Wie kann eine unikale Inkunabel „entdeckt“ werden, wenn sie Jahrhunderte im Bestand einer Bibliothek verbracht hat?
Dieser Artikel nimmt die Entdeckung einer Inkunabel aus der ULB Darmstadt zum Beispiel für die Frage nach der Vollständigkeit digitaler Nachweisinstrumente für Altbestände in Bibliotheken. Mögliche Gründe für die Unvollständigkeit der Nachweisinstrumente werden erläutert und Lösungsansätze im Hinblick auf Teilhabe illustriert.
Hintergrundinfos
Prachtexemplar einer Inkunabel: Gutenberg-Bibel der Staatsbibliothek zu Berlin (Signatur 2° Inc 1511, fol. 5r, Bd. 1)
Inkunabel oder auch Wiegendruck bezeichnet einen der von 1454 – 1500 erschienen Drucke, die mithilfe Johannes Gutenbergs Buchdruckverfahren entstanden sind. Der Anfang 1454 ist festgelegt mit dem Erscheinungsjahr der Gutenberg-Bibel. Optisch ist eine Inkunabel nicht immer prächtig: Drucke waren teuer. Meistens besteht sie aus unauffälligem Schriftsatz. Es gibt auch reich dekorierte Exemplare wie die hier gezeigte Variante einer Gutenberg-Bibel aus der Staatsbibliothek zu Berlin.
„Der Schrifftgiesser“, Holzschnitt, aus Hans Sachs‘ Werk zu Berufsständen: „Eygentliche Beschreybung Aller Stände auff Erden“, 1586 (Digitalisat München)
Gutenberg erfand um 1450 in Mainz den Buchdruck mit metallenen Lettern in Europa. Pro Buchstabe oder Zeichen einer Druckseite wird dabei eine aus Metall gegossene Form (Letter) genutzt. In einem Setzkasten bilden die Lettern zusammen eine Druckseite. Dabei sind schnellere Korrekturen und größere Auflagen möglich als beim Einsatz geschnitzter Druckstöcke aus Holz. Illustrierend kamen mitunter Techniken wie Holzschnitt, Kupferstich und Handmalerei zum Einsatz. Der erste bekannte Buchdruck mit mobilen metallenen Lettern fand allerdings 1377 in Korea mit dem Jikji statt.
Worum geht’s?
Im September 2022 wurde eine Inkunabel „neu entdeckt“. Das Kuriose daran: Inkunabeln werden seit Jahrhunderten erforscht. Es ist wirklich ungewöhnlich, dass einer dieser Drucke noch nie in einem der einschlägigen Nachweiswerke auftauchte. Das hier gefundene kleine Druckwerk war zudem längst als Bibliotheksbestand verzeichnet. Trotzdem wurde seine Besonderheit als Inkunabel über Jahrhunderte nicht identifiziert.
Warum blieb sie so lange unentdeckt?
Das ist doch eh schon alles digital!
Bei der unserer „neuen“ Inkunabel handelt es sich um einen kleinen Band mit der Signatur U 1350/5 aus der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB). Sie war lange Zeit nur über ihren Titel in einem Sonderbestands-Zettelkatalog verzeichnet.
Scan der Zettelkatalogkarte für unser kleines Büchlein – ohne Vermerk auf Inkunabeln
Der Datensatz im Online-Katalog entstand 2020 durch die Einspielung über ein sogenanntes Retrokon-Projekt. Das Verfahren erkläre ich hier nur stark vereinfacht. Bei der Einspielung fand keine Prüfung der Daten am physisch vorliegenden Werk (Autopsie) statt. Man hatte nicht „das Buch auf dem Tisch“, sondern fertigte Scans der Zettelkatalogkarten an. Anhand der gescannten Metadaten suchte ein externer Dienstleister in anderen Online-Katalogen einen möglichst übereinstimmenden Datensatz. Dieses Verfahren ist fehleranfällig, doch es führt zu schnellen Ergebnissen.
Ähnlich und doch nicht gleich
Im Falle unserer Inkunabel wurde ein Datensatz heran gezogen, der den Zettelkatalog-Metadaten nur ähnlich war. Dies kann gerade bei frühen Drucken passieren. Die Entwicklung von Titelblättern begann im 16. Jahrhundert erst und anfangs gab es noch keine Einheitlichkeit von Angaben wie Verfasser, Erscheinungsjahr und -ort sowie Drucker (bei alten Drucken ein wichtiges Identifikationsmerkmal). Auch bei unserer Inkunabel geht der Text „einfach so los“. Die Titelangaben verstecken sich in den ersten Sätzen „Interpretationes seu somnia Danielis prophete […]“, wie hier zu sehen.
Erste Seite der 2022 entdeckten Inkunabel der ULB Darmstadt (Signatur: U 1350/5)
Die „Somnia Danielis“ sind über 400 auf verschiedene Drucke verteilte und dem biblischen Propheten Daniel zugeschriebene Traumdeutungen. Zu ihnen gehören viele Inkunabeln, die wiederum im Gesamtkatalog der Wiegendrucke verzeichnet sind. Die Entdeckung unserer Inkunabel war ein Zufallsfund durch eine Bestellung eines Forschers, der die im Katalog der ULB unter der Signatur U 1350/5 angegebene Druckvariante eines Textes der Somnia Danielis einsehen wollte. Tatsächlich brachte die Bestellung des Büchleins eine bisher unbekannte Druckvariante zutage.
Gefunden! Was tun?
Bei näherer Betrachtung stand fest: es musste sich um eine Inkunabel handeln. Reichliche Recherche in Nachweiswerken für Inkunabeln förderte keine anderen besitzenden Institutionen zutage. Die Entdeckung von 2022 wurde vom Team der Historischen Sammlungen an der ULB Darmstadt dem Gesamtkatalog der Wiegendrucke gemeldet, dort geprüft und unter der Nummer GW 0792250N neu aufgenommen. Damit hat sie es in die digitalen Nachweise geschafft. Bis heute ist sie dort unikal. Es gibt also keine andere Bibliothek mit genau diesem Wiegendruck – bis jemand vielleicht einen weiteren Fund macht.
Wie eingangs erwähnt werden Inkunabeln seit Jahrhunderten erforscht und damit seit langem Nachweiswerke für Wiegendrucke aufgebaut und gepflegt. Ein solches ist der auf internationaler Ebene derzeit größte und seit 2003 frei zugängliche Inunabula Short Title Catalogue (ISTC) der British Library. Der ISTC bekommt von Inkunabelverzeichnissen weltweit Daten gemeldet. Und doch können Lücken zwischen Nachweisinstrument und echten Bestandsbedingungen klaffen.
Mögliche Gründe
Kein Fachpersonal Der Bestand gehört zu einer kleinen Institution wie einer Klosterbibliothek ohne buchwissenschaftliches Fachpersonal und wurde noch nicht (komplett) von Forschenden durchleuchtet. In dem Fall besteht vielleicht kein Bewusstsein für den Wert der Bestände und es fehlt die Expertise zur Identifizierung der alten Bücher.
Personalknappheit Mangel an Personal zwingt die Bibliothek dazu, den Fokus auf etwas anderes als die Verzeichnung ihrer Bestände in den digitalen Nachweiswerken zu legen. Sie melden also keine neuen Einträge oder Besitznachweise an diese Verzeichnisse.
Automatisierung vor Prüfung Der Bestand der Bibliothek ist so groß, dass der Übergang von alten Katalogen in digitale Nachweise automatisiert geschah und noch nicht für jede Sondersammlung vom Fachpersonal geprüft wurde. Dies ist bei unserem Inkunabelfund an einer Bibliothek mit über 450 Jahren Geschichte der Fall. Die ULB Darmstadt entwickelte inzwischen ein Konzept zur zukzessiven Überprüfung alter Bestandsgruppen. Forschende rechnen möglicherweise nicht damit, bei einer so großen Institution noch Neues zu entdecken.
Forschungsdatenmanagement Forschungsergebnisse wurden nicht systematisch aufbewahrt und in digitale Nachweiswerke überführt. Manchmal finden sich auf gedruckten Verzeichnissen handschriftliche Vermerke von ehemaligen Bibliotheksmitarbeitenden, die ihre eigenen Erkenntnisse oder die von Forschenden so notiert haben. Immer mehr Institutionen bemühen sich daher um ein nachhaltiges Forschungsdatenmanagement.
Diese Gründe können natürlich auch für die Datenpflege anderer Nachweisinstrumente gelten. Die British Library hat durch ihre lange Geschichte als Nationalbibliothek bspw. den grundsätzlichen Vorteil, die in ihrem Sammelgebiet erschienenen Werke relativ durchgängig erhalten zu haben. In Deutschland führten die früheren politischen Verhältnisse mit ihrer „Kleinstaaterei“ zu zahlreichen regionalen Sammelstellen. Oft waren die Privatbibliotheken von Grafen, Fürsten und Kirchen die einzig überdauernden Sammlungen für Altbestände. Daher entstanden Projekte wie die Verzeichnisse der deutschen Drucke für das 16. bis 18. Jahrhundtert (VD16, VD17, VD18) zur Erstellung einer retrospektiven Nationalbibliographie. An diesen Projekten sind jedoch nicht alle Institutionen mit Altbeständen beteiligt.
Teilhabe als Lösung
Heutige Bibliotheken und Forschende haben längst erkannt, dass die Zugänglichkeit zu den digitalen Nachweisinstrumenten im Open Access sowie die Einbindung von Institutionen mit geringeren finanziellen oder personellen Mitteln wichtige Faktoren für die Weiterentwicklung des Wissens über frühe Drucke sind. Auch die übersichtliche Aufbereitung von Informationen für die interessierte Öffentlichkeit trägt zu einem größeren Bewusstsein für den Wert alter Drucke bei und kann ein Feedback mit neuen Informationen aus der Allgemeinheit in die Fachwelt erwirken. Teilhabe hilft so bei einem nachhaltigen Aufbau eines Informationsnetzwerks für alte Drucke.
Konkrete Beispiele
The Atlas of Early Printing ist eines der Projekte, die auch Laien einen interaktiven Ansatz zur Entdeckung der Inkunabelgeschichte im europäischen Raum verschafft. Anhand einer interaktiven Karte kann man sich über einen individuell konfigurierbaren Zeitraum von 1450-1500 ansehen, an welchem Ort wann die ersten Drucke mit Gutenbergs Buchdruckverfahren entstanden sind. Das fogende Video erklärt die Entstehungsgeschichte dieses Projekts:
Der Blog „Les Essentiels“ der französischen Nationalbibliothek BnF (Bibliothèque nationale de France) stellt pädagogische Ressourcen der BnF für alle Interessierten zur Verfügung. Die Informationen bieten einen ersten Einstieg und kurzen Überblick. Somit kann man ein Basiswissen und Verständnis für diverse Themen aufbauen. Hier findet man z.B. einen Blogbeitrag über die Entwicklung des Titelblatts von alten Drucken bis heute.
In Thüringen startete 2018 das Projekt „Erschließung und Sicherung Nordthüringer Kirchenbibliotheken„. Es ist ein gutes Beispiel fürTeilhabe durch die Einbindung von über 80 kleinen, seit der Frühneuzeit bestehenden kirchlichen Bibliotheken in die Verzeichnung alter Drucke. Deren Bestände sind oft unsachgemäß gelagert und kaum verzeichnet, manchmal nur in Form jahrzehntealter Bücherlisten. Das Projekt stellt durch Fachpersonal Hilfe in Form von Erschließung und Archivierung der alten Kirchenbibliotheksbestände zur Verfügung und könnte später in ganz Deutschland fortgeführt werden. Ein ähnliches Projekt begann im Mai 2024 zur Erschließung von etwa 8.500 Bänden der historischen Sammlung der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums in Erfurt.
Abschließend kann man durchaus einen positiven Blick in die Zukunft der Auffindbarkeit historischer Bestände werfen. Die digitalen Nachweisinstrumente für Altbestände sind vielleicht noch unvollständig, doch sie werden stetig weiter entwickelt.
Der Begriff „Dritter Ort“ wurde von Ray Oldenburg geprägt und beschreibt Orte, die als Ausgleich zu Familie und Beruf dienen. Aus einer amerikanischen Perspektive schaut Oldenburg sehnsüchtig nach Europa – Hier gibt es Pubs, Kaffeehäuser und Biergärten. Aber was ist eigentlich mit Bibliotheken?
Name: Smilla Kolbe, Matrikelnummer: 1757993, Veröffentlichung: ja
The wonder is that so little attention has been paid to the benefits attaching to the third place. It is curious that its features and inner workings have remained virtually undescribed in this present age when they are so sorely needed and when any number of lesser substitutes are described in tiresome detail. Volumes are written on sensitivity and encounter groups, on meditation and exotic rituals for attaining states of relaxation and transcendence, on jogging and massaging. But the third place, the people’s own remedy for stress, loneliness, and alienation, seems easy to ignore.
– Ray Oldenburg, the great good place
Was sind Dritte Orte?
Um die Frage zu beantworten, ist es zunächst wichtig, die Eigenschaften des ersten und zweiten Ortes zu definieren. Der erste Ort beschreibt das Zuhause – ein persönlicher Rückzugsort, in dem die engsten Beziehungen gepflegt werden. Es handelt sich dabei um einen informellen Raum, der zugleich Schutz und Geborgenheit bietet, jedoch auch isolierend wirken kann. Der zweite Ort hingegen steht für das berufliche oder akademische Umfeld. Dieser Raum ist geprägt von Produktivität, Verantwortung und klaren Strukturen. Hier zählt weniger die individuelle Persönlichkeit als vielmehr die Erfüllung von Pflichten und die eigene Leistungsfähigkeit. Dritte Orte unterscheiden sich grundlegend von diesen beiden: Dritte Orte sind Räume der Gemeinschaft, in dem Menschen ungezwungen zusammenkommen können. Gesellschaftliche Merkmale wie Status oder Herkunft spielen hier keine Rolle und werden symbolisch an der Eingangstür abgelegt – ähnlich wie ein Mantel an der Garderobe eines Theaters oder Clubs. Diese neutrale Atmosphäre schafft die Grundlage für ein soziales Miteinander, das frei von äußeren Zuschreibungen ist.
Dritte Orte und ihr Hintergrund
Während meines Studiums bin ich auf das Konzept der „Dritten Orte“ gestoßen und war sofort fasziniert von ihrer Bedeutung für unsere Gesellschaft. Besonders Bibliotheken als dritte Orte haben mich angesprochen, da sie nicht nur Räume des Wissens, sondern auch der Begegnung und des Austauschs sind. In einer Zeit, in der Technologienutzung oft den direkten Kontakt mit Menschen ersetzt, halte ich solche Orte für unverzichtbar. Sie bieten die Möglichkeit, echte Gemeinschaft zu erleben und fördern das persönliche Wachstum, das nur durch zwischenmenschliche Interaktionen entstehen kann. Das Konzept der dritten Orte geht auf Ray Oldenburg (7. April 1932 – 21. November 2022) zurück. Oldenburg war ein amerikanischer Soziologe, der die Bedeutung informeller öffentlicher Treffpunkte für eine funktionierende Zivilgesellschaft, Demokratie und bürgerschaftliches Engagement betonte. Er prägte den Begriff des „Third Place“ (Dritter Ort) und schrieb das Buch The Great Good Place, das 1989 von der New York Times Book Review als Editor’s Choice ausgezeichnet wurde. 2001 veröffentlichte er zudem Celebrating The Third Place, das die Rolle und Bedeutung dritter Orte weiter vertieft.
Warum eignen sich gerade Bibliotheken als Dritte Orte?
Um dies genauer zu beleuchten, habe ich mir fachnahe Unterstützung geholt. Ich hatte die Gelegenheit, mit Herrn Michael Stünkel, dem Leiter der Zentralbibliothek Hannover, zu sprechen. Herr Stünkel arbeitet seit 1999 in der Stadtbibliothek Hannover und konnte gute Einblicke in die Transformation der öffentlichen Bibliotheken zu einem „Dritten Ort“ geben. Möchtest du das Interview lesen oder erstmal herausfinden, was dein Dritter Ort ist?
Betritt man die Zentralbibliothek Hannover, sieht man hier und da Menschen, die Zeitung lesen und Kaffee trinken. Man hört die Schüler, die ihre Hausaufgaben erledigen. All das erstreckt sich über fünf Etagen, die durch eine innenliegende Treppe miteinander verbunden sind. Die Zentralbibliothek Hannover ist offen und lebendig.
Bibliotheken umzugestalten bzw. anders zu führen bringt mehr Arbeit mit sich – das Büro von Herrn Stünkel ist chaotisch. Bücher und Papier stapeln sich. Das war nicht immer so, sagt Stünkel. Wandel heißt Arbeit.
Interview mit Michael Stünkel, Leiter der Zentralbibliothek Hannover
Smilla Kolbe (SK): Welche Funktion erfüllt Ihre Bibliothek für die Gemeinschaft abseits des klassischen Lesens und der Medienausleihe?
Michael Stünkel (MS): Ja, Klassisch ist [es] schon fast, ein „Dritter Ort“ zu sein. Ein Treffpunkt zu sein, Austausch zu haben untereinander. Manchmal auch allein in Gemeinschaft sein, also wir beobachten hier viele Menschen die hier einzeln sitzen, aber es genießen, das rundherum auch Menschen einzeln sitzen und so kommt man ins Gespräch. Also der Ort des Treffpunkts, auch der Auseinandersetzung. Es gibt hier viele Veranstaltungsformate, wo diskutiert wird – kontrovers diskutiert wird. [Diese Veranstaltungen] kann man konsumieren, man kann aber auch mitmachen.
SK: Was sind das für Veranstaltungen?
MS: Wir machen zu bestimmten Themen Diskussionsveranstaltungen. Literarische Lesungen eher weniger, weil das in Hannover anders abgedeckt ist. Zum Beispiel zum Tag der Demokratie oder zum Tag der Bibliotheken. Wir hatten jetzt das Queere Wohnzimmer für vier Monate mit Workshops Lesungen, Diskussionen und Beratungsterminen rund um das Thema in unserem Haus.
SK: Was bedeuten Dritte Orte für Sie im Zusammenhang mit Bibliotheken? Wahrscheinlich genau das, oder?
MS: Genau das. Der klassische Ort zwischen Zuhause und Arbeit. Nicht kommerziell, ohne Verzehrzwang, niederschwellig zu benutzen, gute Öffnungszeiten [lacht]. Das ist auch ein Punkt, an dem wir weiter arbeiten. Wir haben jetzt die Öffnungszeiten Anfang des Jahres von 11 Uhr bis 19 Uhr auf 9 Uhr bis 19 Uhr erweitert.
SK: Wie werden die neuen Öffnungszeiten angenommen?
MS: Die werden sehr gut angenommen. Ganz schnell ging das. Wir haben im Januar angefangen, in der Hoffnung, ein bisschen zu üben, bis die Leute das alle mitbekommen haben, dass sie früher kommen können. Es waren aber relativ schnell sehr gute Zahlen.
SK: Schön, dass das so gut funktioniert. Ich hab mir ein paar Interviews mit anderen Bibliothekaren, die von Bibliotheken nicht als Orte, sondern als Konzepte gesprochen haben, angesehen. Also insofern, dass die Räumlichkeiten geboten durch die Bibliothek werden und dann die Gemeinschaft etwas eigenes draus macht. Würden Sie dieser Aussage zustimmen? Trifft das auf die Stadtbibliothek Hannover zu?
MS: Ja, da sind wir gerade dabei. Wir haben zum Beispiel das Repair-Café. [Das] ist etwas, was auf uns zugekommen ist und von Ehrenamtlichen, insbesondere von einer Person, [betrieben wird]. Das bedeutete eine gewisse Anlaufzeit und inzwischen läuft es vollkommen ohne uns. Ein wenig organisatorische Arbeit durch den Hausdienst, aber nachdem wir Versicherungsfragen, Datenschutz und solche Sachen geklärt hatten, organisiert sich das selber. [Die Veranstalter des Repair-Café] sind einmal im Monat hier. Das versuchen wir mit anderen Konzepten auch umzusetzen. Zum Beispiel die Methothek, kein ganz schönes Wort [lacht], aber gemeint ist damit, dass Menschen die etwas können zum Thema Coaching, Kommunikationstraining, Selbstoptimierung im positiven Sinne, Bewerbungsgespräche vorbereiten,… andere Menschen bei ihrem Vorhaben unterstützen. Diese Personen kommen zu einem bestimmten Tag und machen eine Coffee-Lecture, also kleine Vorträge, aber auch mit Beteiligung der Teilnehmer. Da wünschen wir uns auch, dass sich das mehr verselbstständigt. Wir organisieren das bisher, wir akquirieren auch die Vortragenden, aber es sieht so aus, als würde das auch eine Eigendynamik bekommen, sodass das Bibliotheksbenutzer für Bibliotheksbenutzer dann anbieten.
SK: Also selbstverwaltet dann quasi.
MS: Ja genau. Und da gibt es mehrere Sachen, die auf diese Schiene gestellt werden sollen.
SK: Interessant. Man braucht ein hohes Vertrauen in die Leute, dass das alles so funktioniert, oder?
MS: Ja, unbedingt. Daran muss man auch bei den Kollegen etwas arbeiten. Aber das ist relativ schnell aufgebaut, dieses Vertrauen, wenn sich bewahrheitet, dass nichts passiert. Also, alle wollen ja was Gutes.
SK: Sie meinten im Vorgespräch bereits, dass hier nicht alles neu gebaut werden kann, aber auch, dass sie sich Räume schaffen wollen, sodass die Zentralbibliothek Hannover zu einem „Dritten Ort“ wird. Haben Sie sich da bestimmte Kriterien bei der räumlichen Gestaltung aufgestellt um eine einladende Atmosphäre zu schaffen?
MS: Mehrere Kriterien. Durch die Haushaltssituation, oder überhaupt auch durch nachhaltiges Handeln, was auch zu unseren Leitthemen gehört, haben wir nicht neu gekauft, sondern „upgecycelt“, also vorhandenes Material umgebaut, weiter verwendet. Aber sehr radikal, also man sieht nicht unbedingt, dass das Regalsystem aus den 70er Jahren stammt, sondern es ist so neu gestaltet, dass es gut in die Zeit passt. Dann haben wir festgestellt, dass wir wenig, viel viel weniger Bestand brauchen, als wir oder auch viele andere gedacht haben. Wir haben nach festen bibliothekarischen Kriterien ganz viel Medien ausgesondert und dann Platz geschaffen [für eine einladende Atmosphäre]. Anstatt Bücherregale haben wir jetzt freie Flächen. Wir haben viele Einzelarbeitsplätze und Lernzonen geschaffen. [Wir] sind jetzt dabei, auch diese zu möblieren, Steckdosen nachzurüsten. Das ist in jeder Bibliothek, die nicht aus diesem Jahrzehnt stammt, immer eine offene Stelle, weil man hat damals nicht mit Steckdosen geplant.
SK: Warum auch.
MS: Ja, warum auch. Aber es ist ein großes Thema auch für die Kunden hier. Zusätzlich haben wir in einem Partizipationsprozess einerseits intern mit unseren Mitarbeitern aber auch extern mit (Nicht-)Nutzern eine Zukunftswerkstatt durchgeführt. Üblich mit Kritikphase, Utopiephase und abschließender Realisierungsphase. Außerhalb des Hauses auch. Da sollten die Teilnehmer sich die Bibliothek der Zukunft vorstellen. [Es gab] bestimmte Methoden. Einmal mit Lego Serious Play oder auch mit Mood-Boards. Jedenfalls extern moderiert, nicht, dass wir als Korrektur dabei waren. Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt sind auch Kriterien für uns. Wir versuchen, die Vorstellung einer Bibliothek der Zukunft unserer Mitarbeiter, aber auch der Kunden und Nicht-Kunden, umzusetzen.
SK: Das fließt also auch in die Überlegung [der Gestaltung] mit ein?
MS: Ja, das war sogar auch oft Rechtfertigung oder Auslöser für bestimmte Sachen, die wir gemacht haben.
SK: Das ist ist sehr schön. Wie kommt die Gestaltung der Bibliothek bei den Nutzern an?
MS: Also einmal sieht man, dass das Haus voll ist. So verkehrt kann es also nicht gewesen sein [lacht]. Es gibt viel positive Resonanz zur Reduzierung der Medien, einerseits, natürlich gibt es aber da auch große Kritik.
SK: Ja?
MS: Also, das Aussondern von Büchern ist für manche Menschen einfach ein Tabu. Und das muss man natürlich auch aushalten. Und es ist auch kein demokratischer Abstimmungsprozess. Wer sich positiv oder negativ äußert, das ist nicht in Zahlen zu messen, sondern es sind nur die Menschen, die sich eben äußern. Was daraus resultiert ist, dass man merkt, wie positiv es angenommen wird, dass wir Veranstaltungen machen, die auch in der Öffnungszeit schon beginnen. Das haben wir früher nicht gemacht. Wir haben immer erst geschlossen und dann um 19.30 Uhr was angefangen. Das war personell aufwendig und außerdem war es auch für die Kunden oder die Besucher gar nicht so optimal. Jetzt bleiben sie zum Teil hier, kriegen mit, um 17 Uhr beginnt hier irgendwas, beteiligen sich sogar. Also, das hat einen echten Mehrwert und das spricht auch dafür, dass die Kunden das gut finden. Also es gibt eine positive Resonanz. Es gibt immer Einzelne, die sagen „Ich möchte hier meine Ruhe haben.“, aber auch dafür haben wir einen Raum geschaffen. Der zwar auch manchmal sehr gut gefüllt ist und dann wird es da doch lauter, aber wir sind immer noch dabei, die Zonen ein bisschen schärfer zu definieren.
SK: Gibt es Maßnahmen, um genau diese Balance zu halten, zwischen einem ruhigen Ort und einem belebten Ort?
MS: Das ist bei uns einfacher als in anderen Bibliotheken, weil wir gestapelt sind. Wir haben fünf Etagen. Andere Bibliotheken haben es eher in der Fläche und da ist es schwierig. Hier kann man schon die Etage ein bisschen anders definieren. Also im fünften Stock hinter dem Aufzug, das ist eine wunderschöne Ecke, da haben wir die Methothek angesiedelt. Die sind da für sich sozusagen. Dann gibt es Arbeitsräume mit Einzeltischen und Arbeitsräume mit Gruppenmöglichkeit. Das Untergeschoss, da sind wir jetzt dabei, da ist es auch noch mal stiller. [Dort] wollen wir Arbeitsplätze einrichten, aber eben auch ein bisschen gemütlichere, also keine Büroarbeitsplätze und nur Tisch und Stuhl, sondern auch mit ein bisschen Atmosphäre.
SK: Ich war schon einige Zeit vor unserem Termin da und habe so ein bisschen beobachtet, wer hier so reingeht, das scheint mir eine bunte Mischung zu sein. Gibt es dennoch eine Personengruppe, die die Bibliothek am häufigsten nutzt? Oder ist das schwer zu sagen?
MS: Das ist ein bisschen saisonabhängig, also die Sekundarstufe 2, die Schüler die Facharbeiten schreiben und vor dem Abitur stehen, das ist eine große Gruppe, die auch unheimlich fleißig ist [lacht]. Das ist aber nur eine Gruppe; es gibt viele mittelalte Erwachsene, die sich hier aufhalten. Es gibt auch trotzdem noch die typischen Romanleser…
SK: Sind noch nicht ausgestorben?
MS: Nee [lacht], die bedürfen auch einer besonderen Pflege, weil da ist der Inhalt eben nicht so objektivierbar, wie es jetzt gerade im Trend ist. Bei BWL braucht man das, bei Technik und EDV das… [Bei Romanen] muss schon ein fachlicher Input von uns kommen. Menschen in Ausbildung, Deutschlernende, ganz viel. Und Menschen, die einfach miteinander sprechen wollen, das sieht man auch. Erfassen kann man das schlecht. Da müsste man ja wirklich gucken, für wen hält man jemanden. Ist das ein Schüler oder ist das ein Auszubildender. Lernt [die Person] Deutsch oder ist sie schon viele Jahre hier und liest einfach irgendeine Fachzeitschrift? Also das ist schwierig.
SK: Gab es trotzdem Veränderungen im Laufe der Jahre von den Besuchern oder war das ähnlich, wie sie es jetzt beschrieben haben?
MS: Also diese Tendenz, dass junge Leute hier sind, die ist gestiegen. Das kann man sagen, ja. Leute mit einer höheren Lärmtoleranz auch. Das ist schon richtig trubelig hier. Da sagen manche – ich bin ja auch schon lange hier – viele ältere Kunden, das ihnen das hier jetzt oft auch zu laut ist. Nicht, weil es undiszipliniert laut ist, [es sind] einfach viele Menschen, die sich unterhalten. Das erhöht den Lärmpegel und das möchten manche nicht, aber das ist, glaube ich, die Minderheit.
SK: Dann bietet es sich mit den Etagen ja tatsächlich an, dass man diese thematisch gestaltet.
MS: Ja, wobei man trotzdem sagen muss, wir haben ja den großen Innenhof und alles ist offen, so [geschlossen] sind die Etagen dann doch nicht, aber es ist zumindest ein Angebot.
SK: Wie spricht die Stadtbibliothek Hannover Menschen an, die normalerweise wenig Zugang zu kulturellen oder sozialen Räumen haben?
MS: Also wir gehen zunehmend auch raus aus dem Haus. Kennen Sie das Aufhof-Projekt?
SK: Ja.
MS: Da waren wir auch, mit mäßigem Erfolg, aber wir waren da und das ist erstmal schon richtig [lacht]. Dann sind wir bei den Smart City Days dabei, bei jugendlichen Technikfreaks sozusagen [lacht], mit Robotik gehen wir um. Wir haben Anfang nächsten Jahres, Mitte nächsten Jahres, eine Technothek. Ganz kultur- und bildungsferne Menschen kriegen wir nur durch Kindergärten [und] Schulen oder durch andere Vermittler. Die Technothek soll eher die MINT-Fächer propagieren.
SK: Also Sie gehen dann auch aktiv in Schulen und Kindergärten?
MS: Ja, das ist aber schon lange Standard.
SK: Das ist dann nochmal niederschwelliger, oder?
MS: Ja. Und die Zielgruppen, auf die muss man eben oft zugehen. Man muss nicht um die Aufmerksamkeit betteln, sondern man muss sich einfach nur zeigen. Das ist ja oft das Problem, dass man nicht bekannt genug ist und wenn es dann bekannt wird, ist großes Erstaunen da.
SK: Welche Herausforderungen bestehen denn bei der Etablierung der Bibliothek als Dritter Ort? Bezogen auf Ressourcen, Personal,… Wie ist da Ihre Einschätzung?
MS: Also Herausforderungen gibt es zum Teil an die Mitarbeiter, weil auch ein anderes Publikum kommt. Es kann Konflikte geben, weil die Auffassung, wie man sich in einer Bibliothek verhält, eben doch verschieden sein können. Ich will das aber gar nicht so betonen, weil das für mich erstens nicht so eklatant ist und zweitens nicht so viel ist. [Es ist] kein Grund, sich von dem Konzept der Bibliothek als sozialer Raum wieder abzuwenden, aber man muss es natürlich sehen. Das Thema Wohnungslosigkeit haben wir schon immer gehabt, damit muss man umgehen. Die kümmert es aber nicht, ob wir als Dritte Orte definieren oder nicht. Wenn es hier warm und trocken ist und draußen nass und kalt, dann kommen sie natürlich und sollen auch kommen, das ist völlig in Ordnung. Herausforderung sonst ist, dass es ein anderes Arbeiten ist. Also die klassische Auskunft zum Beispiel. Da kommt jemand und möchte wissen, wo steht welches Buch, das ist nicht mehr die Hauptarbeit.
SK: Sondern?
MS: Die meisten kommen dann mit ihrem Handy und sagen, ich hab das Buch recherchiert und brauchen nur einen Hinweis, wo das jetzt ist. Das geht aber auch mit einer Ausschilderung. Es ist eher, dass man auch diese ganzen Begegnungen etwas moderiert, die hier stattfinden. Sehr viel Komplikationen und extrovertierteres Verhalten als früher vielleicht [lacht]. Aber auch nicht zu viel Regeln. Man muss schon auch als Mitarbeiter, der hier im Hause arbeitet, zulassen können, dass zum Beispiel die Möbel flexibel genutzt werden.
SK: Dann habe ich noch eine Frage zur Digitalisierung. Inwiefern werden Bibliotheken als Dritte Orte durch aktuelle Entwicklungen wie Digitalisierung und veränderte Lesekulturen beeinflusst?
MS: Also es ist schon so, dass die Leute die Begegnung suchen, auch wenn sie das herkömmliche Bibliothekserleben nicht so haben, sondern ein anderes. Wir haben hier mehrere Personen, die um 9 Uhr kommen, mit ihrer Tasche und ihrem Laptop, und dann bis 14 Uhr hier sitzen, zwischendurch Kaffee trinken gehen, offenbar hier arbeiten. Also die nutzen den digitalen Raum, ein gutes WLAN, also eine relativ ideale Arbeitsatmosphäre. Man ist nicht allein und muss sich selber auch irgendwie disziplinieren. Aber Digitalisierung meinen Sie jetzt nicht [insofern als dass] wir die Medien digital zur Verfügung stellen?
SK: Vielleicht ist das auch eher eine persönliche Frage. Durch Social Media ist es schwerer, die Verbindung zu anderen Leuten aufrecht zu erhalten. Man lebt quasi halb im Internet. [In dem Rahmen interessiert es mich], ob die Bibliothek ein Raum sein kann, um die Gemeinschaft zu fördern.
MS: Die persönliche, dann?
SK: Ja, genau.
MS: Ja das könnte ich so bestätigen. Wir merken das zum Beispiel im Queeren Wohnzimmer. [Dort] hatten wir mehrere Lesungen mit hauptsächlich jungen Autoren, die offenbar eine Szene bedienen. Da kommen die Leute aus Oldenburg mit ihren Eltern, weil sie diese Person lesen/sehen/hören wollen und andere treffen [wollen], die [den Autor] auch toll finden. Also das Phänomen, Lesen, Vorlesen, Lesungen, ist schon dann auch wieder im Plus und im Fluß.
SK: Werden Bibliotheken auch in Zukunft noch relevant sein?
MS: Wenn sie so weitermachen, wie wir, ja [lacht]. Also das ist glaube ich der springende Punkt. Wenn sie sich an den Bedürfnisse der Bevölkerung orientieren, ohne das Erbe, oder banal gesagt, das Buch, aufzugeben. Das ist ja kein entweder oder sondern es ist beides. Und es gibt Phasen, da hat der Bestand das Vorrecht gehabt und dann kommt die Welle: jetzt hat der Raum das Vorrecht und es wird sich irgendwie einpendeln zu einem bestimmten Maß.
SK: Das ist eine schöne Zukunftsaussicht. Abschlißende Frage. Welche neuen Projekte oder Ideen gibt es, um die Stadtbibliothek Hannover als Treffpunkt und sozialen Ort noch stärker zu etablieren?
MS: Wir hatten zwei Jahre lang einen Raum unten, das war ein Garderobenraum, mit hässlichen Schränken [lacht], den haben wir leer geräumt und zum Experimentierraum gemacht und haben [diesen Raum] verschiedenen Akteuren zur Verfügung gestellt. Jeweils vier Monate. Da gab es einmal das Thema Job und Karriere. Da war das Jobcenter dabei und die Sparkasse hat den Jugendlichen erzählt, wie man ein Konto eröffnet, mit Geld umgeht. Das andere war die Artothek. Kennen Sie die?
SK: Ja, die kenne ich.
MS: Die war hier für vier Monate und hat den Raum völlig anders umgestaltet und hat hier eine ganz andere Atmosphäre reingebracht. [Danach hat die Artothek] eine andere Unterkunft bekommen und wir hatten dann wieder ein neues Projekt. Das wollen wir noch ein bisschen weitermachen, dass einfach die Menschen hierherkommen können und was machen können. Das wollen wir ausbauen. Die Projekte, die wir angefangen haben sind auch noch am laufen, es ist noch nicht zu Ende. Was unten im Experimentierraum startet, soll verstetigt werden. Die Methothek, startete auch im Experimentierraum und hat jetzt einen Ort bekommen. Genauso das Queere Wohnzimmer. Die Veranstaltungsreihe ist vorbei, aber für die Community sind wir weiter als Ort da, den sie eigenständig bespielen können. Das wird ein ideeller Ort werden, also das ist… wir haben so ein quietschbuntes Sofa aus dem Schauspielhaus. Haben Sie das gesehen?
SK: Ja.
MS: [lacht] Ja, das ist ne Leihgabe, das Wohnzimmer ist jetzt auch aufgelöst. Aber wir haben gesagt, von der Idee zum Ort. Nee, umgekehrt. Vom Ort zur Idee. Also die Idee bleibt erhalten, so als Haltung oder als Statement oder als Raum für Aktion.
Fazit
Durch das Interview mit Michael Stünkel über Bibliotheken als Dritte Orte konnte ich wertvolle Einblicke gewinnen und besser verstehen, wie Bibliotheken der Zukunft den sozialen Aspekt in den Mittelpunkt stellen, um Gemeinschaft zu fördern. Besonders faszinierend ist, dass Bibliotheken ein besonders niedrigschwelliges Angebot schaffen, um als Dritte Orte zu fungieren. Man muss kein konkretes Ziel haben, um eine Bibliothek zu besuchen: Vielleicht schaut man sich einfach die Neuzugänge an, liest die Zeitung oder bringt Bücher zurück – und entdeckt plötzlich eine Veranstaltung, die einen zum Bleiben einlädt. Diese Ungezwungenheit ermöglicht es, soziale Teilhabe ohne die Verpflichtung zu erleben, gezielt an einem Angebot teilnehmen zu müssen. Dabei wurde deutlich, dass dieser Ansatz zwar nicht alle Bedürfnisse gleichermaßen erfüllen kann, jedoch essenziell für die Weiterentwicklung moderner Bibliotheken ist. Es ist ein Thema, das sich kontinuierlich wandelt und weiterentwickelt – eine Dynamik, die besonders spannend und bedeutsam bleibt. Weißt du, was dein Dritter Ort ist? Mache das Quiz und finde es heraus!
Woher kommen unsere Kulturgüter und wie gelangen sie in die öffentlichen Sammlungen? Wem haben sie vielleicht vorher gehört? Und was geschieht mit Werken, die ihren Eigentümer*innen während der NS-Zeit unter Zwang entzogen wurden? Auch viele Bibliotheken beschäftigen sich mit diesen Fragen. Mit Hilfe der Provenienzforschung untersuchen sie darum die Herkunft von Medienwerken und identifizieren NS-Raubgut in den eigenen Beständen. Der folgende Beitrag bietet einen Einstieg in die Thematik und gibt Einblicke in die Grundlagen der Provenienzforschung.
Als „Provenienz“ wird im musealen, archivarischen und bibliothekarischen Kontext die Herkunft von Sammlungsobjekten, Archivalien oder Medienwerken bezeichnet. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort „provenire“ ab, was so viel wie „herkommen“ bedeutet. Die Provenienzforschung befasst sich dabei mit der wissenschaftlichen Erforschung der Herkunftsgeschichte sowie der wechselnden Besitzverhältnisse einzelner Kulturgüter, Objekte und Sammlungen. Sie prüft zudem faire und gerechte Lösungen sowie eine mögliche Rückgabe an die rechtmäßigen Eigentümer*innen oder ihre Erb*innen.
NS-Raubgut bezeichnet Objekte, die der nationalsozialistische Staat politisch, rassistisch oder religiös verfolgten Personen und Institutionen entzog und somit ihren rechtmäßigen Eigentümer*innen raubte. Dieser systematische Raub durch die NS-Behörden war ein zentraler Bestandteil der Verfolgung und des staatlichen Terrors. Betroffen waren unter anderem Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, religiöse und ethnische Minderheiten, politische Gegner*innen, Parteien, Gewerkschaften, Künstler*innen, Gelehrte und Homosexuelle. Die Enteignungen und gewaltsamen Beschlagnahmungen erstreckten sich sowohl auf Bürger*innen des Deutschen Reiches als auch der besetzten Gebiete. Zu NS-Raubgut zählen ebenfalls Objekte, die Verfolgte unter Zwang oder großem Druck verkaufen mussten, etwa um eine Flucht ins Ausland zu finanzieren. Solche Verkäufe erfolgten häufig weit unter dem eigentlichen Wert der Objekte.
Welche Rolle spielten Bibliotheken bei der Verteilung von NS-Raubgut?
Bibliotheken spielten eine zentrale Rolle bei der Verwertung geraubter Bücher. So dienten sie unter anderem als zentrale Sammelstellen für beschlagnahmte Literatur und erwarben diese zum Teil selbst, um ihre eigenen Bestände zu ergänzen und Lücken zu füllen. Darüber hinaus berieten sie mit ihrer bibliografischen Expertise unter anderem bei der Bewertung und Verteilung geraubter Buchbestände. Die Reichstauschstelle im Reichsministerium des Innern koordinierte die Verteilung geraubter Bücher an Bibliotheken im gesamten Deutschen Reich. Insgesamt wurden dadurch Millionen von Büchern im gesamten Reichsgebiet verstreut.
Die Folgen dieses Kulturgutraubs sind bis heute spürbar und betreffen sowohl Bibliotheken, die bereits zur NS-Zeit existierten, als auch nach 1945 neu gegründete Bibliotheken. Viele dieser Bestände gelangen noch immer durch Schenkungen, Nachlässe oder Käufe aus Antiquariaten in öffentliche und private Bestände. Die Aufarbeitung und Restitution dieser Kulturgüter bleibt daher eine andauernde Aufgabe.
Wie kann NS-Raubgut in Bibliotheken identifiziert werden?
Um zu recherchieren, ob sich geraubte Objekte in der eigenen bibliothekarischen Sammlung befinden, gibt es verschiedene Ausgangspunkte. Für den Kontext des NS-Raubguts sind Kulturgüter und Medien zu prüfen, die vor 1945/46 entstanden bzw. erschienen sind und die nach 1933 in die Sammlung gelangt sind. Zum einen können bestimmte Provenienzmerkmale in den Büchern selbst enthalten sein, zum Beispiel Besitzerstempel, eingeklebte Exlibris und Etiketten sowie handschriftliche Eintragungen, wie Namen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, diese Art von Beständen über sogenannte „Zugangsbücher“ zu ermitteln.
Wie sehen Zugangsbücher aus?
Einige Einrichtungen (darunter auch Bibliotheken) bieten die Möglichkeit über ihren Online-Katalog oder eine Datenbank, digitalisierte Zugangsbücher einzusehen. Zum Beispiel:
Gibt es in den Zugangsbüchern Auffälligkeiten bei den Herkunftsvermerken bezüglich dessen, wie die Bücher in die Bibliothek gelangt sind, werden die Exemplare im nächsten Schritt anhand von Autopsie überprüft. Das heißt, die entsprechenden Bücher werden in die Hand genommen und auf mögliche, enthaltene Hinweise auf die Vorbesitzer*innen untersucht.
Davon ausgehend werden anschließende, weiterführende Recherchen zu den Vorbesitzer*innen und deren Verfolgungsschicksalen unternommen, zum Beispiel mit Hilfe von Datenbanken, in Archiven und durch das Heranziehen von Sekundärliteratur. Ergeben die Nachforschungen, dass es sich tatsächlich um NS-Raubgut handelt, wird versucht, die ursprünglichen Eigentümer*innen bzw. deren Erb*innen ausfindig zu machen und gemeinsam faire und gerechte Lösungen für die Rückgabe bzw. den Verbleib des Raubgutes zu finden.
Grundlagen für die Provenienzforschung und Restitution
Die Washingtoner Erklärung
Die Grundlage für die Provenienzforschung bildet die sogenannte „Washingtoner Erklärung“, welche im Jahr 1998 auf der Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust verabschiedet wurde . Mit ihrer Unterzeichnung verpflichtete sich die Bundesrepublik Deutschland, NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter in öffentlichen Sammlungen zu identifizieren und zusammen mit den früheren Eigentümer*innen oder ihren Erb*innen gerechte und faire Lösungen zu ermitteln bzw. eine Rückgabe zu ermöglichen.
Um die Verpflichtung der Washingtoner Erklärung umsetzen zu können, verabschiedeten der Bund zusammen mit den Bundesländern und den kommunalen Spitzenverbänden im Dezember 1999 die „Gemeinsame Erklärung“ zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes. Darin erklärten sie sich zur Auffindung und Restitution von NS-Raubgut bereit und sicherten Ihre Unterstützung zu.
Handreichung
Zur Unterstützung bei der Umsetzung der Washingtoner Prinzipien und der Gemeinsamen Erklärung steht eine Handreichung zur Verfügung. Sie wird vom Bund, den Ländern und den kommunalen Spitzenverbänden zur Verfügung gestellt und dient als Orientierungshilfe für den Umgang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. Zwar ist sie rechtlich nicht bindend, ruft Bibliotheken jedoch ausdrücklich dazu auf, ihre Bestände auf NS-Raubgut zu überprüfen.
Der „Tag der Provenienzforschung“ findet einmal im Jahr, immer am zweiten Mittwoch im April statt. Ins Leben gerufen wurde er 2019 durch den Arbeitskreis Provenienzforschung e. V., einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftler*innen und Expert*innen. Im Rahmen dieses Tages bieten verschiedene Einrichtungen Vermittlungsangebote und Veranstaltungen rund um das Thema Provenienzforschung an. Diese können sowohl virtuell als auch vor Ort in den beteiligten Museen, Archiven und Bibliotheken etc. stattfinden.
Bibliotheksblogs
Drei Blogs, die sich in verschiedenen Beiträgen mit dem Thema Provenienzforschung befassen:
Weber, Jürgen (2024): Sammeln nach 1998. Wie Provenienzforschung die Bibliotheken verändert. Bielefeld: transcript Verlag (Phänomenologie der Bibliothek: Redescriptions, Bd. 1). https://doi.org/10.1515/9783839472248
Name: Katarzyna Pietrzak, Matrikelnummer: 1770880, Veröffentlichung: Ja
Das Informationsmanagement-Studium bietet eine Vielzahl von Berufsperspektiven, die weit über die traditionellen Bereiche Bibliothek und Archiv hinausgehen. Absolventen können in Bereichen wie IT-Beratung, Datenanalyse oder auch in Führungsrollen in digitalen Unternehmen tätig werden. Doch was verbirgt sich genau hinter dem Begriff „Informationsmanagement“?
Was ist Informationsmanagement?
Informationsmanagement bezieht sich auf die Sammlung, Organisation, Verarbeitung und Nutzung von Informationen innerhalb von Organisationen, einschließlich Bibliotheken und Archiven. Ziel ist es, die richtigen Informationen zur richtigen Zeit und in der richtigen Form bereitzustellen, um wichtige Entscheidungen zu unterstützen. Dabei spielen sowohl technische Aspekte – wie Datenbanken und IT-Systeme – als auch organisatorische Elemente – wie Prozessmanagement und Informationsstrategie – eine zentrale Rolle.
Schau dir dieses Video für einen schnellen Überblick zum Informationsmanagement-Studium an!
Karrierechancen nach dem Studium
Die Nachfrage nach Experten im Bereich Informationsmanagement ist hoch und wird in der Zukunft noch weiter steigen. Potenzielle Berufsfelder sind:
IT-Beratung: Entwicklung von Informationssystemen und maßgeschneiderten IT-Lösungen für Unternehmen.
Datenanalyst: Analyse und Interpretation großer Datenmengen zur Unterstützung strategischer Entscheidungen.
Wissensmanager: Optimierung des Wissensflusses und der Wissensnutzung innerhalb von Organisationen.
Bibliothekar: Verwaltung, Digitalisierung und Archivierung von Bibliotheksbeständen, sowie die Gestaltung moderner, digitaler Bibliotheksdienste.
Archivarin/Archivare: Organisation und Digitalisierung von Archivmaterialien, um wertvolles Wissen für die Zukunft zu sichern.
Projektmanager: Leitung von IT- und Informationsprojekten, um Innovationsprozesse voranzutreiben.
Informationssicherheitsbeauftragter: Sicherstellung der Datensicherheit und Einhaltung gesetzlicher Datenschutzvorgaben.
Hier finden Sie das vollständige Interview, das die Rolle von Bibliotheken als wichtige Dritte Orte untersucht:
Warum ein Studium im Informationsmanagement wichtig ist
In der heutigen Welt sind Informationen sehr wertvoll. Das Informationsmanagement-Studium hilft dabei, diese Informationen richtig zu verwalten, zu analysieren und sinnvoll zu nutzen. Besonders in Zeiten der Digitalisierung werden Fachleute gebraucht, die verstehen, wie Informationen fließen und wie man sie gezielt einsetzt, um einen Vorteil zu haben.
Das Studium kombiniert Wissen aus Technik, Wirtschaft und Kommunikation. Studierende lernen nicht nur, wie man mit IT-Systemen arbeitet, sondern auch, wie Informationen in Unternehmen sinnvoll genutzt werden können. Dieses Wissen ist besonders gefragt, weil immer mehr Unternehmen Entscheidungen auf Basis von Daten treffen.
Fazit: Die Zukunft gestalten
Das Informationsmanagement-Studium ist mehr als nur eine Ausbildung – es öffnet die Tür zu einer spannenden und zukunftssicheren Berufswelt. Absolventen können in modernen digitalen Unternehmen oder in traditionellen Bereichen wie Bibliotheken und Archiven arbeiten. Sie tragen dazu bei, den Umgang mit Informationen zu verändern und die digitale Transformation voranzutreiben. Wer eine Karriere sucht, die Technik, Strategie und Gesellschaft miteinander verbindet, ist hier genau richtig.
Usability – ins Deutsche übersetzt „Benutzerfreundlichkeit“ – ist die Gestaltung von Webseiten und anderen Produkten mit dem Ziel, eine effiziente und zufriedenstellende Nutzung möglich zu machen.1
Bei Webseiten heißt das: eine übersichtliche Navigation und einfaches Bedienen, auch für Menschen mit Einschränkungen.
„Usability ist der Grad an Qualität, in welchem der Benutzer die Interaktion mit etwas erlebt.“ – Jakob Nielsen2
Die 10 Heuristiken nach Nielsen
Sichtbarkeit des Systemstatus Das Systen informiert den Nutzer darüber, was gerade passiert.
Übereinstimmung von System und Wirklichkeit Der Nutzer und das System sprechen dieselbe Sprache – vertraute Begriffe, Konzepte und Phrasen erscheinen sinnvoll und logisch zwischen den anderen Informationen.
Nutzerkontrolle und Freiheit Die Möglichkeiten für „Wiederholen“ und „Zurück“ sind immer sichtbar und möglich.
Beständigkeit und Standards Nutzer sollten nicht darüber nachdenken, ob verschiedene Aktionen und Wörter das Gleiche meinen. Die Konventionen des Betriebssystems sollten eingehalten werden.3
Fehlervermeidung Gute Fehlermeldungen sind wichtig, aber ein sorgfältiges Design, das Fehler gar nicht erst auftreten lässt, ist wichtiger.
Wiedererkennung statt Erinnerung Anleitungen zum Gebrauch des Systems sind sichtbar oder leicht zu erreichen.
Flexibilität und Effizienz Kurzbefehle – vor neuen Nutzern verborgen – beschleunigen bei fortgeschrittenen Nutzern die Bedienung.
Ästhetisches und minimalistisches Design Keine irrelevanten Informationen in Dialogfenstern. Jede zusätzliche Information steht in Konkurrenz mit den relevanten Informationen.
Hilfestellung bei Erkennen, Bewerten und Beheben von Fehlern Fehlermeldungen sollten in klarer Sprache formuliert sein.
Hilfe und Dokumentation Obwohl es besser ist, wenn der Nutzer ein System ohne Hilfe benutzten kann, ist es manchmal Nötig, eine Dokumentation bereitzustellen. In dem Fall sind die Informationen einfach zu finden und konzentrieren sich auf die Aufgabe des Nutzers. Die Dokumentation enthält konkrete Schritte zur Ausführung und beschränkt sich auf das Wesentliche.4
Warum ist Usability wichtig?
Die meisten Unternehmen erstellen Webseiten um ihre Waren oder Dienstleistungen zu vermarkten und potenzielle Kunden anzulocken.
Ist eine Webseite schlecht zu bedienen, verschachtelt und unübersichtlich, verlieren die meisten Nutzer schnell die Geduld und verlassen die Webseite. Dieses Szenario möchten Unternehmen gerne vermeiden.
Ist die Webseite gut designt und einfach zu bedienen – also Nutzerfreundlich – ist der Kunde mehr gewillt, Zeit auf der Webseite zu verbringen und – bei kommerziellen Anbietern – auch mehr zu kaufen.
Aus reiner Marketing Sicht bietet eine nutzerfreundliche Webseite nur Vorteile, auch wenn es Geld kostet sie zu betreiben.5
Fazit
Eine gute Webseite implementiert möglichst viele der Heuristiken nach Nielsen und versucht, die Interaktion zwischen User und Webseite so effizient und positiv wie möglich zu gestalten. Eine gute Webseite bietet aber auch für Menschen mit Einschränkungen die Möglichkeit, sie einfach zu bedienen und barrierefrei zu nutzen.
Dennoch ist klar, dass die Qualität einer Webseite auch stark von der individuellen Wahrnehmung abhängt. Nicht alles kann mit Daten gemessen werden.
Quellen
Usability im Fokus: Benutzerfreundlichkeit und Navigation für eine erstklassige User Experience. Online unter: https://www.marketinginstitut.biz/blog/usability/ [Abruf am 31.01.2025] ↩︎
Definition Usability. Online unter:https://www.handbuch-usability.de/grundlagen/definition-usability/ [Abruf am 31.01.2025] ↩︎
10 Usability Heuristics for User Interface Design. Online unter: https://www.nngroup.com/articles/ten-usability-heuristics/ [Abruf am 31.01.2025] ↩︎
10 Usability Heuristiken nach Nielsen – Systeme bewerten ohne zu fluchen. Online unter: https://www.usabilityreport.de/usability-heuristiken-nielsen [Abruf am 31.01.2025] ↩︎
Usability im Fokus: Benutzerfreundlichkeit und Navigation für eine erstklassige User Experience: Fazit. Online unter: https://www.marketinginstitut.biz/blog/usability/ [Abruf am 31.01.2025] ↩︎
Digitale Langzeitarchivierung – Was ist das eigentlich?
Wie der Name schon sagt, geht es bei der digitalen Langzeitarchivierung darum, dass digitale Daten langfristig erhalten werden. Im privaten Umfeld handelt es sich dabei häufig um Erinnerungen in Form von Fotos und Videos oder auch Musik. Im Wissenschaftlichen Kontext sind alle Forschungsdaten und Arbeitsprozesse relevant, die digital dokumentiert sind.
Wo liegen die Probleme?
Wir kennen es alle: der Computer schlägt und so lange das Update auf die nächste Stufe des Betriebssystems vor, bis wir es nicht mehr wegklicken können und es zwangsläufig herunterladen müssen. Nach dem Update kann es passieren, dass sich auf einmal alte Dateien nicht mehr öffnen lassen, da das neue Betriebssysteme das Dateiformat nicht mehr unterstützt. Danach ist es dann notwendig, die Datei aufwendig umzuwandeln, damit der Zugriff wieder möglich ist. Genauso sieht es bei CD-ROMS aus. Was vor gut 30 Jahren noch der neuste Stand der Technik war, ist heute vollkommen überholt und häufig scheitert es schon daran, dass die meisten Computer kein CD-Laufwerk mehr haben. Weiterhin werden viele Datenträger im Laufe der Zeit beschädigt oder sind schlicht nicht mehr lesbar. Die technischen Möglichkeiten der Technik verändern sich so schnell, dass das Hauptproblem der digitalen Langzeitarchivierung darin liegt, dass alle digitalen Inhalte möglichst zugänglich und abrufbar bleiben.
Private digitale Langzeitarchivierung
Die Seite meindigitalesArchiv des Kompetenznetzwerk nestor ist einer der besten Anlaufpunkte, um sich darüber zu informieren, wie die eigenen privaten Daten dauerhaft gesichert werden können. Anhand von fiktiven Fallbeispielen werden verschiedenste Situationen geschildert, in denen es notwendig sein kann, die eigenen digitalen Daten zu ordnen und speichern. Das fängt beim simplen speichern von Bildern und der Übertragung von Smartphone-Inhalten an, geht aber auch weiter über Familienforschung und die Regelung von digitalen Nachlässen.
Im Wissenschaftlichen Kontext, wenn es um Forschungsdaten geht, gibt es zwei Hauptstragtegien, wie die Daten erhalten werden: Migration und Emulation. Die Migration beschriebt die Übertragung von Daten in die jeweils aktuellen Dateiformate umgewandelt und auf aktuelle Speichermedien übertragen werden. Dieser Prozess ist zeitaufwendig und und fehleranfällig, da auch alle Metadaten korrekt übertragen werden müssen, denn ohne den Kontext der Metadaten werden die Inhaltsdaten nahezu wertlos. Bei der Emulation werden veraltete Hard- und / oder Softwareumgebungen in einem modernen System simuliert, sodass alte Programme und Dateien weiterhin verwendet werden können, ohne dass sie übertragen werden müssen.
Podcast-Tipp
Fazit
Die digitale Langzeitarchivierung ist deshalb so wichtig, weil sich der Stand der Technik kontinuierlich weiterentwickelt. Daten, die heute problemlos zugänglich sind, können in einigen Jahren unlesbar sein. Davon betroffen sind sowohl private Erinnerungen in digitaler Form, als auch wissenschaftliche Forschungsdaten. Letztlich ist es notwendig, eine Archivierungsstrategie zu haben, um digitale Inhalte dauerhaft zugänglich zu halten und den drohenden Datenverlust zu vermeiden.
„Der Wert mancher Sache besteht darin, dass wir sie verloren haben.“
Du bietest großartige Stellen, aber niemand bewirbt sich? Das muss nicht so bleiben! Wir zeigen dir, wie du deine Personalgewinnung für Bibliotheken durch Social Mediaeffektiv optimieren kannst. Erfahre hier, welche Interessen junge Menschen haben und wie du sie über Instagram ansprechen kannst. Am Ende dieses Artikels, der dich in die Welt der Bibliotheken entführt, erwartet dich als kleine Überraschung ein spannendes Quiz.
1. Berufsbild im Wandel: Personalgewinnung für Bibliotheken durch Social Media
Durch die KI stellen wir momentan immer wieder Berufsbilder infrage. Transformation ist das große Stichwort der letzten Jahre. Auch im Bibliothekswesen ist das ohnehin schon vielfältige Bild im Wandel. Gleichzeitig zeigen sich aber eklatante Nachwuchsprobleme. Nachwuchs muss aufgrund der wachsenden Menge an Jobangeboten, diversen Lebenssituationen und Interessen inzwischen angeworben und umkämpft werden. Im Folgenden schauen wir uns an, wie besonders Social Media Recruiting durch Instagram uns dabei weiterhelfen könnte.
Stell dir eine Bibliothekarin vor: Welches Bild kommt dir dabei in den Kopf? Fragte man Anfang des letzten Jahres die KI Aria, so zeigte sie erst zwei fast identische Bilder von einer Frau umgeben von Bücherstapeln in einem Buch schmökernd. Erst wenn man explizit ein Bild ohne lesende Bibliothekarin verlangt, bekommt man einen Mann, der ins Nichts starrt oder am Laptop arbeitet.
Erster Versuch: Ein absolutes Klischee: Nur Frauen arbeiten in der Bibliothek – und lesen dort den ganzen Tag.Und so ist es viel besser: Nicht nur Frauen ergreifen den Beruf. Und nicht nur Bücher, sondern aus andere Medien spielen eine Rolle.
KI, die ja mit hohen Wahrscheinlichkeiten arbeitet, zeigt also hier ein recht einseitiges und simples Bild des Arbeitsalltages in einer Bibliothek. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch mögliche Nachwuchskräfte dieses teilen. Dieses Wissen müssen wir auch bei der Nachwuchsgewinnung nutzen und deren Berufswahrnehmung wieder zu unseren Gunsten ändern.
2. Warum braucht es Nachwuchs für die Personalgewinnung für Bibliotheken in Social Media?
Vor einigen Jahren schlüpfte der Großteil der neuen Bibliothekare zwar auch nicht plötzlich aus einem Ei, aber sie waren leichter zu finden. Der Nachwuchs war stets ausreichend. Bibliotheken bildeten häufig über den Bedarf aus, und es war von einem Arbeitgebermarkt die Rede.
Inzwischen hat sich die Lage geändert: Wir haben einen Fachkräftemangel. Die Verdichtung der Arbeit, hohe Ausfallquoten und neue Aufgaben verstärken den Mangel an geeignetem Personal. Der Personalmangel fördert Krankheiten, Burn-Outs oder schlicht Umorientierung trotz der bibliotheksspezifischen Ausbildung. Ein immer höherer Bedarf nach Weiterbildung in allen möglichen Bereichen entsteht. Auch der Wandel des Berufs macht vielen Arbeitnehmern zu schaffen. Nicht zuletzt gibt es einen grundsätzlichen Bewerbermangel auf Stellenausschreibungen. Die allgegenwärtigen Schlagwörter demografischer Wandel sowie Fachkräftemangel sind also auch in dieser Branche ein großes Problem, um nicht zu sagen eine Krise.
Fachbegriffe unbekannt?
Der demografische Wandel macht auch vor Bibliotheken nicht Halt und hat einerseits Auswirkungen auf Services und Angebote der Bibliotheken, als auch auf deren Personalstrukturen.
Fachkräftemangel: Große Mengen an Fachkräften, die in der nächsten Zeit in Rente gehen, während gleichzeitig immer weniger junge Menschen nachkommen
3. Woher kommt der Nachwuchs? – Strategien zur Personalgewinnung für Bibliotheken durch Social Media
Woher kommt denn der Bibliotheksnachwuchs normalerweise? Durch den Ausbildungsberuf des Fachangestellten für Medien und Informationsdienste (FaMi) sowie durch verschiedene bibliothekarische Studiengänge gelangen neue Fachkräfte in den Beruf.
Die Erweiterung von Aufgaben ermöglicht es gleichzeitig Quereinsteigern, in Bibliotheken Fuß zu fassen oder sogar Expertenstatus zu erreichen. Sie sind zunächst auf der Suche nach einem zwischenzeitlichen Nebenjob als Aushilfe. Immer häufiger auch als Experte bestimmter externer Anforderungen wie z.B. verstärkte soziale Arbeit, Verwaltungstätigkeiten, redaktionelle Tätigkeiten, ( Medien-)pädagogik usw., finden sie ihre Rolle in der Bibliothek.
Viele Bibliotheken werden sogar durch Ehrenamtliche geführt, welche sich in Weiterbildungen Fachwissen aneignen können, oder durch eine hauptamtliche Fachkraft angeleitet werden, häufig „learning by doing“ betreiben.
Durch die steigende Anzahl an verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten und auch Studiengängen sowie Abiturienten (also mehr höhere Bildungsabschlüsse als früher) wird das Interesse an Berufen in der Bibliothek kleiner bzw. die Berufswünsche spezialisierter (Vgl Statement der Hochschule Darmstadt, Hochschule Potsdam). Hier muss angesetzt werden, um dieses Interesse wieder aufleben zu lassen und Bibliotheken als Arbeitsplatz attraktiver zu gestalten.
Tiefer einsteigen?
Die längst überfällige, nun erfolgende Überarbeitung des Ausbildungsberufes wie auch die dabei entstandenen Schwierigkeiten sind sinngemäß für das ganze Berufsbild: Wir müssen uns zuerst wieder stärker bewusstwerden, welche Anforderungen wir an Nachwuchskräfte haben. Wir sollten uns auch fragen, inwiefern eine allgemeinere oder spezialisierte Fachausbildung nötig ist. Auch internationale Perspektiven und deren Bibliothekswesen sind dabei interessant.
4. Von welchen Personen sprechen wir in der Personalgewinnung für Bibliotheken?
Sie sind gerade in aller Munde: die Generationen Y und Z, welche wohl ganz andere Erwartungen hegen und mit dem Klischee des arbeitsfreudigen Deutschen, der nie krank wird, aufräumen. Ihre Wünsche? Eine ausgewogene Work-Life-Balance, eine sinnvolle Betätigung, Spaß an der Arbeit aber das Ganze gut bezahlt und gerne auch ab und an aus dem Homeoffice. Der öffentliche Dienst (ö.D., hauptsächlicher Träger von Bibliotheken) mit seinen starren Strukturen entspricht diesem Wunschbild wenig. Andererseits ist es vielen dieser Generationen besonders wichtig, einen Job mit Sinn auszuüben. Im Bibliothekswesen besteht das Ziel darin, Menschen zu helfen, Informationsfreiheit und Demokratie auszuleben, Wissen zu vermitteln und nicht zuletzt Bildung anzubieten. Die Ausübung dieser sozialen Verantwortung und dadurch auch der Beruf selbst sind durch ein hohes Prestige gekennzeichnet.
Außerdem möchten viele Jugendliche nicht für 45 Jahre (oder länger) das Gleiche machen, wie es früher bei geradlinigen Lebensläufen der Fall war. Die hohe Abwechslung und Vielfalt im Bibliothekswesen versprechen, dieses Problem zu lösen. Quereinsteiger der jungen Generationen möchten eine sinnstiftende Arbeit, welche man gut nebenbei erlernen kann, ein angemessenes Gehalt und Spaß sowie die Möglichkeit, ihre Kreativität und neue Ideen einzubringen. All diese Punkte können auf Bibliotheken zutreffen. Wieder reißt hier der ö.D. ein Loch, da er auf formale Bildung beharrt und Aushilfen nur nach unteren EGs bezahlt werden.
Tiefer einsteigen?
Viele Informationsressourcen, Werbematerialien und einen guten Überblick bietet die Website mein-job-bibliothek.
5. Welche Interessen haben diese Gruppen? Einblicke zur Personalgewinnung für Bibliotheken durch Social Media
Um eine Ansprache-Strategie entwickeln zu können, müssen wir erst einmal erfahren, was Berufseinsteiger überhaupt brauchen, um zu ihrer Berufswahl zu gelangen.
Auf Instagram kann man dabei durch zielgruppenorientierte Postings ins Bewusstsein gelangen, zum Beispiel durch attraktiv gestaltete Werbung und schnelle Nachschlagemöglichkeiten, durch Verlinkung auf Instagram oder digitale Informationsmöglichkeiten. Gezielt gestreute Informationen in einzelnen Posts über Schüler- oder Schnupperpraktika oder Freiwilligendienste, für die langfristige Nutzung in Story-Highlights gespeichert, zeigen hierbei Optionen für Interessenten auf.
6. Wie spricht man deren Interessen an? Tipps zur Personalgewinnung für Bibliotheken durch Social Media
Wie genau spricht man nun über Instagram diese Zielgruppen an? „Jede/r Einzelne von uns ist im wahrsten Sinne Markenbotschafter:in.„, so Dr, Engelkemeier. Das bedeutet, dass wir vor allem auf der persönlichen Ebene posten sollten. Einerseits kann man die klassischen Posts von Bibliotheken auf Social Media auch als Marketing für Personal nutzen. Buchvorstellungen und die Aufnahme verschiedener Trends (z.B. Bookstagram) in Reels, welche dann insbesondere von Personen in ähnlichem Altersspektrum der Jobsuchenden durchgeführt werden, können einen Teil des Berufsalltags zeigen. Außerdem könnten wir konkret den Arbeitsalltag, verschiedene Abteilungen, das Team sowie Ausbildungs- oder Studienmöglichkeiten vorstellen. Dieses persönliche Storytelling verleiht der „Werbung“ Authentizität.
Hierbei ist es weiterhin wichtig, die Interaktion mit der Community zu stärken, auf Kommentare und Fragen einzugehen, beispielsweise auch Quizze oder Umfragen durchzuführen und Reaktionen einzubauen.
7. Wie passt Instagram zur Personalgewinnung für Bibliotheken durch Social Media?
Instagram eignet sich aus mehreren Gründen gut, um zielgruppenspezifisch auch für den Beruf zu werben. Man erreicht hier eine hohe Menge an Nutzern. Instagram ist mit großem Abstand die meistgenutzte Plattform unter jungen Menschen von 15 bis 30 Jahren.
Besonders schätzen sie die dort übliche persönliche Ansprache, sie bauen parasoziale Bindungen zu Influencern/Instagram-Persönlichkeiten auf. Diese können ähnlich wie das freundschaftliche Umfeld fungieren und als Vorbildfunktion auch im Beruf dienen. Instagram ist immer aktuell und ermöglicht es durch niedrigschwellige Posts, schnell und von überall auf Trends zu reagieren und „am Ball zu bleiben”. Die Formate sind auf die Nutzung am Smartphone spezialisiert, Texte können schnell getippt, Videos/Reels direkt am Handy authentisch gedreht und Bilder bspw. durch Canva bearbeitet werden.
Außerdem ist Instagram kostenlos und hat wenig einschränkende Datenschutzregeln. Es ist leicht zu bedienen und es werden bereits viele Fortbildungen speziell für Bibliotheken angeboten.
Die Werbung auf Instagram kann standortspezifisch und daher direkt an diejenigen adressieren, die z.B. in ihrer direkten Umgebung einen Beruf suchen und nicht umziehen möchten.
Auch die jungen Bewerber, welche häufig ihr Handy für alles benutzen, können durch Verlinken über Instagram direkt auf diese Seiten gelangen und alles hochladen, was zur Bewerbung gewünscht ist.
Du bist nun überzeugt, dass Instagram eine gute Idee ist? Um deinen Kanal aufzubauen, sind hier noch einige weitere Tipps sowie ein Webinar.
Und falls du nach dem ganzen Input eine kleine Pause brauchst, wird dich das folgende Quiz unterhalten:
Trapp, Markus(2017): Instagram für Bibliotheken: Nutzernähe, Aufmerksamkeit und viele Möglichkeiten zur Vernetzung. In: BuB Forum Bibliothek und Information. Online unter https://www.b-u-b.de/detail/instagram-fuer-bibliotheken [Abruf am 26.01.2025]
Van Vlimmeren, Ton (2022): Ein Land ohne Bibliotheksakademie. In: Bibliothek Forschung und Praxis, Heft 46, Nr. 3, Seiten 465-473. Online unter https://doi.org/10.1515/bfp-2022-0027 [Abruf am 26.01.2025]
YouTube(2024): Webinar „Öffentlichkeitsarbeit mit Social Media in Bibliotheken“ der Kampagne Netzwerk Bibliothek. Online unter https://www.youtube.com/watch?v=y5RogIodRyI [Abruf am 26.01.2025]
Was wäre, wenn die Bibliothek, in die Du jeden Monat gehst, nicht nur Bücher und Filme, sondern auch Akkuschrauber, Nähmaschinen oder ein Raclette-Set verleiht? Es wäre eine „Library of Things“ – eine Schatzkammer für den Alltag, die Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Ressourcenschonung in den Vordergrund rückt. Viele moderne Bibliotheken erfinden sich neu: Sie bieten weit mehr als nur gedrucktes Wort.
In diesem Beitrag nehme ich Dich mit in die Welt der „Dinge-Bibliotheken“: Erfahre, was dieses Konzept bedeutet und dass es nicht nur zeitgemäß, sondern auch sinnvoll ist; was Du davon hast; und was es für die Verbesserung der Umwelt- und Lebensqualität bringt, wenn Bibliotheken zu Orten des Teilens und der Innovation werden.
Bibliotheken befinden sich im Wandel und erfinden sich stetig neu. Einst vor allem stille Lesesäle, sind sie heute nicht zuletzt ein Ort der Gemeinschaft und des Miteinanders. Eine „Library of Things“ steht dabei für mehr als nur das Ausleihen von Dingen. Sie steht für den Zeitgeist. Der gesellschaftliche Fokus rückt immer stärker auf Aspekte wie Nachhaltigkeit, gemeinschaftliches Handeln und Ressourcenschonung. Egal ob Werkzeugkasten, Kuchenform oder Wanderrucksack – leihen statt kaufen liegt voll im Trend, und das spiegelt sich in unserem Konsumverhalten wider.
Der Grund dafür ist weit mehr als bloße Bequemlichkeit. Eine „Library of Things“ schont Geldbeutel und Umwelt und fördert sozialen Austausch. Aber was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Konzept? Was kann man dort entdecken, und welche Herausforderungen müssen gemeistert werden, damit alle profitieren können? Das und noch mehr erfährst Du in diesem Artikel.
Die Idee der „Library of Things” ist eine Verschmelzung von zwei gesellschaftlichen Bewegungen: der sogenannten Sharing Economy und dem Streben nach mehr Nachhaltigkeit. Als „Sharing Economy“, auch „Shared Economy“ oder „Shareconomy“, bezeichnet man eine Wirtschaftsform, in der besonderer Wert auf das kollektive Verwenden von Ressourcen gelegt wird, während der individuelle Besitz in den Hintergrund tritt. Wieso sollte man Dinge kaufen, die man nur wenig nutzt? Warum nicht stattdessen teilen? Konsumverhalten wird so nachhaltig verändert.
Dieses Prinzip gilt auch für Bibliotheken der Dinge. Statt die Bohrmaschine, den Metalldetektor oder die Gitarre teuer zu kaufen und dann nach kurzer Nutzung verstauben zu lassen, können sie hier einfach ausgeliehen werden. Der Aspekt des Teilens wird also über den individuellen Besitz gestellt. Der Umweltvorteil liegt hier klar auf der Hand.
Du glaubst, diese so einfache wie geniale Idee wäre eine moderne Erfindung? Weit gefehlt! Bereits in den 1970er Jahren entstanden in Deutschland sogenannte Leih-Läden[1], in denen vor allem Kinderspielzeug geliehen statt gekauft werden konnte. Die erste echte „Library of Things“ eröffnete 1979 in der Stadt Berkeley in Kalifornien.[2] Diese hieß aber noch nicht so – der Begriff wurde geprägt von einer gesellschaftlichen Bewegung in London im Jahre 2014, die sich von der ein Jahr zuvor eröffneten Toronto Tool Library inspirieren ließ.[3]
In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts begann dann der große Vormarsch der Dinge-Bibliotheken auch in Deutschland. 2016 eröffnete die erste in Berlin, mittlerweile gibt es bundesweit über 150.[4]
Die Idee der „Library of Things“ hat in Deutschland längst Fuß gefasst und wird immer mehr zu einem festen Bestandteil öffentlicher, aber auch wissenschaftlicher Bibliotheken. Viele deutsche Bibliotheken bieten mittlerweile eine solche Dinge-Bibliothek an und erweitern so ihr Angebot über Bücher hinaus zu modernen Kultur- und Ressourcenzentren.
Ein herausragendes Beispiel ist die Gemeindebibliothek Gauting[1]. Sie verfügt über ein breites Spektrum an ausleihbaren Gegenständen, darunter Werkzeuge, Küchengeräte und Freizeitartikel. Ob Bohrmaschine, Raclette-Grill oder sogar ein Tischkicker – die Bibliothek ermöglicht es ihren Nutzer:innen , Dinge auszuprobieren und zu nutzen, ohne sie kaufen zu müssen.
Ein weiteres Beispiel ist die Stadtbibliothek Ludwigshafen, die nach ihrer Renovierung einen Makerspace eröffnet hat, der gleichzeitig auch eine „Library of Things“ ist. Hier können zum einen neben Tablets und Laptops auch Werkzeuge und Geräte ausgeliehen werden, auf der anderen Seite gibt es die Möglichkeit, kreative Projekte direkt vor Ort umzusetzen. Der Südwestrundfunk (SWR) zeigt in einer kurzen Reportage[5], wie diese innovative Idee in Ludwigshafen gelebt und von den Nutzenden angenommen wird.
Südwestrundfunk / YouTube
Die Vorteile einer „Library of Things“ liegen klar auf der Hand: Nutzende sparen Geld und Platz, schonen Ressourcen und erhalten Zugang zu Gegenständen, die sie vielleicht nur ein einziges Mal benötigen und unter anderen Umständen gegebenenfalls teuer kaufen würden. Gleichzeitig fördert das Konzept die Umsetzung der Prinzipien der Sharing Economy[6]. Es unterstützt Umweltschutz und Nachhaltigkeit, da weniger produziert und konsumiert werden muss. Der gesellschaftliche Ressourcenverbrauch wird reduziert.
Durch die Entwicklung solcher Angebote wandeln sich Bibliotheken immer mehr von Bücherhallen zu modernen Kultur- und Ressourcenzentren, die nicht nur Wissen, sondern auch praktische Alltagsgegenstände allgemein zugänglich machen und dadurch sie aktiv zu einer nachhaltigeren Gesellschaft beitragen. Indem sie Dinge für Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft zugänglich machen, fördern sie zudem die soziale Gerechtigkeit.
Die Beispiele aus der Praxis zeigen, wie vielfältig und lebendig die „Library of Things“ bereits in Deutschland umgesetzt wird. Doch was bedeutet dieses Konzept konkret für Dich und unsere Gesellschaft? Die Vorteile sind vielfältig, sie reichen von praktischem Nutzen bis hin zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen.
Stell Dir vor, du könntest Dinge wie ein Zelt, ein Mikroskop oder sogar ein Heimplanetarium einfach ausleihen, anstatt sie teuer zu kaufen und dann viel zu selten zu nutzen. Genau das macht die Bibliothek der Dinge möglich – und dabei geht es um weit mehr als nur um praktischen Nutzen.
Ein essentieller Aspekt ist die Nachhaltigkeit[7]. Indem wir Dinge miteinander teilen, verringern wir unser aller Bedarf an neuen Produkten. Das schont Ressourcen und schützt die Umwelt. Warum sollten in fast jedem Haushalt Gegenstände Staub ansetzen, wenn wir sie gemeinsam nutzen können? So kannst auch Du aktiv dazu beitragen, bewusst nachhaltiger zu konsumieren und die Umwelt dadurch zu entlasten.
Für Dich als Nutzenden bedeutet das vor allem zwei Dinge: Kostenersparnis und Platzgewinn. Brauchst Du wirklich eine eigene Nähmaschine oder eine teure Kameraausrüstung, die Du höchstens einmal im Jahr verwendest? Durch das Ausleihen könntest Du nicht nur Geld sparen, sondern auch Platz in Deinen eigenen vier Wänden.
Doch die „Library of Things“ hat noch mehr zu bieten: Sie stärkt das soziale Miteinander. Beim Ausleihen und Zurückgeben kommt man ins Gespräch, tauscht sich aus und lernt neue Menschen kennen. Bibliotheken werden so zu Orten der Begegnung und des gemeinschaftlichen Handelns. Beim gemeinsamen Arbeiten an einem kreativen Projekt werden neue Freundschaften geknüpft.
Die „Library of Things“ ist mehr als ein praktisches Angebot – sie ist ein Schritt hin zu einer nachhaltigeren, sozialeren und lebenswerteren Gesellschaft. Und Du kannst ein Teil davon sein. Warum nicht einfach mal ausprobieren?
Das Konzept „Library of Things“ bietet viele Vorteile – für Dich, die Gesellschaft und die Umwelt. Doch wie bei allem gibt es auch hier Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Gleichzeitig eröffnen sich dabei aber auch spannende Zukunftsperspektiven für Bibliothek und Nutzende.
Eine der größten Herausforderungen ist der Pflegeaufwand. Die ausleihbaren Gegenstände müssen regelmäßig überprüft und gewartet werden, um ihre Funktionsfähigkeit zu erhalten. Das erfordert Zeit, Know How und oft auch zusätzliches Personal. Dazu kommt der Platzbedarf: Größere Gegenstände wie Werkbänke oder Freizeitgeräte benötigen viel Lagerfläche, die nicht jeder Bibliothek zur Verfügung steht. Auch die Verwaltung ist eine Aufgabe, die man nicht unterschätzen darf. Das Angebot muss kontinuierlich an die Nachfrage angepasst werden, um sicherzustellen, dass die Nutzenden auch das finden, was sie suchen. Diese Arbeit fällt dabei zusätzlich zum regulären Bibliotheksbetrieb an.
Ein weiteres zentrales Thema ist die Finanzierung. Die Anschaffungskosten für qualitative Gegenstände können hoch sein, und viele Einrichtungen sind auf Fördergelder, Spenden oder Partnerschaften angewiesen. Besonders für kleinere Bibliotheken ohne zusätzliche finanzielle Mittel und mit stark begrenztem Budget kann dies eine schier unüberwindliche Hürde darstellen. Oft werden teure Gegenstände daher nur als Ersatz für besonders beliebte, stark genutzte oder irreparabel beschädigte Artikel angeschafft[8], um die Kosten im Rahmen zu halten und dafür den Schwerpunkt auf ein breiteres Angebot legen zu können. Das gilt insbesondere dann, wenn zunächst unsicher ist, wie gut der Artikel angenommen wird.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es vielversprechende Zukunftsperspektiven. Eine Möglichkeit ist die Zusammenarbeit mit Partnern, etwa mit Unternehmen oder Reparaturcafés. So können nicht nur die Kosten geteilt, sondern auch Expertise und Ressourcen gebündelt werden. Ein digitales Buchungssystem, wie es in fast allen Bibliotheken standardmäßig genutzt wird, vereinfacht die Ausleihe gestaltet die Bestandsverwaltung effizienter.
Vor allem aber gewinnt die „Library of Things“ in einer Gesellschaft, die immer stärker auf Nachhaltigkeit setzt, zunehmend an Relevanz. Nicht umsonst ist ihre Zahl in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. Sie zeigt, wie wir durch Teilen und gemeinsame Nutzung Ressourcen schonen und unseren ökologischen Fußabdruck verringern können. Bibliotheken entwickeln sich so zu modernen Zentren für nachhaltigen Konsum und Gemeinschaft – und Du kannst ein Teil dieser Bewegung sein.
Bibliotheken zeigen mit der „Library of Things“ nachdrücklich, wie sie über ihre klassische Rolle als „Bücherhalle“ hinauswachsen können, um als Orte des Teilens und der Nachhaltigkeit anerkannt zu werden. Sie ermöglichen den Zugang zu nützlichen Gegenständen des nicht ganz alltägliche Bedarfs, ohne dass jede:r diese besitzen muss. Damit leisten sie einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Schonung von Ressourcen und Entlastung von Haushalten.
Natürlich stehen solche Projekte immer auch vor Herausforderungen: Sei es die Finanzierung, die Pflege der Gegenstände oder die Organisation eines reibungslosen Verleihsystems – das alles erfordert Engagement und mitunter kreative Lösungen. Doch die Vorteile überwiegen eindeutig: Weniger Konsum bedeutet weniger Umweltbelastung, und geteilte Ressourcen schaffen mehr Gleichheit. Außerdem gilt doch immernoch: geteilte Freude ist doppelte Freude.
Vielleicht gibt es ja auch in Deiner Nähe schon eine Bibliothek der Dinge. Schau doch mal in Deiner Bibliothek vorbei, informier‘ Dich oder mach sogar mit. Denn letztlich lebt dieses Konzept von Menschen, die teilen – nicht nur Dinge, sondern auch Ideen, Verantwortung und Visionen für eine nachhaltigere Zukunft.
[1] Demmelhuber, Sandra (2023): Leihen statt Kaufen: Immer mehr „Bibliotheken der Dinge“. Online unter https://www.br.de/nachrichten/bayern/leihen-statt-kaufen-immer-mehr-bibliotheken-der-dinge,TU3t2wy
[2] globalmagazin (2016): Ausleihen in der Bibliothek der Dinge. Online unter https://globalmagazin.eu/themen/wirtschaft/ausleihen-in-der-bibliothek-der-dinge/
[3] Library of Things (o. J.): Our Mission. Online unter https://participate.libraryofthings.co.uk/mission
[4] OCLC (2025): Bibliothek der Dinge. Online unter https://connect.oclc.org/bib-der-dinge
[5] SWR Aktuell (2023): Bibliothek der Dinge – So können Bibliotheken heute noch Erfolg haben. Online unter https://www.youtube.com/watch?v=EZMCRdujIHI
[6] Ameli, Najine (2020): Die neue Share Economy: Bibliotheken der Dinge. Bielefeld: transcript.
[7] Claudelin, Anna; Tuominen, Kaisa; Vanhamäki, Susanna (2022): Sustainability Perspectives of the Sharing Economy: Process of Creating a Library of Things in Finland In: Sustainability, Jg. 14, H. 11
[8] Lehnert, Sarah; Schmid-Ruhe, Bernd (2022): Der Marketingeffekt steht klar im Mittelpunkt In: BuB Forum Bibliothek und Information, H. 74. Online unter https://www.b-u-b.de/detail/der-marketingeffekt-steht-klar-im-mittelpunkt
Entdecke, wie Big Data in der digitalen Archivierung die langfristige Speicherung großer Datenmengen beeinflusst und welche Technologien dabei zum Einsatz kommen.
Name: Maha Abbas, Matrikelnummer 1757867 , Veröffentlichung: Ja
Name: Wladimir Mylnikov, Matrikelnummer 1757948 , Veröffentlichung: Ja
Big Data in der digitalen Archivierung gewinnt zunehmend an Bedeutung, da täglich immense Datenmengen entstehen, die es zu bewahren gilt. Diese Daten enthalten wertvolle historische, wissenschaftliche und kulturelle Informationen. Doch wie können wir sicherstellen, dass diese Informationen für zukünftige Generationen erhalten bleiben?
Was ist Big Data und warum ist es relevant für die digitalen Archivierung?
Big Data bezeichnet große Datenmengen, die oft in Echtzeit generiert werden und zu komplex für traditionelle Verarbeitungsmethoden sind. Dazu gehören strukturierte Daten (z. B. Datenbanken) und unstrukturierte Inhalte (wie Videos, Bilder, Text). Archive müssen diese Daten nicht nur speichern, sondern auch durchsuchbar machen. Daher ermöglicht die Integration von Big-Data-Technologien in Archive, Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen und dadurch eine umfassendere Datengrundlage zu schaffen, wie z. B. in Projekten der National Archives oder des Bayerischen Staatsarchivs
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Herausforderungen durch Big Data in der digitalen Archivierung
Die Archivierung großer Datenmengen stellt einige Herausforderungen dar. Im Folgenden werden die wichtigsten beschrieben:
1. Speicherkapazität und Kosten
Wachsende Datenmengen erfordern skalierbare Speicherlösungen, was die Kosten für die benötigte Infrastruktur erheblich erhöhen kann. Unternehmen und Institutionen müssen in leistungsfähige Speichertechnologien investieren, um den stetig steigenden Bedarf zu decken.
2. Technologische Obsoleszenz
Schnelle Veränderungen bei Software und Datenformaten können die Lesbarkeit alter Daten gefährden. Archive müssen ständig sicherstellen, dass ihre Daten in aktuellen und kompatiblen Formaten vorliegen, um langfristig zugänglich zu bleiben. Dies erfordert regelmäßige Updates und Migrationen von Daten.
3. Datenmanagement
Die Pflege und Zuordnung von Metadaten zu großen Datenmengen ist aufwendig und erfordert erhebliche Ressourcen. Metadaten sind essenziell, um die Daten zu katalogisieren und durchsuchbar zu machen. Ohne ein effektives Datenmanagement können Informationen verloren gehen oder nur schwer wiederauffindbar sein.
4. Datenschutz und Compliance
Langfristige Archivierung kann oft mit Datenschutzvorschriften wie der DSGVO kollidieren. Die Archivierung großer Datenmengen muss stets im Einklang mit Datenschutzrichtlinien und gesetzlichen Vorgaben stehen. Es ist wichtig, personenbezogene Daten zu schützen und Zugriffsrechte klar zu definieren.
Technologien zur Bewältigung
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, kommen verschiedene moderne Technologien zum Einsatz:
Cloud-Speicher: Diese ermöglichen eine flexible und skalierbare Speicherung großer Datenmengen. Anbieter wie AWS oder Google Cloud bieten hierfür leistungsfähige Lösungen.
Datenbanken: NoSQL und Hadoop sind speziell für die Verarbeitung und Speicherung großer, unstrukturierter Datenmengen konzipiert und erleichtern deren Verwaltung.
KI und Machine Learning: Diese Technologien automatisieren die Kategorisierung und Bereinigung von Daten, sodass Archive effizienter arbeiten können. Beispielsweise nutzt das Digitale Archiv Bayern standardisierte Prozesse, um Datenqualität und Zugänglichkeit zu verbessern
Chancen durch Big Data in der Archivierung
Der Einsatz von Big-Data-Technologien in der Archivierung bietet auch viele Vorteile:
Erweiterte Analyse: Big Data ermöglicht es, aus großen Datenmengen neue Erkenntnisse zu gewinnen, indem Muster und Trends erkannt werden, die sonst verborgen bleiben würden.
Historische Forschung: Verknüpfte Datenquellen schaffen eine fundierte Basis für Forschung und Geschichtsschreibung, indem verschiedene Datenarten integriert werden, um ein umfassenderes Bild der Vergangenheit zu zeichnen.
Zukunftssicherung: Künstliche Intelligenz (KI) kann archivierungswürdige Daten identifizieren und priorisieren, um sicherzustellen, dass wichtige Informationen für zukünftige Generationen erhalten bleiben.
Fazit
Big Data in der digitalen Archivierung ermöglicht die langfristige Speicherung und Analyse großer Datenmengen. Mit innovativen Technologien und strategischen Ansätzen können Archive nicht nur Datenmengen bewältigen, sondern auch neue Forschungsperspektiven eröffnen. Die langfristige Herausforderung bleibt jedoch die Balance zwischen Datenmanagement und technologischem Fortschritt.
Onboarding-Projekte in Bibliotheken können den Übergang von den bekannten Strukturen der Schule in die Arbeitswelt angenehmer machen. Dieser ist besonders für junge Menschen problematisch und geht oft mit Unsicherheiten und Selbstzweifeln einher. Dabei haben junge Menschen oft dieselben Fragen und Sorgen im Kopf. Schaffe ich das alles? Was passiert, wenn ich etwas nicht hinbekomme? An wen kann ich mich wenden, wenn ich Hilfe brauche oder Fragen habe? Hoffentlich erfülle ich alle Anforderungen und Erwartungen. Solche Gedanken und Sorgen können dazu führen, dass die Ausbildung misslingt, was zu Frustration und Enttäuschung der betroffenen Person führt. Eine mögliche Folge wäre der Abbruch des Ausbildungsverhältnisses.
Statistik
Die Abbruchquote ist zwar nicht so hoch wie in anderen Ausbildungsberufen, liegt im öffentlichen Dienst jedoch immer noch bei 9%, laut einer Studie der BIBB aus dem Jahr 2022. Die meisten Ausbildungen werden allerdings häufig bereits am Anfang der Ausbildung vorzeitig beendet.
BIBB-Datenreport 2024
Was kann also getan werden, um dem entgegenzuwirken? Eine Lösung, die im Folgenden vorgestellt werden soll, sind sogenannte Onboarding-Projekte, die von den jeweiligen Einrichtungen individuell umgesetzt werden können. Durch Einzelmaßnahmen soll es den Berufseinstieg unterstützen und den Übergangsprozess für beide Seiten zum Erfolg führen.
„Für Auszubildende stellt die Eingangsphase der Berufsausbildung eine große Herausforderung dar und eine vorzeitige Vertragsauflösung wird meist als persönlicher Misserfolg erlebt. Vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels und angesichts der hohen Kosten einer Vertragsauflösung versuchen ausbildende Unternehmen, die Eingangsphase durch sogenannte Onboarding-Maßnahmen zu unterstützen.“ – BWP-Zeitschrift
Was ist Onboarding?
Beim Onboarding-Projekt liegt der Fokus auf der Betreuung der neuen Mitarbeitenden und Auszubildenden vor und während des ersten Jahres ihrer neuen Tätigkeit. Hierfür stehen sogenannte Mentor*innen mit allgemeinen Hilfestellungen und Tipps zur Seite, um den Einstieg in den neuen Betrieb zu erleichtern. Dabei unterscheidet man gerne zwischen Pre- und Onboarding. Die Phase des Pre-boarding beginnt mit der Unterschrift auf dem Arbeitsvertrag und endet mit dem ersten Arbeitstag. Während dieser Zeit soll man die Gelegenheit erhalten, sich zu orientieren und erste Fragen zu klären, wie z.B. wer der Ansprechpartner ist oder wie der erste Tag am neuen Arbeitsplatz aussieht. Die Onboarding-Phase zieht sich dann durch das erste Jahr des Berufseinsteigers. Hierbei wird die Person im übertragenen Sinne an die Hand genommen und mit den Strukturen, den anderen Kolleg*Innen und dem Arbeitsbereich vertraut gemacht. An dieser Stelle gibt es mehrere Herangehensweisen, die jeder Betrieb individuell gestaltet. In diesem Beitrag wird hauptsächlich auf das Patensystem bzw. das Mentoring-Programm Bezug genommen.
Was versteht man unter einem Patensystem?
Hierbei steht ein anderer, erfahrener Auszubildender dem neuen Kollegen zur Seite und begleitet ihn durch seine ersten Arbeitstage. Unter jungen Kolleg*Innen entsteht schnell ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis, was dem Neuankömmling den guten Einstieg erleichtert. Dieses Programm wurde auch vor Kurzem erst in der Universitätsbibliothek in Gießen eingeführt. Dort sind es vor allem die ehemaligen Auszubildenden, die als sogenannte Mentor*Innen jeweils einem neuen Azubi zugeteilt bekommen. Dabei beginnt deren Aufgabe bereits beim Preboarding, indem sich die neuen Auszubildenden per Mail an die Mentor*Innen wenden können, falls Sie fragen haben oder sich austauschen wollen. Die Mentor*Innen nutzen diese Gelegenheit auch gerne, um sich und das Programm schon mal vorzustellen und eventuelle Treffen wie eine Bibliotheksführung und ein vorab Kennenlernen der anderen Kolleg*Innen zu arrangieren. Für weitere Informationen und Tipps ist das folgende Video zu empfehlen.
Das Onboarding-Projekt in der UB Gießen
In der Bibliothek angekommen, nehmen die Mentor*Innen an den Einführungstagen der neuen Azubis teil, sodass Sie direkt von Anfang an im Geschehen dabei sind. Für den Verlauf des ersten Ausbildungsjahres werden zunächst feste Gesprächstermine mit den Auszubildenden vereinbart. Die Mentor*Innen erkundigen sich wie es aktuell in den verschiedenen Abteilungen läuft oder ob es etwas gibt, was die Azubis beschäftigt. Eine regelmäßige gemeinsame Mittagspause gehört ebenfalls zu dem Programm. Dies alles ist bereits Teil der Onboarding-Phase. Die genannten Punkte werden jedoch mit der Zeit immer mehr reduziert und die Mentor*Innen dienen nur noch als passive Ansprechpartner.
Erfolg in der UB Gießen?
Zum Onboarding-Projekt gab es in Gießen bereits positive Rückmeldungen. Besonders wenn die Auszubildenden Fragen haben, empfanden sie es als viel angenehmer und einfacher, da man sich erstmal an die Mentor*Innen wenden kann als gleich zur Ausbildungsleitung zu marschieren. Dies bildet nämlich oftmals eine gewisse Hürde, gerade wenn die Auszubildenden noch recht jung sind. Zudem ist zu beobachten, dass sich die Beziehungen unter den Kolleg*Innen festigen, wodurch ein angenehmeres und stressfreies Arbeitsklima zu erkennen ist.