Freiheit zu lesen was man möchte gibt es nicht überall. In den USA werden immer wieder Bücher aus den Regalen von Schulbüchereien und öffentlichen Bibliotheken entfernt, weil es Menschen gibt, die nicht wollen, dass Kinder diese Bücher lesen. Deswegen hat die gemeinnützige Organisation ALA (American Library Association) gemeinsam mit dem Bibliothekswesen der USA die Banned Books Week ins Leben gerufen.
In den Büchern auf den Verbotsanträgen geht es oft um Themen wie: Rassismus, sexuelle Bildung, Queerness, Trauer und Selbstfürsorge. Doch gerade Kinder und Jugendliche sollten die Freiheit besitzen, sich selbstständig zu informieren und weiterzubilden. Ist es jetzt an der Zeit im deutschen Bibliothekswesen solidarisch zu unseren Kolleg*innen im Westen zu stehen?
Inhaltsverzeichnis
- Was ist die Banned Books Week?
- Wie funktionieren öffentliche Bibliotheken in den USA?
- Finanzierung und Festlegung der Entscheidungsträger
- Welche Gesetzes-Grundlage zum Entfernen von Büchern gibt es?
- Wie ist die Lage im deutschen Bibliothekswesen?
Foto von Freddy Kearney auf Unsplash
Was ist die Banned Books Week in den USA?
Seit 1982 veranstaltet die gemeinnützige Organisation American Library Association jährlich die „Banned Book Week“ . In dieser Aktionswoche rücken Bücher in den Fokus, die in öffentlichen und Schulbibliotheken in einigen US-Bundesstaaten verboten werden sollen.
Die Aktionswoche lädt Bibliothekar*innen, Lehrer*innen, Buchhändler*innen, Verlage und die gesamte Buch-Community ein, diese Bücher zu lesen und zu bewerben.
Wie funktionieren öffentliche Bibliotheken in den USA?
Finanzierungen und Festlegung der Entscheidungsträger
In den USA werden Bibliotheken anders finanziert als in Deutschland. Die den Bibliotheken zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel, bestehen hauptsächlich aus Steuergeldern. Die Höhe der Mittel wird jedes Kalenderjahr neu festgelegt, aktuell sinkt jedoch die Bereitschaft kulturelle Institute zu finanzieren immens. Die ALA setzt sich dafür ein, dass Bibliotheken zusätzliche Mittel beantragen können. Hinzu kommen Spenden, die von Bibliothekar*innen und Unterstützer*innen für Veranstaltungen oder weitere Aktivitäten eingeworben werden.
Welche Gesetzes-Grundlage zum Entfernen von Büchern gibt es?
Das First Amendment in der Verfassung der USA soll die die Meinungsfreiheit sichern. Dementsprechend darf die Grundlage eines Buchverbotes rechtlich keinen persönlichen oder ideellen Hintergrund haben. Trotzdem können Bücher verboten werden, wenn es einer „sicheren Lernumgebung“ schadet. Hier herrscht argumentativer Freiraum. Diesen Freiraum machen sich radikale Gruppierungen wie die Moms of Liberty zunutze.
Die Bibliothekar*innen gehen gemeinsam gegen die Zensur ihrer Bibliotheken vor: es gibt Lese-Bündnisse und Online-Workshops in denen über Zensur aufgeklärt wird. Außerdem teilen sie Tipps zur Buchpräsentation, um die Aufmerksamkeit aller Lesenden auf die verbotenen Bücher zu lenken. Betroffenen Autor*innen der Werke beginnen sich in Vereinigungen – Authors Against Book Bans oder PEN America – zusammenzuschließen. Sie nehmen mit ihren Bündnissen an der Woche teil und betreiben so Aufklärung bei Verlagen und der Buchindustrie. Außerdem rufen Leser*innen in den sozialen Netzwerken zum Lesen von den tabuisierten Werken auf und geben so der Aktionswoche eine weltweite Reichweite.
Quelle: American Library Association
Wie ist die Lage im deutschen Bibliothekswesen?
Die Bücher die am häufigsten in den USA verboten sind, sind in deutschen Schulen häufig Teil des schulischen oder universitären Lehrplan. Zusätzlich gibt das deutsche Grundgesetz durch Garantie auf Meinungs- und Pressefreiheit keinen Spielraum für Zensur. Außerdem sind in Deutschland die Rechte von Bibliotheken gesetzlich verankert . Man erkennt also schnell, dass es hier rechtlichen Schutz vor derart Eingriffen in die Freiheit gibt. Blickt man zurück nach Nazi-Deutschland, stellt man aber schnell fest, dass durch Zensur, Bücherverbrennung und systematischer Verfolgung von (besonders jüdischen) Autor*innen viele Bücher verboten und vernichtet worden sind. Geschichtlich kann man sich in Deutschland des Book-Banning nicht freisprechen. Heute sieht es zum Glück anders aus und wir können Hoffnung in eine Zukunft frei von Buchverboten und Zensur setzen. Trotzdem muss weiter für die Freiheit gekämpft werden, die wir genießen. Rechtsradikale Parteien wie die AfD lassen sich von der Lage in den USA inspirieren und verwenden ähnliche Rhetorik wie die Parteien und Verbünde, die in den USA für Buchverbote aussprechen.
Weitere Informationen zum Thema intellektueller Freiheit und Buchverbote in den USA sind beim Bündnis United Against Book Bans und dem Blog of Intellectual Freedom zu finden. Eine Auswertung aktueller Daten aus dem Jahr 2024 stellt die Vereinigung PEN America zur Verfügung.
Umgang mit dem Kulturkampf von Rechts und Schutz von Bibliotheken in Deutschland finden Sie in der Broschüre „Alles nur leere Worte? Zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts in Bibliotheken (2023)“ aus dem Jahr 2023. Veröffentlicht vom Verein für Demokratische Kultur in Berlin (VDK) e.V. und der Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR).