst 2 Jahrgangsstufen. Nach diesen 2 Jahren werden die Angebote evaluiert, aktualisiert und bei Bedarf ausgetauscht.3

Informationskompetenz in der Forschung

Die Universitรคtsbibliothek Erlangen-Nรผrnberg bietet Informationskompetenzveranstaltungen fรผr Promovierende an. Dies sind Veranstaltungen zum wissenschaftlichen Schreiben und Verfassen bis hin zu Veranstaltungen zum Projektmanagement. Alle Veranstaltungen werden von Referenten aus der Wissenschaft gehalten. In der Veranstaltung „Wissenschaftliches Publizieren“ geht es zum Beispiel um Themen wie Verlagsauswahl, Open Access-Publikationen, Finanzierung und viele mehr.4

Fazit

Das Wissen um die Bedeutung und Relevanz von Informationskompetenz ist in den letzten Jahren sowohl in der Gesellschaft als auch in Bibliotheken stark gewachsen. Informationskompetent zu sein, beginnt im Kindesalter und geht รผber die Schule bis hin zu Ausbildung und Studium hinein ins Lebenslange Lernen und in die Fort- und Weiterbildung. Daher ergeben sich zahlreiche Handlungsfelder, um alle Lebensphasen mit pรคdagogischen Angeboten abzudecken. Informationskompetenz stellt eine Schlรผsselqualifikation dar und ist damit Voraussetzung fรผr erfolgreiches Lernen, Studieren und Forschen.

  1. Informationskompetenz: IK kurz erklรคrt. Online unter: https://www.informationskompetenz.ch/de/ik-kurz [Abruf am 16.11.2024] โ†ฉ๏ธŽ
  2. Informationskompetenz: Referenzrahmen Informationskompetenz. Online unter:
    https://www.informationskompetenz.de/index.php/referenzrahmen/
    [Abruf am 29.11.2024] โ†ฉ๏ธŽ
  3. Engelkenmeier, U., Keller-Loibl, K., Schmid-Ruhe, B. & Stang, R. (2024). Handbuch Bibliothekspรคdagogik. Berlin, Boston: De Gruyter Saur. https://doi.org/10.1515/9783111032030 [Abruf am 16.11.2024] โ†ฉ๏ธŽ
  4. Sรผhl-Strohmenger, W. (2016). Handbuch Informationskompetenz. Berlin, Boston: De Gruyter Saur. https://doi.org/10.1515/9783110403367 [Abruf am 16.11.2024] โ†ฉ๏ธŽ

[WEBLAB] AO3 als digitale Bibliothek fรผr Fanfictions

von Helena Seufferth und Liana Neufeld

AO3 ist eine werbefreie Online-Plattform, die von der gemeinnรผtzigen Organisation „Organization for Transformative Works“ (OTW) betrieben wird und Fans eine sichere Umgebung bietet, um Fanfiction, Fanart und andere kreative Werke zu teilen. Hier erfรคhrst du mehr รผber Ao3 und dessen Finanzierung, die OTW selbst und die Nutzung von Ao3.

Inhaltsverzeichnis

Abbildung mit AO3-Logo

Jose Gonzalez-Campelo/The Cougar

AO3, oder Archive of Our Own, ist eine Online-Plattform, die es Nutzern ermรถglicht, Fanfiction, Fanart und andere kreative Werke zu verรถffentlichen, die auf bestehenden Fandoms basieren. Die Website wurde 2008 von der Organization for Transformative Works (OTW) ins Leben gerufen, mit dem Ziel, eine sichere und respektvolle Umgebung fรผr Fan-Inhalte zu schaffen. Archive of Our Own hat sich seitdem zu einer der grรถรŸten und bekanntesten Plattformen fรผr Fanfiction entwickelt und bietet eine breite Palette an Genres, Fandoms und Formaten. Das Archive umfasst inzwischen รผber 63.000 Fandoms die von Harry Potter bis zu Homers Odysee reichen.

Infografik zur Verteilung der Fandoms auf AO3
AO3 Fandom Statistik / Helena Seufferth1

Fanfiction ist eine Art von kreativen Geschichten, die von Fans eines bestimmten Films, Buchs, Spiels oder einer anderen Medienreihe geschrieben werden. Diese Geschichten basieren auf den Charakteren, der Welt oder der Handlung des Originals, wobei die Autoren oft ihre eigenen Handlungen und Szenarien erfinden oder die Charaktere weiterentwickeln. Fanfiction ist eine Form des โ€žtransformative worksโ€œ, bei der Fans ihre eigenen Ideen und Vorstellungen in bestehenden Universen ausdrรผcken.

Eine der ersten bekannten modernen Fanfiction-Geschichten stammt aus dem Fandom von Star Trek und wurde 1967 im Fanzine Spockanalia verรถffentlicht. Dieser Text gilt als Startpunkt der heutigen Fanfiction-Kultur.

Im Kern ist AO3 eine digitale Bibliothek, in der Fans ihre Werke in einer Vielzahl von Kategorien und Beschreibungen prรคsentieren kรถnnen. Die Plattform ist besonders dafรผr bekannt, dass sie eine weite kreative Freiheit fรถrdert. Hier kรถnnen Autorinnen und Autoren ihre Geschichten in ihrem eigenen Tempo und ohne kommerziellen Druck verรถffentlichen. Dies fรผhrt zu einer enormen Vielfalt an Inhalten, von rein phantastischen Erzรคhlungen bis hin zu komplexen, politisch und sozial relevanten Werken.

Ein weiteres wichtiges Element von AO3 ist, dass es werbefrei und kostenlos zugรคnglich ist. Die Finanzierung der Plattform erfolgt grรถรŸtenteils durch Spenden und die Unterstรผtzung von Nutzerinnen und Nutzern. Die Unabhรคngigkeit von kommerziellen Interessen ist ein zentraler Bestandteil von AO3. Das stellt sicher, dass die Plattform allein im Dienst der Fandom-Community steht und frei von externen Einflรผssen bleibt. Dadurch bleibt AO3 ein geschรผtzter Raum fรผr Autoren und ihre Werke.

Die Organization for Transformative Works (OTW) ist eine anerkannte gemeinnรผtzige Organisation, die sich der Unterstรผtzung und dem Schutz von Fans und deren kreativen Arbeiten widmet. Sie wurde 2007 von einer Gruppe von Fans und Aktivist*innen gegrรผndet, die die Bedeutung von Fan-Kultur anerkannten und sicherstellen wollten, dass diese Werke nicht nur akzeptiert, sondern auch respektiert und geschรผtzt werden, besonders im Hinblick auf Urheberrechtsfragen.

1. Fรถrderung von Fan-Kultur: OTW setzt sich dafรผr ein, dass Fan-Kreationen, wie Fanfiction, Fanvideos, Fanart und andere transformative Werke, als wertvolle Ausdrucksformen anerkannt werden.

2. Rechtsvertretung und Schutz von Fan-Werken: Ein zentrales Anliegen der OTW ist der Schutz von Fans vor rechtlichen Herausforderungen, die ihre Werke betreffen kรถnnten. Die OTW bietet rechtliche Beratung und setzt sich in der รถffentlichen Debatte fรผr die Rechte von Fans ein.

3. Plattformen zur Verรถffentlichung von Fanwerken: Die OTW betreibt Archive of Our Own (AO3). Diese Plattform ermรถglicht es Fans, ihre Werke zu verรถffentlichen und mit anderen zu teilen, ohne dass sie kommerziellen Zwรคngen oder Zensur ausgesetzt sind.

4. Wissenschaftliche Arbeit und Forschung: Die OTW ist auch in der akademischen Welt aktiv. Sie verรถffentlicht die Fachzeitschrift „Transformative Works and Cultures“, die sich mit der Untersuchung und Analyse von Fandoms, Fan-Arbeiten und verwandten Themen beschรคftigt.

  

Weitere Projekte der OTW:

Fanlore

Dies ist eine Wiki-Plattform, die von der OTW betrieben wird und als umfassendes Archiv fรผr die Geschichte und Entwicklung von Fandoms und Fan-Kultur dient.

Legal Advocacy

Die OTW ist in verschiedenen juristischen Auseinandersetzungen involviert und bietet unter anderem eine rechtliche Beratung fรผr Fan-Aktivisten an, die durch die Erstellung von Fan-Arbeiten rechtlichen Problemen ausgesetzt sind.

Publications

Neben der wissenschaftlichen Zeitschrift „Transformative Works and Cultures“ verรถffentlicht die OTW auch andere Dokumente und Berichte, die sich mit der rechtlichen, kulturellen und sozialen Bedeutung von Fan-Werken beschรคftigen.

AO3 bietet eine Vielzahl von Funktionen, die es den Nutzenden ermรถglicht, Fanfictions und andere kreative Werke auf eine strukturierte und flexible Art zu verรถffentlichen, zu entdecken und zu Teilen. Geschichten kรถnnen mit einer Vielzahl von Tags versehen werden, die sowohl den Inhalt (z.B. Charaktere, Paare, Themen) als auch die Art des Werks (z.B. Romantik, Angst, AU โ€“ Alternate Universe) beschreiben. Dies ermรถglicht es Lesern, gezielt nach bestimmten Arten von Geschichten zu suchen.

Funktionen:

Profile

Schritt 1: Registrierung

Einladung notwendig: AO3 arbeitet mit einem Einladungssystem. Du kannst dich auf eine Warteliste setzen lassen oder eine Einladung von einem bestehenden Nutzer anfordern.

Schritt 2: Konto erstellen

Fรผlle die Registrierung aus und vergieb Benutzername, Passwort und E-Mail-Adresse

Schritt 3: Profil personalisieren

Sobald dein Konto erstellt ist, kannst du dein Profil bearbeiten unter „My Preference“:

Profilansicht auf AO3

Profil-Privatsphรคre: Du kannst festlegen, ob dein Profil รถffentlich einsehbar ist oder nur fรผr angemeldete Nutzer sichtbar sein soll.

Eigene Werke

Alle Werke, die du hochgeladen hast, werden hier gelistet. Sie sind nach Verรถffentlichungsdatum sortiert und zeigen Titel, Fandoms und eine Kurzbeschreibung an.

Lesezeichen

Zeigt Werke, die du gespeichert hast (siehe interaktive Funktionen)

Serien

Falls du eine Reihe miteinander verbundener Werke erstellt hast, wird diese hier ebenfalls angezeigt.

Gesammelte Werke

Werke, die du fรผr Sammlungen eingereicht hast, erscheinen in einem separaten Abschnitt.

Interaktionen

Du kannst sehen, wer dir Kudos gegeben oder Kommentare hinterlassen hat (siehe

interaktive Funktionen)

Hochladen
  1. Anmeldung: Du musst ein Benutzerkonto haben und eingeloggt sein
  2. Hochladen starten: Klicke auf „Post“ und „New Work“ oben rechts in der Navigation
  3. Details angeben: Titel, Zusammenfassung, Sprache, ….
  4. Text einfรผgen
  5. Tags und Kategorien wรคhlen: Fรผlle die Felder wie โ€žFandomโ€œ, โ€žCharaktereโ€œ, โ€žBeziehungenโ€œ und โ€žZusรคtzliche Tags“ aus und vergib ein Rating und Warnungen (mehr Informationen unnter dem ?)
  6. Verรถffentlichen: รœberprรผfe alles und klicke auf โ€žPostenโ€œ
Titelseite AO3
2. Schritt: Hochladen Starten
Werkdetailsansicht AO3
3 Schritt: Details angeben
Tag-Vergabe auf AO3
5 Schritt: Tags Vergeben
Tagging und Kategorisierung

AO3 verfรผgt รผber ein sehr vielseitiges und effizientes System zurm Tagging und zur Kategorisierung bekannt, das es Nutzer*innen erlaubt, Inhalte gezielt zu durchsuchen und zu organisieren.

Was sind Tags?

Tags sind Schlรผsselwรถrter oder Phrasen, die eine Fanfiction beschreiben. Sie kรถnnen Charaktere, Beziehungen, Genres, Tropes, Warnungen oder sogar spezifische Details zur Handlung umfassen. AO3 erlaubt den Autor*innen freie Hand bei der Tag-Wahl, was zu kreativen und manchmal humorvollen Beschreibungen fรผhrt.

  1. Charakter-Tags: Diese Tags bezeichnen die Charaktere, die in der Geschichte vorkommen, wie zum Beispiel โ€žSherlock Holmesโ€œ, โ€žAragornโ€œ oder โ€žLuna Lovegoodโ€œ.
  2. Beziehungs-Tags: Hier geht es um die Beziehungen zwischen den Charakteren. Zum Beispiel โ€žHermione Granger/Ron Weasleyโ€œ , bedeutet, dass diese Charaktere in der Fanfiction eine romantische Beziehungen miteinander haben. GleichermaรŸen werden Tags wie „Harry Potter & Ron Weasley“ benutzt, um eine freundschaftliche Beziehung zwischen Charakteren auszudrรผcken.
  3. Genre-Tags: Diese Tags helfen, die Art der Geschichte zu definieren. Ein Tag wie โ€žRomanceโ€œ, โ€žActionโ€œ oder โ€žAngstโ€œ gibt dir eine Vorstellung davon, welchem Hauptthema die Geschichte folgt.
  4. Warnungen und Inhalts-Tags: Auf AO3 gibt es auch Tags, die auf bestimmte Inhalte hinweisen, die fรผr manche Leser unangenehm sein kรถnnten. Beispiele sind โ€žViolenceโ€œ (Gewalt) oder โ€žExplicitโ€œ (fรผr explizite, sexuell anstรถรŸige Inhalte). Diese Tags dienen dazu, vor bestimmten Themen zu warnen, sodass Leser entscheiden kรถnnen, ob sie diese Art von Inhalten lesen mรถchten oder nicht.
  5. Sonstige Tags: Es gibt auch viele andere Tags, die spezifischere Themen oder Tropes (Klisches, typische Storyelemente) abdecken, wie zum Beispiel โ€žFake Relationshipโ€œ oder โ€žFriends to Loversโ€œ. Diese Tags zeigen dem Nutzer, welche Art von Geschichte (Storyline) man erwarten kann.

Kategorisierung

Die Kategorisierung von Werken baut auf den vergebenen Tags der Autoren auf. Durch diese werden alle Fanfictions klar strukturiert und fรผr die Nutzer leichter zugรคnglich gemacht. Kategorisierungen sorgen dafรผr, dass Leserinnen schnell und einfach genau das finden kรถnnen, was sie suchen โ€“ und vermeiden kรถnnen, was sie nicht lesen mรถchten.

  1. Fandom: Fandoms bezeichnen das grundlegende Werk , auf dessen Basis die Fanfiction entstanden ist. Zum Beispiel ist ein Fandom „Star Wars“, dass bedeutet dann, dass alle Fanfictions mit diesem Tag auf dem original Werk von George Lucas basieren.
  2. Kategorisierung der Beziehung: Dieser Aspekt erweitert etwas den Charakter-Tag, wo zum Beispiel „Hermione Granger/Ron Weasley“ eine Beziehung ausdrรผckt, ein Tag wie „M/F“ eine Male/Female-Beziehung kennzeichnet, unabhรคngig der Charaktere innerhalb der gewรคhlten Fandom.
  3. Altersfreigabe: Hier legt der Autor seine Zielgruppe fest, damit Lesende altersangemessene Inhalte finden. Zum Beispiel „GA“ (General Audience) markiert Werke die fรผr alle gedacht sind, oder „E“ (explicit) fรผr Fanfictions mit expliziten Inhalten, die vielleicht nicht allen Lesenden Zusagen.
  4. Inhaltsbeschreibende Tags: Autoren kรถnnen hier Warnhinweise hinterlegen, die Lesern wichtige Informationen รผber potenziell belastende oder unangenehme Themen geben. Aber auch generelle Klischees der Geschichte („Enemies to Lovers“, „Romance“) sind darstellbar.
  5. Werkbezogene Informationen: Darunter fallen Dinge wie die Werkssprache, die Wort- und Kapitelzahl und der Fertigstellungsstatus (zeigt an, ob eine Fanfiction schon vollstรคndig ist oder noch updates kommen). รœber diese Angaben kรถnnen Nutzer filtern, wenn sie nur bestimmte Werke angezeigt bekommen wollen.
Ratings und Filter
Ratings und Filter auf AO3

Auf AO3 werden alle Werke mit einem Rating versehen, das auf einen Blick zeigt, fรผr welche Altersgruppe die Fanfiction gedacht ist, welche Beziehung zwischen Charakteren besteht, welchen Status das Werk hat und welche Inhaltswarnung man beachten sollte.

Zum Beispiel definiert sich die Altersgruppen Angabe von โ€žGeneral Audiencesโ€œ (fรผr alle geeignet) bis hin zu โ€žExplicitโ€œ. So kรถnnen Leser*innen gezielt Inhalte auswรคhlen, die ihren Vorlieben entsprechen.

Filtern:

Die umfangreiche Filterfunktion von AO3 ermรถglicht eine einfache und effiziente Suche innerhalb der groรŸen Auswahl an Werken. Man kann Geschichten anhand verschiedener Kriterien wie Sprache, Genre, Tags oder Charakteren eingrenzen. Zusรคtzlich besteht die Mรถglichkeit, nach der Lรคnge der Werke, ihrem Verรถffentlichungsdatum oder ihrem Abschlussstatus zu filtern. Dank dieser Optionen kรถnnen Leser mรผhelos Inhalte finden, die ihren spezifischen Interessen und Vorlieben entsprechen.

Filteranzeige auf AO3
Interaktive Funktionen

Kommentare: Leser:innen kรถnnen direkt unter einem Werk Feedback hinterlassen. Du wirst benachrichtigt, wenn jemand unter denem Werk kommentiert.

Kommentarbereich AO3

Kudos: Eine Art โ€žGefรคllt mirโ€œ-Funktion. Ein einfacher Weg fรผr Leser:innen, ihre Wertschรคtzung zu zeigen

Kudo-Button A03

Lesezeichen: Mit einem Klick kรถnnen Nutzer:innen Werke fรผr spรคter als sogenannte Bookmarks speichern. Diese kรถnnen auch private angelegt werden.

Lesezeichen-Anzeige AO3

Lesezeichen bzw. Bookmarks kรถnnen dann im eigenen Profil gefunden und durchsucht werden.

Bookmark-Liste auf AO3

Sammlungen: Von Nutzern kuratierte Gruppen von Werken, um Fanfictions zu einem bestimmten Thema oder Fandom an einem Ort zu bรผndeln oder Autoren, die aufeinander folgende Werke so kennzeichnen.

Werke Sammlung AO3
Werke-Sammlung AO3

Zusรคtzlich zu den kreativen Aspekten hat AO3 eine bedeutende soziale und kulturelle Rolle innerhalb von Fandoms und der Popkultur insgesamt eingenommen. Viele Werke, die ursprรผnglich auf AO3 verรถffentlicht wurden, haben die Grenzen von Fandoms รผberschritten und breitere Anerkennung in der Mainstream-Kultur erlangt. Ein Beispiel dafรผr ist Fifty Shades of Grey von E.L. James, das ursprรผnglich als Twilight-Fanfiction unter dem Titel „Master of the Universe“ verรถffentlicht wurde. Diese Geschichte interpretierte die Figuren Edward und Bella neu und wurde spรคter angepasst, um urheberrechtliche Konflikte zu vermeiden. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist die After-Reihe von Anna Todd, die zunรคchst als Fanfiction รผber die Boyband One Direction auf Wattpad verรถffentlicht wurde.

โ€œThe writing I admire most is fanfiction. Some of the best โ€˜booksโ€™ Iโ€™ve read have been fanfiction because you see that love and you see that dedication.โ€

– Susana Ciuperciuc (Fanfiction writer) 2

Die Plattform verfolgt eine โ€žNo censorshipโ€œ-Politik, die es Nutzern erlaubt, Werke zu erstellen, die in vielen Fรคllen kontroverse oder explizite Themen behandeln, die auf anderen Plattformen mรถglicherweise nicht willkommen wรคren. Das bedeutet jedoch auch, dass AO3 eine Verantwortung gegenรผber seiner Nutzerbasis trรคgt, etwa durch die Einfรผhrung von Warnhinweisen und durch die Mรถglichkeit fรผr Autoren, ihre Werke als โ€žMatureโ€œ oder โ€žExplicitโ€œ zu kennzeichnen, um sicherzustellen, dass Inhalte fรผr ein geeignetes Publikum zugรคnglich sind.

AO3 und die OTW sehen Fan-Werke als transformative Werke. Diese sind durch die rechtliche Regel von Fair Use in den USA oder Fair Dealing in anderen Lรคndern geschรผtzt. Diese Regeln erlauben es Fans, bestehende Charaktere, Welten und Geschichten auf kreative Weise neu zu gestalten. Das verletzt keine Urheberrechte, solange die Werke nicht kommerziell sind und eine originelle Sicht oder Analyse enthalten.

„Fan Fiction vs. Copyright – Q&A with Rebecca Tushnet“ vom Kanal ReasonTV; englischsprachig

Zusammenfassend lรคsst sich sagen, dass Archive of Our Own eine zentrale Rolle in der Welt der Fanfiction und der Fan-Kultur spielt. Es bietet eine groรŸzรผgige und unzensierte Plattform fรผr Fans, ihre Werke zu verรถffentlichen und mit anderen zu interagieren. AO3 hat sich zu einem wichtigen Teil der digitalen Landschaft entwickelt, der nicht nur die Grenzen zwischen Fandom und Mainstream-Kultur verwischt, sondern auch eine inklusive und respektvolle Gemeinschaft fรถrdert.

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Weitere interessante Beitrรคge finden Sie hier:

Die Pflichtablieferung – Pflicht als bibliothekarische Erwerbungsart

Library of Congress – รœberblick รผber 178 Millionen Medien behalten

  1. AO3 Fandom Statistik basiert auf den Daten aus folgendem Dokument: https://archiveofourown.org/works/52921651 โ†ฉ๏ธŽ
  2. Mao Reynolds (2024).Flair for Fanfiction: Students See Their Work as an Art Form. https://loyolaphoenix.com/2024/03/flair-for-fanfiction-students-see-their-work-as-an-art-form/ โ†ฉ๏ธŽ

Archive of Our Own (2024).2024 Budget Update. https://archiveofourown.org/admin_posts/30520

Boyd, Sarah (2020)The Archive of Our Own and the Stakes of Publishing Fanfiction.http://hdl.handle.net/1893/33600

Castello, Jay (2022). Archive of Our Ownโ€™s 15-year journey from blog post to fanfiction powerhouse. https://www.theverge.com/2022/8/15/23200176/history-of-ao3-archive-of-our-own-fanfiction

Fanlore (2024) Archive of Our Own. https://fanlore.org/w/index.php?title=Archive_of_Our_Own&oldid=2711718

Hodges, Bebe (o.J.) Interested in fan fiction? Hereโ€™s what you need to know to start. https://eu.usatoday.com/story/entertainment/books/2024/01/02/what-is-fan-fiction/72025122007/

Organization for Transformative Works (o.J.) About the OTW. https://www.transformativeworks.org/about_otw/

Organization for Transformative Works (o.J.) FAQ. https://www.transformativeworks.org/faq/

Organization for Transformative Works (2014) Introduction to the OTW. https://www.youtube.com/watch?v=PNd2YzVeGZE

Organization for Transformative Works (o.J.) Our Projects. https://www.transformativeworks.org/our-projects/

Organization for Transformative Works (o.J.) What we belive. https://www.transformativeworks.org/what_we_believe/

Riley, Olivia (2015) Archive of Our Own and the Gift Culture of Fanfiction. https://hdl.handle.net/11299/175558

[WEBLAB] Escape Rooms in wissenschaftlichen Bibliotheken

Verรถffentlicht von

Esther Schrรถder & Lisa Bรถging

Dieser Titel eines Vortrags des 8. Bibliothekskongresses greift ein Problem auf, das alle Schulenden in Bibliotheken kennen: Eine โ€šKeinen Bockโ€˜-Haltung bei den meisten Teilnehmenden unserer Bibliothekseinfรผhrungen. Als Lรถsungsansatz dieses Problems zeichnen sich aktuell pรคdagogische Escape Rooms ab, die nicht nur Teamarbeit und das Lรถsen von Problemen fรถrdern, sondern vor allem die Mรถglichkeit bieten, Informationskompetenz interaktiv zu vermitteln .

Wie das funktionieren soll? Dafรผr wird in diesem Blogbeitrag zunรคchst der theoretische Hintergrund beleuchtet, bevor die Konzeption und Herausforderungen eines Escape Rooms dargestellt werden. Ein Interview mit Giulia Stella und Yvonne Voigt, den Entwicklerinnen des Escape Rooms aus der Staats- und Universitรคtsbibliothek Bremen (SuUB Bremen), sorgt fรผr direkte Einblicke in die Entstehung. So soll ein besonderer Praxisbezug gewรคhrleistet werden.

Inhalt

Was sind Escape Rooms?

Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich mit Freunden in einem abgeschlossenen Raum und nur mit Scharfsinn und Teamarbeit kรถnnen Sie dem Raum entfliehen. Willkommen in der Welt des Escape Rooms!

Das Konzept ist einfach. Ein Team von Teilnehmenden wird in einen thematisch gestalteten Raum „eingesperrt“ und muss innerhalb einer vorgegebenen Zeit eine Reihe von Rรคtseln lรถsen, um zu „entkommen“. Diese Spiele haben in der Regel ein bestimmtes Szenario und kรถnnen an fast jede Anforderung angepasst werden. Dabei ist es auch mรถglich, vom klassischen Ausbruchs-Szenario abzurรผcken. Mystery-Settings, in denen TรคterInnen gejagt oder aufgehalten werden oder die Suche nach einem wichtigen Gegenstand, lassen sich ebenfalls in dieses Genre einordnen. Durch diese Flexibilitรคt ist in den letzten Jahren in den USA der Trend aufgekommen, Escape Rooms in Bibliotheken als Methode fรผr Schulungen oder Einfรผhrungsveranstaltungen zu nutzen. Seit einigen Jahren wird das auch in Deutschland versucht.

Unter anderem hat sich die SuUB Bremen an die Entwicklung eines Escape Rooms gewagt und konnte ihr Ergebnis erfolgreich in ihren Schulungsalltag integrieren. Im Interview mit Giulia Stella und Yvonne Voigt benennen beide als groรŸen Motivationsfaktor fรผr die Erstellung des Escape Rooms eine Abneigung gegen Frontal-Unterricht. Es ist ihnen wichtig, den Teilnehmenden zu vermitteln, dass eine Schulung in der Bibliothek mehr ist, als nur vorne zu stehen und zu erzรคhlen.

Escape Rooms – Online oder Prรคsenz?

Durch ihre Vielseitigkeit lassen sich Escape Rooms sowohl in Prรคsenz als auch online durchfรผhren. Ein Beispiel fรผr einen Online Escape Room hat die UB Marburg 2020 ins Leben gerufen.

Aber welche Form ist besser? Eine der wenigen Studien, die sich mit dieser Frage befasst hat, hat ermittelt, dass den Teilnehmenden beider Formen neues Wissen vermittelt wurde. Tatsรคchlich konnte ein leicht hรถherer Wissenszuwachs bei den Teilnehmenden des physischen Escape Rooms festgestellt werden. Spannend ist hierbei auch, dass das virtuelle Gegenstรผck als etwas schwieriger und stressender wahrgenommen wurde, obwohl es sich um denselben Escape Room handelte.


Wie kรถnnen pรคdagogische Escape Rooms funktionieren: Die Theorie dahinter

Lernen durch Escape Rooms klingt zunรคchst abstrakt. Wie kann das auf einer pรคdagogischen Ebene funktionieren? Die folgenden Faktoren, die in Escape Rooms gegeben sind, begรผnstigen eine erfolgreiche Wissensaufnahme und zeigen Vorteile von Escape Rooms in Bibliotheken auf.

Lernfaktor SpaรŸ

Freude als Schlรผssel zur Wissensaufnahme

SpaรŸ spielt eine zentrale Rolle im Lernprozess und ist weit mehr als nur ein angenehmer Nebeneffekt. Er wirkt als starker Motivationsfaktor, sowohl fรผr Lernende als auch fรผr Lehrende, um neue Kenntnisse und Fรคhigkeiten, zu erwerben. Gleichzeitig fรถrdert er die Konzentration, was die Verarbeitung und Aufnahme von neuem Wissen erheblich erleichtert. Dieses durch Freude geschaffene, soziale und unterstรผtzende Lernumfeld trรคgt ebenfalls maรŸgeblich dazu bei, einen Grundstein fรผr nachhaltiges und effektives Lernen zu legen.


Problemlรถse-Kompetenz

Kreativitรคt fรถrdern

Die Flexibilitรคt, verschiedene Ansรคtze zur Lรถsung von Problemen auszuprobieren, stรคrkt die Kreativitรคt und das kritische Denken der Teilnehmenden. Indem sie eigene Wege erkunden, entwickeln sie die wertvolle Fรคhigkeit Probleme zu lรถsen, die weit รผber eine Schulung hinausreichen.


Teamwork verbessern

Teamwork und Kommunikation durch Escape Rooms fรถrdern

Escape Rooms, ob physisch oder virtuell, bieten vielseitige Mรถglichkeiten, um Teamarbeit und Kommunikation zu stรคrken. Sie lassen sich flexibel an nahezu jedes Thema anpassen, sei es, um Wissen zu vermitteln, Gemeinschaft zu fรถrdern, Verbindungen aufzubauen oder einfach fรผr unterhaltsame Erlebnisse zu sorgen.


Individuelles Lernen

Lernen durch eigene Lรถsungen

Indem Teilnehmende Puzzles und Rรคtsel eigenstรคndig lรถsen, gestalten sie ihren Lernprozess aktiv und bauen ihr Wissen selbst ohne direkte Vorgaben auf. Diese spielerische Methode stรคrkt ihre Eigenverantwortung, schafft eine dynamische Lernumgebung und fรผhrt zu einem tieferen Verstรคndnis der Inhalte. Gleichzeitig steigert sie die Motivation, da die Lernenden die Kontrolle รผber ihren Bildungsweg รผbernehmen kรถnnen.


Hemmschwellen abbauen

Library Anxiety รผberwinden: Die Bibliothek neu erleben

Library Anxiety ist ein Begriff, der die Angst vor der Nutzung von Bibliotheken beschreibt. Betroffene fรผhlen sich oft durch die GrรถรŸe und den Aufbau der Bibliotheken รผberfordert oder haben Angst, Mitarbeitende aus Bibliotheken um Hilfe zu bitten.

Hier kann der Escape Room als spielerische und unterhaltsame Aktivitรคt ansetzen. Er bietet den Teilnehmenden die Mรถglichkeit, ihre ร„ngste vor Bibliotheken abzubauen. Sie lernen die Bibliothek als einen einladenden Ort kennen, der weit mehr ist als eine Sammlung von Bรผchern, Studienmaterialien und Technologien. Dazu berichten Koelling und Russo, die selbst einen Escape Room fรผr die University of New Mexico konzipierten, folgendes:

โ€žAls die Teilnehmenden in das Spiel eintauchten, verschwanden die Grenzen zwischen uns und ihnen. [โ€ฆ] Die Freude, einen Hinweis zu finden, war fรถrmlich spรผrbar โ€“ manchmal in Form von aufgeregtem Durcheinander, manchmal in konzentrierter Stille, durchbrochen von gelegentlichen Jubelschreien. Am Ende des Workshops war jegliche Spannung verschwunden. Wir hatten ihr Vertrauen gewonnen.โ€œ


Escape-Rooms entwickeln

Ein Konzept entwickeln:

Der effektivste Ansatz, um einen Escape-Room zu entwickeln, ist das sogenannte „Backward-Design“. Dabei beginnt man mit den gewรผnschten Lernergebnissen und skizziert die angestrebten Resultate. AnschlieรŸend wird festgelegt, welche Hinweise oder Aufgaben zeigen, dass die Teilnehmenden diese Ergebnisse erreicht haben. Dieser methodische Ansatz stellt sicher, dass der Escape-Room nicht nur spannend, sondern auch auf die gewรผnschten Lernziele abgestimmt ist. Daran haben sich auch die Kolleginnen aus der SuUB orrientiert:

Bei der Erstellung gilt die Devise: Einfachheit ist der Schlรผssel. Hierbei wird geraten sich im Zweifel fรผr den klareren Weg zu entscheiden, um die Teilnehmenden nicht zu frustrieren.
Fรผr die Konzeption geben Giulia Stella und Yvonne Voigt den Tipp, ausreichend Zeit fรผr die Erstellung und die Testphase einzuplanen. Andernfalls wรผrden schnell Ungereimtheiten aufkommen oder Aspekte aufgegriffen, die anschlieรŸend nie wieder auftauchen. Auch geben sie zu bedenken, dass gerade im Planungsstadium Austausch und Offenheit gegenรผber neuen Ideen besonders wichtig sind. So kรถnnen die besten Ideen entstehen.

Entwicklung der Rรคtsel

Bei der Entwicklung der einzelnen Rรคtsel gilt, was immer gilt: offen fรผr alles sein. So habe ihnen eine Fortbildung zu Escape Rooms und Rรคtseltypen, ein kommerzieller Escape-Koffer sowie persรถnliches Interesse geholfen. So berichtete Giulia Stella, sie spiele Videospiele mit Escape- oder Rรคtsel-Komponenten, die sie bei der Entwicklung der Rรคtsel inspiriert hรคtten.

Um Spannung zu erhalten ist es wichtig, keine losen Enden bei den Rรคtseln zu lassen. Im Idealfall sollten alle Rรคtsel nicht nur die jeweiligen Lernziele erfรผllen, sondern auch wieder aufgegriffen werden. So kann zum Beispiel die Lรถsung eines Rรคtsels als Teil der Lรถsung eines Endrรคtsels oder aber als benรถtigter Hinweis fรผr das nรคchste Rรคtsel dienen. Wird ein Rรคtsel nicht wieder aufgegriffen, sind die Teilnehmenden schneller demotiviert. So berichteten auch Yvonne Voigt und Giulia Stella:


Einen Lรถsungsansatz fรผr dieses Problem bieten die drei klassischen Rรคtsel-Strukturen nach Nicholson:

Die offene Rรคtselstruktur

Offene Rรคtselstruktur fรผr Escape Rooms

Bei dieser Struktur werden zahlreiche eigenstรคndige Rรคtsel im Raum platziert, die von den Spielenden gleichzeitig gelรถst werden kรถnnen. Jedes erfolgreich gelรถste Rรคtsel liefert einen Teil zur Lรถsung des abschlieรŸenden Rรคtsels.

Ein Nachteil ist, dass der Schwierigkeitsgrad nicht kontinuierlich gesteigert werden kann, da die Reihenfolge, in der die Rรคtsel bearbeitet werden, nicht festgelegt ist.

Die sequentielle Rรคtselstruktur

sequentielle Rรคtselstruktur fรผr Escape rooms

Die sequentielle Struktur hingegen fรผhrt die Spielenden Schritt fรผr Schritt durch das Spiel. Sie beginnen mit einem Rรคtsel, dessen Lรถsung sie zum nรคchsten fรผhrt, und so weiter, bis sie schlieรŸlich das finale Rรคtsel erreichen. Diese Struktur eignet sich besonders gut fรผr kรผrzere Escape Rooms.

Die pfadbasierte Rรคtselstruktur

pfadbasierte Rรคtselstruktur fรผr Escape rooms

Die pfadbasierte Struktur besteht aus mehreren Sequenzen, bei denen jede gelรถste Aufgabe einen wichtigen Beitrag zur Lรถsung des finalen Rรคtsels leistet. Nach der Lรถsung eines Teilrรคtsels gelangen die Spielenden entweder zum nรคchsten Master-Rรคtsel oder sie erreichen direkt das Ziel des Spiels. Diese Struktur eignet sich besonders fรผr grรถรŸere Teams, da die Spielenden in kleinen Gruppen parallel an den unterschiedlichen Pfaden arbeiten kรถnnen.

Weitere Rahmenbedingungen

Zeitlicher Aspekt

Spieldauer

Die Dauer des Escape Rooms sollte bei der Planung immer im Hinterkopf behalten werden. In der SuUB Bremen war das Zeitfenster bereits durch die normale Schulungsdauer vorgegeben. Die zur Verfรผgung stehenden 90 Minuten sind auf 60 Minuten aktive Spielzeit und 30 Minuten Nachbereitung aufgeteilt. So ist es nicht dramatisch, wenn ein Team etwas lรคnger fรผr die Lรถsung der Rรคtsel benรถtigt und die schnelleren Teams haben im Anschluss noch Gelegenheit, das Gelernte umzusetzen. Aus der Literatur geht hervor, dass bibliothekarische Escape Rooms in der Regel fรผr 45 bis 75 Minuten aktive Spielzeit konzipiert sind.


Ziel/Zielgruppe

Ausrichtung der Escape Rooms auf das Lernziel

Das Szenario ist fรผr eine Einfรผhrungsveranstaltung fรผr SchรผlerInnen und Studierende gedacht, berichteten die Kolleginnen aus der SuUB Bremen. So war ausschlaggebend:

โ€žUns war es wichtig, ein Konzept zu haben, das die allgemeine, alltรคgliche Nutzung darstellt. Das Recherchieren im Katalog, das Einloggen ins Bibliothekskonto, gegebenenfalls die Ausleihe und das finden eines Buches im Regal, also rรคumliche Orientierung. Weil das eben die Sachen sind, die faktisch passieren mรผssen, wenn die Leute bei uns in die Rรคume kommen. Und das war fรผr uns eben das Wichtigste am ganzen Spiel, dass die Teilnehmenden am Ende mit einem realitรคtsbezogenen Mehrwert rausgehen.โ€œ

Thema/ Narrativ

Narrativ anpassen

Die Motivation, Escape Rooms zu gestalten oder daran teilzunehmen, wird nicht unbedingt durch die Realitรคtsnรคhe der Szenarien bestimmt. Vielmehr stehen der Erwerb und die Anwendung von Wissen und Fรคhigkeiten aus den jeweiligen Themenbereichen im Vordergrund. Oft รผberwiegt hierbei der Lern- und Erlebniswert eines Escape Rooms die tatsรคchliche Relevanz des gewรคhlten Szenarios. Bei der Entwicklung eines Themas kann es hilfreich sein, aktuelle Trends zu berรผcksichtigen und diese kreativ einzubinden.

Es ist wichtig, ein Thema zu wรคhlen, das sowohl die Interessen der Zielgruppe anspricht als auch die Ressourcen der Bibliothek sinnvoll einbindet. So kann ein fesselndes Narrativ Lernen und Unterhaltung miteinander verknรผpfen. Dabei sollte eine durchgรคngige und stimmige Erzรคhlung vorhanden sein, um die Teilnehmenden zu fesseln und ihnen ein umfassendes Abenteuer zu bieten.

Beispiel: besondere Ressourcen einbinden

Ein gelungenes Beispiel fรผr ein Escape Game bietet das John Jay College of Criminal Justice. Das Murder-Mystery basiert auf einem historischen Mordfall, wodurch Prozessabschriften und weitere Materialien aus den Sondersammlungen der Bibliothek integriert werden. Viele Bibliotheksnutzende kennen diese besonderen Ressourcen nicht, sodass ein Narrativ wie dieses die Bekanntheit speziellerer Bestรคnde erhรถht.

Beispiel: Interesse der Zielgruppe ansprechen

Im Zentrum des Escape Games der SuUB Bremen steht eine Gruppe, die eine Hausarbeit geschrieben hat, deren Deadline ansteht. Jedoch hat eine Kommilitonin/Mitschรผlerin, vergessen diese abzugeben. Um die Hausarbeit doch noch rechtzeitig einreichen zu kรถnnen, muss die Gruppe verschiedene Rรคtsel lรถsen. Dieses Szenario ist fรผr alle Teilnehmenden gut nachvollziehbar und kann leicht an die Zielgruppe angepasst werden. So ist es bei einer SchรผlerInnengruppe eine Mitschรผlerin und bei einer Gruppe Studierender eine Kommilitonin.


Rรคumlichkeiten

Der Ort des Geschehens

Die GrรถรŸe des Raums beeinflusst direkt die GrรถรŸe der Gruppen, die daran teilnehmen kรถnnen. Je grรถรŸer der Raum, desto mehr Personen kรถnnen problemlos zusammenarbeiten. Es ist jedoch wichtig, sicherzustellen, dass genรผgend Hinweise vorhanden sind, damit sich jeder Spieler aktiv einbringen kann. Andernfalls kรถnnte es passieren, dass einige Team-Mitglieder lediglich zuschauen, wรคhrend andere die gesamte Arbeit รผbernehmen. Beobachtungen haben gezeigt, dass Gruppen mit etwa sechs Personen gut รผberschaubar sind. Fรผr eine noch effektivere Beteiligung aller kann es jedoch vorteilhaft sein, kleinere Teams von vier oder fรผnf Personen zu bilden, besonders fรผr Teilnehmende, die sich in grรถรŸeren Gruppen schnell รผberfordert fรผhlen.

Die flexiblere Alternative

Die Einrichtung eines Escape Rooms kann eine komplexe und zeitaufwรคndige Aufgabe sein, die oft die Gestaltung eines ganzen Raums mit aufwendigen Requisiten und versteckten Hinweisen erfordert. Eine einfachere Alternative sind โ€žBreakout-Boxenโ€œ. Diese praktischen Hilfsmittel ermรถglichen es, Escape-Room-รคhnliche Aktivitรคten direkt in eine Schulung zu integrieren, indem die Teilnehmenden eine verschlossene Kiste oder eine Reihe von Kisten รถffnen mรผssen, anstatt einen Raum zu verlassen. Diese Boxen sind nicht nur kompakt und mobil, sondern auch ideal, um die Aktivitรคt in kleineren Rรคumen durchzufรผhren.

Fรผr diese Variante hat sich auch die SuUB Bremen entschieden. Hier werden bis zu 30 Teilnehmende in Gruppen von bis zu 6 Personen aufgeteilt. Jede dieser Gruppen bekommt eine Kiste mit individuellen Rรคtseln, die es zu lรถsen gilt. Am Ende kommen alle Gruppen mit ihren Ergebnissen zusammen und mรผssen gemeinsam den Code fรผr die โ€žBreakout-Boxโ€œ knacken. Auf diese Weise kรถnnen auch Gruppen in Schulklassen-GrรถรŸe an einer Escape-Room-Schulung teilnehmen.


Kostenfaktor

Mit Kreativitรคt geht es auch kostengรผnstig

โ€žMan muss sich am Anfang klar machen, was mรถchte ich, wie mรถchte ich, dass es am Ende aussieht. Und dann arbeitet man mit dem, was man hat.โ€œ

Auch ist Kreativitรคt bei der Gestaltung der Materialien und Rรคtsel sehr wichtig. In einem Fall aus dem Entstehungsprozess der SuUB Bremen gab es Probleme mit den WhatsApp-Generatoren, die sehr hรคssliche Bilder von Chats generierten.

„Wir saรŸen in einem online Meeting und ich hatte auf meinem Handy einen Screenshot von einem WhatsApp-Chat gemacht, weil ich den irgendwie weiterschicken wollte. Und auf einmal saรŸ ich da und dachte: Boah! (lacht)
Und winkte nur mit den Armen und schrieb รผber ein internes Chat-Tool: ich glaube, wir machen einfach einen Screenshot von unseren eigenen Chats!“

Zudem erzรคhlen sie, dass gar nicht so viele Materialien zur Erstellung eines Escape Rooms gebraucht werden und dass der Austausch innerhalb des Hauses einen groรŸen Teil dazu beigetragen habe. Einige Requisiten konnten aus der hausinternen Buchbinderei oder aus alltรคglichen Gegenstรคnden gefertigt werden. โ€žTatsรคchlich war das gar nicht so teuer auรŸer Arbeitskraft. Also das ist das, was wir auch unterschรคtzt hattenโ€œ, erzรคhlt die Kollegin aus der SuUB Bremen.


Hinweise

Das richtige MaรŸ finden


โ€žirgendwann, wenn man nicht weiter kommt, ist man auch einfach gefrustet. Und wir wollen eben, dass die Erfahrung positiv bleibt.โ€œ

Um diesem Frust vorzubeugen, ist es sinnvoll ein Hinweiskonzept einzuplanen, zum Beispiel in Form von Hinweiskarten. Dabei bekommt jede Gruppe eine festgelegte Anzahl an Karten, die sie bei Bedarf einsetzen kรถnnen.

In der SuUB Bremen gibt es ein anderes Konzept zu Hinweisen. Hier kรถnnen die Teilnehmenden jederzeit nach Hinweisen fragen, wobei die Schulenden zusรคtzlich proaktiv auf sie zu gehen und Hilfestellung zur Lรถsung der Rรคtsel geben. Die Kunst besteht bei diesem Konzept darin, abzuschรคtzen, wann Hilfe tatsรคchlich benรถtigt wird:

โ€žAber das auch mal wirklich aushalten zu kรถnnen, 10 Minuten zu sitzen und nichts zu machen und nicht irgendwo eingreifen zu wollen. Selbst wenn du hรถrst, die sind vielleicht gerade auf dem Holzweg, aber oft kriegen sie dann doch irgendwie noch die Kurve. Das fรคllt uns tatsรคchlich auch echt schwer, dann da nicht alle 5 Minuten einzugreifen und zu sagen: โ€žist doch logisch, mach doch das hier.โ€œ (lacht)โ€œ


Finalisieren/Umsetzen

Testen


Um einen Escape Room optimal vorzubereiten, ist es empfehlenswert, mehrere รœbungs-Sitzungen mit unterschiedlichen Gruppen durchzufรผhren, die die Zielgruppe widerspiegeln. Diese Testlรคufe bieten wertvolle Einblicke, welche Bereiche fรผr die Teilnehmenden zu schwierig oder zu einfach sind. So kรถnnen gezielt Hinweise angepasst, zusรคtzliche Unterstรผtzung geboten oder neue Hinweise eingefรผgt werden, um etwaige Lรผcken zu schlieรŸen oder Aspekte zu verbessern, die von den Teilnehmern รผbersehen wurden. Die Kolleginnen aus der SuUB erzรคhlen, dass sie untereinander viel getestet haben:

Qualitรคtskontrolle

In einigen Escape Rooms wird direkt nach Abschluss eine Qualitรคtskontrolle durchgefรผhrt. Diese soll meist mit Hilfe eines Fragebogens รผberprรผfen, ob die Teilnehmer die Inhalte, die vermittelt werden, auch tatsรคchlich verstanden haben.

In der SuUB Bremen wurde diese Wissensabfrage zum Teil des Spiels. Dabei mรผssen die Teilnehmenden Multiple-Choice Fragen beantworten und mit Hilfe der Antworten eine Lรถsungszahl ermitteln. Diese Zahl ist Teil des abschlieรŸenden Master-Rรคtsels.


Zum Schluss haben wir ein Mini-Escape-Spiel vorbereitet und mรถchten Giulia Stella und Yvonne Voigt die Gelegenheit geben, selbst auf die folgende Frage zu antworten:

Was wรผrdet ihr KollegInnen mitgeben, die an anderen Bibliotheken auch einen Escaperoom etablieren wollen?





Referenzen

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