Wie kann eine unikale Inkunabel „entdeckt“ werden, wenn sie Jahrhunderte im Bestand einer Bibliothek verbracht hat?
Dieser Artikel nimmt die Entdeckung einer Inkunabel aus der ULB Darmstadt zum Beispiel für die Frage nach der Vollständigkeit digitaler Nachweisinstrumente für Altbestände in Bibliotheken. Mögliche Gründe für die Unvollständigkeit der Nachweisinstrumente werden erläutert und Lösungsansätze im Hinblick auf Teilhabe illustriert.
Hintergrundinfos
Inkunabel oder auch Wiegendruck bezeichnet einen der von 1454 – 1500 erschienen Drucke, die mithilfe Johannes Gutenbergs Buchdruckverfahren entstanden sind. Der Anfang 1454 ist festgelegt mit dem Erscheinungsjahr der Gutenberg-Bibel. Optisch ist eine Inkunabel nicht immer prächtig: Drucke waren teuer. Meistens besteht sie aus unauffälligem Schriftsatz. Es gibt auch reich dekorierte Exemplare wie die hier gezeigte Variante einer Gutenberg-Bibel aus der Staatsbibliothek zu Berlin.
Gutenberg erfand um 1450 in Mainz den Buchdruck mit metallenen Lettern in Europa. Pro Buchstabe oder Zeichen einer Druckseite wird dabei eine aus Metall gegossene Form (Letter) genutzt. In einem Setzkasten bilden die Lettern zusammen eine Druckseite. Dabei sind schnellere Korrekturen und größere Auflagen möglich als beim Einsatz geschnitzter Druckstöcke aus Holz. Illustrierend kamen mitunter Techniken wie Holzschnitt, Kupferstich und Handmalerei zum Einsatz. Der erste bekannte Buchdruck mit mobilen metallenen Lettern fand allerdings 1377 in Korea mit dem Jikji statt.
Worum geht’s?
Im September 2022 wurde eine Inkunabel „neu entdeckt“. Das Kuriose daran: Inkunabeln werden seit Jahrhunderten erforscht. Es ist wirklich ungewöhnlich, dass einer dieser Drucke noch nie in einem der einschlägigen Nachweiswerke auftauchte. Das hier gefundene kleine Druckwerk war zudem längst als Bibliotheksbestand verzeichnet. Trotzdem wurde seine Besonderheit als Inkunabel über Jahrhunderte nicht identifiziert.
Warum blieb sie so lange unentdeckt?
Das ist doch eh schon alles digital!
Bei der unserer „neuen“ Inkunabel handelt es sich um einen kleinen Band mit der Signatur U 1350/5 aus der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB). Sie war lange Zeit nur über ihren Titel in einem Sonderbestands-Zettelkatalog verzeichnet.
Der Datensatz im Online-Katalog entstand 2020 durch die Einspielung über ein sogenanntes Retrokon-Projekt. Das Verfahren erkläre ich hier nur stark vereinfacht. Bei der Einspielung fand keine Prüfung der Daten am physisch vorliegenden Werk (Autopsie) statt. Man hatte nicht „das Buch auf dem Tisch“, sondern fertigte Scans der Zettelkatalogkarten an. Anhand der gescannten Metadaten suchte ein externer Dienstleister in anderen Online-Katalogen einen möglichst übereinstimmenden Datensatz. Dieses Verfahren ist fehleranfällig, doch es führt zu schnellen Ergebnissen.
Ähnlich und doch nicht gleich
Im Falle unserer Inkunabel wurde ein Datensatz heran gezogen, der den Zettelkatalog-Metadaten nur ähnlich war. Dies kann gerade bei frühen Drucken passieren. Die Entwicklung von Titelblättern begann im 16. Jahrhundert erst und anfangs gab es noch keine Einheitlichkeit von Angaben wie Verfasser, Erscheinungsjahr und -ort sowie Drucker (bei alten Drucken ein wichtiges Identifikationsmerkmal). Auch bei unserer Inkunabel geht der Text „einfach so los“. Die Titelangaben verstecken sich in den ersten Sätzen „Interpretationes seu somnia Danielis prophete […]“, wie hier zu sehen.
Die „Somnia Danielis“ sind über 400 auf verschiedene Drucke verteilte und dem biblischen Propheten Daniel zugeschriebene Traumdeutungen. Zu ihnen gehören viele Inkunabeln, die wiederum im Gesamtkatalog der Wiegendrucke verzeichnet sind. Die Entdeckung unserer Inkunabel war ein Zufallsfund durch eine Bestellung eines Forschers, der die im Katalog der ULB unter der Signatur U 1350/5 angegebene Druckvariante eines Textes der Somnia Danielis einsehen wollte. Tatsächlich brachte die Bestellung des Büchleins eine bisher unbekannte Druckvariante zutage.
Gefunden! Was tun?
Bei näherer Betrachtung stand fest: es musste sich um eine Inkunabel handeln. Reichliche Recherche in Nachweiswerken für Inkunabeln förderte keine anderen besitzenden Institutionen zutage. Die Entdeckung von 2022 wurde vom Team der Historischen Sammlungen an der ULB Darmstadt dem Gesamtkatalog der Wiegendrucke gemeldet, dort geprüft und unter der Nummer GW 0792250N neu aufgenommen. Damit hat sie es in die digitalen Nachweise geschafft. Bis heute ist sie dort unikal. Es gibt also keine andere Bibliothek mit genau diesem Wiegendruck – bis jemand vielleicht einen weiteren Fund macht.
Wie eingangs erwähnt werden Inkunabeln seit Jahrhunderten erforscht und damit seit langem Nachweiswerke für Wiegendrucke aufgebaut und gepflegt. Ein solches ist der auf internationaler Ebene derzeit größte und seit 2003 frei zugängliche Inunabula Short Title Catalogue (ISTC) der British Library. Der ISTC bekommt von Inkunabelverzeichnissen weltweit Daten gemeldet. Und doch können Lücken zwischen Nachweisinstrument und echten Bestandsbedingungen klaffen.
Mögliche Gründe
Kein Fachpersonal Der Bestand gehört zu einer kleinen Institution wie einer Klosterbibliothek ohne buchwissenschaftliches Fachpersonal und wurde noch nicht (komplett) von Forschenden durchleuchtet. In dem Fall besteht vielleicht kein Bewusstsein für den Wert der Bestände und es fehlt die Expertise zur Identifizierung der alten Bücher.
Personalknappheit Mangel an Personal zwingt die Bibliothek dazu, den Fokus auf etwas anderes als die Verzeichnung ihrer Bestände in den digitalen Nachweiswerken zu legen. Sie melden also keine neuen Einträge oder Besitznachweise an diese Verzeichnisse.
Automatisierung vor Prüfung Der Bestand der Bibliothek ist so groß, dass der Übergang von alten Katalogen in digitale Nachweise automatisiert geschah und noch nicht für jede Sondersammlung vom Fachpersonal geprüft wurde. Dies ist bei unserem Inkunabelfund an einer Bibliothek mit über 450 Jahren Geschichte der Fall. Die ULB Darmstadt entwickelte inzwischen ein Konzept zur zukzessiven Überprüfung alter Bestandsgruppen. Forschende rechnen möglicherweise nicht damit, bei einer so großen Institution noch Neues zu entdecken.
Forschungsdatenmanagement Forschungsergebnisse wurden nicht systematisch aufbewahrt und in digitale Nachweiswerke überführt. Manchmal finden sich auf gedruckten Verzeichnissen handschriftliche Vermerke von ehemaligen Bibliotheksmitarbeitenden, die ihre eigenen Erkenntnisse oder die von Forschenden so notiert haben. Immer mehr Institutionen bemühen sich daher um ein nachhaltiges Forschungsdatenmanagement.
Diese Gründe können natürlich auch für die Datenpflege anderer Nachweisinstrumente gelten. Die British Library hat durch ihre lange Geschichte als Nationalbibliothek bspw. den grundsätzlichen Vorteil, die in ihrem Sammelgebiet erschienenen Werke relativ durchgängig erhalten zu haben. In Deutschland führten die früheren politischen Verhältnisse mit ihrer „Kleinstaaterei“ zu zahlreichen regionalen Sammelstellen. Oft waren die Privatbibliotheken von Grafen, Fürsten und Kirchen die einzig überdauernden Sammlungen für Altbestände. Daher entstanden Projekte wie die Verzeichnisse der deutschen Drucke für das 16. bis 18. Jahrhundtert (VD16, VD17, VD18) zur Erstellung einer retrospektiven Nationalbibliographie. An diesen Projekten sind jedoch nicht alle Institutionen mit Altbeständen beteiligt.
Teilhabe als Lösung
Heutige Bibliotheken und Forschende haben längst erkannt, dass die Zugänglichkeit zu den digitalen Nachweisinstrumenten im Open Access sowie die Einbindung von Institutionen mit geringeren finanziellen oder personellen Mitteln wichtige Faktoren für die Weiterentwicklung des Wissens über frühe Drucke sind. Auch die übersichtliche Aufbereitung von Informationen für die interessierte Öffentlichkeit trägt zu einem größeren Bewusstsein für den Wert alter Drucke bei und kann ein Feedback mit neuen Informationen aus der Allgemeinheit in die Fachwelt erwirken. Teilhabe hilft so bei einem nachhaltigen Aufbau eines Informationsnetzwerks für alte Drucke.
Konkrete Beispiele
The Atlas of Early Printing ist eines der Projekte, die auch Laien einen interaktiven Ansatz zur Entdeckung der Inkunabelgeschichte im europäischen Raum verschafft. Anhand einer interaktiven Karte kann man sich über einen individuell konfigurierbaren Zeitraum von 1450-1500 ansehen, an welchem Ort wann die ersten Drucke mit Gutenbergs Buchdruckverfahren entstanden sind. Das fogende Video erklärt die Entstehungsgeschichte dieses Projekts:
Der Blog „Les Essentiels“ der französischen Nationalbibliothek BnF (Bibliothèque nationale de France) stellt pädagogische Ressourcen der BnF für alle Interessierten zur Verfügung. Die Informationen bieten einen ersten Einstieg und kurzen Überblick. Somit kann man ein Basiswissen und Verständnis für diverse Themen aufbauen. Hier findet man z.B. einen Blogbeitrag über die Entwicklung des Titelblatts von alten Drucken bis heute.
In Thüringen startete 2018 das Projekt „Erschließung und Sicherung Nordthüringer Kirchenbibliotheken„. Es ist ein gutes Beispiel fürTeilhabe durch die Einbindung von über 80 kleinen, seit der Frühneuzeit bestehenden kirchlichen Bibliotheken in die Verzeichnung alter Drucke. Deren Bestände sind oft unsachgemäß gelagert und kaum verzeichnet, manchmal nur in Form jahrzehntealter Bücherlisten. Das Projekt stellt durch Fachpersonal Hilfe in Form von Erschließung und Archivierung der alten Kirchenbibliotheksbestände zur Verfügung und könnte später in ganz Deutschland fortgeführt werden. Ein ähnliches Projekt begann im Mai 2024 zur Erschließung von etwa 8.500 Bänden der historischen Sammlung der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums in Erfurt.
Abschließend kann man durchaus einen positiven Blick in die Zukunft der Auffindbarkeit historischer Bestände werfen. Die digitalen Nachweisinstrumente für Altbestände sind vielleicht noch unvollständig, doch sie werden stetig weiter entwickelt.
Der Begriff „Dritter Ort“ wurde von Ray Oldenburg geprägt und beschreibt Orte, die als Ausgleich zu Familie und Beruf dienen. Aus einer amerikanischen Perspektive schaut Oldenburg sehnsüchtig nach Europa – Hier gibt es Pubs, Kaffeehäuser und Biergärten. Aber was ist eigentlich mit Bibliotheken?
Name: Smilla Kolbe, Matrikelnummer: 1757993, Veröffentlichung: ja
The wonder is that so little attention has been paid to the benefits attaching to the third place. It is curious that its features and inner workings have remained virtually undescribed in this present age when they are so sorely needed and when any number of lesser substitutes are described in tiresome detail. Volumes are written on sensitivity and encounter groups, on meditation and exotic rituals for attaining states of relaxation and transcendence, on jogging and massaging. But the third place, the people’s own remedy for stress, loneliness, and alienation, seems easy to ignore.
– Ray Oldenburg, the great good place
Was sind Dritte Orte?
Um die Frage zu beantworten, ist es zunächst wichtig, die Eigenschaften des ersten und zweiten Ortes zu definieren. Der erste Ort beschreibt das Zuhause – ein persönlicher Rückzugsort, in dem die engsten Beziehungen gepflegt werden. Es handelt sich dabei um einen informellen Raum, der zugleich Schutz und Geborgenheit bietet, jedoch auch isolierend wirken kann. Der zweite Ort hingegen steht für das berufliche oder akademische Umfeld. Dieser Raum ist geprägt von Produktivität, Verantwortung und klaren Strukturen. Hier zählt weniger die individuelle Persönlichkeit als vielmehr die Erfüllung von Pflichten und die eigene Leistungsfähigkeit. Dritte Orte unterscheiden sich grundlegend von diesen beiden: Dritte Orte sind Räume der Gemeinschaft, in dem Menschen ungezwungen zusammenkommen können. Gesellschaftliche Merkmale wie Status oder Herkunft spielen hier keine Rolle und werden symbolisch an der Eingangstür abgelegt – ähnlich wie ein Mantel an der Garderobe eines Theaters oder Clubs. Diese neutrale Atmosphäre schafft die Grundlage für ein soziales Miteinander, das frei von äußeren Zuschreibungen ist.
Dritte Orte und ihr Hintergrund
Während meines Studiums bin ich auf das Konzept der „Dritten Orte“ gestoßen und war sofort fasziniert von ihrer Bedeutung für unsere Gesellschaft. Besonders Bibliotheken als dritte Orte haben mich angesprochen, da sie nicht nur Räume des Wissens, sondern auch der Begegnung und des Austauschs sind. In einer Zeit, in der Technologienutzung oft den direkten Kontakt mit Menschen ersetzt, halte ich solche Orte für unverzichtbar. Sie bieten die Möglichkeit, echte Gemeinschaft zu erleben und fördern das persönliche Wachstum, das nur durch zwischenmenschliche Interaktionen entstehen kann. Das Konzept der dritten Orte geht auf Ray Oldenburg (7. April 1932 – 21. November 2022) zurück. Oldenburg war ein amerikanischer Soziologe, der die Bedeutung informeller öffentlicher Treffpunkte für eine funktionierende Zivilgesellschaft, Demokratie und bürgerschaftliches Engagement betonte. Er prägte den Begriff des „Third Place“ (Dritter Ort) und schrieb das Buch The Great Good Place, das 1989 von der New York Times Book Review als Editor’s Choice ausgezeichnet wurde. 2001 veröffentlichte er zudem Celebrating The Third Place, das die Rolle und Bedeutung dritter Orte weiter vertieft.
Warum eignen sich gerade Bibliotheken als Dritte Orte?
Um dies genauer zu beleuchten, habe ich mir fachnahe Unterstützung geholt. Ich hatte die Gelegenheit, mit Herrn Michael Stünkel, dem Leiter der Zentralbibliothek Hannover, zu sprechen. Herr Stünkel arbeitet seit 1999 in der Stadtbibliothek Hannover und konnte gute Einblicke in die Transformation der öffentlichen Bibliotheken zu einem „Dritten Ort“ geben. Möchtest du das Interview lesen oder erstmal herausfinden, was dein Dritter Ort ist?
Zentralbibliothek Hannover
Betritt man die Zentralbibliothek Hannover, sieht man hier und da Menschen, die Zeitung lesen und Kaffee trinken. Man hört die Schüler, die ihre Hausaufgaben erledigen. All das erstreckt sich über fünf Etagen, die durch eine innenliegende Treppe miteinander verbunden sind. Die Zentralbibliothek Hannover ist offen und lebendig.
Bibliotheken umzugestalten bzw. anders zu führen bringt mehr Arbeit mit sich – das Büro von Herrn Stünkel ist chaotisch. Bücher und Papier stapeln sich. Das war nicht immer so, sagt Stünkel. Wandel heißt Arbeit.
Interview mit Michael Stünkel, Leiter der Zentralbibliothek Hannover
Smilla Kolbe (SK): Welche Funktion erfüllt Ihre Bibliothek für die Gemeinschaft abseits des klassischen Lesens und der Medienausleihe?
Michael Stünkel (MS): Ja, Klassisch ist [es] schon fast, ein „Dritter Ort“ zu sein. Ein Treffpunkt zu sein, Austausch zu haben untereinander. Manchmal auch allein in Gemeinschaft sein, also wir beobachten hier viele Menschen die hier einzeln sitzen, aber es genießen, das rundherum auch Menschen einzeln sitzen und so kommt man ins Gespräch. Also der Ort des Treffpunkts, auch der Auseinandersetzung. Es gibt hier viele Veranstaltungsformate, wo diskutiert wird – kontrovers diskutiert wird. [Diese Veranstaltungen] kann man konsumieren, man kann aber auch mitmachen.
SK: Was sind das für Veranstaltungen?
MS: Wir machen zu bestimmten Themen Diskussionsveranstaltungen. Literarische Lesungen eher weniger, weil das in Hannover anders abgedeckt ist. Zum Beispiel zum Tag der Demokratie oder zum Tag der Bibliotheken. Wir hatten jetzt das Queere Wohnzimmer für vier Monate mit Workshops Lesungen, Diskussionen und Beratungsterminen rund um das Thema in unserem Haus.
SK: Was bedeuten Dritte Orte für Sie im Zusammenhang mit Bibliotheken? Wahrscheinlich genau das, oder?
MS: Genau das. Der klassische Ort zwischen Zuhause und Arbeit. Nicht kommerziell, ohne Verzehrzwang, niederschwellig zu benutzen, gute Öffnungszeiten [lacht]. Das ist auch ein Punkt, an dem wir weiter arbeiten. Wir haben jetzt die Öffnungszeiten Anfang des Jahres von 11 Uhr bis 19 Uhr auf 9 Uhr bis 19 Uhr erweitert.
SK: Wie werden die neuen Öffnungszeiten angenommen?
MS: Die werden sehr gut angenommen. Ganz schnell ging das. Wir haben im Januar angefangen, in der Hoffnung, ein bisschen zu üben, bis die Leute das alle mitbekommen haben, dass sie früher kommen können. Es waren aber relativ schnell sehr gute Zahlen.
SK: Schön, dass das so gut funktioniert. Ich hab mir ein paar Interviews mit anderen Bibliothekaren, die von Bibliotheken nicht als Orte, sondern als Konzepte gesprochen haben, angesehen. Also insofern, dass die Räumlichkeiten geboten durch die Bibliothek werden und dann die Gemeinschaft etwas eigenes draus macht. Würden Sie dieser Aussage zustimmen? Trifft das auf die Stadtbibliothek Hannover zu?
MS: Ja, da sind wir gerade dabei. Wir haben zum Beispiel das Repair-Café. [Das] ist etwas, was auf uns zugekommen ist und von Ehrenamtlichen, insbesondere von einer Person, [betrieben wird]. Das bedeutete eine gewisse Anlaufzeit und inzwischen läuft es vollkommen ohne uns. Ein wenig organisatorische Arbeit durch den Hausdienst, aber nachdem wir Versicherungsfragen, Datenschutz und solche Sachen geklärt hatten, organisiert sich das selber. [Die Veranstalter des Repair-Café] sind einmal im Monat hier. Das versuchen wir mit anderen Konzepten auch umzusetzen. Zum Beispiel die Methothek, kein ganz schönes Wort [lacht], aber gemeint ist damit, dass Menschen die etwas können zum Thema Coaching, Kommunikationstraining, Selbstoptimierung im positiven Sinne, Bewerbungsgespräche vorbereiten,… andere Menschen bei ihrem Vorhaben unterstützen. Diese Personen kommen zu einem bestimmten Tag und machen eine Coffee-Lecture, also kleine Vorträge, aber auch mit Beteiligung der Teilnehmer. Da wünschen wir uns auch, dass sich das mehr verselbstständigt. Wir organisieren das bisher, wir akquirieren auch die Vortragenden, aber es sieht so aus, als würde das auch eine Eigendynamik bekommen, sodass das Bibliotheksbenutzer für Bibliotheksbenutzer dann anbieten.
SK: Also selbstverwaltet dann quasi.
MS: Ja genau. Und da gibt es mehrere Sachen, die auf diese Schiene gestellt werden sollen.
SK: Interessant. Man braucht ein hohes Vertrauen in die Leute, dass das alles so funktioniert, oder?
MS: Ja, unbedingt. Daran muss man auch bei den Kollegen etwas arbeiten. Aber das ist relativ schnell aufgebaut, dieses Vertrauen, wenn sich bewahrheitet, dass nichts passiert. Also, alle wollen ja was Gutes.
SK: Sie meinten im Vorgespräch bereits, dass hier nicht alles neu gebaut werden kann, aber auch, dass sie sich Räume schaffen wollen, sodass die Zentralbibliothek Hannover zu einem „Dritten Ort“ wird. Haben Sie sich da bestimmte Kriterien bei der räumlichen Gestaltung aufgestellt um eine einladende Atmosphäre zu schaffen?
MS: Mehrere Kriterien. Durch die Haushaltssituation, oder überhaupt auch durch nachhaltiges Handeln, was auch zu unseren Leitthemen gehört, haben wir nicht neu gekauft, sondern „upgecycelt“, also vorhandenes Material umgebaut, weiter verwendet. Aber sehr radikal, also man sieht nicht unbedingt, dass das Regalsystem aus den 70er Jahren stammt, sondern es ist so neu gestaltet, dass es gut in die Zeit passt. Dann haben wir festgestellt, dass wir wenig, viel viel weniger Bestand brauchen, als wir oder auch viele andere gedacht haben. Wir haben nach festen bibliothekarischen Kriterien ganz viel Medien ausgesondert und dann Platz geschaffen [für eine einladende Atmosphäre]. Anstatt Bücherregale haben wir jetzt freie Flächen. Wir haben viele Einzelarbeitsplätze und Lernzonen geschaffen. [Wir] sind jetzt dabei, auch diese zu möblieren, Steckdosen nachzurüsten. Das ist in jeder Bibliothek, die nicht aus diesem Jahrzehnt stammt, immer eine offene Stelle, weil man hat damals nicht mit Steckdosen geplant.
SK: Warum auch.
MS: Ja, warum auch. Aber es ist ein großes Thema auch für die Kunden hier. Zusätzlich haben wir in einem Partizipationsprozess einerseits intern mit unseren Mitarbeitern aber auch extern mit (Nicht-)Nutzern eine Zukunftswerkstatt durchgeführt. Üblich mit Kritikphase, Utopiephase und abschließender Realisierungsphase. Außerhalb des Hauses auch. Da sollten die Teilnehmer sich die Bibliothek der Zukunft vorstellen. [Es gab] bestimmte Methoden. Einmal mit Lego Serious Play oder auch mit Mood-Boards. Jedenfalls extern moderiert, nicht, dass wir als Korrektur dabei waren. Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt sind auch Kriterien für uns. Wir versuchen, die Vorstellung einer Bibliothek der Zukunft unserer Mitarbeiter, aber auch der Kunden und Nicht-Kunden, umzusetzen.
SK: Das fließt also auch in die Überlegung [der Gestaltung] mit ein?
MS: Ja, das war sogar auch oft Rechtfertigung oder Auslöser für bestimmte Sachen, die wir gemacht haben.
SK: Das ist ist sehr schön. Wie kommt die Gestaltung der Bibliothek bei den Nutzern an?
MS: Also einmal sieht man, dass das Haus voll ist. So verkehrt kann es also nicht gewesen sein [lacht]. Es gibt viel positive Resonanz zur Reduzierung der Medien, einerseits, natürlich gibt es aber da auch große Kritik.
SK: Ja?
MS: Also, das Aussondern von Büchern ist für manche Menschen einfach ein Tabu. Und das muss man natürlich auch aushalten. Und es ist auch kein demokratischer Abstimmungsprozess. Wer sich positiv oder negativ äußert, das ist nicht in Zahlen zu messen, sondern es sind nur die Menschen, die sich eben äußern. Was daraus resultiert ist, dass man merkt, wie positiv es angenommen wird, dass wir Veranstaltungen machen, die auch in der Öffnungszeit schon beginnen. Das haben wir früher nicht gemacht. Wir haben immer erst geschlossen und dann um 19.30 Uhr was angefangen. Das war personell aufwendig und außerdem war es auch für die Kunden oder die Besucher gar nicht so optimal. Jetzt bleiben sie zum Teil hier, kriegen mit, um 17 Uhr beginnt hier irgendwas, beteiligen sich sogar. Also, das hat einen echten Mehrwert und das spricht auch dafür, dass die Kunden das gut finden. Also es gibt eine positive Resonanz. Es gibt immer Einzelne, die sagen „Ich möchte hier meine Ruhe haben.“, aber auch dafür haben wir einen Raum geschaffen. Der zwar auch manchmal sehr gut gefüllt ist und dann wird es da doch lauter, aber wir sind immer noch dabei, die Zonen ein bisschen schärfer zu definieren.
SK: Gibt es Maßnahmen, um genau diese Balance zu halten, zwischen einem ruhigen Ort und einem belebten Ort?
MS: Das ist bei uns einfacher als in anderen Bibliotheken, weil wir gestapelt sind. Wir haben fünf Etagen. Andere Bibliotheken haben es eher in der Fläche und da ist es schwierig. Hier kann man schon die Etage ein bisschen anders definieren. Also im fünften Stock hinter dem Aufzug, das ist eine wunderschöne Ecke, da haben wir die Methothek angesiedelt. Die sind da für sich sozusagen. Dann gibt es Arbeitsräume mit Einzeltischen und Arbeitsräume mit Gruppenmöglichkeit. Das Untergeschoss, da sind wir jetzt dabei, da ist es auch noch mal stiller. [Dort] wollen wir Arbeitsplätze einrichten, aber eben auch ein bisschen gemütlichere, also keine Büroarbeitsplätze und nur Tisch und Stuhl, sondern auch mit ein bisschen Atmosphäre.
SK: Ich war schon einige Zeit vor unserem Termin da und habe so ein bisschen beobachtet, wer hier so reingeht, das scheint mir eine bunte Mischung zu sein. Gibt es dennoch eine Personengruppe, die die Bibliothek am häufigsten nutzt? Oder ist das schwer zu sagen?
MS: Das ist ein bisschen saisonabhängig, also die Sekundarstufe 2, die Schüler die Facharbeiten schreiben und vor dem Abitur stehen, das ist eine große Gruppe, die auch unheimlich fleißig ist [lacht]. Das ist aber nur eine Gruppe; es gibt viele mittelalte Erwachsene, die sich hier aufhalten. Es gibt auch trotzdem noch die typischen Romanleser…
SK: Sind noch nicht ausgestorben?
MS: Nee [lacht], die bedürfen auch einer besonderen Pflege, weil da ist der Inhalt eben nicht so objektivierbar, wie es jetzt gerade im Trend ist. Bei BWL braucht man das, bei Technik und EDV das… [Bei Romanen] muss schon ein fachlicher Input von uns kommen. Menschen in Ausbildung, Deutschlernende, ganz viel. Und Menschen, die einfach miteinander sprechen wollen, das sieht man auch. Erfassen kann man das schlecht. Da müsste man ja wirklich gucken, für wen hält man jemanden. Ist das ein Schüler oder ist das ein Auszubildender. Lernt [die Person] Deutsch oder ist sie schon viele Jahre hier und liest einfach irgendeine Fachzeitschrift? Also das ist schwierig.
SK: Gab es trotzdem Veränderungen im Laufe der Jahre von den Besuchern oder war das ähnlich, wie sie es jetzt beschrieben haben?
MS: Also diese Tendenz, dass junge Leute hier sind, die ist gestiegen. Das kann man sagen, ja. Leute mit einer höheren Lärmtoleranz auch. Das ist schon richtig trubelig hier. Da sagen manche – ich bin ja auch schon lange hier – viele ältere Kunden, das ihnen das hier jetzt oft auch zu laut ist. Nicht, weil es undiszipliniert laut ist, [es sind] einfach viele Menschen, die sich unterhalten. Das erhöht den Lärmpegel und das möchten manche nicht, aber das ist, glaube ich, die Minderheit.
SK: Dann bietet es sich mit den Etagen ja tatsächlich an, dass man diese thematisch gestaltet.
MS: Ja, wobei man trotzdem sagen muss, wir haben ja den großen Innenhof und alles ist offen, so [geschlossen] sind die Etagen dann doch nicht, aber es ist zumindest ein Angebot.
SK: Wie spricht die Stadtbibliothek Hannover Menschen an, die normalerweise wenig Zugang zu kulturellen oder sozialen Räumen haben?
MS: Also wir gehen zunehmend auch raus aus dem Haus. Kennen Sie das Aufhof-Projekt?
SK: Ja.
MS: Da waren wir auch, mit mäßigem Erfolg, aber wir waren da und das ist erstmal schon richtig [lacht]. Dann sind wir bei den Smart City Days dabei, bei jugendlichen Technikfreaks sozusagen [lacht], mit Robotik gehen wir um. Wir haben Anfang nächsten Jahres, Mitte nächsten Jahres, eine Technothek. Ganz kultur- und bildungsferne Menschen kriegen wir nur durch Kindergärten [und] Schulen oder durch andere Vermittler. Die Technothek soll eher die MINT-Fächer propagieren.
SK: Also Sie gehen dann auch aktiv in Schulen und Kindergärten?
MS: Ja, das ist aber schon lange Standard.
SK: Das ist dann nochmal niederschwelliger, oder?
MS: Ja. Und die Zielgruppen, auf die muss man eben oft zugehen. Man muss nicht um die Aufmerksamkeit betteln, sondern man muss sich einfach nur zeigen. Das ist ja oft das Problem, dass man nicht bekannt genug ist und wenn es dann bekannt wird, ist großes Erstaunen da.
SK: Welche Herausforderungen bestehen denn bei der Etablierung der Bibliothek als Dritter Ort? Bezogen auf Ressourcen, Personal,… Wie ist da Ihre Einschätzung?
MS: Also Herausforderungen gibt es zum Teil an die Mitarbeiter, weil auch ein anderes Publikum kommt. Es kann Konflikte geben, weil die Auffassung, wie man sich in einer Bibliothek verhält, eben doch verschieden sein können. Ich will das aber gar nicht so betonen, weil das für mich erstens nicht so eklatant ist und zweitens nicht so viel ist. [Es ist] kein Grund, sich von dem Konzept der Bibliothek als sozialer Raum wieder abzuwenden, aber man muss es natürlich sehen. Das Thema Wohnungslosigkeit haben wir schon immer gehabt, damit muss man umgehen. Die kümmert es aber nicht, ob wir als Dritte Orte definieren oder nicht. Wenn es hier warm und trocken ist und draußen nass und kalt, dann kommen sie natürlich und sollen auch kommen, das ist völlig in Ordnung. Herausforderung sonst ist, dass es ein anderes Arbeiten ist. Also die klassische Auskunft zum Beispiel. Da kommt jemand und möchte wissen, wo steht welches Buch, das ist nicht mehr die Hauptarbeit.
SK: Sondern?
MS: Die meisten kommen dann mit ihrem Handy und sagen, ich hab das Buch recherchiert und brauchen nur einen Hinweis, wo das jetzt ist. Das geht aber auch mit einer Ausschilderung. Es ist eher, dass man auch diese ganzen Begegnungen etwas moderiert, die hier stattfinden. Sehr viel Komplikationen und extrovertierteres Verhalten als früher vielleicht [lacht]. Aber auch nicht zu viel Regeln. Man muss schon auch als Mitarbeiter, der hier im Hause arbeitet, zulassen können, dass zum Beispiel die Möbel flexibel genutzt werden.
SK: Dann habe ich noch eine Frage zur Digitalisierung. Inwiefern werden Bibliotheken als Dritte Orte durch aktuelle Entwicklungen wie Digitalisierung und veränderte Lesekulturen beeinflusst?
MS: Also es ist schon so, dass die Leute die Begegnung suchen, auch wenn sie das herkömmliche Bibliothekserleben nicht so haben, sondern ein anderes. Wir haben hier mehrere Personen, die um 9 Uhr kommen, mit ihrer Tasche und ihrem Laptop, und dann bis 14 Uhr hier sitzen, zwischendurch Kaffee trinken gehen, offenbar hier arbeiten. Also die nutzen den digitalen Raum, ein gutes WLAN, also eine relativ ideale Arbeitsatmosphäre. Man ist nicht allein und muss sich selber auch irgendwie disziplinieren. Aber Digitalisierung meinen Sie jetzt nicht [insofern als dass] wir die Medien digital zur Verfügung stellen?
SK: Vielleicht ist das auch eher eine persönliche Frage. Durch Social Media ist es schwerer, die Verbindung zu anderen Leuten aufrecht zu erhalten. Man lebt quasi halb im Internet. [In dem Rahmen interessiert es mich], ob die Bibliothek ein Raum sein kann, um die Gemeinschaft zu fördern.
MS: Die persönliche, dann?
SK: Ja, genau.
MS: Ja das könnte ich so bestätigen. Wir merken das zum Beispiel im Queeren Wohnzimmer. [Dort] hatten wir mehrere Lesungen mit hauptsächlich jungen Autoren, die offenbar eine Szene bedienen. Da kommen die Leute aus Oldenburg mit ihren Eltern, weil sie diese Person lesen/sehen/hören wollen und andere treffen [wollen], die [den Autor] auch toll finden. Also das Phänomen, Lesen, Vorlesen, Lesungen, ist schon dann auch wieder im Plus und im Fluß.
SK: Werden Bibliotheken auch in Zukunft noch relevant sein?
MS: Wenn sie so weitermachen, wie wir, ja [lacht]. Also das ist glaube ich der springende Punkt. Wenn sie sich an den Bedürfnisse der Bevölkerung orientieren, ohne das Erbe, oder banal gesagt, das Buch, aufzugeben. Das ist ja kein entweder oder sondern es ist beides. Und es gibt Phasen, da hat der Bestand das Vorrecht gehabt und dann kommt die Welle: jetzt hat der Raum das Vorrecht und es wird sich irgendwie einpendeln zu einem bestimmten Maß.
SK: Das ist eine schöne Zukunftsaussicht. Abschlißende Frage. Welche neuen Projekte oder Ideen gibt es, um die Stadtbibliothek Hannover als Treffpunkt und sozialen Ort noch stärker zu etablieren?
MS: Wir hatten zwei Jahre lang einen Raum unten, das war ein Garderobenraum, mit hässlichen Schränken [lacht], den haben wir leer geräumt und zum Experimentierraum gemacht und haben [diesen Raum] verschiedenen Akteuren zur Verfügung gestellt. Jeweils vier Monate. Da gab es einmal das Thema Job und Karriere. Da war das Jobcenter dabei und die Sparkasse hat den Jugendlichen erzählt, wie man ein Konto eröffnet, mit Geld umgeht. Das andere war die Artothek. Kennen Sie die?
SK: Ja, die kenne ich.
MS: Die war hier für vier Monate und hat den Raum völlig anders umgestaltet und hat hier eine ganz andere Atmosphäre reingebracht. [Danach hat die Artothek] eine andere Unterkunft bekommen und wir hatten dann wieder ein neues Projekt. Das wollen wir noch ein bisschen weitermachen, dass einfach die Menschen hierherkommen können und was machen können. Das wollen wir ausbauen. Die Projekte, die wir angefangen haben sind auch noch am laufen, es ist noch nicht zu Ende. Was unten im Experimentierraum startet, soll verstetigt werden. Die Methothek, startete auch im Experimentierraum und hat jetzt einen Ort bekommen. Genauso das Queere Wohnzimmer. Die Veranstaltungsreihe ist vorbei, aber für die Community sind wir weiter als Ort da, den sie eigenständig bespielen können. Das wird ein ideeller Ort werden, also das ist… wir haben so ein quietschbuntes Sofa aus dem Schauspielhaus. Haben Sie das gesehen?
SK: Ja.
MS: [lacht] Ja, das ist ne Leihgabe, das Wohnzimmer ist jetzt auch aufgelöst. Aber wir haben gesagt, von der Idee zum Ort. Nee, umgekehrt. Vom Ort zur Idee. Also die Idee bleibt erhalten, so als Haltung oder als Statement oder als Raum für Aktion.
Fazit
Durch das Interview mit Michael Stünkel über Bibliotheken als Dritte Orte konnte ich wertvolle Einblicke gewinnen und besser verstehen, wie Bibliotheken der Zukunft den sozialen Aspekt in den Mittelpunkt stellen, um Gemeinschaft zu fördern. Besonders faszinierend ist, dass Bibliotheken ein besonders niedrigschwelliges Angebot schaffen, um als Dritte Orte zu fungieren. Man muss kein konkretes Ziel haben, um eine Bibliothek zu besuchen: Vielleicht schaut man sich einfach die Neuzugänge an, liest die Zeitung oder bringt Bücher zurück – und entdeckt plötzlich eine Veranstaltung, die einen zum Bleiben einlädt. Diese Ungezwungenheit ermöglicht es, soziale Teilhabe ohne die Verpflichtung zu erleben, gezielt an einem Angebot teilnehmen zu müssen. Dabei wurde deutlich, dass dieser Ansatz zwar nicht alle Bedürfnisse gleichermaßen erfüllen kann, jedoch essenziell für die Weiterentwicklung moderner Bibliotheken ist. Es ist ein Thema, das sich kontinuierlich wandelt und weiterentwickelt – eine Dynamik, die besonders spannend und bedeutsam bleibt. Weißt du, was dein Dritter Ort ist? Mache das Quiz und finde es heraus!
Woher kommen unsere Kulturgüter und wie gelangen sie in die öffentlichen Sammlungen? Wem haben sie vielleicht vorher gehört? Und was geschieht mit Werken, die ihren Eigentümer*innen während der NS-Zeit unter Zwang entzogen wurden? Auch viele Bibliotheken beschäftigen sich mit diesen Fragen. Mit Hilfe der Provenienzforschung untersuchen sie darum die Herkunft von Medienwerken und identifizieren NS-Raubgut in den eigenen Beständen. Der folgende Beitrag bietet einen Einstieg in die Thematik und gibt Einblicke in die Grundlagen der Provenienzforschung.
Als „Provenienz“ wird im musealen, archivarischen und bibliothekarischen Kontext die Herkunft von Sammlungsobjekten, Archivalien oder Medienwerken bezeichnet. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort „provenire“ ab, was so viel wie „herkommen“ bedeutet. Die Provenienzforschung befasst sich dabei mit der wissenschaftlichen Erforschung der Herkunftsgeschichte sowie der wechselnden Besitzverhältnisse einzelner Kulturgüter, Objekte und Sammlungen. Sie prüft zudem faire und gerechte Lösungen sowie eine mögliche Rückgabe an die rechtmäßigen Eigentümer*innen oder ihre Erb*innen.
Was ist NS-Raubgut?
NS-Raubgut bezeichnet Objekte, die der nationalsozialistische Staat politisch, rassistisch oder religiös verfolgten Personen und Institutionen entzog und somit ihren rechtmäßigen Eigentümer*innen raubte. Dieser systematische Raub durch die NS-Behörden war ein zentraler Bestandteil der Verfolgung und des staatlichen Terrors. Betroffen waren unter anderem Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, religiöse und ethnische Minderheiten, politische Gegner*innen, Parteien, Gewerkschaften, Künstler*innen, Gelehrte und Homosexuelle. Die Enteignungen und gewaltsamen Beschlagnahmungen erstreckten sich sowohl auf Bürger*innen des Deutschen Reiches als auch der besetzten Gebiete. Zu NS-Raubgut zählen ebenfalls Objekte, die Verfolgte unter Zwang oder großem Druck verkaufen mussten, etwa um eine Flucht ins Ausland zu finanzieren. Solche Verkäufe erfolgten häufig weit unter dem eigentlichen Wert der Objekte.
Welche Rolle spielten Bibliotheken bei der Verteilung von NS-Raubgut?
Bibliotheken spielten eine zentrale Rolle bei der Verwertung geraubter Bücher. So dienten sie unter anderem als zentrale Sammelstellen für beschlagnahmte Literatur und erwarben diese zum Teil selbst, um ihre eigenen Bestände zu ergänzen und Lücken zu füllen. Darüber hinaus berieten sie mit ihrer bibliografischen Expertise unter anderem bei der Bewertung und Verteilung geraubter Buchbestände. Die Reichstauschstelle im Reichsministerium des Innern koordinierte die Verteilung geraubter Bücher an Bibliotheken im gesamten Deutschen Reich. Insgesamt wurden dadurch Millionen von Büchern im gesamten Reichsgebiet verstreut.
Die Folgen dieses Kulturgutraubs sind bis heute spürbar und betreffen sowohl Bibliotheken, die bereits zur NS-Zeit existierten, als auch nach 1945 neu gegründete Bibliotheken. Viele dieser Bestände gelangen noch immer durch Schenkungen, Nachlässe oder Käufe aus Antiquariaten in öffentliche und private Bestände. Die Aufarbeitung und Restitution dieser Kulturgüter bleibt daher eine andauernde Aufgabe.
Wie kann NS-Raubgut in Bibliotheken identifiziert werden?
Um zu recherchieren, ob sich geraubte Objekte in der eigenen bibliothekarischen Sammlung befinden, gibt es verschiedene Ausgangspunkte. Für den Kontext des NS-Raubguts sind Kulturgüter und Medien zu prüfen, die vor 1945/46 entstanden bzw. erschienen sind und die nach 1933 in die Sammlung gelangt sind. Zum einen können bestimmte Provenienzmerkmale in den Büchern selbst enthalten sein, zum Beispiel Besitzerstempel, eingeklebte Exlibris und Etiketten sowie handschriftliche Eintragungen, wie Namen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, diese Art von Beständen über sogenannte „Zugangsbücher“ zu ermitteln.
Wie sehen Zugangsbücher aus?
Einige Einrichtungen (darunter auch Bibliotheken) bieten die Möglichkeit über ihren Online-Katalog oder eine Datenbank, digitalisierte Zugangsbücher einzusehen. Zum Beispiel:
Gibt es in den Zugangsbüchern Auffälligkeiten bei den Herkunftsvermerken bezüglich dessen, wie die Bücher in die Bibliothek gelangt sind, werden die Exemplare im nächsten Schritt anhand von Autopsie überprüft. Das heißt, die entsprechenden Bücher werden in die Hand genommen und auf mögliche, enthaltene Hinweise auf die Vorbesitzer*innen untersucht.
Davon ausgehend werden anschließende, weiterführende Recherchen zu den Vorbesitzer*innen und deren Verfolgungsschicksalen unternommen, zum Beispiel mit Hilfe von Datenbanken, in Archiven und durch das Heranziehen von Sekundärliteratur. Ergeben die Nachforschungen, dass es sich tatsächlich um NS-Raubgut handelt, wird versucht, die ursprünglichen Eigentümer*innen bzw. deren Erb*innen ausfindig zu machen und gemeinsam faire und gerechte Lösungen für die Rückgabe bzw. den Verbleib des Raubgutes zu finden.
Grundlagen für die Provenienzforschung und Restitution
Die Washingtoner Erklärung
Die Grundlage für die Provenienzforschung bildet die sogenannte „Washingtoner Erklärung“, welche im Jahr 1998 auf der Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust verabschiedet wurde . Mit ihrer Unterzeichnung verpflichtete sich die Bundesrepublik Deutschland, NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter in öffentlichen Sammlungen zu identifizieren und zusammen mit den früheren Eigentümer*innen oder ihren Erb*innen gerechte und faire Lösungen zu ermitteln bzw. eine Rückgabe zu ermöglichen.
Was sind gerechte und faire Lösungen?
Die Gemeinsame Erklärung
Um die Verpflichtung der Washingtoner Erklärung umsetzen zu können, verabschiedeten der Bund zusammen mit den Bundesländern und den kommunalen Spitzenverbänden im Dezember 1999 die „Gemeinsame Erklärung“ zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes. Darin erklärten sie sich zur Auffindung und Restitution von NS-Raubgut bereit und sicherten Ihre Unterstützung zu.
Handreichung
Zur Unterstützung bei der Umsetzung der Washingtoner Prinzipien und der Gemeinsamen Erklärung steht eine Handreichung zur Verfügung. Sie wird vom Bund, den Ländern und den kommunalen Spitzenverbänden zur Verfügung gestellt und dient als Orientierungshilfe für den Umgang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. Zwar ist sie rechtlich nicht bindend, ruft Bibliotheken jedoch ausdrücklich dazu auf, ihre Bestände auf NS-Raubgut zu überprüfen.
Der „Tag der Provenienzforschung“ findet einmal im Jahr, immer am zweiten Mittwoch im April statt. Ins Leben gerufen wurde er 2019 durch den Arbeitskreis Provenienzforschung e. V., einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftler*innen und Expert*innen. Im Rahmen dieses Tages bieten verschiedene Einrichtungen Vermittlungsangebote und Veranstaltungen rund um das Thema Provenienzforschung an. Diese können sowohl virtuell als auch vor Ort in den beteiligten Museen, Archiven und Bibliotheken etc. stattfinden.
Bibliotheksblogs
Drei Blogs, die sich in verschiedenen Beiträgen mit dem Thema Provenienzforschung befassen:
Weber, Jürgen (2024): Sammeln nach 1998. Wie Provenienzforschung die Bibliotheken verändert. Bielefeld: transcript Verlag (Phänomenologie der Bibliothek: Redescriptions, Bd. 1). https://doi.org/10.1515/9783839472248
Was wäre, wenn die Bibliothek, in die Du jeden Monat gehst, nicht nur Bücher und Filme, sondern auch Akkuschrauber, Nähmaschinen oder ein Raclette-Set verleiht? Es wäre eine „Library of Things“ – eine Schatzkammer für den Alltag, die Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Ressourcenschonung in den Vordergrund rückt. Viele moderne Bibliotheken erfinden sich neu: Sie bieten weit mehr als nur gedrucktes Wort.
In diesem Beitrag nehme ich Dich mit in die Welt der „Dinge-Bibliotheken“: Erfahre, was dieses Konzept bedeutet und dass es nicht nur zeitgemäß, sondern auch sinnvoll ist; was Du davon hast; und was es für die Verbesserung der Umwelt- und Lebensqualität bringt, wenn Bibliotheken zu Orten des Teilens und der Innovation werden.
Bibliotheken befinden sich im Wandel und erfinden sich stetig neu. Einst vor allem stille Lesesäle, sind sie heute nicht zuletzt ein Ort der Gemeinschaft und des Miteinanders. Eine „Library of Things“ steht dabei für mehr als nur das Ausleihen von Dingen. Sie steht für den Zeitgeist. Der gesellschaftliche Fokus rückt immer stärker auf Aspekte wie Nachhaltigkeit, gemeinschaftliches Handeln und Ressourcenschonung. Egal ob Werkzeugkasten, Kuchenform oder Wanderrucksack – leihen statt kaufen liegt voll im Trend, und das spiegelt sich in unserem Konsumverhalten wider.
Der Grund dafür ist weit mehr als bloße Bequemlichkeit. Eine „Library of Things“ schont Geldbeutel und Umwelt und fördert sozialen Austausch. Aber was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Konzept? Was kann man dort entdecken, und welche Herausforderungen müssen gemeistert werden, damit alle profitieren können? Das und noch mehr erfährst Du in diesem Artikel.
Die Idee der „Library of Things” ist eine Verschmelzung von zwei gesellschaftlichen Bewegungen: der sogenannten Sharing Economy und dem Streben nach mehr Nachhaltigkeit. Als „Sharing Economy“, auch „Shared Economy“ oder „Shareconomy“, bezeichnet man eine Wirtschaftsform, in der besonderer Wert auf das kollektive Verwenden von Ressourcen gelegt wird, während der individuelle Besitz in den Hintergrund tritt. Wieso sollte man Dinge kaufen, die man nur wenig nutzt? Warum nicht stattdessen teilen? Konsumverhalten wird so nachhaltig verändert.
Dieses Prinzip gilt auch für Bibliotheken der Dinge. Statt die Bohrmaschine, den Metalldetektor oder die Gitarre teuer zu kaufen und dann nach kurzer Nutzung verstauben zu lassen, können sie hier einfach ausgeliehen werden. Der Aspekt des Teilens wird also über den individuellen Besitz gestellt. Der Umweltvorteil liegt hier klar auf der Hand.
Du glaubst, diese so einfache wie geniale Idee wäre eine moderne Erfindung? Weit gefehlt! Bereits in den 1970er Jahren entstanden in Deutschland sogenannte Leih-Läden[1], in denen vor allem Kinderspielzeug geliehen statt gekauft werden konnte. Die erste echte „Library of Things“ eröffnete 1979 in der Stadt Berkeley in Kalifornien.[2] Diese hieß aber noch nicht so – der Begriff wurde geprägt von einer gesellschaftlichen Bewegung in London im Jahre 2014, die sich von der ein Jahr zuvor eröffneten Toronto Tool Library inspirieren ließ.[3]
In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts begann dann der große Vormarsch der Dinge-Bibliotheken auch in Deutschland. 2016 eröffnete die erste in Berlin, mittlerweile gibt es bundesweit über 150.[4]
Die Idee der „Library of Things“ hat in Deutschland längst Fuß gefasst und wird immer mehr zu einem festen Bestandteil öffentlicher, aber auch wissenschaftlicher Bibliotheken. Viele deutsche Bibliotheken bieten mittlerweile eine solche Dinge-Bibliothek an und erweitern so ihr Angebot über Bücher hinaus zu modernen Kultur- und Ressourcenzentren.
Ein herausragendes Beispiel ist die Gemeindebibliothek Gauting[1]. Sie verfügt über ein breites Spektrum an ausleihbaren Gegenständen, darunter Werkzeuge, Küchengeräte und Freizeitartikel. Ob Bohrmaschine, Raclette-Grill oder sogar ein Tischkicker – die Bibliothek ermöglicht es ihren Nutzer:innen , Dinge auszuprobieren und zu nutzen, ohne sie kaufen zu müssen.
Ein weiteres Beispiel ist die Stadtbibliothek Ludwigshafen, die nach ihrer Renovierung einen Makerspace eröffnet hat, der gleichzeitig auch eine „Library of Things“ ist. Hier können zum einen neben Tablets und Laptops auch Werkzeuge und Geräte ausgeliehen werden, auf der anderen Seite gibt es die Möglichkeit, kreative Projekte direkt vor Ort umzusetzen. Der Südwestrundfunk (SWR) zeigt in einer kurzen Reportage[5], wie diese innovative Idee in Ludwigshafen gelebt und von den Nutzenden angenommen wird.
Die Vorteile einer „Library of Things“ liegen klar auf der Hand: Nutzende sparen Geld und Platz, schonen Ressourcen und erhalten Zugang zu Gegenständen, die sie vielleicht nur ein einziges Mal benötigen und unter anderen Umständen gegebenenfalls teuer kaufen würden. Gleichzeitig fördert das Konzept die Umsetzung der Prinzipien der Sharing Economy[6]. Es unterstützt Umweltschutz und Nachhaltigkeit, da weniger produziert und konsumiert werden muss. Der gesellschaftliche Ressourcenverbrauch wird reduziert.
Durch die Entwicklung solcher Angebote wandeln sich Bibliotheken immer mehr von Bücherhallen zu modernen Kultur- und Ressourcenzentren, die nicht nur Wissen, sondern auch praktische Alltagsgegenstände allgemein zugänglich machen und dadurch sie aktiv zu einer nachhaltigeren Gesellschaft beitragen. Indem sie Dinge für Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft zugänglich machen, fördern sie zudem die soziale Gerechtigkeit.
Die Beispiele aus der Praxis zeigen, wie vielfältig und lebendig die „Library of Things“ bereits in Deutschland umgesetzt wird. Doch was bedeutet dieses Konzept konkret für Dich und unsere Gesellschaft? Die Vorteile sind vielfältig, sie reichen von praktischem Nutzen bis hin zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen.
Stell Dir vor, du könntest Dinge wie ein Zelt, ein Mikroskop oder sogar ein Heimplanetarium einfach ausleihen, anstatt sie teuer zu kaufen und dann viel zu selten zu nutzen. Genau das macht die Bibliothek der Dinge möglich – und dabei geht es um weit mehr als nur um praktischen Nutzen.
Ein essentieller Aspekt ist die Nachhaltigkeit[7]. Indem wir Dinge miteinander teilen, verringern wir unser aller Bedarf an neuen Produkten. Das schont Ressourcen und schützt die Umwelt. Warum sollten in fast jedem Haushalt Gegenstände Staub ansetzen, wenn wir sie gemeinsam nutzen können? So kannst auch Du aktiv dazu beitragen, bewusst nachhaltiger zu konsumieren und die Umwelt dadurch zu entlasten.
Für Dich als Nutzenden bedeutet das vor allem zwei Dinge: Kostenersparnis und Platzgewinn. Brauchst Du wirklich eine eigene Nähmaschine oder eine teure Kameraausrüstung, die Du höchstens einmal im Jahr verwendest? Durch das Ausleihen könntest Du nicht nur Geld sparen, sondern auch Platz in Deinen eigenen vier Wänden.
Doch die „Library of Things“ hat noch mehr zu bieten: Sie stärkt das soziale Miteinander. Beim Ausleihen und Zurückgeben kommt man ins Gespräch, tauscht sich aus und lernt neue Menschen kennen. Bibliotheken werden so zu Orten der Begegnung und des gemeinschaftlichen Handelns. Beim gemeinsamen Arbeiten an einem kreativen Projekt werden neue Freundschaften geknüpft.
Die „Library of Things“ ist mehr als ein praktisches Angebot – sie ist ein Schritt hin zu einer nachhaltigeren, sozialeren und lebenswerteren Gesellschaft. Und Du kannst ein Teil davon sein. Warum nicht einfach mal ausprobieren?
Das Konzept „Library of Things“ bietet viele Vorteile – für Dich, die Gesellschaft und die Umwelt. Doch wie bei allem gibt es auch hier Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Gleichzeitig eröffnen sich dabei aber auch spannende Zukunftsperspektiven für Bibliothek und Nutzende.
Eine der größten Herausforderungen ist der Pflegeaufwand. Die ausleihbaren Gegenstände müssen regelmäßig überprüft und gewartet werden, um ihre Funktionsfähigkeit zu erhalten. Das erfordert Zeit, Know How und oft auch zusätzliches Personal. Dazu kommt der Platzbedarf: Größere Gegenstände wie Werkbänke oder Freizeitgeräte benötigen viel Lagerfläche, die nicht jeder Bibliothek zur Verfügung steht. Auch die Verwaltung ist eine Aufgabe, die man nicht unterschätzen darf. Das Angebot muss kontinuierlich an die Nachfrage angepasst werden, um sicherzustellen, dass die Nutzenden auch das finden, was sie suchen. Diese Arbeit fällt dabei zusätzlich zum regulären Bibliotheksbetrieb an.
Ein weiteres zentrales Thema ist die Finanzierung. Die Anschaffungskosten für qualitative Gegenstände können hoch sein, und viele Einrichtungen sind auf Fördergelder, Spenden oder Partnerschaften angewiesen. Besonders für kleinere Bibliotheken ohne zusätzliche finanzielle Mittel und mit stark begrenztem Budget kann dies eine schier unüberwindliche Hürde darstellen. Oft werden teure Gegenstände daher nur als Ersatz für besonders beliebte, stark genutzte oder irreparabel beschädigte Artikel angeschafft[8], um die Kosten im Rahmen zu halten und dafür den Schwerpunkt auf ein breiteres Angebot legen zu können. Das gilt insbesondere dann, wenn zunächst unsicher ist, wie gut der Artikel angenommen wird.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es vielversprechende Zukunftsperspektiven. Eine Möglichkeit ist die Zusammenarbeit mit Partnern, etwa mit Unternehmen oder Reparaturcafés. So können nicht nur die Kosten geteilt, sondern auch Expertise und Ressourcen gebündelt werden. Ein digitales Buchungssystem, wie es in fast allen Bibliotheken standardmäßig genutzt wird, vereinfacht die Ausleihe gestaltet die Bestandsverwaltung effizienter.
Vor allem aber gewinnt die „Library of Things“ in einer Gesellschaft, die immer stärker auf Nachhaltigkeit setzt, zunehmend an Relevanz. Nicht umsonst ist ihre Zahl in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. Sie zeigt, wie wir durch Teilen und gemeinsame Nutzung Ressourcen schonen und unseren ökologischen Fußabdruck verringern können. Bibliotheken entwickeln sich so zu modernen Zentren für nachhaltigen Konsum und Gemeinschaft – und Du kannst ein Teil dieser Bewegung sein.
Bibliotheken zeigen mit der „Library of Things“ nachdrücklich, wie sie über ihre klassische Rolle als „Bücherhalle“ hinauswachsen können, um als Orte des Teilens und der Nachhaltigkeit anerkannt zu werden. Sie ermöglichen den Zugang zu nützlichen Gegenständen des nicht ganz alltägliche Bedarfs, ohne dass jede:r diese besitzen muss. Damit leisten sie einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Schonung von Ressourcen und Entlastung von Haushalten.
Natürlich stehen solche Projekte immer auch vor Herausforderungen: Sei es die Finanzierung, die Pflege der Gegenstände oder die Organisation eines reibungslosen Verleihsystems – das alles erfordert Engagement und mitunter kreative Lösungen. Doch die Vorteile überwiegen eindeutig: Weniger Konsum bedeutet weniger Umweltbelastung, und geteilte Ressourcen schaffen mehr Gleichheit. Außerdem gilt doch immernoch: geteilte Freude ist doppelte Freude.
Vielleicht gibt es ja auch in Deiner Nähe schon eine Bibliothek der Dinge. Schau doch mal in Deiner Bibliothek vorbei, informier‘ Dich oder mach sogar mit. Denn letztlich lebt dieses Konzept von Menschen, die teilen – nicht nur Dinge, sondern auch Ideen, Verantwortung und Visionen für eine nachhaltigere Zukunft.
[1] Demmelhuber, Sandra (2023): Leihen statt Kaufen: Immer mehr „Bibliotheken der Dinge“. Online unter https://www.br.de/nachrichten/bayern/leihen-statt-kaufen-immer-mehr-bibliotheken-der-dinge,TU3t2wy
[2] globalmagazin (2016): Ausleihen in der Bibliothek der Dinge. Online unter https://globalmagazin.eu/themen/wirtschaft/ausleihen-in-der-bibliothek-der-dinge/
[3] Library of Things (o. J.): Our Mission. Online unter https://participate.libraryofthings.co.uk/mission
[4] OCLC (2025): Bibliothek der Dinge. Online unter https://connect.oclc.org/bib-der-dinge
[5] SWR Aktuell (2023): Bibliothek der Dinge – So können Bibliotheken heute noch Erfolg haben. Online unter https://www.youtube.com/watch?v=EZMCRdujIHI
[6] Ameli, Najine (2020): Die neue Share Economy: Bibliotheken der Dinge. Bielefeld: transcript.
[7] Claudelin, Anna; Tuominen, Kaisa; Vanhamäki, Susanna (2022): Sustainability Perspectives of the Sharing Economy: Process of Creating a Library of Things in Finland In: Sustainability, Jg. 14, H. 11
[8] Lehnert, Sarah; Schmid-Ruhe, Bernd (2022): Der Marketingeffekt steht klar im Mittelpunkt In: BuB Forum Bibliothek und Information, H. 74. Online unter https://www.b-u-b.de/detail/der-marketingeffekt-steht-klar-im-mittelpunkt
Onboarding-Projekte in Bibliotheken können den Übergang von den bekannten Strukturen der Schule in die Arbeitswelt angenehmer machen. Dieser ist besonders für junge Menschen problematisch und geht oft mit Unsicherheiten und Selbstzweifeln einher. Dabei haben junge Menschen oft dieselben Fragen und Sorgen im Kopf. Schaffe ich das alles? Was passiert, wenn ich etwas nicht hinbekomme? An wen kann ich mich wenden, wenn ich Hilfe brauche oder Fragen habe? Hoffentlich erfülle ich alle Anforderungen und Erwartungen. Solche Gedanken und Sorgen können dazu führen, dass die Ausbildung misslingt, was zu Frustration und Enttäuschung der betroffenen Person führt. Eine mögliche Folge wäre der Abbruch des Ausbildungsverhältnisses.
Statistik
Die Abbruchquote ist zwar nicht so hoch wie in anderen Ausbildungsberufen, liegt im öffentlichen Dienst jedoch immer noch bei 9%, laut einer Studie der BIBB aus dem Jahr 2022. Die meisten Ausbildungen werden allerdings häufig bereits am Anfang der Ausbildung vorzeitig beendet.
Was kann also getan werden, um dem entgegenzuwirken? Eine Lösung, die im Folgenden vorgestellt werden soll, sind sogenannte Onboarding-Projekte, die von den jeweiligen Einrichtungen individuell umgesetzt werden können. Durch Einzelmaßnahmen soll es den Berufseinstieg unterstützen und den Übergangsprozess für beide Seiten zum Erfolg führen.
„Für Auszubildende stellt die Eingangsphase der Berufsausbildung eine große Herausforderung dar und eine vorzeitige Vertragsauflösung wird meist als persönlicher Misserfolg erlebt. Vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels und angesichts der hohen Kosten einer Vertragsauflösung versuchen ausbildende Unternehmen, die Eingangsphase durch sogenannte Onboarding-Maßnahmen zu unterstützen.“ – BWP-Zeitschrift
Was ist Onboarding?
Beim Onboarding-Projekt liegt der Fokus auf der Betreuung der neuen Mitarbeitenden und Auszubildenden vor und während des ersten Jahres ihrer neuen Tätigkeit. Hierfür stehen sogenannte Mentor*innen mit allgemeinen Hilfestellungen und Tipps zur Seite, um den Einstieg in den neuen Betrieb zu erleichtern. Dabei unterscheidet man gerne zwischen Pre- und Onboarding. Die Phase des Pre-boarding beginnt mit der Unterschrift auf dem Arbeitsvertrag und endet mit dem ersten Arbeitstag. Während dieser Zeit soll man die Gelegenheit erhalten, sich zu orientieren und erste Fragen zu klären, wie z.B. wer der Ansprechpartner ist oder wie der erste Tag am neuen Arbeitsplatz aussieht. Die Onboarding-Phase zieht sich dann durch das erste Jahr des Berufseinsteigers. Hierbei wird die Person im übertragenen Sinne an die Hand genommen und mit den Strukturen, den anderen Kolleg*Innen und dem Arbeitsbereich vertraut gemacht. An dieser Stelle gibt es mehrere Herangehensweisen, die jeder Betrieb individuell gestaltet. In diesem Beitrag wird hauptsächlich auf das Patensystem bzw. das Mentoring-Programm Bezug genommen.
Was versteht man unter einem Patensystem?
Hierbei steht ein anderer, erfahrener Auszubildender dem neuen Kollegen zur Seite und begleitet ihn durch seine ersten Arbeitstage. Unter jungen Kolleg*Innen entsteht schnell ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis, was dem Neuankömmling den guten Einstieg erleichtert. Dieses Programm wurde auch vor Kurzem erst in der Universitätsbibliothek in Gießen eingeführt. Dort sind es vor allem die ehemaligen Auszubildenden, die als sogenannte Mentor*Innen jeweils einem neuen Azubi zugeteilt bekommen. Dabei beginnt deren Aufgabe bereits beim Preboarding, indem sich die neuen Auszubildenden per Mail an die Mentor*Innen wenden können, falls Sie fragen haben oder sich austauschen wollen. Die Mentor*Innen nutzen diese Gelegenheit auch gerne, um sich und das Programm schon mal vorzustellen und eventuelle Treffen wie eine Bibliotheksführung und ein vorab Kennenlernen der anderen Kolleg*Innen zu arrangieren. Für weitere Informationen und Tipps ist das folgende Video zu empfehlen.
Das Onboarding-Projekt in der UB Gießen
In der Bibliothek angekommen, nehmen die Mentor*Innen an den Einführungstagen der neuen Azubis teil, sodass Sie direkt von Anfang an im Geschehen dabei sind. Für den Verlauf des ersten Ausbildungsjahres werden zunächst feste Gesprächstermine mit den Auszubildenden vereinbart. Die Mentor*Innen erkundigen sich wie es aktuell in den verschiedenen Abteilungen läuft oder ob es etwas gibt, was die Azubis beschäftigt. Eine regelmäßige gemeinsame Mittagspause gehört ebenfalls zu dem Programm. Dies alles ist bereits Teil der Onboarding-Phase. Die genannten Punkte werden jedoch mit der Zeit immer mehr reduziert und die Mentor*Innen dienen nur noch als passive Ansprechpartner.
Erfolg in der UB Gießen?
Zum Onboarding-Projekt gab es in Gießen bereits positive Rückmeldungen. Besonders wenn die Auszubildenden Fragen haben, empfanden sie es als viel angenehmer und einfacher, da man sich erstmal an die Mentor*Innen wenden kann als gleich zur Ausbildungsleitung zu marschieren. Dies bildet nämlich oftmals eine gewisse Hürde, gerade wenn die Auszubildenden noch recht jung sind. Zudem ist zu beobachten, dass sich die Beziehungen unter den Kolleg*Innen festigen, wodurch ein angenehmeres und stressfreies Arbeitsklima zu erkennen ist.
„Stell Dir vor, du betrittst eine Bibliothek nicht nur, um ein Buch auszuleihen, sondern um auf eine spannende Schatzsuche zu gehen. Genau das ermöglichen Geocaches in Bibliotheken. Eine faszinierende Verbindung von Literatur und moderner Schnitzeljagd!“
Vielleicht hast du es schon mal selbst ausprobiert oder kennst jemanden, der regelmäßig auf die Suche geht. Geocaching ist ein Sport, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut und das schon seit über 20 Jahren. Von vielen wird er als ‚moderne Version der Schnitzeljagd‘ bezeichnet. Die Spielmöglichkeiten beim Geocaching sind dabei sehr vielfältig.
Beim Geocachen geht es darum, mithilfe von GPS-Daten ein Versteck zu finden und sich dann in das beiliegende Logbuch einzutragen. Viel wichtiger als das Ziel, ist aber der Weg dahin. Mittlerweile reicht es Geocachern weltweit schon längst nicht mehr aus, in der freien Natur nach neuen Caches zu suchen. Man kann in sogenannten Lost Places auf ‚Cache-Jagd‘ gehen oder bei einem Multi mehrere Stationen ablaufen, um schlussendlich zum Final, also zum Ziel zu gelangen.
Will man selbst Teil der Community werden, reicht es aus, wenn man sich kostenlos auf einer der verschiedenen Geocaching-Plattformen anmelden. Die Bekannteste ist die bereits im Jahr 2000 zuerst gegründete Plattform von Groundspeak. Allerdings gibt es noch viele weitere Websites. Auf diesen kann man sich als Premium-Mitglied mit einem jährlichen oder monatlichen Abo anmelden, wenn man alle verfügbaren Caches sehen möchte. Aber auch ohne Anmeldung kann man auf die Suche gehen und Caches loggen.
Bevor man auf die ‚Jagd‘ geht, sollte man aber das ein oder andere Equipment mitnehmen: ein aufgeladenes Smartphone oder GPS-Gerät, festes Schuhwerk, Stift und Notizbuch, Rucksack mit Essen und Trinken, Taschenlampe und Gummihandschuhe. Etwas, dass ebenfalls nicht fehlen sollte, sind kleine Tauschgegenstände von geringem Wert, z. B. kleine Überraschungsei-Figuren oder ähnliches. Denn es ist unter Cachern üblich, dass man beim Final ebenfalls solche kleinen Spielzeuge findet und vor Ort tauscht.
Die Community entwickelt immer wieder neue Ideen und so sind nun auch Bibliotheken Teil dieses großes Geocaching-Kosmos geworden.
Geocaching vs. Bibliotheken
Geocaching in Bibliotheken ist eine spannende Mischung aus Abenteuer und Lesespaß, die Bücherfans und Schatzjäger gleichermaßen begeistert! Die stillen Ecken und versteckten Winkel zwischen den Bücherregalen bieten perfekte Plätze für knifflige Rätsel und kreative Verstecke. So wird die Bibliothek zu einem Ort, an dem Generationen auf Entdeckungsreise gehen können. Ein Treffpunkt, der Tradition und modernen Freizeitspaß auf geniale Weise verbindet. Dieses innovative Konzept macht nicht nur schlauer, sondern zeigt auch, dass Bibliotheken viel mehr sein können als reine Leseorte: Sie werden zu spannenden Spielwiesen für Wissensdurst und Entdeckerfreude!
In deutschen Bibliotheken wartet eine bunte Welt voller kreativer Geocache-Typendarauf, entdeckt zu werden!
Multi-Caches schicken Abenteurer quer durch das Bibliotheksgebäude und fordern sie heraus, spannende Infos aus Büchern oder Hinweisschildern zu entschlüsseln und dabei von Station zu Station zu laufen. Letterbox-Hybride kombinieren den nostalgischen Charme des Letterboxings mit dem Hightech-Feeling des Geocachings – ein absoluter Hit für Fans beider Welten. Traditionelle Caches, ein Cache ohne weitere Aufgaben oder Rätsel, findet man oft in kleineren Büchereien oder versteckt in öffentlichen Bücherschränken. Während virtuelle Adventure Labs bei Events, wie in Dresden, für ein außergewöhnliches digitales Suchabenteuer sorgen. Bei diesem neuen Geocaching-Typ werden keine physischen Cache-Behälter mehr benötigt.
Mit diesem kreativen Ansatz können Bibliotheken neue Zielgruppen begeistern und ihr Image aufpolieren. So tauchen die unterschiedlichsten Menschen ganz nebenbei in die Welt des Lesens ein und finden neben dem ein oder anderen spannenden Buch auch den gesuchten Cache.
Geocaching in Bibliotheken ist ein abwechslungsreiches Erlebnis, das für jeden etwas bietet! Zudem bringt es frischen Wind in traditionelle Bildungseinrichtungen und verbindet Lernen mit Freizeitgestaltung. Es zeigt eindrucksvoll, wie klassische Institutionen in der digitalen Ära relevant bleiben können – spannend, innovativ und überraschend anders.
Vor allem eins steht bei der ganzen Suche ganz klar im Vordergrund: Spaß haben und neue Welten und Gebiete entdecken. Dabei müssen zwar knifflige Rätsel oder andere Hindernisse überwunden werden, aber am Ende lockt immer das Ziel: das Verewigen im Logbuch.
Beispiele aus deutschen Bibliotheken
In Deutschland gibt es verschiedene Beispiele, wie Bibliotheken ‚Geocaching‘ in Szene setzen!
Die kleine Bücherei an der Bushaltestelle in Seeligstadt begeistert mit einem charmanten traditionellen Cache. Die Städtischen Bibliotheken Dresden sorgten 2024 mit einem Geocaching Mega-Event in der Zentralbibliothek für Aufsehen.
Die Stadtbibliothek Bielefeld hingegen begeistert mit „Der Bücherwurm – Reloaded“. Dabei handelt es sich um eine Neuauflage ihres beliebten Geocaches, der die Besucher auf eine literarische Schatzsuche quer durch die Bibliothek schickt. Ein weiteres Highlight bietet die Stadtbibliothek Merzig. Mit ihrer beeindruckenden Sammlung von 48.000 Büchern verbirgt sich hier ein Geocache, der Besucher mit der Frage „Wo ist der Cache?“ in ein spannendes Rätselabenteuer eintauchen lässt.
Geo-Coins des Mega-Events Dresden Bibliothekscache in SeeligstadtGottfried Wilhelm Leibniz BibliothekUniversitätsbibliothek TrierGeocache der Stadtbibliothek BielefeldGeocache der Stadtbibliothek Merzig
Diese vielseitigen Ansätze zeigen, wie Bibliotheken Geocaching geschickt nutzen, um Besucher zu begeistern und ihre Räume in spannende Erlebniswelten zu verwandeln!
Geocaching Mega – Event
Das Geocaching Mega-Event „Lesen – Leihen – Loggen“ am 10. August 2024 in der Zentralbibliothek der Städtischen Bibliotheken Dresden war ein absoluter Volltreffer!
Mit über 3.000 Teilnehmenden aus mehr als zehn Ländern erlebte die Bibliothek ihren besucherstärksten Tag aller Zeiten. Das Event war ein aufregender Mix aus moderner Schatzsuche und bibliothekarischem Charme. Über 50 Adventure Lab Caches führten die Teilnehmer auf spannende Erkundungstouren durch die Bibliothek und die Umgebung. Workshops, Lesungen und inspirierende Vorträge zu Reisethemen entfachten den Abenteuergeist – perfekt abgestimmt auf das Geocaching-Erlebnis.
Für Kinder gab es spezielle Aktionen, die auch die jüngsten Schatzjäger mit einband, während Führungen durch die Bibliothek den Besuchern exklusive Einblicke in die Einrichtung boten. Ein individuelles Logbuch krönte den Tag und machte das Event unvergesslich.
Dieses Highlight zeigt, wie Bibliotheken mit kreativen Konzepten und moderner Technik neue Zielgruppen gewinnen und ihre Räumlichkeiten in echte Erlebniswelten verwandeln können. Die gelungene Kombination aus digitalem Abenteuer und klassischem Bibliotheksflair war ein voller Erfolg und definitiv ein Vorbild für andere!
Du möchtest mehr über die Atmosphäre und die Details des Events erfahren? Dann Schau gern mal in die Kritik von Kati1988.
Austausch mit einer Geocacherin
I: Sind Sie in einer Geocaching-Community (aktiv)?
B: Durch meinen Heimatort ist es vordergründig die Dresdner Geocaching Community, in der ich aktiv bin und aus der ich im Laufe der letzten Jahre viele Personen kennengelernt habe. Dies geschieht fast schon automatisch, wenn man an verschiedenen Geocaching-Events teilnimmt und dort miteinander ins Gespräch kommt.
I: Welche Tipps würden Sie Geocaching-Anfängern geben?
B: Sich zunächst einfache traditionelle Geocaches mit einer niedrigen Schwierigkeits- und Geländewertung zu suchen. Da ist der Cache auch wirklich an den angegebenen Koordinaten versteckt. Und auch den Kopf nicht in den Sand zu stecken, wenn die Dose einmal nicht gleich auf Anhieb gefunden wird – vielleicht hat man beim nächsten Mal mehr Glück. Am besten, man ist nicht allein unterwegs und nimmt noch Freunde mit, dann macht es gleich viel mehr Spaß!
I: Was hat Sie dazu inspiriert, ein Mega-Event zu organisieren?
B: Die Überlegung kam immer mal wieder bei kleineren Geocaching-Events mit anderen Geocacherinnen und Geocachern auf und diese fanden die Idee eines Mega-Events direkt vor der Haustür ohne weite Anfahrtswege natürlich super. Nachdem wir ein wenig ernsthafter darüber nachgedacht hatten, habe ich einen Gesprächstermin bei unserer Direktorin der SBD vereinbart und sie hat dem Ganzen zugestimmt.
Außerdem bot die Organisation eines Mega-Events die Gelegenheit, Geocacherinnen und Geocachern aus der ganzen Welt Dresden als Stadt und Reiseziel näher zu bringen – inklusive der Zentralbibliothek und der schönen Geocaches hier vor Ort. Hinzu kommt, dass das letzte Geocaching Mega-Event in Dresden eine Weile her war und schon 2012 stattgefunden hatte.
I: Wie lange hat die Planung und Vorbereitung gedauert?
B: Die Planungsphase startete im Frühjahr 2023 mit einem Gesprächstermin bei unserer Direktorin und ging ca. 1,5 Jahre.
I: Was waren die größten Herausforderungen bei der Organisation?
B: Zum einen waren dies einige bürokratische Richtlinien und Auflagen der Stadt, die wir während der Planung als auch während des Events selbst einhalten mussten. Auch die Umsetzung zur Einhaltung des Brandschutzes war nicht ganz einfach.
I: Gab es unerwartete Situationen, die Sie meistern mussten?
B: Ja, aber ich denke das bringt die Organisation eines Events dieser Größenordnung auch zwangsläufig mit sich. Dies war zum Beispiel der Fall, als alle unsere ehrenamtlichen Helfer aus der Community für den Eventtag plötzlich ein amtliches Führungszeugnis brauchten und nicht mehr viel Zeit dafür war.
I: Welche Trends beobachten Sie in der Geocaching-Community?
B: Geocaching hat in den letzten Jahren immer mehr Bekanntheit erlangt und viele Leute – zumindest in Deutschland – haben inzwischen zumindest schon einmal etwas davon gehört. Auch seit Corona hat die Anzahl der neuen Geocacherinnen und Geocacher zugenommen.
Die Dresdner Geocaching Community ist sehr aktiv, sodass in letzter Zeit fast täglich kleinere Events im Stadtgebiet stattfinden. Auch werden immer mehr Lab-Caches erstellt und gespielt.
I: Was macht für Sie ein perfektes Geocaching-Erlebnis aus?
B: Zum einen, wenn ich neue Orte kennenlerne, die ich ohne Geocaching nie entdeckt hätte. Zum anderen ist es toll, gemeinsam mit Freunden draußen in der Natur unterwegs zu sein, Abenteuer zu erleben und eine schöne Zeit zu haben. Wenn wir daneben noch Lost Place Caches besuchen oder es Geocaches mit einer interessanten Story sind, macht dies sehr viel Spaß.
Wir hoffen, dein Interesse für die Bibliothek in deiner Nähe geweckt zu haben und vielleicht entdeckst du ja dort bald deinen ersten oder nächsten Cache.
Noch mehr Lust auf interaktive Spiele im Bibliothekskontext? Dann probier doch mal das.
Geocaching (2000-2025): 48.000 Bücher – Wo ist der Cache?. Zuletzt aktualisiert am 29.01.2023. Online unter https://www.geocaching.com/geocache/GC44K7V [Abruf am 19.01.2025]
Gröger, Brigitte (2017): Entwicklung eines bibliothekspädagogischen Geocaching-Veranstaltungskonzeptes für Kinder an den Städtischen Bibliotheken Dresden. Bachelorarbeit. Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
Gründel, Markus (2021): Geocaching I. Alles rund um die moderne Schatzsuche. 8., überarbeitete Auflage. Welver: Conrad Stein Verlag GmbH
Die digitale Bibliothek Deggendorf: Medienvielfalt für unterwegs und zuhause
Die Stadtbibliothek Deggendorfist dank der digitalen Bibliothek schon lange mehr als nur ein Lager für gedruckte Bücher. Heute steht hier zusätzlich anderes im Fokus: Streams, Sounds und digitaler Zugang zu Wissen und Unterhaltung – all das steht im Mittelpunkt eines modernen Bibliothekskonzepts. Egal ob Sie eine Nachteule oder ein Frühaufsteher sind: Die digitale Bibliothek bietet Ihnen Zugang zu einer riesigen Medienvielfalt, rund um die Uhr und bequem von zu Hause oder unterwegs.
Mit der Onleiheder Stadtbibliothek Deggendorf etwa können Sie jederzeit und überall digitale Inhalte wie E-Books, Hörbücher und Videos ausleihen – alles über die komfortable App oder direkt im Browser. Und das ist nur der Anfang! Die weiteren Angebote der digitalen Bibliothek Deggendorf reichen von Musikstreaming über wissenschaftliche Recherchemöglichkeiten bis hin zu interaktiven Kinderbüchern. Die digitale Bibliothek ist also nicht nur ein Ort, sondern ein Service, der Ihre Medienbedürfnisse überallhin mitnimmt.
„Digitale Bibliotheksdienste eröffnen jedem Einzelnen den Zugang zu Bildung, Wissen und Kultur – unabhängig von geografischen oder sozialen Barrieren. Sie sind eine Grundvoraussetzung für Chancengleichheit in der modernen Gesellschaft.“ – Barbara Lison, Präsidentin der International Federation of Library Associations (IFLA)
Digitale Medien jederzeit griffbereit: Die vielfältigen Angebote der Stadtbibliothek Deggendorf
Mit der digitalen Bibliothek aus Deggendorf haben Sie Zugriff auf eine umfassende digitale Medienvielfalt – von E-Books bis Musikstreaming. Die Onleihe z.B. ermöglicht es Ihnen, jederzeit und überall digitale Inhalte auszuleihen – ganz bequem auf Ihrem E-Bookreader, Tablet oder Smartphone. Die digitalen Angebote der Stadtbibliothek Deggendorf basieren auf einer Vielzahl von Web- und App-Technologien, um eine breite Palette an Online-Diensten bereitzustellen. Diese umfassen Medienplattformen wie die Onleihe, Filmfriend, TigerBooks,Brockhaus Onlineund Freegal Music+. Im Allgemeinen basiert der Bibliotheksdienst auf verschiedenen Programmiersprachen und Frameworks, die sowohl im Frontend als auch im Backend verwendet werden.
1. Onleihe Niederbayern/Oberpfalz
Digitale Vielfalt aus der Bibliothek
Für alle die gerne um Mitternacht einen Thriller lesen, Hörbüchern lauschen oder mit einem digitalen Sprachkurs ins Bett gehen wollen, ist die Onleihe genau das Richtige. Über diese digitale Plattform der Bibliothek lassen sich eBooks, ePapers, eAudios und sogar eVideos ausleihen. Alles was Sie dazu benötigen ist ein gültiger Bibliotheksausweis und der Zugang zur Welt der digitalen Medien gehört Ihnen. Mit dem Tablet oder Smartphone einfach die gleichnamige App installieren, anmelden und schon kann es losgehen. Die Onleihe ist ideal für Leser und Hörer.
Einfacher Einstieg
Wer bereits einen E-Book-Reader besitzt, kann diesen für die Onleihe verwenden – es sei denn, es handelt sich um einen Kindle. Dieser ist ausschließlich auf den Amazon-Kosmos begrenzt, da der Onlinehändler externe Software nicht unterstützt. Eine Abhilfe wäre das „jailbreaken“ des Geräts. Wenn Ihnen allerdings der Begriff Jailbreak in Bezug auf elektronische Geräte nichts sagt, lassen Sie besser die Finger davon.
Auch wenn Technik für Sie ein Buch mit sieben Siegeln sein sollte, kein Problem: Für Unsichere vergibt die Stadtbibliothek kostenlose Schnupperzugänge, Leihgeräte oder auch rund um die Uhr Zugang zu Hilfestellungen auf Onlineforen und Tutorial-Videos der Firma DiViBib, damit auch die letzte Angst genommen wird.
DRM und Flexibilität: Wie der Adobe Content Server die E-Book-Ausleihe organisiert
Abb. 3: Mit dem Tablet gemütlich über die digitale Bibliothek seinen Lieblingsroman ausleihen
DerAdobe Content Server(ACS) generiert DRM-geschützte E-Books im PDF- und EPUB-Format, wobei eine ACSM-Datei den Download über Adobe Digital Editions(ADE) initiiert. Die Rechte werden serverseitig verwaltet. Der Content Server von Adobe kann beide Formate generieren. Während PDFs den Adobe Reader erfordern , sind EPUBs flexibler für E-Book-Reader.
Für den DRM-Schutz ist für die Erstnutzung des entliehenen E-Books ein Internetzugang erforderlich. Mit ADEPT wird die offline Nutzung ermöglicht. Allerdings nur auf Geräten, die mit der entsprechenden Software (z. B. Adobe Digital Editions) kompatibel sind. Dazu ist es dem Leser möglich, seine ausgeliehenen Medien vorzeitig zurückzugeben. Diese Funktion bietet sich wegen des Maximums von acht Ausleihen für Vielleser (oder -hörer) an. Die Leihfrist kann ebenfalls selbst festgelegt werden und reicht von einer Stunde (e-Paper) bis zu 21 Tagen. Eine Verlängerung ist jedoch nicht möglich. Sollte aber keine Vormerkung auf das zurückgegebene Medium vorhanden sein, kann es ohne Einschränkungen erneut ausgeliehen werden.
Ablauf Onleihe
Überblick über das DRM der DiViBib Onleihe und Verlauf einer Ausleihe ohne Nutzung mobiler Endgerätea
Autorisierungsdialog von ADE
: Schritte einer Onleihe-Ausleihe inklusive Nutzung auf mobilen Endgeräten.
Diese Plattformen werden meist auf Basis von Java für eine moderne Webarchitektur erstellt. Weitere serverseitige Technologien sind HTML, CSSund JavaScript. Eine App-Version für iOS und Android wird wiederum mitJava (für Android) und Swift (für iOS)entwickelt.
2. Brockhaus Online
Wissen digital – und zuverlässig
Mit Brockhaus Online bietet die digitale Bibliothek eine zuverlässige Plattform für fundiertes Wissen. Wissensbedürftige oder diejenigen die sich schon mal durch die Untiefen des Internets gekämpft haben um eine verlässliche Quelle zu finden, wissen dass diese Suche oft sehr mühsam sein kann. Aber dafür gibt’s Brockhaus Online – hier werden Fakten serviert, welche als Zitate für die schulische Arbeit verwendet werden können. Multimedial, strukturiert und garantiert frei von Fake News. Egal ob Sie eine Rede halten oder eine Hausarbeit schreiben müssen: Brockhaus ist der digitale Retter in der Not.
3. Freegal Music+
Für alle, die einen Beat im Herzen haben
Abb. 4: Die digitale Bibliothek als Zugang zum Musikstreaming
Musikstreaming? Klar, aber die Stadtbibliothek Deggendorf geht noch einen Schritt weiter: Mit Freegal Music+können Sie aus über 18 Millionen Songs wählen – ja, Millionen. Also genug um nie wieder „Ich finde nichts Gutes“ sagen zu müssen. Vom Indie-Geheimtipp über flippigen Jazz bis hin zu All-Time-Favorites ist alles dabei.
Plus: Sie können sogar MP3s downloaden und monatlich sogar drei von diesen völlig legal behalten. Was Sie dann damit machen, steht Ihnen anschließenfdd frei. Sogar die Frage, ob Sie die Datei auf Disc brennen können, wird Ihnen in den englischsprachigenFAQs beantwortet. Wenn Sie im Auto eine private Disco starten möchten oder für den Hausputz währenddessen zur Beschallung den Schlagerviervierteltakt benötigen, mit Freegal Music+ steht Ihnen nichts mehr im Weg!
Der Begriff Freegal stellt ein Kofferwort 1 aus free (kostenlos) und legal (zum Download) dar.
„Die Zukunft der Bibliotheken ist hybrid. Mit digitalen Angeboten können wir die Reichweite und den Zugang zu unseren Dienstleistungen erheblich steigern und noch besser auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen.“ – Prof. Dr. Sabine Homilius, Direktorin der Stadtbibliothek Frankfurt am Main
4. TigerBooks
In der digitalen Bibliothek gibt es die Kinder-App mit Löwenherz
Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren haben jetzt einen neuen digitalen Freund: die TigerBooks-App. Hier werden Geschichten auf Tablets und Smartphones lebendig. Mit interaktiven Funktionen, wie z.B. Mini-Spielen wird Lesen fast so spannend wie ein Versteckenspielen im Garten. Und das Beste? Eltern können sich entspannt zurücklehnen, während die Kleinen in der App Abenteuer erleben – ohne dass sich jemand im Wohnzimmer auf Schatzsuche begibt.
Literarisches Lernen im digitalen Zeitalter: Wie TigerBooks die Rezeptionskompetenz von Kindern fördert
Literarisches Lernen wird als Persönlichkeitsbildung an literarischen Modellen verstanden und dient im Literaturunterricht als umfassender didaktischer Integrationsbegriff. Während sich traditionelle Modelle auf Inhalt und Darstellung konzentrieren, erweitert u.a. TigerBooks diese um literarische, medienspezifische und intermediale Rezeptionskompetenz. Für digitale Bilderbücher ist insbesondere die Interaktivität zentral. TigerBooks ist ein Teil des digitalen Angebots der Tiger Media GmbH, das sich auf Inhalte für Kinder spezialisiert hat. Über die gleichnamige App bietet das Unternehmen in Kooperation mit zahlreichen Verlagen E-Books, Hörbücher und interaktive Medien an. Besondere Features wie Vorlesefunktionen, Animationen und Spiele werden als kinderfreundlich und sicher beworben. Eltern profitieren von werbefreien Inhalten und individuell einstellbaren Kinderprofilen. Die App zielt darauf ab, eine kontrollierte und ansprechende Alternative zu frei zugänglichen Internetangeboten zu bieten.
Tutorial-Video zu TigerBooks
BeeBots
Um die Leseförderung in der digitalen Bibliothek zu unterstützen und gleichzeitig noch erste Berührungspunkte zum Erlernen der Programmierung zu schaffen, werden u.a. BeeBots genutzt. Genauere Informationen zu diesem Thema finden Sie in diesem Artikelvon Sascha Ecke.2
Abbildung 5: Rückseite des BeeBots mit Programmiertasten
Freegal Music+ und TigerBooks als mobile Anwendungen werden, wie bei anderen Apps, mitCross-Plattform-Frameworks wie React Native entwickelt, um die Nutzung auf verschiedenen Geräten zu ermöglichen.
5. Filmfriend
Netflix kann einpacken (zumindest ein bisschen)
In den letzten Jahren hat sich der Filmkonsum stark ins Internet verlagert. Was auch Bibliotheken vor neue Herausforderungen stellt. Der Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) hat darauf mit der Einführung von Filmfriend reagiert und eine Streaming-Plattform, die speziell auf Bildungsaspekte und Datenschutz ausgelegt ist. Ziel ist es, digitale Kompetenzen zu fördern um eine Bibliothek modern und attraktiv zu positionieren, ohne dabei direkt mit kommerziellen Streaming-Anbietern zu konkurrieren. Als Leser melden Sie sich über die App oder den Browser mit Ihren Bibliothekszugangsdaten an. Damit haben Sie Zugriff auf über 3.500 Filme und Serien um Ihre Abende aufzupeppen. Von Arthouse-Perlen oder Blockbustern über Krimiserien bis hin zu Kinderklassikern: Es gibt für jeden etwas, sogar für die härtesten Kritiker in der Familie.
Filmfriend und ähnliche Streaming-Dienste verwenden eine Kombination von Node.js für die serverseitige Logik,React für das Frontend und Datenbanktechnologien wie SQL-Systeme für die Verwaltung großer Mediendatenbestände.
6. WebOPAC
Die digitale Bibliothek macht den Leser zum Chef!
Anrufen und einen gestressten Bibliotheksmitarbeiter damit behelligen, dass man die Leihfrist seiner ausgeliehenen Medien verlängern möchte? Anschließend noch die Frechheit besitzen zu fragen, ob ein bestimmtes Buch im Bestand ist? Damit muss sich der Leser nun nicht mehr beschäftigen, denn mit dem Online-Katalog kann er dies selbst erledigen. „Google und Konsorten haben das Suchverhalten unserer Nutzer grundlegend verändert.“ Wahrer könnte diese Erkenntnis nicht sein.
Zwischen Suchmaschinen und Bibliotheken: Warum moderne Katalogsysteme unverzichtbar sind
Eine Studie von OCLCkam zur Erkenntnis, dass Internet-Nutzer zu 84% eine digitale Recherche über eine Suchmaschine dem Gang zur Bibliothek vorziehen. Das ist im Gegensatz zu dem Anteil, der zuerst zu Letzterem geht, mit 2% fast schon Makulatur. Trotz allem ergab sich aus eben jener Umfrage auch, dass Studenten Informationen, welche sie von Bibliotheken erhalten, glaubwürdiger einstufen. Deshalb sollten Bibliotheken mit der Zeit gehen und folgende Punkte mindestens erfüllen. Die Anforderungen an Katalogsysteme lassen sich in zwei Bereiche unterteilen: Funktionalitäten der Suchoberfläche und -mechanismen sowie den Informationsgehalt der Datensätze und die Breite der erschlossenen Bestände. Diese Elemente beeinflussen sich gegenseitig. Beispielsweise kann eine umfassendere Suche durch Relevance Rankingübersichtlich gestaltet werden. Viele Technologien, die das Suchverhalten verbessern, sind aus dem Information Retrieval bekannt und werden in der OPAC-Forschung seit Langem gefordert.
Rund um die Uhr Zugriff
WebOPAC
Zudem wird dem Nutzer über den Online-Zugang Zugriff auf ein persönliches Bibliothekskonto gegeben. Hier ist es möglich seine Daten zu ändern oder auch, falls noch nicht geschehen, seine E-Mailadresse hinzuzufügen.
Damit lässt sich auch einrichten, dass man neben den Ausleihquittungen, und Erinnerungsbenachrichtigungen zur Gültigkeit der Mitgliedschaft auch Fälligkeitsnachrichten bekommt oder wenn die Leihfrist eines Mediums abläuft. Es muss wahrscheinlich nicht weiter ausgeführt werden, dass seit Einführung dieses Features die Gebührenreinnahmen um fast 80% zurückgingen.
7. Fazit
Die digitale Bibliothek wartet mit Technik auf die begeistert – trotz eventueller anfänglicher Berührungsängste!
Um auf all diese Angebote zuzugreifen, brauchen Sie nur Ihren Bibliotheksausweis und erhalten die notwendigen Zugangsdaten. Und für alle, die bei digital an Kabelsalat denken: Die Stadtbibliothek hilft gern weiter, falls es mal hakt. On- wie offline! Technik-Support,
„Mit digitalen Angeboten schaffen Bibliotheken nicht nur den Zugang zu umfassendem Wissen, sondern sie fördern auch digitale Teilhabe – ein entscheidender Baustein für eine demokratische Gesellschaft.“ – Monika Grütters, ehemalige Staatsministerin für Kultur und Medien
damit Sie und Ihr Streamingglück nicht auf der Strecke bleiben. Ob Sie Wissen anhäufen, zu den Hits der 80er tanzen oder den Kleinsten spannende Geschichten vorsetzen möchten – die Stadtbibliothek Deggendorf beweist, dass sie auch in der digitalen Ära den Durchblick hat.
Literaturverzeichnis:
Lorenz, Andreas (2011): Digital Rights Management bei E-Books am Beispiel der DiViBib Onleihe. Fachhochschule Köln.
Gränicher, Martin (2010): Meinten Sie „Web-OPAC“?. Aktuelle Entwicklungen bei Bibliothekskatalogen. In: Informationswissenschaft: Theorie, Methode und Praxis Bd. 1, H. 1, S. 99 – 128.
Mutter, Moritz (2017): Filmfriend – Streaming für Bibliotheken. In: BuB – Forum Bibliothek und Information. Jg. 2017, Bd. 12, S. 662 – 663.
Emmersberger, Stefan (2020): TigerBooks, SuperBuch und Co.. Qualitäten und literaturdidaktische Potentiale interaktiv aufbereiteter Bilderbücher in digitalen Medienangeboten. In: MiDU – Medien im Deutschunterricht. Jg. 2 (2020), H. 1, S. 1 – 18.
Gränicher, Martin (2010): Meinten Sie «Web-OPAC»?.Aktuelle Entwicklungen bei Bibliothekskatalogen. In: Informationswissenschaft: Theorie, Methode und Praxis. Jg. 1 (2010), S. 99 – 128.
Abbildungen:
Abbildung 1: Gebäude Stadtbibliothek Deggendorf, Quelle: selbstproduziert2021
Abbildung 2: „Leseeule“, Logo Stadtbibliothek Degendorf, Quelle: ebenda 2016
Video 1: Tutorial-Video der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam zu TigerBooks, Quelle: ebenda [2024]
Video 2:Tutorial der Stadtbibliothek Deggendorf zum WebOPAC, Quelle: selbstproduziert2023
Fußnoten:
Wörter für biologische Kreuzungen wie „Schiege“ (Kreuzung aus „Schaf“ + „Ziege“) und „Jostabeere“ (Kreuzung aus „Johannisbeere“ + Stachelbeere“) sind Beispiele für Kofferwörter. Geläufigere Kofferwörter sind Wörter wie „jein“, „Kurlaub“, „Stagflation“ usw ↩︎
Open Access als Reform des Publizierens ist gerade in den wissenschaftlichen Bibliotheken eines der großen Themen, aber was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Dieser Beitrag liefert eine Einführung und geht auf die Geschichte, die unterschiedlichen Arten, die Finanzierung sowie auf die Vor- und Nachteile ein.
Unter Open Access (kurz OA) wird der kostenfreie Zugang zur wissenschaftlichen Literatur im öffentlichen Internet verstanden. Open Access ist ein Teilbereich aus dem Modell Open Science. Open Science hat das Ziel, alle wissenschaftlichen Prozesse offen und transparent zu gestalten. Zu den acht Bereichen gehören Open Data, Open Educational Ressources, Open Notebook, Open Peer Review, Open Source, Scientific Social Networks, Citizen Science und Open Access.
Meilensteine der Open Access-Geschichte
Spätestens seit den 1990er-Jahren bahnte sich eine Reform des Publizierens im wissenschaftlichen Bereich an. Durch die jährlich steigenden Kosten der Finanzierung der Zeitschriften und später mit der Digitalisierung der Zeitschriftenlizenzen wurde die ausreichende Versorgung der Wissenschaftler*innen mit wichtiger Literatur u. a. durch die Bibliotheken immer schwieriger. Hinzu kam die damit verbundene Zuspitzung der Doppelfinanzierung der Forschungsergebnisse, da Hochschuleinrichtungen oder Institute für die Forschung finanzielle Mittel zur Verfügung stellen und gleichzeitig für den Bezug der Publikationen dieser Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Verlagen zahlen. Zudem kam die intransparente Preispolitik der großen Verlage, die einen Wandel regelrecht befeuerten.
Hier werden die Meilensteine aufgeführt:
Welche Arten von Open Access gibt es?
Es gibt unterschiedliche Wege OA zu publizieren, demnach wird zwischen dem Goldenen, Grünen, Platin bzw. Diamant und Hybriden Weg unterschieden.
Der Goldene Weg
Unter der Erstveröffentlichung eines wissenschaftlichen Werks oder eines wissenschaftlichen Beitrags in einer OA-Publikation wird der goldene Weg verstanden. Dabei werden die gleichen qualitativen Standards wie in einer konventionellen Veröffentlichung eingehalten. Die Nutzenden haben demnach dauerhaft gesicherten kostenfreien Zugang zur Originalveröffentlichung. Für Autor*innen fallen Article Processing Charges (kurz APCs) an.
Der Platin/Diamant Weg
Platin/Diamant Open Access bedeutet die gleichen Standards des OA-Goldes einzuhalten, jedoch ohne das Gebühren für Autor*innen noch für die Nutzenden anfallen.
Der Grüne Weg
Der grüne Weg (auch self archiving genannt) beschreibt die Zweitveröffentlichung oder auch Parallelveröffentlichung bereits veröffentlichter Beiträge nach einer bestimmten Frist in OA. Rechtliche Vereinbarungen mit den Verlagen gilt es zu beachten. Dabei gibt es drei Arten des grünen OA.
Die Zweitveröffentlichung erfolgt auf eigener Initiative der Autor*innen auf institutionellen Repositorien (beispielsweise auf einem Dokumentenserver einer Hochschule), disziplinären Repositorien (hier werden die Veröffentlichungen thematisch geordnet) oder die Veröffentlichung auf der eigenen Webseite der Autor*innen.
Der Hybride Weg
Die Publikation wird zunächst konventionell bei einer Closed-Access-Zeitschrift veröffentlicht. Durch Zahlung einer zusätzlichen Publikationsgebühr wird diese für die kostenfreie Nutzung freigeschaltet. Dabei kommt es zu einer sog. „Doppelfinanzierung“.
Finanzierung von Open Access
Um die Unterschiede in der Finanzierung der OA-Publikationen zu konventionellen Publikationen zu verstehen, wird zunächst der Prozess des konventionellen Publizierens erläutert.
Hierbei gilt es zu beachten, dass Forschende die wissenschaftlichen Beiträge publizieren. Diese werden meist aus öffentlichen Geldern bezahlt, da sie an Hochschulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen angestellt sind.
Das Peer-Review-Verfahren, welches zur Qualitätssicherung dient, übernehmen Wissenschaftler*innen ohne Entlohnung. Bibliotheken finanzieren (öffentliche Gelder) die letztendliche Erwerbung der Beiträge von Zeitschriften oder auch Bücher der Wissenschaftler*innen, damit sie den Angehörigen der Einrichtung zur Verfügung stehen.
Auch Open Access Publikationen müssen finanziert werden. Autor*innen sind meist dazu angehalten, den Verlagen Article Proccesing Charges (APCs) zu bezahlen.
Um den Wandel der Strukturen bei der Finanzierung vom Subskriptions- zum Open-Access-Modell und dadurch eine Reform des Publizierens zu ermöglichen, beschloss die DFG bereits 2009 ein zunächst auf fünf Jahren begrenztes Förderprogramm “Open Access Publizieren”. Dieses Förderprogramm stellte einige Bedingungen für die Förderung auf und war lediglich für wissenschaftliche Hochschulen bestimmt.
Förderorganisationen und Forschungseinrichtungen tragen seit Mitte der 2010er-Jahre dazu bei, dass APCs übernommen werden können. Bibliotheken stellen mithilfe von Publikationsfonds Gelder für die Finanzierung der APCs zur Verfügung oder sie schließen vorab Rahmenverträge mit Verlagen ab, sodass die finanzielle Abwicklung direkt mit den Bibliotheken erfolgt. Autor*innen sollten vor Beantragung einer Erstattung der Publikationskosten vorab die Förderkriterien wie maximale Erstattungshöhe, Bedingung eines Peer-Review-Verfahrens oder die Bedingung keine Veröffentlichung in einer hybriden OA-Zeitschrift beachten.
Beauftragt von der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen gründete die Hochschulrektorenkonferenz 2014 das Projekt DEAL. Ziel dieses Projekts ist die Verhandlung von bundesweiten Lizenzverträgen mit den größten Zeitschriftenverlagen. Große Verlage wie Springer und Wiley sind daran beteiligt. Dies dient dazu, eine offene Verbreitung von Forschungsergebnissen in Deutschland zu ermöglichen.
Was sind die Vorteile?
Die Vorteile sind bei Open Access schnell zu erkennen. Wissenschaftler*innen erreichen durch die OA-Publikation eine hohe Reichweite und können so schneller bewertet und zitiert werden. Ein Großteil der Studien bestätigen diesen Zitationsvorteil. Ebenso für finanzschwächere Einrichtungen oder sogar Länder bietet der verbesserte Wissenstransfer große Vorteile. Sie profitieren von frei zugänglicher wissenschaftlicher Literatur, wodurch wichtige Forschungsergebnisse direkt zur Verfügung stehen. Die Befürchtung, dass die Qualität wissenschaftlicher Publikationen durch Open-Access-Veröffentlichungen leiden würde, konnte nicht bestätigt werden.Im Vergleich zu zugangsbeschränkter Literatur konnte eine deutlich höhere Nutzung der Open Access-Publikationen aufgrund ihrer größeren Reichweite und somit die positiven Auswirkungen der Reform des Publizierens nachgewiesen werden.
Gibt es auch Nachteile dieser Reform des Publizierens?
Nicht als Nachteil, sondern eher als Hürde wird der Wandel von der konventionellen Erwerbung hin zur Finanzierung der OA-Publikationen wahrgenommen. Für Bibliotheken stellt dies zunächst einen wesentlichen Mehraufwand dar. Wie bei jeder maßgeblichen Änderung müssen Bibliotheken erst die nötigen Fähigkeiten entwickeln, um die OA-Finanzierung reibungslos abzuwickeln. Insbesondere wissenschaftliche Bibliotheken gestalten aktiv den Wandel des Publizierens mit.
Eppelin, Anita; Pampel, Heinz; Kaczmirek, Lars (2012): Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren – die Situation in Deutschland in 2010. GMS Medizin – Bibliothek – Information 2012, Vol. 1, S. 1-12. https://www.egms.de/static/pdf/journals/mbi/2012-12/mbi000240.pdf
Fournier & Weihberg (2013): Das Förderprogramm „Open Access Publizieren“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum Aufbau von Publikationsfonds an wissenschaftlichen Hochschulen in Deutschland. Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, 60(5), pp. 236–243. http://dx.doi.org/10.3196/186429501360528
Jahn, N., & Tullney, M. (2016): A study of institutional spending on open access publication fees in Germany. PeerJ, 4, e2323. https://peerj.com/articles/2323/
ChatGPT ist dem Großteil der Bevölkerung mittlerweile ein Begriff. Besonders im Studium und Schule wird dieses Tool oft diskutiert. Im Bildungsbereich, zu dem auch Bibliotheken zählen, wird die KI teilweise als Bedrohung des eigenen Arbeitsplatzes gesehen. Die Zukunft wird für die Einrichtungen wohl durch ChatGPT neu sortiert. So ist beispielsweise die Überschrift dieses Beitrags auch mithilfe von ChatGPT generiert (siehe Homepage/Social Media).
Was steckt hinter ChatGPT? Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus für Bibliotheken für die Zukunft? Vor welchen Herausforderungen und Veränderung stellt uns diese Künstliche Intelligenz? Einige Antworten zu diesen Fragen finden Sie in diesem Blogbeitrag.
Was verbirgt sich hinter ChatGPT?
Beginnen wir mit der grundsätzlichen Frage, wie ChatGPT überhaupt funktioniert. ChatGPT ist ein sogenanntes Large Language Model (LLM) auf Deutsch „großes Sprachmodell“. Diese Sprachmodelle trainieren mit einer großen Menge an Daten und haben als Ziel die menschliche Sprache zu verstehen und auch generieren zu können. Des Weiteren können sie sich Kontexte erschließen, um passende Antworten zu geben. Hier wird im Vordergrund ein Chatbot verwendet für die Interaktion zwischen Nutzenden und dem LLM. Allerdings ist zu beachten, dass sich nicht hinter jedem Chatbot gleich ein Sprachmodell verbirgt. Zur besseren Verdeutlichung der Entwicklung eines Large Language Models betrachten Sie Abb. 2.
Abb2: Funktionsweise eines Large Language Modells Quelle: in Adobe Express selbst erstellt
Natürlich ist ChatGPT nicht das einzige LLM. Es gibt von mehreren Anbietern bereits ähnliche Modelle bspw. Google Gemini oder Microsoft Copilot, etc.. Hier können Sie sich selbst ein Bild von einer Auswahl von verschiedenen Modelle machen:
Dadurch das ChatGPT eines der größten, bekanntesten und beliebtesten Tools der Sprachmodelle ist, wird sich in diesem Beitrag darauf fokusiert. ChatGPT wurde von der Firma OpenAI entwickelt und ist seit November 2022 veröffentlicht. Es gibt hierbei eine kostenlose sowie eine kostenpflichtige Version.
Neusortierung für Bibliotheken
Bei der Einführung von ChatGPT kam ein Umschwung in der Bildungswelt an. Durch einen kurzen Prompt (Abfrage bei ChatGPT) konnten Programme, Argumentationen und sogar ganze Hausarbeiten in wenigen Sekunden geschrieben werden. Für viele die im Bildungsbereich tätig sind, war es eine Art Bedrohung für die Zukunft. Prüfungsanforderungen wurden an Hochschulen und Universitäten geändert, andere versuchten mit der Künstlichen Intelligenz (KI) zusammen zu arbeiten. Durch den Auftrag der Lehre & Bildung betrifft dieser Bereich auch die Bibliotheken, welche die Verantwortung haben, Informationen aufzubereiten und bereitzustellen.
Zusätzlich bieten Bibliotheken eine Chance für Bildungsgleichheit. Es gibt einige Menschen, die immer noch nie das Internet genutzt haben, z. B. auch aus finanziellen Gründen. Dadurch können soziale Ungleichheiten entstehen insbesondere durch die voranschreitende Digitalisierung und Nutzung der KI. Bibliothek sollten daher Angebote, wie ChatGPT auch zur allgemeinen Nutzung bereitstellen und dazu aufklären.
Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT in Bibliotheken
Schlagwortvergabe:
Ein Bestandteil der bibliothekarischen Arbeit ist die Verschlagwortung von Büchern, Artikeln, etc. Diese Arbeit nimmt einige Zeit in Anspruch, da man sich mit den Werken teilweise länger befassen muss, um zu verstehen um was es sich handelt. In ChatGPT kann man Abstracts, Klappentexte oder Beiträge einfügen und die darin beinhaltet Themen sich ausgeben lassen. Dadurch kann man schneller Schlagworte für die verschiedenen Titel vergeben.
Kundensupport:
Das Tool kann eingesetzt werden, um beispielsweise Standardmails zu beantworten oder auch auf Beschwerden zu reagieren. Durch eine gute Eingabe muss man das Ergebnis von ChatGPT nur noch einmal durchlesen und ggf. anpassen. ChatGPT tendiert oft zum Übertreiben bei Freundlichkeit, dies kann man durch einen Folge-Prompt wie bspw. „Schreibe den Text sachlicher“ schnell korrigieren.
Homepage/Social Media:
Das Ausarbeiten von neuen Texten für die Social Media Kanäle oder die eigene Homepage, kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Das LLM-Modell kann durch eine Prompt-Eingabe, schnell einen passenden Text zu beliebigen Themen generieren. Dadurch kann man sich Zeit sparen und muss ggf. nur ein wenig den Text überarbeiten. So ist zum Beispiel auch die Überschrift dieses Beitrages mittels ChatGPT erstellt.
Man kann über die kostenpflichtige Version von ChatGPT auch Bilder generieren lassen. Leider muss man hier beachten, dass die KI doch etwas klischeehaft verhält. Bei der Bildgeneriung von Bibliothekar:innen wird bspw. immer eine Brille aufgesetzt und trotz eines Folge-Prompts „ohne Brille“ erhält man nur eine andere Form der Brille anstatt ohne.
Übersetzungen:
Durch das breite Publikum in Bibliotheken kann man durch ChatGPT auch mögliche Sprachbarrieren überwinden. So kann man jegliche Texte für Websites, E-Mails oder Aushänge schnell über ChatGPT zeitgleich in mehreren Sprachen übersetzen. Man muss nur die deutschsprachige Version eingeben mit einem Vermerk der gewünschten Sprachen. So können auch Mitarbeitende mit Unsicherheiten in der jeweiligen Sprache bspw. E-Mails ohne Probleme verfassen.
Schulungen für die Nutzung von ChatGPT
Ob man nun ChatGPT in den Arbeitsalltag integrieren möchte oder nicht, unausweichlich ist die Einführung von Schulungen in diesem Bereich. In vielen Bibliotheken werden bereits Kurse im Umgang mit ChatGPT angeboten. Ob die Erklärung zum richtigen Prompt schreiben oder kritische Bewertung der Ausgaben des Sprachmodells. Wichtig ist zu verstehen das KI ein wichtiger Bestandteil der Informationskompetenz ist, welche Bibliotheken fördern sollen und müssen. Des Weiteren können Bibliotheken Schulungen bzgl. wissenschaftlichen Schreibens mit ChatGPT anbieten, indem aber auch die Grenzen des LLMs aufgezeigt werden. Beispielsweise hat die UB Leipzig bereits ein Online-Tutorial für die richtige Literaturrecherche mit ChatGPT veröffentlicht. Da vorallem bei Literatur die KI gerne halluziniert.
Zum Schluss sollte man anmerken, dass Bibliotheken an ChatGPT nicht vorbei kommen werden. Es ist wichtig die KI nicht einfach zu ignorieren sondern darauf zu reagieren. Jetzt ist noch ein Zeitpunkt um bei Nutzer:innen einzuhacken, da viele einen ähnlichen Wissensstand im Umgang mit den neuen Tools haben.
Probieren Sie ChatGPT doch einfach einmal selbst aus oder informieren Sie sich hier über mehr Möglichkeiten für Bibliotheken!
Die Verbreitung von Fehl- und Desinformation im Internet nimmt immer mehr zu. Sowohl in sozialen Netzwerken als auch auf Seiten die sich als News-Seiten tarnen. Daher steigt die Relevanz von Fact-Checking und auch die Nachfrage nach verlässlichen Quellen immer weiter an. Fact-checking ist als Schlüsselbereich von Informationskompetenz immer wichtiger. Doch was bedeuten Informationskompetenz und Fact-Checking überhaupt?
Eine eindeutige Definition zur Informationskompetenz kann es laut Sühl-Stromenger gar nicht geben, jedoch einen Konsens was Informationskompetenz beinhaltet.1 Dazu zählt unter anderem die Beherrschung basaler Fähigkeiten wie Lesen und Schreiben, sowie Informationstechnisches Knowhow, aber auch eine grundlegende Orientierungsfähigkeit in Wissensräumen wie zum Beispiel Bibliotheken, Massenmedien und dem Internet. Vor allem aber ausreichende Kenntnisse und Fähigkeiten des selbstständigen Suchens, Auffindens, kritischen Auswählens und Verarbeitens von Informationen und Medien. Denn dadurch schafft Informationskompetenz ein Bewusstsein für einen gesellschaftlichen, politischen rechtlichen und ethischen Umgang mit Informationen.
Was ist Fact-Checking?
In seiner ursprünglichen Bedeutung waren Fact Checker Journalisten die interne Berichte und Artikel ihrer Kolleg*innen vor deren Veröffentlichung gelesen, korrigiert und auf Fakten überprüft haben. Im heutigen Zeitalter ist damit jedoch viel mehr die Überprüfung von politischen Statements, Artikeln oder ähnlichem im Internet gemeint. Doch nicht nur dort, auch innerhalb klassischer Medien, haben sich sowohl Falsch- als auch Desinformationen gerade zu etabliert.
Dabei bezeichnen Falschinformationen das unabsichtliche Verbreiten falscher Informationen, Desinformation hingegen bezeichnet das absichtliche und bewusste Verbreiten von Unwahrheiten. Man denke nur an einige Politiker*innen die ihre Haltung zum menschengemachten Klimawandel in verschiedenen Diskussionsrunden im Fernsehen zur Schau stellen. Leider werden haarsträubende Aussagen wie die im Jahr 2017 von Beatrix von Storch in einem Interview mit Tilo Jung getätigte nicht im Beitrag oder live korrigiert und richtig eingeordnet.²
Um gegen falsche Aussagen vorzugehen, seien Sie aus Unwissenheit, oder gar wider besseren Wissens getroffen, müssen Menschen selber in der Lage sein solche Aussagen zu überprüfen. Diese Überprüfung ist das heutige Fact-Checking.
Fact-Checking, but how?
Um digitale Dokumente, egal ob in Video-, Audio-, oder Textform, zu auf Ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen muss man folgende Punkte beachten:
Was ist die Herkunft des Dokuments? Handelt es sich hierbei um ein Original oder wurde es bereits bearbeitet?³
Was ist die Quelle des Dokuments? Wer hat es erstellt?³
Zu welchem Zeitpunkt ist das Dokument erstellt worden?³
Wo wurden die Video-, Tonaufnahmen oder der Text erstellt?³
Warum wurde dieses Dokument erstellt? Gab es dazu eine bestimmte Motivation oder möglicherweise eine Agenda? Und warum habe ich dieses Dokument erhalten?³
Hinzu kommt die Herausforderung die Qualität von Studien zu beurteilen. Denn gerne werden Unwahrheiten mit Studien angeblich belegt, deren Qualität jedoch stark zu wünschen übriglässt. Dabei sind immer einige Grundregeln zu beachten, wie zum Beispiel: Wie groß ist die Testgruppe? Gibt es eine Kontrollgruppe? Fand das Ganze mit einer Verblindung und im besten Fall Doppelverblindung statt? Gab es ein Peer-Review-Verfahren? Gerade zu diesem Thema gibt es mittlerweile viel Aufklärung. Unter anderem den Podcast Quarks Science Cops vom WDR. In der verlinkten Folge geht es sogar um eine der ersten und größten Desinformationskampagnen der Welt, initiiert von der Tabakindustrie4.
Es gibt auch mehrere Websites die sich dem Entlarven von Fehl- und Desinformation gewidmet haben. Zum Beispiel Mimikama, Correctiv oder den Faktenfuchs, um die im deutschsprachigen Raum gängigsten zu nennen. Dort sind Faktenchecks zu aktuellen Themen und auch zu Trends auf Social Media zu finden, aber auch die Aufarbeitung älterer Fälle sind dort archiviert.
Fact-Checking als Schlüsselbereich von Informationskompetenz
Wir befinden uns im Zeitalter der Informationen. Ein Großteil der Bevölkerung hat Zugriff auf verschiedenste Informationen, zumindest in der Theorie. Dabei sind die Möglichkeiten jeder Person abhängig von dem Zugang zu Technologie. Ist dieser jedoch gegeben kann eine wahre Flut an Information auf einem Einstürzen. Um darin nicht zu ertrinken ist es wichtig die Qualität der Informationen einschätzen zu können, und dadurch zu erkennen welche wahr und welche falsch sind.
Sowohl politische Parteien und als auch andere globale Player streuen mittlerweile bewusst Falschinformationen, um den Ausgang wichtiger Ereignisse zu ihrem Vorteil entscheiden zu können. In beiden vergangenen US-Wahlen wurde Russland der Versuch vorgeworfen durch gezielte PR über den Sender RT Einfluss auf die Wahlen genommen zu haben.5 Aber auch gezielte Desinformationen durch gesteuerte Bots im Internet sind ein Werkzeug um auf wichtige politische Ereignisse wie zum Beispiel die US-Wahlen Einfluss zu nehmen.6
Daher ist es wichtig Informationen zu prüfen, um eine vernünftige Grundlage für die eigenen Entscheidungen zu haben. Überspitzt formuliert könnte man behaupten es ist essenziell für die Zukunft der Menschheit. Nur eine Gesellschaft mit einer hohen Informationskompetenz kann den Durchblick bewahren und vernunftgetriebene Entscheidungen treffen.
Quellen:
Handbuch Informationskompetenz – herausgegeben von Wilfried Sühl-Strohmenger ; unter Mitwirkung von Martina Straub – 2. Auflage. – Berlin, Boston: De Gruyter Saur, [2016]