Inkunabel: unikal, unentdeckt… digital?

Wie kann eine unikale Inkunabel „entdeckt“ werden, wenn sie Jahrhunderte im Bestand einer Bibliothek verbracht hat?

Dieser Artikel nimmt die Entdeckung einer Inkunabel aus der ULB Darmstadt zum Beispiel für die Frage nach der Vollständigkeit digitaler Nachweisinstrumente für Altbestände in Bibliotheken. Mögliche Gründe für die Unvollständigkeit der Nachweisinstrumente werden erläutert und Lösungsansätze im Hinblick auf Teilhabe illustriert.

Hintergrundinfos

Prachtexemplar einer Inkunabel: Gutenberg-Bibel der Staatsbibliothek zu Berlin (Signatur 2° Inc 1511, fol. 5r, Bd. 1)

Inkunabel oder auch Wiegendruck bezeichnet einen der von 1454 – 1500 erschienen Drucke, die mithilfe Johannes Gutenbergs Buchdruckverfahren entstanden sind. Der Anfang 1454 ist festgelegt mit dem Erscheinungsjahr der Gutenberg-Bibel. Optisch ist eine Inkunabel nicht immer prächtig: Drucke waren teuer. Meistens besteht sie aus unauffälligem Schriftsatz. Es gibt auch reich dekorierte Exemplare wie die hier gezeigte Variante einer Gutenberg-Bibel aus der Staatsbibliothek zu Berlin.

„Der Schrifftgiesser“, Holzschnitt, aus Hans Sachs‘ Werk zu Berufsständen: „Eygentliche Beschreybung Aller Stände auff Erden“, 1586 (Digitalisat München)

Gutenberg erfand um 1450 in Mainz den Buchdruck mit metallenen Lettern in Europa. Pro Buchstabe oder Zeichen einer Druckseite wird dabei eine aus Metall gegossene Form (Letter) genutzt. In einem Setzkasten bilden die Lettern zusammen eine Druckseite. Dabei sind schnellere Korrekturen und größere Auflagen möglich als beim Einsatz geschnitzter Druckstöcke aus Holz. Illustrierend kamen mitunter Techniken wie Holzschnitt, Kupferstich und Handmalerei zum Einsatz. Der erste bekannte Buchdruck mit mobilen metallenen Lettern fand allerdings 1377 in Korea mit dem Jikji statt.

Worum geht’s?

Im September 2022 wurde eine Inkunabel „neu entdeckt“. Das Kuriose daran: Inkunabeln werden seit Jahrhunderten erforscht. Es ist wirklich ungewöhnlich, dass einer dieser Drucke noch nie in einem der einschlägigen Nachweiswerke auftauchte. Das hier gefundene kleine Druckwerk war zudem längst als Bibliotheksbestand verzeichnet. Trotzdem wurde seine Besonderheit als Inkunabel über Jahrhunderte nicht identifiziert.

Warum blieb sie so lange unentdeckt?

Das ist doch eh schon alles digital!

Bei der unserer „neuen“ Inkunabel handelt es sich um einen kleinen Band mit der Signatur U 1350/5 aus der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB). Sie war lange Zeit nur über ihren Titel in einem Sonderbestands-Zettelkatalog verzeichnet.

Scan der Zettelkatalogkarte für unser kleines Büchlein – ohne Vermerk auf Inkunabeln

Der Datensatz im Online-Katalog entstand 2020 durch die Einspielung über ein sogenanntes Retrokon-Projekt. Das Verfahren erkläre ich hier nur stark vereinfacht. Bei der Einspielung fand keine Prüfung der Daten am physisch vorliegenden Werk (Autopsie) statt. Man hatte nicht „das Buch auf dem Tisch“, sondern fertigte Scans der Zettelkatalogkarten an. Anhand der gescannten Metadaten suchte ein externer Dienstleister in anderen Online-Katalogen einen möglichst übereinstimmenden Datensatz. Dieses Verfahren ist fehleranfällig, doch es führt zu schnellen Ergebnissen.

Ähnlich und doch nicht gleich

Im Falle unserer Inkunabel wurde ein Datensatz heran gezogen, der den Zettelkatalog-Metadaten nur ähnlich war. Dies kann gerade bei frühen Drucken passieren. Die Entwicklung von Titelblättern begann im 16. Jahrhundert erst und anfangs gab es noch keine Einheitlichkeit von Angaben wie Verfasser, Erscheinungsjahr und -ort sowie Drucker (bei alten Drucken ein wichtiges Identifikationsmerkmal). Auch bei unserer Inkunabel geht der Text „einfach so los“. Die Titelangaben verstecken sich in den ersten Sätzen „Interpretationes seu somnia Danielis prophete […]“, wie hier zu sehen.

Erste Seite der 2022 entdeckten Inkunabel der ULB Darmstadt (Signatur: U 1350/5)

Die „Somnia Danielis“ sind über 400 auf verschiedene Drucke verteilte und dem biblischen Propheten Daniel zugeschriebene Traumdeutungen. Zu ihnen gehören viele Inkunabeln, die wiederum im Gesamtkatalog der Wiegendrucke verzeichnet sind. Die Entdeckung unserer Inkunabel war ein Zufallsfund durch eine Bestellung eines Forschers, der die im Katalog der ULB unter der Signatur U 1350/5 angegebene Druckvariante eines Textes der Somnia Danielis einsehen wollte. Tatsächlich brachte die Bestellung des Büchleins eine bisher unbekannte Druckvariante zutage.

Gefunden! Was tun?

Bei näherer Betrachtung stand fest: es musste sich um eine Inkunabel handeln. Reichliche Recherche in Nachweiswerken für Inkunabeln förderte keine anderen besitzenden Institutionen zutage. Die Entdeckung von 2022 wurde vom Team der Historischen Sammlungen an der ULB Darmstadt dem Gesamtkatalog der Wiegendrucke gemeldet, dort geprüft und unter der Nummer GW 0792250N neu aufgenommen. Damit hat sie es in die digitalen Nachweise geschafft. Bis heute ist sie dort unikal. Es gibt also keine andere Bibliothek mit genau diesem Wiegendruck – bis jemand vielleicht einen weiteren Fund macht.

Recherche gefällig? Altbestand finden!

KVK – Karlsruher Virtueller Katalog (für Bestände jeden Alters)
ISTC – Incunabula Short Title Catalogue (Inkunabeln international)
GW – Gesamtkatalog der Wiegendrucke (Inkunabelkatalog auf Deutsch)
INKA – Inkunabel-Katalog deutscher Bibliotheken (deutsche und österreichische Sammlungen)
VD16VD17VD18 – Verzeichnisse der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke vom 16. bis zum 18 Jahrhundert

Warum ist das so selten und doch möglich?

Wie eingangs erwähnt werden Inkunabeln seit Jahrhunderten erforscht und damit seit langem Nachweiswerke für Wiegendrucke aufgebaut und gepflegt. Ein solches ist der auf internationaler Ebene derzeit größte und seit 2003 frei zugängliche Inunabula Short Title Catalogue (ISTC) der British Library. Der ISTC bekommt von Inkunabelverzeichnissen weltweit Daten gemeldet. Und doch können Lücken zwischen Nachweisinstrument und echten Bestandsbedingungen klaffen.

Mögliche Gründe

Kein Fachpersonal
Der Bestand gehört zu einer kleinen Institution wie einer Klosterbibliothek ohne buchwissenschaftliches Fachpersonal und wurde noch nicht (komplett) von Forschenden durchleuchtet. In dem Fall besteht vielleicht kein Bewusstsein für den Wert der Bestände und es fehlt die Expertise zur Identifizierung der alten Bücher.

Personalknappheit
Mangel an Personal zwingt die Bibliothek dazu, den Fokus auf etwas anderes als die Verzeichnung ihrer Bestände in den digitalen Nachweiswerken zu legen. Sie melden also keine neuen Einträge oder Besitznachweise an diese Verzeichnisse.

Automatisierung vor Prüfung
Der Bestand der Bibliothek ist so groß, dass der Übergang von alten Katalogen in digitale Nachweise automatisiert geschah und noch nicht für jede Sondersammlung vom Fachpersonal geprüft wurde. Dies ist bei unserem Inkunabelfund an einer Bibliothek mit über 450 Jahren Geschichte der Fall. Die ULB Darmstadt entwickelte inzwischen ein Konzept zur zukzessiven Überprüfung alter Bestandsgruppen. Forschende rechnen möglicherweise nicht damit, bei einer so großen Institution noch Neues zu entdecken.

Forschungsdatenmanagement
Forschungsergebnisse wurden nicht systematisch aufbewahrt und in digitale Nachweiswerke überführt. Manchmal finden sich auf gedruckten Verzeichnissen handschriftliche Vermerke von ehemaligen Bibliotheksmitarbeitenden, die ihre eigenen Erkenntnisse oder die von Forschenden so notiert haben. Immer mehr Institutionen bemühen sich daher um ein nachhaltiges Forschungsdatenmanagement.

Diese Gründe können natürlich auch für die Datenpflege anderer Nachweisinstrumente gelten. Die British Library hat durch ihre lange Geschichte als Nationalbibliothek bspw. den grundsätzlichen Vorteil, die in ihrem Sammelgebiet erschienenen Werke relativ durchgängig erhalten zu haben. In Deutschland führten die früheren politischen Verhältnisse mit ihrer „Kleinstaaterei“ zu zahlreichen regionalen Sammelstellen. Oft waren die Privatbibliotheken von Grafen, Fürsten und Kirchen die einzig überdauernden Sammlungen für Altbestände. Daher entstanden Projekte wie die Verzeichnisse der deutschen Drucke für das 16. bis 18. Jahrhundtert (VD16, VD17, VD18) zur Erstellung einer retrospektiven Nationalbibliographie. An diesen Projekten sind jedoch nicht alle Institutionen mit Altbeständen beteiligt.

Teilhabe als Lösung

Heutige Bibliotheken und Forschende haben längst erkannt, dass die Zugänglichkeit zu den digitalen Nachweisinstrumenten im Open Access sowie die Einbindung von Institutionen mit geringeren finanziellen oder personellen Mitteln wichtige Faktoren für die Weiterentwicklung des Wissens über frühe Drucke sind. Auch die übersichtliche Aufbereitung von Informationen für die interessierte Öffentlichkeit trägt zu einem größeren Bewusstsein für den Wert alter Drucke bei und kann ein Feedback mit neuen Informationen aus der Allgemeinheit in die Fachwelt erwirken. Teilhabe hilft so bei einem nachhaltigen Aufbau eines Informationsnetzwerks für alte Drucke.

Konkrete Beispiele

The Atlas of Early Printing ist eines der Projekte, die auch Laien einen interaktiven Ansatz zur Entdeckung der Inkunabelgeschichte im europäischen Raum verschafft. Anhand einer interaktiven Karte kann man sich über einen individuell konfigurierbaren Zeitraum von 1450-1500 ansehen, an welchem Ort wann die ersten Drucke mit Gutenbergs Buchdruckverfahren entstanden sind. Das fogende Video erklärt die Entstehungsgeschichte dieses Projekts:

Der Blog „Les Essentiels“ der französischen Nationalbibliothek BnF (Bibliothèque nationale de France) stellt pädagogische Ressourcen der BnF für alle Interessierten zur Verfügung. Die Informationen bieten einen ersten Einstieg und kurzen Überblick. Somit kann man ein Basiswissen und Verständnis für diverse Themen aufbauen. Hier findet man z.B. einen Blogbeitrag über die Entwicklung des Titelblatts von alten Drucken bis heute.

In Thüringen startete 2018 das Projekt „Erschließung und Sicherung Nordthüringer Kirchenbibliotheken„. Es ist ein gutes Beispiel fürTeilhabe durch die Einbindung von über 80 kleinen, seit der Frühneuzeit bestehenden kirchlichen Bibliotheken in die Verzeichnung alter Drucke. Deren Bestände sind oft unsachgemäß gelagert und kaum verzeichnet, manchmal nur in Form jahrzehntealter Bücherlisten. Das Projekt stellt durch Fachpersonal Hilfe in Form von Erschließung und Archivierung der alten Kirchenbibliotheksbestände zur Verfügung und könnte später in ganz Deutschland fortgeführt werden. Ein ähnliches Projekt begann im Mai 2024 zur Erschließung von etwa 8.500 Bänden der historischen Sammlung der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums in Erfurt.

Abschließend kann man durchaus einen positiven Blick in die Zukunft der Auffindbarkeit historischer Bestände werfen. Die digitalen Nachweisinstrumente für Altbestände sind vielleicht noch unvollständig, doch sie werden stetig weiter entwickelt.

Provenienzforschung und der Umgang mit NS-Raubgut in deutschen Bibliotheken

Bücherregal Provenienzforschung Bibliothek
Provenienzforschung

Woher kommen unsere Kulturgüter und wie gelangen sie in die öffentlichen Sammlungen? Wem haben sie vielleicht vorher gehört? Und was geschieht mit Werken, die ihren Eigentümer*innen während der NS-Zeit unter Zwang entzogen wurden? Auch viele Bibliotheken beschäftigen sich mit diesen Fragen. Mit Hilfe der Provenienzforschung untersuchen sie darum die Herkunft von Medienwerken und identifizieren NS-Raubgut in den eigenen Beständen.
Der folgende Beitrag bietet einen Einstieg in die Thematik und gibt Einblicke in die Grundlagen der Provenienzforschung.


Als „Provenienz“ wird im musealen, archivarischen und bibliothekarischen Kontext die Herkunft von Sammlungsobjekten, Archivalien oder Medienwerken bezeichnet. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort „provenire“ ab, was so viel wie „herkommen“ bedeutet. Die Provenienzforschung befasst sich dabei mit der wissenschaftlichen Erforschung der Herkunftsgeschichte sowie der wechselnden Besitzverhältnisse einzelner Kulturgüter, Objekte und Sammlungen. Sie prüft zudem faire und gerechte Lösungen sowie eine mögliche Rückgabe an die rechtmäßigen Eigentümer*innen oder ihre Erb*innen.

© Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, bildbad

NS-Raubgut bezeichnet Objekte, die der nationalsozialistische Staat politisch, rassistisch oder religiös verfolgten Personen und Institutionen entzog und somit ihren rechtmäßigen Eigentümer*innen raubte. Dieser systematische Raub durch die NS-Behörden war ein zentraler Bestandteil der Verfolgung und des staatlichen Terrors. Betroffen waren unter anderem Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, religiöse und ethnische Minderheiten, politische Gegner*innen, Parteien, Gewerkschaften, Künstler*innen, Gelehrte und Homosexuelle. Die Enteignungen und gewaltsamen Beschlagnahmungen erstreckten sich sowohl auf Bürger*innen des Deutschen Reiches als auch der besetzten Gebiete.
Zu NS-Raubgut zählen ebenfalls Objekte, die Verfolgte unter Zwang oder großem Druck verkaufen mussten, etwa um eine Flucht ins Ausland zu finanzieren. Solche Verkäufe erfolgten häufig weit unter dem eigentlichen Wert der Objekte.

Bibliotheken spielten eine zentrale Rolle bei der Verwertung geraubter Bücher. So dienten sie unter anderem als zentrale Sammelstellen für beschlagnahmte Literatur und erwarben diese zum Teil selbst, um ihre eigenen Bestände zu ergänzen und Lücken zu füllen. Darüber hinaus berieten sie mit ihrer bibliografischen Expertise unter anderem bei der Bewertung und Verteilung geraubter Buchbestände. Die Reichstauschstelle im Reichsministerium des Innern koordinierte die Verteilung geraubter Bücher an Bibliotheken im gesamten Deutschen Reich. Insgesamt wurden dadurch Millionen von Büchern im gesamten Reichsgebiet verstreut.

Die Folgen dieses Kulturgutraubs sind bis heute spürbar und betreffen sowohl Bibliotheken, die bereits zur NS-Zeit existierten, als auch nach 1945 neu gegründete Bibliotheken. Viele dieser Bestände gelangen noch immer durch Schenkungen, Nachlässe oder Käufe aus Antiquariaten in öffentliche und private Bestände. Die Aufarbeitung und Restitution dieser Kulturgüter bleibt daher eine andauernde Aufgabe.

Um zu recherchieren, ob sich geraubte Objekte in der eigenen bibliothekarischen Sammlung befinden, gibt es verschiedene Ausgangspunkte. Für den Kontext des NS-Raubguts sind Kulturgüter und Medien zu prüfen, die vor 1945/46 entstanden bzw. erschienen sind und die nach 1933 in die Sammlung gelangt sind. Zum einen können bestimmte Provenienzmerkmale in den Büchern selbst enthalten sein, zum Beispiel Besitzerstempel, eingeklebte Exlibris und Etiketten sowie handschriftliche Eintragungen, wie Namen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, diese Art von Beständen über sogenannte „Zugangsbücher“ zu ermitteln.

Wie sehen Zugangsbücher aus?

Einige Einrichtungen (darunter auch Bibliotheken) bieten die Möglichkeit über ihren Online-Katalog oder eine Datenbank, digitalisierte Zugangsbücher einzusehen.
Zum Beispiel:

Gibt es in den Zugangsbüchern Auffälligkeiten bei den Herkunftsvermerken bezüglich dessen, wie die Bücher in die Bibliothek gelangt sind, werden die Exemplare im nächsten Schritt anhand von Autopsie überprüft. Das heißt, die entsprechenden Bücher werden in die Hand genommen und auf mögliche, enthaltene Hinweise auf die Vorbesitzer*innen untersucht.

Davon ausgehend werden anschließende, weiterführende Recherchen zu den Vorbesitzer*innen und deren Verfolgungsschicksalen unternommen, zum Beispiel mit Hilfe von Datenbanken, in Archiven und durch das Heranziehen von Sekundärliteratur. Ergeben die Nachforschungen, dass es sich tatsächlich um NS-Raubgut handelt, wird versucht, die ursprünglichen Eigentümer*innen bzw. deren Erb*innen ausfindig zu machen und gemeinsam faire und gerechte Lösungen für die Rückgabe bzw. den Verbleib des Raubgutes zu finden.

Die Grundlage für die Provenienzforschung bildet die sogenannte „Washingtoner Erklärung“, welche im Jahr 1998 auf der Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust verabschiedet wurde . Mit ihrer Unterzeichnung verpflichtete sich die Bundesrepublik Deutschland, NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter in öffentlichen Sammlungen zu identifizieren und zusammen mit den früheren Eigentümer*innen oder ihren Erb*innen gerechte und faire Lösungen zu ermitteln bzw. eine Rückgabe zu ermöglichen.

Was sind gerechte und faire Lösungen?
© Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, bildbad

Um die Verpflichtung der Washingtoner Erklärung umsetzen zu können, verabschiedeten der Bund zusammen mit den Bundesländern und den kommunalen Spitzenverbänden im Dezember 1999 die Gemeinsame Erklärung“ zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes. Darin erklärten sie sich zur Auffindung und Restitution von NS-Raubgut bereit und sicherten Ihre Unterstützung zu.

Zur Unterstützung bei der Umsetzung der Washingtoner Prinzipien und der Gemeinsamen Erklärung steht eine Handreichung zur Verfügung. Sie wird vom Bund, den Ländern und den kommunalen Spitzenverbänden zur Verfügung gestellt und dient als Orientierungshilfe für den Umgang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. Zwar ist sie rechtlich nicht bindend, ruft Bibliotheken jedoch ausdrücklich dazu auf, ihre Bestände auf NS-Raubgut zu überprüfen.

Der „Leitfaden zur Provenienzforschung für Kulturgut, das während der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgungsbedingt entzogen wurde“ dient als Hilfsmittel zur Identifizierung von geraubten Kulturgut. Erarbeitet wurde er vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gemeinsam mit Museums-, Bibliotheks- und Provenienzforschungsverbänden.

Der „Tag der Provenienzforschung“ findet einmal im Jahr, immer am zweiten Mittwoch im April statt. Ins Leben gerufen wurde er 2019 durch den Arbeitskreis Provenienzforschung e. V., einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftler*innen und Expert*innen. Im Rahmen dieses Tages bieten verschiedene Einrichtungen Vermittlungsangebote und Veranstaltungen rund um das Thema Provenienzforschung an. Diese können sowohl virtuell als auch vor Ort in den beteiligten Museen, Archiven und Bibliotheken etc. stattfinden.

Drei Blogs, die sich in verschiedenen Beiträgen mit dem Thema Provenienzforschung befassen:

1. „Spuren in Tausenden Büchern“ Podcast der Arbeitsstelle Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der FU Berlin

2. „Zweites Untergeschoss“ Podcast der SLUB Dresden

Alker, Stefan; Bauer, Bruno; Stumpf, Markus (2017): NS-Provenienzforschung und Restitution an Bibliotheken. Berlin: De Gruyter Saur

Arbeitskreis Provenienzforschung. https://www.arbeitskreis-provenienzforschung.org/

DNB – Provenienzforschung. https://www.dnb.de/DE/Ueber-uns/Provenienzforschung/provenienzforschung_node.html

FU Berlin – Provenienzforschung. https://www.fu-berlin.de/sites/ub/ueber-uns/provenienzforschung/provenienzforschung/index.html

Jacobs, Stephanie (Hg.) (2022): Tiefenbohrung. Eine andere Provenienzgeschichte. Berlin: Hatje Cantz

NS-Raubgut: Grundlagen und Übersicht. https://kulturgutverluste.de/kontexte/ns-raubgut

Pro­ve­ni­enz­for­schung und Pro­ve­ni­en­z­er­schlie­ßung. https://www.bibliotheksverband.de/provenienzforschung-und-provenienzerschliessung

Saskia Johann, Annette Müller-Spreitz, Alexander Sachse (2024): Erstcheck Provenienzforschung. Eine Handreichung für die Praxis. https://kulturgutverluste.de/sites/default/files/2024-09/Erstcheck_Provenienzforschung_Handreichung_2024_web.pdf

SLUB – Provenienzforschung. https://www.slub-dresden.de/ueber-uns/provenienzforschung

Von A wie Autopsie bis Z wie zurückgeben. https://blog.dnb.de/von-a-wie-autopsie-bis-z-wie-zurueckgeben/

Was ist Provenienzforschung? https://www.bib.uni-mannheim.de/ihre-ub/projekte-der-ub/verfolgungs-bedingt-entzogenes-kulturgut/provenienzforschung/

Weber, Jürgen (2024): Sammeln nach 1998. Wie Provenienzforschung die Bibliotheken verändert. Bielefeld: transcript Verlag (Phänomenologie der Bibliothek: Redescriptions, Bd. 1). https://doi.org/10.1515/9783839472248

„Zweites Untergeschoss. Ein Forschungspodcast zur Herkunft von Büchern“ der SLUB Dresden startet. https://blog.slub-dresden.de/beitrag/2025/1/27/zweites-untergeschoss-ein-forschungspodcast-zur-herkunft-von-buechern-der-slub-dresden-startet

Informationsmanagement-Studium

Name: Katarzyna Pietrzak, Matrikelnummer: 1770880, Veröffentlichung: Ja

Das Informationsmanagement-Studium bietet eine Vielzahl von Berufsperspektiven, die weit über die traditionellen Bereiche Bibliothek und Archiv hinausgehen. Absolventen können in Bereichen wie IT-Beratung, Datenanalyse oder auch in Führungsrollen in digitalen Unternehmen tätig werden. Doch was verbirgt sich genau hinter dem Begriff „Informationsmanagement“?

Was ist Informationsmanagement?

Informationsmanagement bezieht sich auf die Sammlung, Organisation, Verarbeitung und Nutzung von Informationen innerhalb von Organisationen, einschließlich Bibliotheken und Archiven. Ziel ist es, die richtigen Informationen zur richtigen Zeit und in der richtigen Form bereitzustellen, um wichtige Entscheidungen zu unterstützen. Dabei spielen sowohl technische Aspekte – wie Datenbanken und IT-Systeme – als auch organisatorische Elemente – wie Prozessmanagement und Informationsstrategie – eine zentrale Rolle.

Schau dir dieses Video für einen schnellen Überblick zum Informationsmanagement-Studium an!

Karrierechancen nach dem Studium

Die Nachfrage nach Experten im Bereich Informationsmanagement ist hoch und wird in der Zukunft noch weiter steigen. Potenzielle Berufsfelder sind:

  • IT-Beratung: Entwicklung von Informationssystemen und maßgeschneiderten IT-Lösungen für Unternehmen.
  • Datenanalyst: Analyse und Interpretation großer Datenmengen zur Unterstützung strategischer Entscheidungen.
  • Wissensmanager: Optimierung des Wissensflusses und der Wissensnutzung innerhalb von Organisationen.
  • Bibliothekar: Verwaltung, Digitalisierung und Archivierung von Bibliotheksbeständen, sowie die Gestaltung moderner, digitaler Bibliotheksdienste.
  • Archivarin/Archivare: Organisation und Digitalisierung von Archivmaterialien, um wertvolles Wissen für die Zukunft zu sichern.
  • Projektmanager: Leitung von IT- und Informationsprojekten, um Innovationsprozesse voranzutreiben.
  • Informationssicherheitsbeauftragter: Sicherstellung der Datensicherheit und Einhaltung gesetzlicher Datenschutzvorgaben.

Hier finden Sie das vollständige Interview, das die Rolle von Bibliotheken als wichtige Dritte Orte untersucht:

Dritte Ortehttps://testweblab.wp.hs-hannover.de/?p=27136&preview=true

Warum ein Studium im Informationsmanagement wichtig ist

In der heutigen Welt sind Informationen sehr wertvoll. Das Informationsmanagement-Studium hilft dabei, diese Informationen richtig zu verwalten, zu analysieren und sinnvoll zu nutzen. Besonders in Zeiten der Digitalisierung werden Fachleute gebraucht, die verstehen, wie Informationen fließen und wie man sie gezielt einsetzt, um einen Vorteil zu haben.

Das Studium kombiniert Wissen aus Technik, Wirtschaft und Kommunikation. Studierende lernen nicht nur, wie man mit IT-Systemen arbeitet, sondern auch, wie Informationen in Unternehmen sinnvoll genutzt werden können. Dieses Wissen ist besonders gefragt, weil immer mehr Unternehmen Entscheidungen auf Basis von Daten treffen.

Fazit: Die Zukunft gestalten

Das Informationsmanagement-Studium ist mehr als nur eine Ausbildung – es öffnet die Tür zu einer spannenden und zukunftssicheren Berufswelt. Absolventen können in modernen digitalen Unternehmen oder in traditionellen Bereichen wie Bibliotheken und Archiven arbeiten. Sie tragen dazu bei, den Umgang mit Informationen zu verändern und die digitale Transformation voranzutreiben. Wer eine Karriere sucht, die Technik, Strategie und Gesellschaft miteinander verbindet, ist hier genau richtig.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/InformationsmanagementInformationsmanagement – Wikipedia

Informationsmanagement: Definition und Aufgaben im Überblickhttps://blog.hubspot.de/service/informationsmanagement

Informationsmanagement (BIM) – Fakultät IIIhttps://f3.hs-hannover.de/studium/bachelor-studiengaenge/informationsmanagement-bim/

Bildnachweis:

https://dvpev.de/wp-content/uploads/2023/05/FG-Informationsmanagement_AdobeStock_585289038_1300px-1080×524.jpg

https://hwz.rokka.io/wp-large/1530a25e503b03b68566dec5f2fdaa45b22af4ee/bild-informationsmanagement-1500×751.jpg

Usability – Was macht eine gute Webseite aus?

Was hat Usability mit Webseiten zu tun? Warum lohnt es sich, möglichst nutzerfreundlich zu gestalten?

Name: Clara Kethler, Matrikelnummer: 1757870, Veröffentlichung: Ja

Inhalt

  1. Was ist Usability?
  2. Die 10 Heuristiken nach Nielsen
  3. Warum ist Usability wichtig?
  4. Fazit
  5. Quellen
Menschen beraten sich über eine Webseite

Was ist Usability?

Usability – ins Deutsche übersetzt „Benutzerfreundlichkeit“ – ist die Gestaltung von Webseiten und anderen Produkten mit dem Ziel, eine effiziente und zufriedenstellende Nutzung möglich zu machen.1

Bei Webseiten heißt das:  eine übersichtliche Navigation und einfaches Bedienen, auch für Menschen mit Einschränkungen.

Damit dies gelingt, können Webseitendesigner sich an den 10 Heuristiken von Nielsen orientieren.

„Usability ist der Grad an Qualität, in welchem der Benutzer die Interaktion mit etwas erlebt.“ – Jakob Nielsen2

Die 10 Heuristiken nach Nielsen

Nummer 1

Sichtbarkeit des Systemstatus
Das Systen informiert den Nutzer darüber, was gerade passiert.

Übereinstimmung von System und Wirklichkeit
Der Nutzer und das System sprechen dieselbe Sprache – vertraute Begriffe, Konzepte und Phrasen erscheinen sinnvoll und logisch zwischen den anderen Informationen.

Nummer 2
Nummer 3

Nutzerkontrolle und Freiheit
Die Möglichkeiten für „Wiederholen“ und „Zurück“ sind immer sichtbar und möglich.

Beständigkeit und Standards
Nutzer sollten nicht darüber nachdenken, ob verschiedene Aktionen und Wörter das Gleiche meinen. Die Konventionen des Betriebssystems sollten eingehalten werden.3

Nummer 4
Nummer 5

Fehlervermeidung
Gute Fehlermeldungen sind wichtig, aber ein sorgfältiges Design, das Fehler gar nicht erst auftreten lässt, ist wichtiger.

Wiedererkennung statt Erinnerung
Anleitungen zum Gebrauch des Systems sind sichtbar oder leicht zu erreichen.

Nummer 6
Nummer 7

Flexibilität und Effizienz
Kurzbefehle – vor neuen Nutzern verborgen – beschleunigen bei fortgeschrittenen Nutzern die Bedienung.

Ästhetisches und minimalistisches Design
Keine irrelevanten Informationen in Dialogfenstern. Jede zusätzliche Information steht in Konkurrenz mit den relevanten Informationen.

Nummer 8
Nummer 9

Hilfestellung bei Erkennen, Bewerten und Beheben von Fehlern
Fehlermeldungen sollten in klarer Sprache formuliert sein.

Hilfe und Dokumentation
Obwohl es besser ist, wenn der Nutzer ein System ohne Hilfe benutzten kann, ist es manchmal Nötig, eine Dokumentation bereitzustellen. In dem Fall sind die Informationen einfach zu finden und konzentrieren sich auf die Aufgabe des Nutzers. Die Dokumentation enthält konkrete Schritte zur Ausführung und beschränkt sich auf das Wesentliche.4

Nummer 10

Warum ist Usability wichtig?

Die meisten Unternehmen erstellen Webseiten um ihre Waren oder Dienstleistungen zu vermarkten und potenzielle Kunden anzulocken.

 Ist eine Webseite schlecht zu bedienen, verschachtelt und unübersichtlich, verlieren die meisten Nutzer schnell die Geduld und verlassen die Webseite. Dieses Szenario möchten Unternehmen gerne vermeiden.

Ist die Webseite gut designt und einfach zu bedienen – also Nutzerfreundlich – ist der Kunde mehr gewillt, Zeit auf der Webseite zu verbringen und – bei kommerziellen Anbietern – auch mehr zu kaufen.

Aus reiner Marketing Sicht bietet eine nutzerfreundliche Webseite nur Vorteile, auch wenn es Geld kostet sie zu betreiben.5

Fazit

Eine gute Webseite implementiert möglichst viele der Heuristiken nach Nielsen und versucht, die Interaktion zwischen User und Webseite so effizient und positiv wie möglich zu gestalten.
Eine gute Webseite bietet aber auch für Menschen mit Einschränkungen die Möglichkeit, sie einfach zu bedienen und barrierefrei zu nutzen.

Dennoch ist klar, dass die Qualität einer Webseite auch stark von der individuellen Wahrnehmung abhängt. Nicht alles kann mit Daten gemessen werden.

Quellen

  1. Usability im Fokus: Benutzerfreundlichkeit und Navigation für eine erstklassige User Experience. Online unter: https://www.marketinginstitut.biz/blog/usability/ [Abruf am 31.01.2025] ↩︎
  2. Definition Usability. Online unter:https://www.handbuch-usability.de/grundlagen/definition-usability/ [Abruf am 31.01.2025] ↩︎
  3. 10 Usability Heuristics for User Interface Design. Online unter: https://www.nngroup.com/articles/ten-usability-heuristics/ [Abruf am 31.01.2025] ↩︎
  4. 10 Usability Heuristiken nach Nielsen – Systeme bewerten ohne zu fluchen. Online unter: https://www.usabilityreport.de/usability-heuristiken-nielsen [Abruf am 31.01.2025] ↩︎
  5. Usability im Fokus: Benutzerfreundlichkeit und Navigation für eine erstklassige User Experience: Fazit. Online unter: https://www.marketinginstitut.biz/blog/usability/ [Abruf am 31.01.2025] ↩︎

Instagram als Social-Media-Tool zur Personalgewinnung in Bibliotheken

Instagram + Jobsuche = Success!

Du bietest großartige Stellen, aber niemand bewirbt sich? Das muss nicht so bleiben! Wir zeigen dir, wie du deine Personalgewinnung für Bibliotheken durch Social Media effektiv optimieren kannst. Erfahre hier, welche Interessen junge Menschen haben und wie du sie über Instagram ansprechen kannst. Am Ende dieses Artikels, der dich in die Welt der Bibliotheken entführt, erwartet dich als kleine Überraschung ein spannendes Quiz.

Durch die KI stellen wir momentan immer wieder Berufsbilder infrage. Transformation ist das große Stichwort der letzten Jahre. Auch im Bibliothekswesen ist das ohnehin schon vielfältige Bild im Wandel. Gleichzeitig zeigen sich aber eklatante Nachwuchsprobleme. Nachwuchs muss aufgrund der wachsenden Menge an Jobangeboten, diversen Lebenssituationen und Interessen inzwischen angeworben und umkämpft werden. Im Folgenden schauen wir uns an, wie besonders Social Media Recruiting durch Instagram uns dabei weiterhelfen könnte.

Stell dir eine Bibliothekarin vor: Welches Bild kommt dir dabei in den Kopf? Fragte man Anfang des letzten Jahres die KI Aria, so zeigte sie erst zwei fast identische Bilder von einer Frau umgeben von Bücherstapeln in einem Buch schmökernd. Erst wenn man explizit ein Bild ohne lesende Bibliothekarin verlangt, bekommt man einen Mann, der ins Nichts starrt oder am Laptop arbeitet. 

KI, die ja mit hohen Wahrscheinlichkeiten arbeitet, zeigt also hier ein recht einseitiges und simples Bild des Arbeitsalltages in einer Bibliothek. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch mögliche Nachwuchskräfte dieses teilen. Dieses Wissen müssen wir auch bei der Nachwuchsgewinnung nutzen und deren Berufswahrnehmung wieder zu unseren Gunsten ändern.

Vor einigen Jahren schlüpfte der Großteil der neuen Bibliothekare zwar auch nicht plötzlich aus einem Ei, aber sie waren leichter zu finden. Der Nachwuchs war stets ausreichend. Bibliotheken bildeten häufig über den Bedarf aus, und es war von einem Arbeitgebermarkt die Rede.

Inzwischen hat sich die Lage geändert: Wir haben einen Fachkräftemangel. Die Verdichtung der Arbeit, hohe Ausfallquoten und neue Aufgaben verstärken den Mangel an geeignetem Personal. Der Personalmangel fördert Krankheiten, Burn-Outs oder schlicht Umorientierung trotz der bibliotheksspezifischen Ausbildung. Ein immer höherer Bedarf nach Weiterbildung in allen möglichen Bereichen entsteht. Auch der Wandel des Berufs macht vielen Arbeitnehmern zu schaffen. Nicht zuletzt gibt es einen grundsätzlichen Bewerbermangel auf Stellenausschreibungen. Die allgegenwärtigen Schlagwörter demografischer Wandel sowie Fachkräftemangel sind also auch in dieser Branche ein großes Problem, um nicht zu sagen eine Krise.

Fachbegriffe unbekannt?


Der demografische Wandel macht auch vor Bibliotheken nicht Halt und hat einerseits Auswirkungen auf Services und Angebote der Bibliotheken, als auch auf deren Personalstrukturen.

Fachkräftemangel: Große Mengen an Fachkräften, die in der nächsten Zeit in Rente gehen, während gleichzeitig immer weniger junge Menschen nachkommen

Woher kommt denn der Bibliotheksnachwuchs normalerweise? Durch den Ausbildungsberuf des Fachangestellten für Medien und Informationsdienste (FaMi) sowie durch verschiedene bibliothekarische Studiengänge gelangen neue Fachkräfte in den Beruf.

Die Erweiterung von Aufgaben ermöglicht es gleichzeitig Quereinsteigern, in Bibliotheken Fuß zu fassen oder sogar Expertenstatus zu erreichen. Sie sind zunächst auf der Suche nach einem zwischenzeitlichen Nebenjob als Aushilfe. Immer häufiger auch als Experte bestimmter externer Anforderungen wie z.B. verstärkte soziale Arbeit, Verwaltungstätigkeiten, redaktionelle Tätigkeiten, ( Medien-)pädagogik usw., finden sie ihre Rolle in der Bibliothek.

Viele Bibliotheken werden sogar durch Ehrenamtliche geführt, welche sich in Weiterbildungen Fachwissen aneignen können, oder durch eine hauptamtliche Fachkraft angeleitet werden, häufig „learning by doing“ betreiben.

Durch die steigende Anzahl an verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten und auch Studiengängen sowie Abiturienten (also mehr höhere Bildungsabschlüsse als früher) wird das Interesse an Berufen in der Bibliothek kleiner bzw. die Berufswünsche spezialisierter (Vgl Statement der Hochschule Darmstadt, Hochschule Potsdam). Hier muss angesetzt werden, um dieses Interesse wieder aufleben zu lassen und Bibliotheken als Arbeitsplatz attraktiver zu gestalten.

Tiefer einsteigen?

Die längst überfällige, nun erfolgende Überarbeitung des Ausbildungsberufes wie auch die dabei entstandenen Schwierigkeiten sind sinngemäß für das ganze Berufsbild: Wir müssen uns zuerst wieder stärker bewusstwerden, welche Anforderungen wir an Nachwuchskräfte haben. Wir sollten uns auch fragen, inwiefern eine allgemeinere oder spezialisierte Fachausbildung nötig ist. Auch internationale Perspektiven und deren Bibliothekswesen sind dabei interessant.

Sie sind gerade in aller Munde: die Generationen Y und Z, welche wohl ganz andere Erwartungen hegen und mit dem Klischee des arbeitsfreudigen Deutschen, der nie krank wird, aufräumen. Ihre Wünsche? Eine ausgewogene Work-Life-Balance, eine sinnvolle Betätigung, Spaß an der Arbeit aber das Ganze gut bezahlt und gerne auch ab und an aus dem Homeoffice. Der öffentliche Dienst (ö.D., hauptsächlicher Träger von Bibliotheken) mit seinen starren Strukturen entspricht diesem Wunschbild wenig.  Andererseits ist es vielen dieser Generationen besonders wichtig, einen Job mit Sinn auszuüben.
Im Bibliothekswesen besteht das Ziel darin, Menschen zu helfen, Informationsfreiheit und Demokratie auszuleben, Wissen zu vermitteln und nicht zuletzt Bildung anzubieten. Die Ausübung dieser sozialen Verantwortung und dadurch auch der Beruf selbst sind durch ein hohes Prestige gekennzeichnet.

Außerdem möchten viele Jugendliche nicht für 45 Jahre (oder länger) das Gleiche machen, wie es früher bei geradlinigen Lebensläufen der Fall war. Die hohe Abwechslung und Vielfalt im Bibliothekswesen versprechen, dieses Problem zu lösen.
Quereinsteiger der jungen Generationen möchten eine sinnstiftende Arbeit, welche man gut nebenbei erlernen kann, ein angemessenes Gehalt und Spaß sowie die Möglichkeit, ihre Kreativität und neue Ideen einzubringen. All diese Punkte können auf Bibliotheken zutreffen. Wieder reißt hier der ö.D. ein Loch, da er auf formale Bildung beharrt und Aushilfen nur nach unteren EGs bezahlt werden.

Tiefer einsteigen?

Viele Informationsressourcen, Werbematerialien und einen guten Überblick bietet die Website mein-job-bibliothek.

Um eine Ansprache-Strategie entwickeln zu können, müssen wir erst einmal erfahren, was Berufseinsteiger überhaupt brauchen, um zu ihrer Berufswahl zu gelangen. 

Jobwünsche entwickeln Kinder in der Schule, durch den Fokus auf ihre individuellen Fähigkeiten und Interessen. Aber auch das soziale Umfeld, also Eltern, Freunde und Lehrer sind ausschlaggebend. Diese Umfelder sind auch in der Bibliothek zu finden, durch Kooperationen mit Schulen und Familien, welche gemeinsam die Bibliothek besuchen. Vorhandene Veranstaltungsarbeit bietet einen Fokus auf junge und auch ehemalige Leser, Bibliothekskunden können als Ehrenamtliche oder Quereinsteiger geworben werden.

Auf Instagram kann man dabei durch zielgruppenorientierte Postings ins Bewusstsein gelangen, zum Beispiel durch attraktiv gestaltete Werbung und schnelle Nachschlagemöglichkeiten, durch Verlinkung auf Instagram oder digitale Informationsmöglichkeiten. Gezielt gestreute Informationen in einzelnen Posts über Schüler- oder Schnupperpraktika oder Freiwilligendienste, für die langfristige Nutzung in Story-Highlights gespeichert, zeigen hierbei Optionen für Interessenten auf.

Wie genau spricht man nun über Instagram diese Zielgruppen an? „Jede/r Einzelne von uns ist im wahrsten Sinne Markenbotschafter:in.„, so Dr, Engelkemeier. Das bedeutet, dass wir vor allem auf der persönlichen Ebene posten sollten. Einerseits kann man die klassischen Posts von Bibliotheken auf Social Media auch als Marketing für Personal nutzen. Buchvorstellungen und die Aufnahme verschiedener Trends (z.B. Bookstagram) in Reels, welche dann insbesondere von Personen in ähnlichem Altersspektrum der Jobsuchenden durchgeführt werden, können einen Teil des Berufsalltags zeigen. Außerdem könnten wir konkret den Arbeitsalltag, verschiedene Abteilungen, das Team sowie Ausbildungs- oder Studienmöglichkeiten vorstellen. Dieses persönliche Storytelling verleiht der „Werbung“ Authentizität.

Hierbei ist es weiterhin wichtig, die Interaktion mit der Community zu stärken, auf Kommentare und Fragen einzugehen, beispielsweise auch Quizze oder Umfragen durchzuführen und Reaktionen einzubauen.

Instagram eignet sich aus mehreren Gründen gut, um zielgruppenspezifisch auch für den Beruf zu werben. Man erreicht hier eine hohe Menge an Nutzern. Instagram ist mit großem Abstand die meistgenutzte Plattform unter jungen Menschen von 15 bis 30 Jahren.

Besonders schätzen sie die dort übliche persönliche Ansprache, sie bauen parasoziale Bindungen zu Influencern/Instagram-Persönlichkeiten auf. Diese können ähnlich wie das freundschaftliche Umfeld fungieren und als Vorbildfunktion auch im Beruf dienen. Instagram ist immer aktuell und ermöglicht es durch niedrigschwellige Posts, schnell und von überall auf Trends zu reagieren und „am Ball zu bleiben”. Die Formate sind auf die Nutzung am Smartphone spezialisiert, Texte können schnell getippt, Videos/Reels direkt am Handy authentisch gedreht und Bilder bspw. durch Canva bearbeitet werden.

Außerdem ist Instagram kostenlos und hat wenig einschränkende Datenschutzregeln. Es ist leicht zu bedienen und es werden bereits viele Fortbildungen speziell für Bibliotheken angeboten.

Die Werbung auf Instagram kann standortspezifisch und daher direkt an diejenigen adressieren, die z.B. in ihrer direkten Umgebung einen Beruf suchen und nicht umziehen möchten.

Auch die jungen Bewerber, welche häufig ihr Handy für alles benutzen, können durch Verlinken über Instagram direkt auf diese Seiten gelangen und alles hochladen, was zur Bewerbung gewünscht ist.

Du bist nun überzeugt, dass Instagram eine gute Idee ist? Um deinen Kanal aufzubauen, sind hier noch einige weitere Tipps sowie ein Webinar.

Und falls du nach dem ganzen Input eine kleine Pause brauchst, wird dich das folgende Quiz unterhalten:

Referenzen:

ARD(2023): ARD/ZDF-Onlinestudie 2023: Weitergehende Normalisierung der Internetnutzung nach Wegfall aller Corona-Schutzmaßnahmen. Online unter https://www.ard-media.de/media-perspektiven/publikationsarchiv/2023/detailseite-2023-1/ard-zdf-onlinestudie-2023-weitergehende-normalisierung-der-internetnutzung-nach-wegfall-aller-corona-schutzmassnahmen [Abruf am 26.01.2025]

BMFSFJ (2025): Freiwilligendienste. Online unter https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/engagement-und-gesellschaft/freiwilligendienste [Abruf am 26.01.2025]

Bohley, Agnes; Eger, Jana (2024): Quereinstieg – und Spaß dabei! Neue Wege in die Bibliotheksarbeit: Mehrwert für die Institutionen und die Arbeitnehmenden. Online unter https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/searchtype/collection/id/16252/docId/19044/start/11/rows/20 [Abruf am 26.01.2025]

Demografie-Portal(2025): Altersstruktur im öffentlichen Dienst. Online unter https://www.demografie-portal.de/DE/Fakten/oeffentlicher-dienst-altersstruktur.html [Abruf am 26.01.2025]

Dgi-Info(2024): Etablierter Studiengang „Information Science“ an der Hochschule Darmstadt kurz vor der Schließung / Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen e.V.  Online unter https://dgi-info.de/etablierter-studiengang-information-science-an-der-hochschule-darmstadt-kurz-vor-der-schliessung-stellungnahme-der-deutschen-gesellschaft-fuer-information-und-wissen-e-v-dgi/ [Abruf am 26.01.2025]

Feldbarg,Anna(2023): Visuelle Magie auf Instagram: Canva und KI-generierte Posts im Rampenlicht. Online unter https://weblab.zwoeinsnull.de/visuelle-magie-auf-instagram/ [Abruf am 26.01.2025]

Hobohm, Hans-Christoph(2021): Ende der Fernweiterbildung Bibliothekswissenschaft an der FH Potsdam (R.I.P.). Online unter https://hobohm.edublogs.org/2021/09/09/ende-der-fernweiterbildung-bibliothekswissenschaft-an-der-fh-potsdam-r-i-p/comment-page-1/ [Abruf am 26.01.2025]

MeinJobBibliothek(2025): Quereinstieg Fachexpertise. Online unter https://meinjob-bibliothek.de/quereinstieg-fachexpertise/ [Abruf am 26.01.2025]

Öbib (2025): Demografie. Online unter https://www.oebib.de/management/zielgruppen/generation-plus/demografie [Abruf am 26.01.2025]

ProLibris(2024): Dr. Engelkenmeier: „Jede/r Einzelne von uns ist im wahrsten Sinne Markenbotschafter:in“ In: ProLibris, Heft 2, Seite 55 f. Online unter https://www.bibliotheken-nrw.de/wp-content/uploads/2024-2-ProLibris_02-2024-06_DS_web.pdf#page=5 [Abruf am 26.01.2025]

ProLibris(2024): Heft 202, Nr. 3. Online unter https://www.bibliotheken-nrw.de/wp-content/uploads/2024-3-ProLibris-web_DS.pdf [Abruf am 26.01.2025]

Schmid-Ruhe,Bernd (2022): Der Fachkräftemangel als Ausdruck der Krise des Bibliothekswesens. In: Bibliothek Forschung und Praxis, Heft 46, Nr. 3, Seiten 502-510. Online unter https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/bfp-2022-0047/html?lang=de&srsltid=AfmBOorgz_k7aiy3AGWAMIvfdWO5DUEICPsFxwakJOlx-CX9Q4AXNAwa [Abruf am 26.01.2025]

Trapp, Markus(2017): Instagram für Bibliotheken: Nutzernähe, Aufmerksamkeit und viele Möglichkeiten zur Vernetzung. In: BuB Forum Bibliothek und Information. Online unter https://www.b-u-b.de/detail/instagram-fuer-bibliotheken [Abruf am 26.01.2025]

Van Vlimmeren, Ton (2022): Ein Land ohne Bibliotheksakademie. In: Bibliothek Forschung und Praxis, Heft 46, Nr. 3, Seiten 465-473. Online unter https://doi.org/10.1515/bfp-2022-0027 [Abruf am 26.01.2025]

Werder,Lucia(2024): Junge Menschen für die Arbeit in Bibliotheken begeistern. In: BuB Forum Bibliothek und Information. Online unter https://www.b-u-b.de/detail/junge-menschen-fuer-die-arbeit-in-bibliotheken-begeistern  [Abruf am 26.01.2025]

YouTube(2024): Webinar „Öffentlichkeitsarbeit mit Social Media in Bibliotheken“ der Kampagne Netzwerk Bibliothek. Online unter https://www.youtube.com/watch?v=y5RogIodRyI  [Abruf am 26.01.2025]

„Library of Things“: Was Bibliotheken jenseits von Büchern ausleihen

Ein großes, schwarzes Regal gefüllt mit Büchern, Zeitschriften, Schallplatten, Spielzeug und verschiedenen Gegenständen, das eine Mischung aus traditioneller Bibliothek und persönlicher Sammlung darstellt. Symbolbild für eine Library of Things (Bibliothek der Dinge).

Autorin: Tamara Clauß


Was wäre, wenn die Bibliothek, in die Du jeden Monat gehst, nicht nur Bücher und Filme, sondern auch Akkuschrauber, Nähmaschinen oder ein Raclette-Set verleiht? Es wäre eine „Library of Things“ – eine Schatzkammer für den Alltag, die Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Ressourcenschonung in den Vordergrund rückt. Viele moderne Bibliotheken erfinden sich neu: Sie bieten weit mehr als nur gedrucktes Wort. 

In diesem Beitrag nehme ich Dich mit in die Welt der „Dinge-Bibliotheken“: Erfahre, was dieses Konzept bedeutet und dass es nicht nur zeitgemäß, sondern auch sinnvoll ist; was Du davon hast; und was es für die Verbesserung der Umwelt- und Lebensqualität bringt, wenn Bibliotheken zu Orten des Teilens und der Innovation werden.  

Inhaltsverzeichnis
Library of Things: Mehr als nur Bücher – wie Bibliotheken Nachhaltigkeit neu definieren
Hintergrund und Entstehung
Beispiele aus der Praxis – This is where the magic happens
Vorteile der Library of Things für die Gesellschaft und den Einzelnen
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Fazit: Teilen ist das neue Haben

Ein großes, schwarzes Regal gefüllt mit Büchern, Zeitschriften, Schallplatten, Spielzeug und verschiedenen Gegenständen, das eine Mischung aus traditioneller Bibliothek und persönlicher Sammlung darstellt. Symbolbild für eine Library of Things (Bibliothek der Dinge).
JayMantri / Pixabay

Library of Things: Mehr als nur Bücher – wie Bibliotheken Nachhaltigkeit neu definieren

Bibliotheken befinden sich im Wandel und erfinden sich stetig neu. Einst vor allem stille Lesesäle, sind sie heute nicht zuletzt ein Ort der Gemeinschaft und des Miteinanders. Eine „Library of Things“ steht dabei für mehr als nur das Ausleihen von Dingen. Sie steht für den Zeitgeist. Der gesellschaftliche Fokus rückt immer stärker auf Aspekte wie Nachhaltigkeit, gemeinschaftliches Handeln und Ressourcenschonung. Egal ob Werkzeugkasten, Kuchenform oder Wanderrucksack – leihen statt kaufen liegt voll im Trend, und das spiegelt sich in unserem Konsumverhalten wider.

Der Grund dafür ist weit mehr als bloße Bequemlichkeit. Eine „Library of Things“ schont Geldbeutel und Umwelt und fördert sozialen Austausch. Aber was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Konzept? Was kann man dort entdecken, und welche Herausforderungen müssen gemeistert werden, damit alle profitieren können? Das und noch mehr erfährst Du in diesem Artikel.

Hintergrund und Entstehung

Die Idee der „Library of Things” ist eine Verschmelzung von zwei gesellschaftlichen Bewegungen: der sogenannten Sharing Economy und dem Streben nach mehr Nachhaltigkeit. Als „Sharing Economy“, auch „Shared Economy“ oder „Shareconomy“, bezeichnet man eine Wirtschaftsform, in der besonderer Wert auf das kollektive Verwenden von Ressourcen gelegt wird, während der individuelle Besitz in den Hintergrund tritt. Wieso sollte man Dinge kaufen, die man nur wenig nutzt? Warum nicht stattdessen teilen? Konsumverhalten wird so nachhaltig verändert.

Dieses Prinzip gilt auch für Bibliotheken der Dinge. Statt die Bohrmaschine, den Metalldetektor oder die Gitarre teuer zu kaufen und dann nach kurzer Nutzung verstauben zu lassen, können sie hier einfach ausgeliehen werden. Der Aspekt des Teilens wird also über den individuellen Besitz gestellt. Der Umweltvorteil liegt hier klar auf der Hand.

Du glaubst, diese so einfache wie geniale Idee wäre eine moderne Erfindung? Weit gefehlt! Bereits in den 1970er Jahren entstanden in Deutschland sogenannte Leih-Läden[1], in denen vor allem Kinderspielzeug geliehen statt gekauft werden konnte. Die erste echte „Library of Things“ eröffnete 1979 in der Stadt Berkeley in Kalifornien.[2] Diese hieß aber noch nicht so – der Begriff wurde geprägt von einer gesellschaftlichen Bewegung in London im Jahre 2014, die sich von der ein Jahr zuvor eröffneten Toronto Tool Library inspirieren ließ.[3]

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts begann dann der große Vormarsch der Dinge-Bibliotheken auch in Deutschland. 2016 eröffnete die erste in Berlin, mittlerweile gibt es bundesweit über 150.[4]

Beispiele aus der Praxis – This is where the magic happens

Die Idee der „Library of Things“ hat in Deutschland längst Fuß gefasst und wird immer mehr zu einem festen Bestandteil öffentlicher, aber auch wissenschaftlicher Bibliotheken. Viele deutsche Bibliotheken bieten mittlerweile eine solche Dinge-Bibliothek an und erweitern so ihr Angebot über Bücher hinaus zu modernen Kultur- und Ressourcenzentren.

Ein herausragendes Beispiel ist die Gemeindebibliothek Gauting[1]. Sie verfügt über ein breites Spektrum an ausleihbaren Gegenständen, darunter Werkzeuge, Küchengeräte und Freizeitartikel. Ob Bohrmaschine, Raclette-Grill oder sogar ein Tischkicker – die Bibliothek ermöglicht es ihren Nutzer:innen , Dinge auszuprobieren und zu nutzen, ohne sie kaufen zu müssen.

Ein weiteres Beispiel ist die Stadtbibliothek Ludwigshafen, die nach ihrer Renovierung einen Makerspace eröffnet hat, der gleichzeitig auch eine „Library of Things“ ist. Hier können zum einen neben Tablets und Laptops auch Werkzeuge und Geräte ausgeliehen werden, auf der anderen Seite gibt es die Möglichkeit, kreative Projekte direkt vor Ort umzusetzen. Der Südwestrundfunk (SWR) zeigt in einer kurzen Reportage[5], wie diese innovative Idee in Ludwigshafen gelebt und von den Nutzenden angenommen wird.

Südwestrundfunk / YouTube

Die Vorteile einer „Library of Things“ liegen klar auf der Hand: Nutzende sparen Geld und Platz, schonen Ressourcen und erhalten Zugang zu Gegenständen, die sie vielleicht nur ein einziges Mal benötigen und unter anderen Umständen gegebenenfalls teuer kaufen würden. Gleichzeitig fördert das Konzept die Umsetzung der Prinzipien der Sharing Economy[6]. Es unterstützt Umweltschutz und Nachhaltigkeit, da weniger produziert und konsumiert werden muss. Der gesellschaftliche Ressourcenverbrauch wird reduziert.

Durch die Entwicklung solcher Angebote wandeln sich Bibliotheken immer mehr von Bücherhallen zu modernen Kultur- und Ressourcenzentren, die nicht nur Wissen, sondern auch praktische Alltagsgegenstände allgemein zugänglich machen und dadurch sie aktiv zu einer nachhaltigeren Gesellschaft beitragen. Indem sie Dinge für Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft zugänglich machen, fördern sie zudem die soziale Gerechtigkeit.

Vorteile der Library of Things für die Gesellschaft und den Einzelnen

Die Beispiele aus der Praxis zeigen, wie vielfältig und lebendig die „Library of Things“ bereits in Deutschland umgesetzt wird. Doch was bedeutet dieses Konzept konkret für Dich und unsere Gesellschaft? Die Vorteile sind vielfältig, sie reichen von praktischem Nutzen bis hin zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen.

Stell Dir vor, du könntest Dinge wie ein Zelt, ein Mikroskop oder sogar ein Heimplanetarium einfach ausleihen, anstatt sie teuer zu kaufen und dann viel zu selten zu nutzen. Genau das macht die Bibliothek der Dinge möglich – und dabei geht es um weit mehr als nur um praktischen Nutzen.

Ein essentieller Aspekt ist die Nachhaltigkeit[7]. Indem wir Dinge miteinander teilen, verringern wir unser aller Bedarf an neuen Produkten. Das schont Ressourcen und schützt die Umwelt. Warum sollten in fast jedem Haushalt Gegenstände Staub ansetzen, wenn wir sie gemeinsam nutzen können? So kannst auch Du aktiv dazu beitragen, bewusst nachhaltiger zu konsumieren und die Umwelt dadurch zu entlasten.

Für Dich als Nutzenden bedeutet das vor allem zwei Dinge: Kostenersparnis und Platzgewinn. Brauchst Du wirklich eine eigene Nähmaschine oder eine teure Kameraausrüstung, die Du höchstens einmal im Jahr verwendest? Durch das Ausleihen könntest Du nicht nur Geld sparen, sondern auch Platz in Deinen eigenen vier Wänden.

Doch die „Library of Things“ hat noch mehr zu bieten: Sie stärkt das soziale Miteinander. Beim Ausleihen und Zurückgeben kommt man ins Gespräch, tauscht sich aus und lernt neue Menschen kennen. Bibliotheken werden so zu Orten der Begegnung und des gemeinschaftlichen Handelns. Beim gemeinsamen Arbeiten an einem kreativen Projekt werden neue Freundschaften geknüpft.

Die „Library of Things“ ist mehr als ein praktisches Angebot – sie ist ein Schritt hin zu einer nachhaltigeren, sozialeren und lebenswerteren Gesellschaft. Und Du kannst ein Teil davon sein. Warum nicht einfach mal ausprobieren?

Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Das Konzept „Library of Things“ bietet viele Vorteile – für Dich, die Gesellschaft und die Umwelt. Doch wie bei allem gibt es auch hier Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Gleichzeitig eröffnen sich dabei aber auch spannende Zukunftsperspektiven für Bibliothek und Nutzende.

Eine der größten Herausforderungen ist der Pflegeaufwand. Die ausleihbaren Gegenstände müssen regelmäßig überprüft und gewartet werden, um ihre Funktionsfähigkeit zu erhalten. Das erfordert Zeit, Know How und oft auch zusätzliches Personal. Dazu kommt der Platzbedarf: Größere Gegenstände wie Werkbänke oder Freizeitgeräte benötigen viel Lagerfläche, die nicht jeder Bibliothek zur Verfügung steht. Auch die Verwaltung ist eine Aufgabe, die man nicht unterschätzen darf. Das Angebot muss kontinuierlich an die Nachfrage angepasst werden, um sicherzustellen, dass die Nutzenden auch das finden, was sie suchen. Diese Arbeit fällt dabei zusätzlich zum regulären Bibliotheksbetrieb an.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Finanzierung. Die Anschaffungskosten für qualitative Gegenstände können hoch sein, und viele Einrichtungen sind auf Fördergelder, Spenden oder Partnerschaften angewiesen. Besonders für kleinere Bibliotheken ohne zusätzliche finanzielle Mittel und mit stark begrenztem Budget kann dies eine schier unüberwindliche Hürde darstellen. Oft werden teure Gegenstände daher nur als Ersatz für besonders beliebte, stark genutzte oder irreparabel beschädigte Artikel angeschafft[8], um die Kosten im Rahmen zu halten und dafür den Schwerpunkt auf ein breiteres Angebot legen zu können. Das gilt insbesondere dann, wenn zunächst unsicher ist, wie gut der Artikel angenommen wird.

Trotz dieser Herausforderungen gibt es vielversprechende Zukunftsperspektiven. Eine Möglichkeit ist die Zusammenarbeit mit Partnern, etwa mit Unternehmen oder Reparaturcafés. So können nicht nur die Kosten geteilt, sondern auch Expertise und Ressourcen gebündelt werden. Ein digitales Buchungssystem, wie es in fast allen Bibliotheken standardmäßig genutzt wird, vereinfacht die Ausleihe gestaltet die Bestandsverwaltung effizienter.

Vor allem aber gewinnt die „Library of Things“ in einer Gesellschaft, die immer stärker auf Nachhaltigkeit setzt, zunehmend an Relevanz. Nicht umsonst ist ihre Zahl in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. Sie zeigt, wie wir durch Teilen und gemeinsame Nutzung Ressourcen schonen und unseren ökologischen Fußabdruck verringern können. Bibliotheken entwickeln sich so zu modernen Zentren für nachhaltigen Konsum und Gemeinschaft – und Du kannst ein Teil dieser Bewegung sein.

Fazit: Teilen ist das neue Haben

Bibliotheken zeigen mit der „Library of Things“ nachdrücklich, wie sie über ihre klassische Rolle als „Bücherhalle“ hinauswachsen können, um als Orte des Teilens und der Nachhaltigkeit anerkannt zu werden. Sie ermöglichen den Zugang zu nützlichen Gegenständen des nicht ganz alltägliche Bedarfs, ohne dass jede:r diese besitzen muss. Damit leisten sie einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Schonung von Ressourcen und Entlastung von Haushalten.

Natürlich stehen solche Projekte immer auch vor Herausforderungen: Sei es die Finanzierung, die Pflege der Gegenstände oder die Organisation eines reibungslosen Verleihsystems – das alles erfordert Engagement und mitunter kreative Lösungen. Doch die Vorteile überwiegen eindeutig: Weniger Konsum bedeutet weniger Umweltbelastung, und geteilte Ressourcen schaffen mehr Gleichheit. Außerdem gilt doch immernoch: geteilte Freude ist doppelte Freude.

Vielleicht gibt es ja auch in Deiner Nähe schon eine Bibliothek der Dinge. Schau doch mal in Deiner Bibliothek vorbei, informier‘ Dich oder mach sogar mit. Denn letztlich lebt dieses Konzept von Menschen, die teilen – nicht nur Dinge, sondern auch Ideen, Verantwortung und Visionen für eine nachhaltigere Zukunft.


[1] Demmelhuber, Sandra (2023): Leihen statt Kaufen: Immer mehr „Bibliotheken der Dinge“. Online unter https://www.br.de/nachrichten/bayern/leihen-statt-kaufen-immer-mehr-bibliotheken-der-dinge,TU3t2wy

[2] globalmagazin (2016): Ausleihen in der Bibliothek der Dinge. Online unter https://globalmagazin.eu/themen/wirtschaft/ausleihen-in-der-bibliothek-der-dinge/

[3] Library of Things (o. J.): Our Mission. Online unter https://participate.libraryofthings.co.uk/mission

[4] OCLC (2025): Bibliothek der Dinge. Online unter https://connect.oclc.org/bib-der-dinge

[5] SWR Aktuell (2023): Bibliothek der Dinge – So können Bibliotheken heute noch Erfolg haben. Online unter https://www.youtube.com/watch?v=EZMCRdujIHI

[6] Ameli, Najine (2020): Die neue Share Economy: Bibliotheken der Dinge. Bielefeld: transcript.

[7] Claudelin, Anna; Tuominen, Kaisa; Vanhamäki, Susanna (2022): Sustainability Perspectives of the Sharing Economy: Process of Creating a Library of Things in Finland In: Sustainability, Jg. 14, H. 11

[8] Lehnert, Sarah; Schmid-Ruhe, Bernd (2022): Der Marketingeffekt steht klar im Mittelpunkt In: BuB Forum Bibliothek und Information, H. 74. Online unter https://www.b-u-b.de/detail/der-marketingeffekt-steht-klar-im-mittelpunkt

Onboarding-Projekte für Auszubildende in Bibliotheken

  • Einleitung
  • Statistik
  • Was ist Onboarding?
  • Was versteht man unter einem Patensystem?
  • Das Onboarding-Projekt in der UB Gießen
  • Erfolg in der UB Gießen?

Onboarding-Projekte in Bibliotheken können den Übergang von den bekannten Strukturen der Schule in die Arbeitswelt angenehmer machen. Dieser ist besonders für junge Menschen problematisch und geht oft mit Unsicherheiten und Selbstzweifeln einher. Dabei haben junge Menschen oft dieselben Fragen und Sorgen im Kopf. Schaffe ich das alles? Was passiert, wenn ich etwas nicht hinbekomme? An wen kann ich mich wenden, wenn ich Hilfe brauche oder Fragen habe? Hoffentlich erfülle ich alle Anforderungen und Erwartungen. Solche Gedanken und Sorgen können dazu führen, dass die Ausbildung misslingt, was zu Frustration und Enttäuschung der betroffenen Person führt. Eine mögliche Folge wäre der Abbruch des Ausbildungsverhältnisses.

Die Abbruchquote ist zwar nicht so hoch wie in anderen Ausbildungsberufen, liegt im öffentlichen Dienst jedoch immer noch bei 9%, laut einer Studie der BIBB aus dem Jahr 2022. Die meisten Ausbildungen werden allerdings häufig bereits am Anfang der Ausbildung vorzeitig beendet.

BIBB-Datenreport 2024

Was kann also getan werden, um dem entgegenzuwirken? Eine Lösung, die im Folgenden vorgestellt werden soll, sind sogenannte Onboarding-Projekte, die von den jeweiligen Einrichtungen individuell umgesetzt werden können. Durch Einzelmaßnahmen soll es den Berufseinstieg unterstützen und den Übergangsprozess für beide Seiten zum Erfolg führen.

Beim Onboarding-Projekt liegt der Fokus auf der Betreuung der neuen Mitarbeitenden und Auszubildenden vor und während des ersten Jahres ihrer neuen Tätigkeit. Hierfür stehen sogenannte Mentor*innen mit allgemeinen Hilfestellungen und Tipps zur Seite, um den Einstieg in den neuen Betrieb zu erleichtern.
Dabei unterscheidet man gerne zwischen Pre- und Onboarding. Die Phase des Pre-boarding beginnt mit der Unterschrift auf dem Arbeitsvertrag und endet mit dem ersten Arbeitstag. Während dieser Zeit soll man die Gelegenheit erhalten, sich zu orientieren und erste Fragen zu klären, wie z.B. wer der Ansprechpartner ist oder wie der erste Tag am neuen Arbeitsplatz aussieht. Die Onboarding-Phase zieht sich dann durch das erste Jahr des Berufseinsteigers. Hierbei wird die Person im übertragenen Sinne an die Hand genommen und mit den Strukturen, den anderen Kolleg*Innen und dem Arbeitsbereich vertraut gemacht. An dieser Stelle gibt es mehrere Herangehensweisen, die jeder Betrieb individuell gestaltet. In diesem Beitrag wird hauptsächlich auf das Patensystem bzw. das Mentoring-Programm Bezug genommen.

Hierbei steht ein anderer, erfahrener Auszubildender dem neuen Kollegen zur Seite und begleitet ihn durch seine ersten Arbeitstage. Unter jungen Kolleg*Innen entsteht schnell ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis, was dem Neuankömmling den guten Einstieg erleichtert.
Dieses Programm wurde auch vor Kurzem erst in der Universitätsbibliothek in Gießen eingeführt.
Dort sind es vor allem die ehemaligen Auszubildenden, die als sogenannte Mentor*Innen jeweils einem neuen Azubi zugeteilt bekommen. Dabei beginnt deren Aufgabe bereits beim Preboarding, indem sich die neuen Auszubildenden per Mail an die Mentor*Innen wenden können, falls Sie fragen haben oder sich austauschen wollen. Die Mentor*Innen nutzen diese Gelegenheit auch gerne, um sich und das Programm schon mal vorzustellen und eventuelle Treffen wie eine Bibliotheksführung und ein vorab Kennenlernen der anderen Kolleg*Innen zu arrangieren.
Für weitere Informationen und Tipps ist das folgende Video zu empfehlen.

In der Bibliothek angekommen, nehmen die Mentor*Innen an den Einführungstagen der neuen Azubis teil, sodass Sie direkt von Anfang an im Geschehen dabei sind. Für den Verlauf des ersten Ausbildungsjahres werden zunächst feste Gesprächstermine mit den Auszubildenden vereinbart. Die Mentor*Innen erkundigen sich wie es aktuell in den verschiedenen Abteilungen läuft oder ob es etwas gibt, was die Azubis beschäftigt. Eine regelmäßige gemeinsame Mittagspause gehört ebenfalls zu dem Programm. Dies alles ist bereits Teil der Onboarding-Phase. Die genannten Punkte werden jedoch mit der Zeit immer mehr reduziert und die Mentor*Innen dienen nur noch als passive Ansprechpartner.

Zum Onboarding-Projekt gab es in Gießen bereits positive Rückmeldungen. Besonders wenn die Auszubildenden Fragen haben, empfanden sie es als viel angenehmer und einfacher, da man sich erstmal an die Mentor*Innen wenden kann als gleich zur Ausbildungsleitung zu marschieren. Dies bildet nämlich oftmals eine gewisse Hürde, gerade wenn die Auszubildenden noch recht jung sind.  Zudem ist zu beobachten, dass sich die Beziehungen unter den Kolleg*Innen festigen, wodurch ein angenehmeres und stressfreies Arbeitsklima zu erkennen ist.

Digitale Vielfalt in Bibliotheken – Von physischen Regalen zur digitalen Transformation

"Leseeule"
Abb. 2: Logo der Stadtbibliothek Deggendorf

Die Stadtbibliothek Deggendorf ist dank der digitalen Bibliothek schon lange mehr als nur ein Lager für gedruckte Bücher. Heute steht hier zusätzlich anderes im Fokus: Streams, Sounds und digitaler Zugang zu Wissen und Unterhaltung – all das steht im Mittelpunkt eines modernen Bibliothekskonzepts. Egal ob Sie eine Nachteule oder ein Frühaufsteher sind: Die digitale Bibliothek bietet Ihnen Zugang zu einer riesigen Medienvielfalt, rund um die Uhr und bequem von zu Hause oder unterwegs.

Mit der Onleihe der Stadtbibliothek Deggendorf etwa können Sie jederzeit und überall digitale Inhalte wie E-Books, Hörbücher und Videos ausleihen – alles über die komfortable App oder direkt im Browser. Und das ist nur der Anfang! Die weiteren Angebote der digitalen Bibliothek Deggendorf reichen von Musikstreaming über wissenschaftliche Recherchemöglichkeiten bis hin zu interaktiven Kinderbüchern. Die digitale Bibliothek ist also nicht nur ein Ort, sondern ein Service, der Ihre Medienbedürfnisse überallhin mitnimmt.

Digitale Medien jederzeit griffbereit: Die vielfältigen Angebote der Stadtbibliothek Deggendorf


Mit der digitalen Bibliothek aus Deggendorf haben Sie Zugriff auf eine umfassende digitale Medienvielfalt – von E-Books bis Musikstreaming. Die Onleihe z.B. ermöglicht es Ihnen, jederzeit und überall digitale Inhalte auszuleihen – ganz bequem auf Ihrem E-Bookreader, Tablet oder Smartphone.
Die digitalen Angebote der Stadtbibliothek Deggendorf basieren auf einer Vielzahl von Web- und App-Technologien, um eine breite Palette an Online-Diensten bereitzustellen. Diese umfassen Medienplattformen wie die OnleiheFilmfriendTigerBooks, Brockhaus Online und Freegal Music+.
Im Allgemeinen basiert der Bibliotheksdienst auf verschiedenen Programmiersprachen und Frameworks, die sowohl im Frontend als auch im Backend verwendet werden.

Digitale Vielfalt aus der Bibliothek

Für alle die gerne um Mitternacht einen Thriller lesen, Hörbüchern lauschen oder mit einem digitalen Sprachkurs ins Bett gehen wollen, ist die Onleihe genau das Richtige. Über diese digitale Plattform der Bibliothek lassen sich eBooks, ePapers, eAudios und sogar eVideos ausleihen. Alles was Sie dazu benötigen ist ein gültiger Bibliotheksausweis und der Zugang zur Welt der digitalen Medien gehört Ihnen. Mit dem Tablet oder Smartphone einfach die gleichnamige App installieren, anmelden und schon kann es losgehen. Die Onleihe ist ideal für Leser und Hörer.

Einfacher Einstieg


Wer bereits einen E-Book-Reader besitzt, kann diesen für die Onleihe verwenden – es sei denn, es handelt sich um einen Kindle. Dieser ist ausschließlich auf den Amazon-Kosmos begrenzt, da der Onlinehändler externe Software nicht unterstützt. Eine Abhilfe wäre das „jailbreaken“ des Geräts. Wenn Ihnen allerdings der Begriff Jailbreak in Bezug auf elektronische Geräte nichts sagt, lassen Sie besser die Finger davon.

Auch wenn Technik für Sie ein Buch mit sieben Siegeln sein sollte, kein Problem: Für Unsichere vergibt die Stadtbibliothek kostenlose Schnupperzugänge, Leihgeräte oder auch rund um die Uhr Zugang zu Hilfestellungen auf Onlineforen und Tutorial-Videos der Firma DiViBib, damit auch die letzte Angst genommen wird.


DRM und Flexibilität: Wie der Adobe Content Server die E-Book-Ausleihe organisiert

Digitale Bibliothek zuhause
Abb. 3: Mit dem Tablet gemütlich über die digitale Bibliothek seinen Lieblingsroman ausleihen

Der Adobe Content Server (ACS) generiert DRM-geschützte E-Books im PDF- und EPUB-Format, wobei eine ACSM-Datei den Download über Adobe Digital Editions (ADE) initiiert. Die Rechte werden serverseitig verwaltet. Der Content Server von Adobe kann beide Formate generieren. Während PDFs den Adobe Reader erfordern , sind EPUBs flexibler für E-Book-Reader.


Für den DRM-Schutz ist für die Erstnutzung des entliehenen E-Books ein Internetzugang erforderlich. Mit ADEPT wird die offline Nutzung ermöglicht. Allerdings nur auf Geräten, die mit der entsprechenden Software (z. B. Adobe Digital Editions) kompatibel sind. Dazu ist es dem Leser möglich, seine ausgeliehenen Medien vorzeitig zurückzugeben. Diese Funktion bietet sich wegen des Maximums von acht Ausleihen für Vielleser (oder -hörer) an. Die Leihfrist kann ebenfalls selbst festgelegt werden und reicht von einer Stunde (e-Paper) bis zu 21 Tagen. Eine Verlängerung ist jedoch nicht möglich. Sollte aber keine Vormerkung auf das zurückgegebene Medium vorhanden sein, kann es ohne Einschränkungen erneut ausgeliehen werden.

Ablauf Onleihe
  • Überblick über das DRM der DiViBib Onleihe und Verlauf einer Ausleihe ohne Nutzung mobiler Endgerätea


Diese Plattformen werden meist auf Basis von Java für eine moderne Webarchitektur erstellt. Weitere serverseitige Technologien sind HTML, CSS und JavaScript. Eine App-Version für iOS und Android wird wiederum mit Java (für Android) und Swift (für iOS) entwickelt.

Wissen digital – und zuverlässig

Für alle, die einen Beat im Herzen haben

Digitale Bibliothek zum Musikstreaming
Abb. 4: Die digitale Bibliothek als Zugang zum Musikstreaming


Der Begriff Freegal stellt ein Kofferwort 1 aus free (kostenlos) und legal (zum Download) dar.

In der digitalen Bibliothek gibt es die Kinder-App mit Löwenherz

Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren haben jetzt einen neuen digitalen Freund: die TigerBooks-App. Hier werden Geschichten auf Tablets und Smartphones lebendig. Mit interaktiven Funktionen, wie z.B. Mini-Spielen wird Lesen fast so spannend wie ein Versteckenspielen im Garten. Und das Beste? Eltern können sich entspannt zurücklehnen, während die Kleinen in der App Abenteuer erleben – ohne dass sich jemand im Wohnzimmer auf Schatzsuche begibt.

Literarisches Lernen im digitalen Zeitalter: Wie TigerBooks die Rezeptionskompetenz von Kindern fördert


Literarisches Lernen wird als Persönlichkeitsbildung an literarischen Modellen verstanden und dient im Literaturunterricht als umfassender didaktischer Integrationsbegriff. Während sich traditionelle Modelle auf Inhalt und Darstellung konzentrieren, erweitert u.a. TigerBooks diese um literarische, medienspezifische und intermediale Rezeptionskompetenz. Für digitale Bilderbücher ist insbesondere die Interaktivität zentral.
TigerBooks ist ein Teil des digitalen Angebots der Tiger Media GmbH, das sich auf Inhalte für Kinder spezialisiert hat. Über die gleichnamige App bietet das Unternehmen in Kooperation mit zahlreichen Verlagen E-Books, Hörbücher und interaktive Medien an. Besondere Features wie Vorlesefunktionen, Animationen und Spiele werden als kinderfreundlich und sicher beworben. Eltern profitieren von werbefreien Inhalten und individuell einstellbaren Kinderprofilen. Die App zielt darauf ab, eine kontrollierte und ansprechende Alternative zu frei zugänglichen Internetangeboten zu bieten.

Tutorial-Video zu TigerBooks
BeeBots

Um die Leseförderung in der digitalen Bibliothek zu unterstützen und gleichzeitig noch erste Berührungspunkte zum Erlernen der Programmierung zu schaffen, werden u.a. BeeBots genutzt.
Genauere Informationen zu diesem Thema finden Sie in diesem Artikel von Sascha Ecke.2

Rückseite BeeBot
Abbildung 5: Rückseite des BeeBots mit Programmiertasten


Freegal Music+ und TigerBooks als mobile Anwendungen werden, wie bei anderen Apps, mit Cross-Plattform-Frameworks wie React Native entwickelt, um die Nutzung auf verschiedenen Geräten zu ermöglichen.

Netflix kann einpacken (zumindest ein bisschen)

In den letzten Jahren hat sich der Filmkonsum stark ins Internet verlagert. Was auch Bibliotheken vor neue Herausforderungen stellt. Der Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) hat darauf mit der Einführung von Filmfriend reagiert und eine Streaming-Plattform, die speziell auf Bildungsaspekte und Datenschutz ausgelegt ist. Ziel ist es, digitale Kompetenzen zu fördern um eine Bibliothek modern und attraktiv zu positionieren, ohne dabei direkt mit kommerziellen Streaming-Anbietern zu konkurrieren. Als Leser melden Sie sich über die App oder den Browser mit Ihren Bibliothekszugangsdaten an. Damit haben Sie Zugriff auf über 3.500 Filme und Serien um Ihre Abende aufzupeppen. Von Arthouse-Perlen oder Blockbustern über Krimiserien bis hin zu Kinderklassikern: Es gibt für jeden etwas, sogar für die härtesten Kritiker in der Familie.

Filmfriend und ähnliche Streaming-Dienste verwenden eine Kombination von Node.js für die serverseitige Logik, React für das Frontend und Datenbanktechnologien wie SQL-Systeme für die Verwaltung großer Mediendatenbestände.

Die digitale Bibliothek macht den Leser zum Chef!

Anrufen und einen gestressten Bibliotheksmitarbeiter damit behelligen, dass man die Leihfrist seiner ausgeliehenen Medien verlängern möchte? Anschließend noch die Frechheit besitzen zu fragen, ob ein bestimmtes Buch im Bestand ist? Damit muss sich der Leser nun nicht mehr beschäftigen, denn mit dem Online-Katalog kann er dies selbst erledigen.
„Google und Konsorten haben das Suchverhalten unserer Nutzer grundlegend verändert.“ Wahrer könnte diese Erkenntnis nicht sein.


Zwischen Suchmaschinen und Bibliotheken: Warum moderne Katalogsysteme unverzichtbar sind


Eine Studie von OCLC kam zur Erkenntnis, dass Internet-Nutzer zu 84% eine digitale Recherche über eine Suchmaschine dem Gang zur Bibliothek vorziehen. Das ist im Gegensatz zu dem Anteil, der zuerst zu Letzterem geht, mit 2% fast schon Makulatur. Trotz allem ergab sich aus eben jener Umfrage auch, dass Studenten Informationen, welche sie von Bibliotheken erhalten, glaubwürdiger einstufen. Deshalb sollten Bibliotheken mit der Zeit gehen und folgende Punkte mindestens erfüllen.
Die Anforderungen an Katalogsysteme lassen sich in zwei Bereiche unterteilen: Funktionalitäten der Suchoberfläche und -mechanismen sowie den Informationsgehalt der Datensätze und die Breite der erschlossenen Bestände. Diese Elemente beeinflussen sich gegenseitig. Beispielsweise kann eine umfassendere Suche durch Relevance Ranking übersichtlich gestaltet werden. Viele Technologien, die das Suchverhalten verbessern, sind aus dem Information Retrieval bekannt und werden in der OPAC-Forschung seit Langem gefordert.

Rund um die Uhr Zugriff

WebOPAC


Zudem wird dem Nutzer über den Online-Zugang Zugriff auf ein persönliches Bibliothekskonto gegeben. Hier ist es möglich seine Daten zu ändern oder auch, falls noch nicht geschehen, seine E-Mailadresse hinzuzufügen.

Damit lässt sich auch einrichten, dass man neben den Ausleihquittungen, und Erinnerungsbenachrichtigungen zur Gültigkeit der Mitgliedschaft auch Fälligkeitsnachrichten bekommt oder wenn die Leihfrist eines Mediums abläuft. Es muss wahrscheinlich nicht weiter ausgeführt werden, dass seit Einführung dieses Features die Gebührenreinnahmen um fast 80% zurückgingen.

Die digitale Bibliothek wartet mit Technik auf die begeistert – trotz eventueller anfänglicher Berührungsängste!

Um auf all diese Angebote zuzugreifen, brauchen Sie nur Ihren Bibliotheksausweis und erhalten die notwendigen Zugangsdaten. Und für alle, die bei digital an Kabelsalat denken: Die Stadtbibliothek hilft gern weiter, falls es mal hakt. On- wie offline! Technik-Support,

damit Sie und Ihr Streamingglück nicht auf der Strecke bleiben. Ob Sie Wissen anhäufen, zu den Hits der 80er tanzen oder den Kleinsten spannende Geschichten vorsetzen möchten – die Stadtbibliothek Deggendorf beweist, dass sie auch in der digitalen Ära den Durchblick hat. 

Literaturverzeichnis:

  • Lorenz, Andreas (2011): Digital Rights Management bei E-Books am Beispiel der DiViBib Onleihe. Fachhochschule Köln.
  • Gränicher, Martin (2010): Meinten Sie „Web-OPAC“?. Aktuelle Entwicklungen bei Bibliothekskatalogen. In: Informationswissenschaft: Theorie, Methode und Praxis Bd. 1, H. 1, S. 99 – 128.
  • Mutter, Moritz (2017): Filmfriend – Streaming für Bibliotheken. In: BuB – Forum Bibliothek und Information. Jg. 2017, Bd. 12, S. 662 – 663.
  • Emmersberger, Stefan (2020): TigerBooks, SuperBuch und Co.. Qualitäten und literaturdidaktische Potentiale interaktiv aufbereiteter Bilderbücher in digitalen Medienangeboten. In: MiDU – Medien im Deutschunterricht. Jg. 2 (2020), H. 1, S. 1 – 18.
  • Gränicher, Martin (2010): Meinten Sie «Web-OPAC»?.Aktuelle Entwicklungen bei Bibliothekskatalogen. In: Informationswissenschaft: Theorie, Methode und Praxis. Jg. 1 (2010), S. 99 – 128.

Abbildungen:

  • Abbildung 1: Gebäude Stadtbibliothek Deggendorf, Quelle: selbstproduziert2021
  • Abbildung 2: „Leseeule“, Logo Stadtbibliothek Degendorf, Quelle: ebenda 2016
  • Abbildung 3: Tabletnutzerin, Quelle: Fotolia [2024]
  • Abbildung 4: Silent Disco Kopfhörer, Quelle: Fotolia [2024]
  • Abbildung 5: Rückseite BeeBot, Quelle: Pinterest [2024]
  • Video 1: Tutorial-Video der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam zu TigerBooks, Quelle: ebenda [2024]
  • Video 2:Tutorial der Stadtbibliothek Deggendorf zum WebOPAC, Quelle: selbstproduziert 2023

Fußnoten:

  1. Wörter für biologische Kreuzungen wie „Schiege“ (Kreuzung aus „Schaf“ + „Ziege“) und „Jostabeere“ (Kreuzung aus „Johannisbeere“ + Stachelbeere“) sind Beispiele für Kofferwörter. Geläufigere Kofferwörter sind Wörter wie „jein“, „Kurlaub“, „Stagflation“ usw  ↩︎
  2. Ecke, Sascha (2025): Einsatz von Bee-Bots in öffentlichen Bibliotheken. In: Hochschule Hannover. Verfügbar unter: https://testweblab.wp.hs-hannover.de/wp-admin/post.php?post=27481&action=edit. Letzter Aufruf: [24.01.2025] ↩︎

Digitale Veranstaltungsformen – Neue Realität

Name: Denisa Teliban, Matrikelnummer: 1757841, Veröffentlichung: Ja

Innerhalb kürzester Zeit wurden Schulen und Universitäten geschlossen, Arbeitsplätze ins Homeoffice verlagert, und die digitale Transformation, die vorher Jahre gedauert hätte, wurde quasi über Nacht Realität – Unsere Realität.

Ein Überblick auf die digitalen Veranstaltungsformen, die in Bildern dargestellt werden.
Ein Überblick auf die digitalen Veranstaltungsformen, die in Bildern dargestellt werden.

Plötzlich saßen wir alle zu Hause – Schüler vor Laptops, Lehrer vor Webcams und Eltern als Improvisationstalente zwischen Job und Homeschooling. Die Corona-Pandemie hat das Lernen auf den Kopf gestellt und digitale Veranstaltungsformen in den Fokus gerückt. Begriffe wie Blended Learning, hybrides Lernen und Flipped Classroom sind seitdem nicht nur Trendwörter, sondern entscheidende Bausteine eines neuen Lernzeitalters. Doch was steckt wirklich hinter diesen Konzepten? Was macht diese Formate so besonders?

Inhaltsverzeichnis

Blended Learning

Wie es schon in den Namen zu erkennen ist, Blended (auf Deutsch „vermischt“)  Learning ist die Mischung aus Präsenzschulungen und digitalen Formate. Die Präsenz- und virtuelle Lehre finden also im Wechsel statt. Vor allem in der Arbeitswelt ist Blended Learning auch noch heute präsent. Häufig kommt es vor, dass man die Wahl zwischen dem Arbeiten im Büro oder dem Arbeiten von zu Hause hat.1

Hier wird das Konzept von Blended Learning dargestellt.
Verknüpfung der Lernformen

Vor- und Nachteile für Blended Learning

Die Flexibilität ist ein großer Vorteil des Blended Learnings. Studierenden können Lerninhalte in der E-Learning Phase flexibel und den eigenen Bedürfnissen entsprechend abrufen, unabhängig von Ort und Zeit. Die Lerntypen sind auch flexibel. Jeder Lernende hat die Möglichkeit, eine Lernmethode zu verwenden, die am besten zu dem jeweiligen Lerntyp passt.

Als Nachteil zählt das falsche Bild, wo Studierende oft erwarten, dass weniger Präsenzkurse auch weniger Aufwand bedeuten. Lernende können vom Arbeitsaufwand echt überrascht werden. Hier kommt die Selbstdisziplin im Spiel. Einige Lernende haben Schwierigkeiten damit, Verantwortung für Zeitmanagement und eigene Lernerfolge zu übernehmen. Ohne Selbstdisziplin gestaltet sich Blended Learning äußerst schwierig.

Inverted/Flipped Classrooms

Flipped Classrooms wird auch als Inverted Classrooms erkannt, weil das klassische Unterrichtsmodell umgedreht wird. Bei dem Konzept des Inverted/Flipped Classrooms erarbeiten die Lernenden sich das Wissen eigenständig in der Selbstlernphase mit Erklärvideos, Audiodateien, Texten und Aufgaben und vertiefen dieses dann in der Präsenzphase, wo sie die Möglichkeit erhalten, Fragen zu stellen, sich gegenseitig auszutauschen und die Aufgaben zu besprechen.2

Vor- und Nachteile für Inverted/Flipped Classrooms

Viele Studierende geben an, gerne mit den hauptsächlich verwendeten Materialien zu arbeiten. Durch die Selbstlernphase können Eigenverantwortlichkeit, Arbeits- und Lernstrategien sowie die Motivation gesteigert werden. Hier ist die Flexibilität auch ein großer Vorteil. Denn der große Anteil an selbstständiger Arbeit ermöglicht eine flexiblere Einteilung und Vereinbarung von Studium und Beruf oder Familie.

So wie bei Blended Learning, ist die Selbstdisziplin wichtig. Um nicht den Anschluss zu verlieren, sind eine gute Selbstorganisation und auch Motivation nötig. Außerdem durch die Abhängigkeit von technischen Geräten in der Selbstlernphase, besteht die Gefahr, das bei technischen Problemen das Material nicht hochgeladen werden kann oder Lernende nicht darauf zugreifen können.

Hybrides Lernen

Hier wird gezeigt, wie die hybriden Lernräume gestaltet werden.
Hybriden Lernräume gestalten

Viele verwechseln Hybrides Lernen mit Blended Learning. Diese zwei digitale Veranstaltungsformen sind zwar ähnlich, aber nicht dasselbe.  Beim Hybrid-Lernen können Studierende sowohl in Präsenz als auch virtuell an Veranstaltungen teilnehmen. Die Unterrichtsinhalte sind persönlich und online verfügbar. Der Fokus liegt darauf, Lernenden unterschiedliche  Möglichkeiten anzubieten, wo und wie sie lernen wollen. Gleichzeitig soll die Einbindung von Technologie in die Lehre erleichtern werden. Hybrides Lernen ist also ein Format, bei dem einige Teilnehmer vor Ort in einem Klassenraum anwesend sind, während andere gleichzeitig online zugeschaltet sind.3

Ermöglicht wird die Auflösung verschiedener Zweiteilungen:

  • Physisch / Virtuell
  • Gleicher Ort / Unterschiedlicher Ort
  • angeleitet / selbstgesteuert

Das hybride Lernen kommt mit ähnliche Vorteile wie bei Blended Lerning und Flipped Classrooms. Hier sind paar Probleme, die auftreten können:

  • hohe Implementierungskosten
  • komplexe technische Setups
  • fehlende Standards
  • fehlende Affordanz: Es ist nicht nur wichtig, was ein Raum in der Theorie für Möglichkeiten bietet, gleichzeitig sollte es offensichtlich sein, dass er dies tut.

Fazit

Die digitale Transformation hat die Art und Weise, wie wir lernen und lehren, nachhaltig verändert. Konzepte wie Blended Learning, hybrides Lernen und Flipped Classrooms zeigen, dass Bildung heute flexibler, individueller und ortsunabhängiger gestaltet werden kann. Sie bieten zahlreiche Vorteile, erfordern jedoch auch ein hohes Maß an Selbstorganisation, technischer Infrastruktur und klarer Kommunikation.


Wie fandet ihr damals das Homeschooling? Schreibt gerne in die Kommentare!

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Quellen

  1. Mivekannin, Maurice (2020): Blended Learning – Die Mischung macht ́s. Zuletzt aktualisiert am 12.11.2020. Online unter https://www.appvizer.de/magazin/bildung/e-learning/blended-learning [Abruf am 21.01.2025]
    ↩︎
  2. Anders, Florentine (2024): „Flipped Classroom“ – Wie wirksam ist die Methode ? Zuletzt
    aktualisiert am 28.03.2024. Online unter https://deutsches-schulportal.de/unterricht/wie-
    wirksam-ist-die-methode-flipped-classroom/ [Abruf am 21.01.2025] ↩︎
  3. Kohls, Christian; Dubber, Dennis (2023): Hybride Lernräume gestalten. Herausgegeben von e-teaching.org. Tübingen.
    Online unter https://www.eteaching.org/etresources/pdf/erfahrungsbericht_2023_kohls_dubbert_hybride-lernraeume-gestalten.pdf ↩︎

Open Access: Die Revolution des Publizierens

Freier Zugang zu Publikationen durch das Internet ist eine Reform des Publizierens
Darstellung des freien Zugangs zu Publikationen

Open Access als Reform des Publizierens ist gerade in den wissenschaftlichen Bibliotheken eines der großen Themen, aber was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Dieser Beitrag liefert eine Einführung und geht auf die Geschichte, die unterschiedlichen Arten, die Finanzierung sowie auf die Vor- und Nachteile ein.

Inhaltsverzeichnis

Unter Open Access (kurz OA) wird der kostenfreie Zugang zur wissenschaftlichen Literatur im öffentlichen Internet verstanden. Open Access ist ein Teilbereich aus dem Modell Open Science. Open Science hat das Ziel, alle wissenschaftlichen Prozesse offen und transparent zu gestalten. Zu den acht Bereichen gehören Open Data, Open Educational Ressources, Open Notebook, Open Peer Review, Open Source, Scientific Social Networks, Citizen Science und Open Access. 

Spätestens seit den 1990er-Jahren bahnte sich eine Reform des Publizierens im wissenschaftlichen Bereich an. Durch die jährlich steigenden Kosten der Finanzierung der Zeitschriften und später mit der Digitalisierung der Zeitschriftenlizenzen wurde die ausreichende Versorgung der Wissenschaftler*innen mit wichtiger Literatur u. a. durch die Bibliotheken immer schwieriger. Hinzu kam die damit verbundene Zuspitzung der Doppelfinanzierung der Forschungsergebnisse, da Hochschuleinrichtungen oder Institute für die Forschung finanzielle Mittel zur Verfügung stellen und gleichzeitig für den Bezug der Publikationen dieser Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Verlagen zahlen. Zudem kam die intransparente Preispolitik der großen Verlage, die einen Wandel regelrecht befeuerten.

Hier werden die Meilensteine aufgeführt:

Es gibt unterschiedliche Wege OA zu publizieren, demnach wird zwischen dem Goldenen, Grünen, Platin bzw. Diamant und Hybriden Weg unterschieden.

Der Goldene Weg

Unter der Erstveröffentlichung eines wissenschaftlichen Werks oder eines wissenschaftlichen Beitrags in einer OA-Publikation wird der goldene Weg verstanden. Dabei werden die gleichen qualitativen Standards wie in einer konventionellen Veröffentlichung eingehalten. Die Nutzenden haben demnach dauerhaft gesicherten kostenfreien Zugang zur Originalveröffentlichung. Für Autor*innen fallen Article Processing Charges (kurz APCs) an.

Der Platin/Diamant Weg

Platin/Diamant Open Access bedeutet die gleichen Standards des OA-Goldes einzuhalten, jedoch ohne das Gebühren für Autor*innen noch für die Nutzenden anfallen.

Der Grüne Weg

Der grüne Weg (auch self archiving genannt) beschreibt die Zweitveröffentlichung oder auch Parallelveröffentlichung bereits veröffentlichter Beiträge nach einer bestimmten Frist in OA. Rechtliche Vereinbarungen mit den Verlagen gilt es zu beachten. Dabei gibt es drei Arten des grünen OA.

Die Zweitveröffentlichung erfolgt auf eigener Initiative der Autor*innen auf institutionellen Repositorien (beispielsweise auf einem Dokumentenserver einer Hochschule), disziplinären Repositorien (hier werden die Veröffentlichungen thematisch geordnet) oder die Veröffentlichung auf der eigenen Webseite der Autor*innen.

Der Hybride Weg

Die Publikation wird zunächst konventionell bei einer Closed-Access-Zeitschrift veröffentlicht. Durch Zahlung einer zusätzlichen Publikationsgebühr wird diese für die kostenfreie Nutzung freigeschaltet. Dabei kommt es zu einer sog. „Doppelfinanzierung“.

Um die Unterschiede in der Finanzierung der OA-Publikationen zu konventionellen Publikationen zu verstehen, wird zunächst der Prozess des konventionellen Publizierens erläutert.

Hierbei gilt es zu beachten, dass Forschende die wissenschaftlichen Beiträge publizieren. Diese werden meist aus öffentlichen Geldern bezahlt, da sie an Hochschulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen angestellt sind.

Das Peer-Review-Verfahren, welches zur Qualitätssicherung dient, übernehmen Wissenschaftler*innen ohne Entlohnung. Bibliotheken finanzieren (öffentliche Gelder) die letztendliche Erwerbung der Beiträge von Zeitschriften oder auch Bücher der Wissenschaftler*innen, damit sie den Angehörigen der Einrichtung zur Verfügung stehen.

Auch Open Access Publikationen müssen finanziert werden. Autor*innen sind meist dazu angehalten, den Verlagen Article Proccesing Charges (APCs) zu bezahlen.

Um den Wandel der Strukturen bei der Finanzierung vom Subskriptions- zum Open-Access-Modell und dadurch eine Reform des Publizierens zu ermöglichen, beschloss die DFG bereits 2009 ein zunächst auf fünf Jahren begrenztes Förderprogramm “Open Access Publizieren”. Dieses Förderprogramm stellte einige Bedingungen für die Förderung auf und war lediglich für wissenschaftliche Hochschulen bestimmt. 

Förderorganisationen und Forschungseinrichtungen tragen seit Mitte der 2010er-Jahre dazu bei, dass APCs übernommen werden können. Bibliotheken stellen mithilfe von Publikationsfonds Gelder für die Finanzierung der APCs zur Verfügung oder sie schließen vorab Rahmenverträge mit Verlagen ab, sodass die finanzielle Abwicklung direkt mit den Bibliotheken erfolgt. Autor*innen sollten vor Beantragung einer Erstattung der Publikationskosten vorab die Förderkriterien wie maximale Erstattungshöhe, Bedingung eines Peer-Review-Verfahrens oder die Bedingung keine Veröffentlichung in einer hybriden OA-Zeitschrift beachten.

Beauftragt von der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen gründete die Hochschulrektorenkonferenz 2014 das Projekt DEAL. Ziel dieses Projekts ist die Verhandlung von bundesweiten Lizenzverträgen mit den größten Zeitschriftenverlagen. Große Verlage wie Springer und Wiley sind daran beteiligt. Dies dient dazu, eine offene Verbreitung von Forschungsergebnissen in Deutschland zu ermöglichen.

Die Vorteile sind bei Open Access schnell zu erkennen. Wissenschaftler*innen erreichen durch die OA-Publikation eine hohe Reichweite und können so schneller bewertet und zitiert werden. Ein Großteil der Studien bestätigen diesen Zitationsvorteil. Ebenso für finanzschwächere Einrichtungen oder sogar Länder bietet der verbesserte Wissenstransfer große Vorteile. Sie profitieren von frei zugänglicher wissenschaftlicher Literatur, wodurch wichtige Forschungsergebnisse direkt zur Verfügung stehen. Die Befürchtung, dass die Qualität wissenschaftlicher Publikationen durch Open-Access-Veröffentlichungen leiden würde, konnte nicht bestätigt werden. Im Vergleich zu zugangsbeschränkter Literatur konnte eine deutlich höhere Nutzung der Open Access-Publikationen aufgrund ihrer größeren Reichweite und somit die positiven Auswirkungen der Reform des Publizierens nachgewiesen werden.

Nicht als Nachteil, sondern eher als Hürde wird der Wandel von der konventionellen Erwerbung hin zur Finanzierung der OA-Publikationen wahrgenommen. Für Bibliotheken stellt dies zunächst einen wesentlichen Mehraufwand dar. Wie bei jeder maßgeblichen Änderung müssen Bibliotheken erst die nötigen Fähigkeiten entwickeln, um die OA-Finanzierung reibungslos abzuwickeln. Insbesondere wissenschaftliche Bibliotheken gestalten aktiv den Wandel des Publizierens mit.

Berliner Erklärung (2003): https://openaccess.mpg.de/68053/Berliner_Erklaerung_dt_Version_07-2006.pdf

Budapest Open Access Initiative (2001): https://www.budapestopenaccessinitiative.org/

DEAL (2024): https://deal-konsortium.de/ueber-deal

DFG (2025): Was ist Open Access?. https://www.dfg.de/de/foerderung/foerdermoeglichkeiten/programme/infrastruktur/lis/open-access/was-ist-open-access

Eppelin, Anita; Pampel, Heinz; Kaczmirek, Lars (2012): Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren – die Situation in Deutschland in 2010. GMS Medizin – Bibliothek – Information 2012, Vol. 1, S. 1-12. https://www.egms.de/static/pdf/journals/mbi/2012-12/mbi000240.pdf

Fournier & Weihberg (2013): Das Förderprogramm „Open Access Publizieren“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum Aufbau von Publikationsfonds an wissenschaftlichen Hochschulen in Deutschland. Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, 60(5), pp. 236–243. http://dx.doi.org/10.3196/186429501360528

Gantert, Klaus; Lauber-Reymann, Margrit (2023): Informationsressourcen. https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110769043/html?lang=de#contents

Herb; Pampel (2023): Grundlagen der Informationswissenschaft. https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110769043/html?lang=de#contents

Jahn, N., & Tullney, M. (2016): A study of institutional spending on open access publication fees in Germany. PeerJ, 4, e2323. https://peerj.com/articles/2323/

Open-Access.network (2024): Geschichte des Open Acces. https://open-access.network/informieren/open-access-grundlagen/geschichte-des-open-access

Pampel, Heinz; Tullney, Marco (2017): Open-Access-Publikationsfonds. Praxishandbuch Open Access. S.162-172. https://doi.org/10.1515/9783110494068-019