Open Access: Die Revolution des Publizierens

Freier Zugang zu Publikationen durch das Internet ist eine Reform des Publizierens
Darstellung des freien Zugangs zu Publikationen

Open Access als Reform des Publizierens ist gerade in den wissenschaftlichen Bibliotheken eines der großen Themen, aber was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Dieser Beitrag liefert eine Einführung und geht auf die Geschichte, die unterschiedlichen Arten, die Finanzierung sowie auf die Vor- und Nachteile ein.

Inhaltsverzeichnis

Unter Open Access (kurz OA) wird der kostenfreie Zugang zur wissenschaftlichen Literatur im öffentlichen Internet verstanden. Open Access ist ein Teilbereich aus dem Modell Open Science. Open Science hat das Ziel, alle wissenschaftlichen Prozesse offen und transparent zu gestalten. Zu den acht Bereichen gehören Open Data, Open Educational Ressources, Open Notebook, Open Peer Review, Open Source, Scientific Social Networks, Citizen Science und Open Access. 

Spätestens seit den 1990er-Jahren bahnte sich eine Reform des Publizierens im wissenschaftlichen Bereich an. Durch die jährlich steigenden Kosten der Finanzierung der Zeitschriften und später mit der Digitalisierung der Zeitschriftenlizenzen wurde die ausreichende Versorgung der Wissenschaftler*innen mit wichtiger Literatur u. a. durch die Bibliotheken immer schwieriger. Hinzu kam die damit verbundene Zuspitzung der Doppelfinanzierung der Forschungsergebnisse, da Hochschuleinrichtungen oder Institute für die Forschung finanzielle Mittel zur Verfügung stellen und gleichzeitig für den Bezug der Publikationen dieser Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Verlagen zahlen. Zudem kam die intransparente Preispolitik der großen Verlage, die einen Wandel regelrecht befeuerten.

Hier werden die Meilensteine aufgeführt:

Es gibt unterschiedliche Wege OA zu publizieren, demnach wird zwischen dem Goldenen, Grünen, Platin bzw. Diamant und Hybriden Weg unterschieden.

Der Goldene Weg

Unter der Erstveröffentlichung eines wissenschaftlichen Werks oder eines wissenschaftlichen Beitrags in einer OA-Publikation wird der goldene Weg verstanden. Dabei werden die gleichen qualitativen Standards wie in einer konventionellen Veröffentlichung eingehalten. Die Nutzenden haben demnach dauerhaft gesicherten kostenfreien Zugang zur Originalveröffentlichung. Für Autor*innen fallen Article Processing Charges (kurz APCs) an.

Der Platin/Diamant Weg

Platin/Diamant Open Access bedeutet die gleichen Standards des OA-Goldes einzuhalten, jedoch ohne das Gebühren für Autor*innen noch für die Nutzenden anfallen.

Der Grüne Weg

Der grüne Weg (auch self archiving genannt) beschreibt die Zweitveröffentlichung oder auch Parallelveröffentlichung bereits veröffentlichter Beiträge nach einer bestimmten Frist in OA. Rechtliche Vereinbarungen mit den Verlagen gilt es zu beachten. Dabei gibt es drei Arten des grünen OA.

Die Zweitveröffentlichung erfolgt auf eigener Initiative der Autor*innen auf institutionellen Repositorien (beispielsweise auf einem Dokumentenserver einer Hochschule), disziplinären Repositorien (hier werden die Veröffentlichungen thematisch geordnet) oder die Veröffentlichung auf der eigenen Webseite der Autor*innen.

Der Hybride Weg

Die Publikation wird zunächst konventionell bei einer Closed-Access-Zeitschrift veröffentlicht. Durch Zahlung einer zusätzlichen Publikationsgebühr wird diese für die kostenfreie Nutzung freigeschaltet. Dabei kommt es zu einer sog. „Doppelfinanzierung“.

Um die Unterschiede in der Finanzierung der OA-Publikationen zu konventionellen Publikationen zu verstehen, wird zunächst der Prozess des konventionellen Publizierens erläutert.

Hierbei gilt es zu beachten, dass Forschende die wissenschaftlichen Beiträge publizieren. Diese werden meist aus öffentlichen Geldern bezahlt, da sie an Hochschulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen angestellt sind.

Das Peer-Review-Verfahren, welches zur Qualitätssicherung dient, übernehmen Wissenschaftler*innen ohne Entlohnung. Bibliotheken finanzieren (öffentliche Gelder) die letztendliche Erwerbung der Beiträge von Zeitschriften oder auch Bücher der Wissenschaftler*innen, damit sie den Angehörigen der Einrichtung zur Verfügung stehen.

Auch Open Access Publikationen müssen finanziert werden. Autor*innen sind meist dazu angehalten, den Verlagen Article Proccesing Charges (APCs) zu bezahlen.

Um den Wandel der Strukturen bei der Finanzierung vom Subskriptions- zum Open-Access-Modell und dadurch eine Reform des Publizierens zu ermöglichen, beschloss die DFG bereits 2009 ein zunächst auf fünf Jahren begrenztes Förderprogramm “Open Access Publizieren”. Dieses Förderprogramm stellte einige Bedingungen für die Förderung auf und war lediglich für wissenschaftliche Hochschulen bestimmt. 

Förderorganisationen und Forschungseinrichtungen tragen seit Mitte der 2010er-Jahre dazu bei, dass APCs übernommen werden können. Bibliotheken stellen mithilfe von Publikationsfonds Gelder für die Finanzierung der APCs zur Verfügung oder sie schließen vorab Rahmenverträge mit Verlagen ab, sodass die finanzielle Abwicklung direkt mit den Bibliotheken erfolgt. Autor*innen sollten vor Beantragung einer Erstattung der Publikationskosten vorab die Förderkriterien wie maximale Erstattungshöhe, Bedingung eines Peer-Review-Verfahrens oder die Bedingung keine Veröffentlichung in einer hybriden OA-Zeitschrift beachten.

Beauftragt von der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen gründete die Hochschulrektorenkonferenz 2014 das Projekt DEAL. Ziel dieses Projekts ist die Verhandlung von bundesweiten Lizenzverträgen mit den größten Zeitschriftenverlagen. Große Verlage wie Springer und Wiley sind daran beteiligt. Dies dient dazu, eine offene Verbreitung von Forschungsergebnissen in Deutschland zu ermöglichen.

Die Vorteile sind bei Open Access schnell zu erkennen. Wissenschaftler*innen erreichen durch die OA-Publikation eine hohe Reichweite und können so schneller bewertet und zitiert werden. Ein Großteil der Studien bestätigen diesen Zitationsvorteil. Ebenso für finanzschwächere Einrichtungen oder sogar Länder bietet der verbesserte Wissenstransfer große Vorteile. Sie profitieren von frei zugänglicher wissenschaftlicher Literatur, wodurch wichtige Forschungsergebnisse direkt zur Verfügung stehen. Die Befürchtung, dass die Qualität wissenschaftlicher Publikationen durch Open-Access-Veröffentlichungen leiden würde, konnte nicht bestätigt werden. Im Vergleich zu zugangsbeschränkter Literatur konnte eine deutlich höhere Nutzung der Open Access-Publikationen aufgrund ihrer größeren Reichweite und somit die positiven Auswirkungen der Reform des Publizierens nachgewiesen werden.

Nicht als Nachteil, sondern eher als Hürde wird der Wandel von der konventionellen Erwerbung hin zur Finanzierung der OA-Publikationen wahrgenommen. Für Bibliotheken stellt dies zunächst einen wesentlichen Mehraufwand dar. Wie bei jeder maßgeblichen Änderung müssen Bibliotheken erst die nötigen Fähigkeiten entwickeln, um die OA-Finanzierung reibungslos abzuwickeln. Insbesondere wissenschaftliche Bibliotheken gestalten aktiv den Wandel des Publizierens mit.

Berliner Erklärung (2003): https://openaccess.mpg.de/68053/Berliner_Erklaerung_dt_Version_07-2006.pdf

Budapest Open Access Initiative (2001): https://www.budapestopenaccessinitiative.org/

DEAL (2024): https://deal-konsortium.de/ueber-deal

DFG (2025): Was ist Open Access?. https://www.dfg.de/de/foerderung/foerdermoeglichkeiten/programme/infrastruktur/lis/open-access/was-ist-open-access

Eppelin, Anita; Pampel, Heinz; Kaczmirek, Lars (2012): Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren – die Situation in Deutschland in 2010. GMS Medizin – Bibliothek – Information 2012, Vol. 1, S. 1-12. https://www.egms.de/static/pdf/journals/mbi/2012-12/mbi000240.pdf

Fournier & Weihberg (2013): Das Förderprogramm „Open Access Publizieren“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum Aufbau von Publikationsfonds an wissenschaftlichen Hochschulen in Deutschland. Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, 60(5), pp. 236–243. http://dx.doi.org/10.3196/186429501360528

Gantert, Klaus; Lauber-Reymann, Margrit (2023): Informationsressourcen. https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110769043/html?lang=de#contents

Herb; Pampel (2023): Grundlagen der Informationswissenschaft. https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110769043/html?lang=de#contents

Jahn, N., & Tullney, M. (2016): A study of institutional spending on open access publication fees in Germany. PeerJ, 4, e2323. https://peerj.com/articles/2323/

Open-Access.network (2024): Geschichte des Open Acces. https://open-access.network/informieren/open-access-grundlagen/geschichte-des-open-access

Pampel, Heinz; Tullney, Marco (2017): Open-Access-Publikationsfonds. Praxishandbuch Open Access. S.162-172. https://doi.org/10.1515/9783110494068-019

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